Kapitel 13
~POV Ardy~
Seit geschlagenen vier Stunden sitzen wir in dem Auto und warten darauf, dass etwas passierte. Doch niemand kam rein, geschweige denn raus aus dem Haus. Ich hätte die Hoffnung jetzt schon lange aufgegeben, doch Linus war wohl immer noch davon überzeugt, dass wir auf Phil treffen werden. Dabei war es jetzt gleich 21 Uhr und die Siedlung war wie ausgestorben. Und das seit einer Stunde. Wieder unterbrach ein Klingeln die Stille. Und wieder kam es aus dem Radio. "Ja?", meldete Linus sich. "Wir haben ein kleines Problem.", sagte Nico. Na toll, wenn Nico sagte, dass wir ein kleines Problem hatten, war es meistens ein großes Problem, welches im schlimmsten Fall mit Mord enden könnte. "Phil ist gestern weggefahren. Sechs Stunden von hier." "Und das sagst du uns jetzt? Wo wir seit scheiß vier Stunden vor seinem Haus stehen und warten?" "Ich wusste auch nicht eher, dass er weg ist. Aber es gibt auch eine gute Nachricht." "Wow, wenigstens etwas.", sagte Linus ironisch. "Seine Freundin Mia. Felix und ich haben Phils Handy gehackt-" "Hätte mich auch gewundert wenn nicht.", unterbrach Linus ihn trocken, weswegen ich kurz leise lachte. "Auf jeden Fall werden wir ihr eine Nachricht schreiben, dass sie in Phils Wohnung gehen soll und dort irgendwas suchen soll oder was weiß ich. Während sie das tut schleicht ihr euch rein. Und den Rest überlasse ich euch." "Verstanden." Mit diesen Worten legte Linus auf und fuhr wieder zum Hotel. "Morgen um 10 Uhr hier unten vor der Rezeption." Ich nickte nur und verschwand dann so schnell es ging auf mein Zimmer. Ich wollte das nicht mehr. Ich habe es nie gewollt. Sowas wäre nie passiert wenn ich von Anfang an, etwas unternommen hätte. Und von Anfang an meine ich, als Taddl dieses Spiel noch gespielt hatte. Es ist alles seine Schuld. Nein! Nein, das ist es nicht. Er konnte da doch nicht mal was für. Es war wegen Niklas. Niklas hat Schuld daran. Ich meine, ohne das Spiel hätte ich Taddl niemals kennengelernt. Also gab es doch was gutes. Oder würde ich auf ihn verzichten wollen und dafür niemals dieses Spiel gespielt haben? Ich weiß es nicht und ich wollte darüber jetzt auch nicht nachdenken. Ich wollte nicht über ihn nachdenken. Es schmerzte nur, weil ich wusste, dass ich zu ihm wollte. Und ich wusste auch, dass ich das nicht konnte. Zumindest noch nicht. Werde ich es denn jemals wieder können? Ich hoffe doch. Werde ich ihm alles erklären können? Wird er mir zuhören? Wird er mir glauben? Wird er mir vertrauen? Okay, ich musste jetzt aufhören darüber nachzudenken. Es schmerzte nur zu sehr. Ich legte mich in das Bett, konnte meine Gedanken aber nicht von ihm abwenden. Alles in mir schrie nach ihm. Als wäre er so etwas wie eine Droge. Eine Droge, die ich unbedingt brauchte. Ich spürte wie langsam Tränen meine Wange hinunterglitten und auf das Kissen tropften. Ich wollte ihn. Ich brauchte ihn. Ich vermisste ihn. Doch er denkt, dass ich etwas mit Nico und Felix zu tun habe. Er wird mich doch hassen. Oder vermisst er mich auch?
(...)
"Los, beeil dich!", rief Linus, welcher in mein Zimmer kam. Okay, ich fragte mich jetzt nicht woher er einen Schlüssel hatte. Er schmiss mir eine Waffe zu. "Los jetzt.", drängelte er. Ich war noch nicht mal ganz wach. Was erwartet er denn jetzt von mir? "Mia wird bald im Haus von Phil sein. Leg einen Zahn zu." Erst jetzt stand ich vollkommen vom Bett auf, nahm die Waffe und folgte Linus nach unten. Darauf bedacht, dass die anderen Leute die Waffe nicht sahen. Ich saß gerade erst im Auto, als Linus auch schon wie ein Verrückter losfuhr. Als ob wir verfolgt werden oder so. Wie spät war es überhaupt? Er hat zehn Uhr gesagt und draußen sah es noch nicht nach zehn Uhr aus. Ein Blick auf die Uhr im Auto verriet mir, dass es acht Uhr war und ich wohl nur sechs Stunden geschlafen hatte. Die restliche Zeit hatte ich über Taddl nachgedacht. Und da war er wieder. Der Schmerz in meiner Brust, wenn ich an ihn dachte. "Phil hat irgendwie herausgefunden, dass wir hinter ihm her sind und versucht jetzt so schnell es geht wieder nach Hause zu kommen. Er konnte Mia nicht vorwarnen, weil Nico und Felix die Nachrichten abgefangen haben. Wir müssen eher als er da sein." Linus bremste scharf vor der Wohnung. So scharf, dass das Auto kurz ins Schleudern kam und quietschend stehenblieb. "Im Handschuhfach liegt eine Glasflasche. Gib sie mir." Ich holte eine kleine, braune Glasflasche raus. Linus öffnete sie und kippte ein wenig von dem Inhalt auf ein Tuch. "Rieche nicht dran. Wenn du Mia gleich in der Wohnung siehst, hältst du es ihr solange vor das Gesicht bis sie umkippt okay? Ich gebe dir Rückendeckung." Ich nickte nur langsam und hoffte, dass das nur ein schlechter Traum war. "Okay, da ist sie. Los." Vor der Tür stand ein hübsches, schlankes, blondhaariges Mädchen. Linus stieg aus dem Wagen aus und lief zur Tür, ich ihm hinterher. Er holte eine Karte raus und öffnete so die Eingangstür zum Treppenhaus. Er gab mir ein Zeichen, dass ich ihm leise folgen soll. Wir liefen ein paar Stockwerke nach oben und blieben vor einer Tür stehen. "Los. Geh vor.", flüsterte Linus mir zu. Mit rasendem Herzen und zittrigen Händen öffnete ich die Tür. Ich sah, dass Mia im Flur stand, den Rücken zu mir gedreht. Okay, jetzt oder nie. Linus stand direkt hinter mir und wenn ich jetzt etwas falsch machen sollte, würde ich es bitter bereuen, das wusste ich. Ich ging schnell auf das Mädchen zu und drückte das Tuch gegen ihr Gesicht. Sie war so erschrocken, dass sie zuerst gar nicht merkte, was hier los war. Danach versuchte sie sich zu wehren, doch zum Glück war ich stärker. "Scheiße!", rief Linus plötzlich. "Ardy, wir müssen hier weg!"
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