1.3

Agnes wünschte sich, sie würde etwas anderes tragen als das seltsame Krankenhausnachthemd, das so aussah, als hätte es ihrer Großmutter gehören können, aber für ihren Plan und auch zeitlichen Gründen hatte sie nicht die Möglichkeit dazu gehabt.

Vielleicht war das auch nicht so schlecht. Sirius hatte ihr erklärt, dass weiß überhaupt nicht ihre Farbe war und trotz der dunklen Ringe unter ihren Augen und den farbenfrohen Narben an ihrem ganzen Körper, die etwas rosa in jedes ihrer Outfits brachte, war ihre Haut zusammen mit ihren hellen Haaren noch immer zu bleich, um einfach nur weiß zu tragen. Das Nachthemd war weiß und ließ sie noch bleicher erscheinen, sodass sie wie ein Geist durch die Straßen ging.

Sie hatte sich Sirius' Zauberstab ausgeliehen – anders war ihr Plan nicht möglich gewesen und Sirius hatte ihn relativ gerne weitergegeben. Nicht, dass er es ohne Beschwerden oder Gejammer getan hätte, aber jeder andere Zauberer hätte sofort schlichtweg „Nein" gesagt. Der Zauberstab war das wichtigste für jeden Zauberer und jede Hexe, aber Sirius wusste, dass er auch ohne sehr gut zurechtkam, immerhin war er ohne Zauberstab aus Askaban ausgebrochen.

Aber Agnes hatte einen gebraucht, um zu apparieren. Da hatte Sirius eher noch Zweifel ausgesprochen, immerhin hatte er befürchtet, dass Agnes keineswegs in der Verfassung wäre, alleine zu apparieren, aber sie hatte ihn freundlich daran erinnert, dass sie auch appariert war, als sie halbtot gerade erst von Greyback gebissen ins St. Mungos gegangen war. Das war kein schlechtes Argument gewesen, also hatte Sirius sie alleine ziehen lassen.

Agnes hatte nicht wirklich gewusst, wo das Anwesen der Malfoys stand, aber letztendlich war es nicht ganz so schwer zu finden, immerhin führte eine Spur des Hasses direkt vor die Eingangstore.

Graffiti mit bösen – aber vielleicht verdienten – Sprüchen waren auf Wände gesprayt worden, aber auch offensichtliche Freudenverkündigungen.

Harry lebt, ihr Loser! Fresst scheiße, Todesser! In den Hintern getreten direkt zurück nach Askaban – schaut euch diese Idioten an! Wir fressen euer Dunkles Mahl!  Harry war hier!

Agnes war begeistert von dieser Kreativität und dem literarischen Einfallsreichtum.

Besonders eindrucksvoll war das Kunstwerk eines Zauberers mit lächerlich spitzem Hut, aus dessen nackten Hintern eine Schlange kroch, die einen Totenschädel im Maul hatte. Es war zwar nicht direkt das Dunkle Mal, aber nahe genug dran, um es für jemanden mit den Gehirnkapazitäten des Künstlers durchgehen zu lassen.

Agnes kam an einen Zaun, aber das Tor war verschlossen und es war keine Klingel in Sicht.

Agnes löste jegliche Schutzzauber von dem Tor und zerbrach die Kette, die andere wohl draußen halten sollte, aber für Agnes war es jämmerlich einfach, einzubrechen. Beinahe so, als würden die Malfoys wollen, dass jemand einbrach und sie umbrachte... denn das war eigentlich so kurz nach dem Krieg gut möglich. Viele hatten Familienmitglieder oder Freunde verloren – auch Agnes.

Nächste Woche würde das Gerichtsverfahren für Earle Selwyn stattfinden – der Todesser, der für den Tod von Grant Page verantwortlich war. Molly versuchte zwar, sie dazu zu überreden, nicht hinzugehen, aber sie hatte sich diesen Termin schon rot in ihrem non-existenten Terminkalender angestrichen. Sie würde dabei zusehen, wie dieser Todesser zu lebenslänglich Askaban verurteilt wurde mit der Hoffnung, dass er vielleicht weinen würde. Außerdem würde sie für Duncan da sein. Duncan und Randy waren zwar noch immer ein Paar und hatten aneinander, aber Grant und Duncan waren beste Freunde gewesen, seit sie sich getroffen hatten. Es war unvorstellbar, sie getrennt zu erleben. Duncan hatte es wirklich schwer getroffen, aber er würde heilen – sie alle würden heilen.

Manche – so wie Agnes – brauchten nur etwas länger, aber sie war sich sicher, dass es irgendwann besser werden würde.

Auf jeden Fall hatte Agnes sich schon überlegt, ob sie Earle Selwyn einfach umbringen sollte – immerhin hatte er auch Grant umgebracht. Aber dann hatte sie sich daran erinnert, dass jeder Mord schlecht für ihre geistige Gesundheit war und sie wollte eigentlich heilen, deswegen sollte sie sich immer zweimal überlegen, ob sie jemanden umbringen oder einfach nur Schmerzen zufügen wollte. In Selwyns Fall reichte es ihr, dabei zuzusehen, wie er verurteilt wurde.

Agnes zog die Tore auf und betrat die große Parkanlage, von dem das Herrenhaus der Malfoys umgeben war, aber der einst schöne und gepflegte Garten war nun hässlich und ungepflegt. Es sah so aus, als hätte das Gitter um den Garten herum zwar Leute davon abgehalten, hinein zu gehen, aber es hatte sie nicht daran gehindert, Zauber hinein zu schicken. Stellenweise war Gras verbrannt wie von schlecht gezielten Feuerflüchen und ganze Flächen waren vertrocknet oder verdorben. Was nicht von Zaubern verunstaltet worden war, war wohl einfach vernachlässigt worden und wucherte nun außerhalb des einst geordneten französischen Barockgarten-Prinzips. Ein toter Pfau verweste neben dem Weg.

Agnes ging den Kiesweg entlang direkt zum Haus und sie versuchte nicht, sich unauffällig zu verhalten oder versteckt zu bleiben. Sie wollte die Malfoys einschüchtern, also musste sie auch Dominanz zeigen und so tun, als wäre sie die mächtigste Person im Raum... oder im Garten... oder in der Umgebung.

Bei der Eingangstüre betätigte Agnes ganz normal die Türklingel, aber es brauchte, bis sich jemand an der Tür meldete.

Lucius Malfoy sah schrecklich aus, aber Agnes durfte sich kaum beschweren, immerhin sah sie selbst so aus, als wäre sie von den Toten auferstanden – offenbar tat sie das wirklich, denn Lucius wurde noch bleicher, als er es sowieso schon war und amüsiert fragte Agnes sich, ob er von ihrem Anblick in Ohnmacht fallen würde. Das würde Lucius Malfoy irgendwie ähnlich sehen.

„Hey", grinste Agnes und zeigte dabei ihre Eckzähne, die wie bei allen Werwölfen etwas spitzer waren, wenn auch nicht so spitz, wie bei Raubtieren. Nur gerade so spitz, dass man ein ungutes Gefühl bekam.

Sofort versuchte Lucius die Tür wieder zu schließen, aber Agnes hatte damit gerechnet und stellte schnell einen Fuß dazwischen. Sie trug keine Schuhe und es tat weh, aber sie spürte den Schmerz kaum. Sie hatte schlimmeres hinter sich.

„Ach, Lucius", seufzte Agnes und lächelte unschuldig, „So unhöflich kenne ich dich gar nicht. Dabei bin ich nicht einmal hier, um euch umzubringen!"

„Was willst du?", fragte Lucius sie misstrauisch und versuchte noch immer, die Tür zu schließen, aber Agnes hatte keine Schwierigkeit damit, sie vollständig aufzustoßen und Lucius wurde ein paar Schritte zurückgestoßen.

Er war bleich und sah ungepflegt aus mit dunklen Ringen unter den Augen und eingefallenen Wangen. Er erinnerte Agnes an Bilder von Sirius, nachdem er aus Askaban ausgebrochen war und auch Lucius hatte schon ein paar Monate im Zauberergefängnis hinter sich.

„So undankbar", tadelte Agnes ihn streng, „Ich sage dir, dass ich euch nicht umbringen werde und was bekomme ich dafür? Nicht ein Wort des Dankes!"

Lucius sah sie verstört an.

Agnes seufzte. „Ich mache nur Spaß, eigentlich versuche ich nicht mehr zu töten, wenn es sich vermeiden lässt. Ich bin hier, um meine Tante zu sehen – Narzissa."

Lucius sah sie noch einen Moment lang misstrauisch an und sein Blick fiel auf den Zauberstab in Agnes' Hand, als würde er überlegen, ob er vielleicht in der Lage wäre, ihn ihr abzunehmen und schon fast wünschte Agnes sich, er würde es versuchen, aber dann benutzte Lucius wohl seine letzte übriggebliebene Gehirnzelle und entschied sich wohl dafür, dass er keine Chance gegen Agnes hatte.

„Folge mir", bot er an und drehte sich einfach um. Das überraschte Agnes, immerhin würde sie niemals jemanden wie ihr den Rücken zukehren – sie könnte ihn einfach von hinten umbringen, wie sie es auch mit Agnolia getan hatte – aber offenbar war Malfoy es nicht gewohnt, dass er über seine Schulter blicken musste. Vielleicht sollte er es sich angewöhnen.

Das Thema „Malfoy" war in der Zaubererwelt nach dem Krieg schwierig und kompliziert und wenige trauten sich überhaupt, eine Meinung darüber zu äußern, denn scheinbar war alles falsch und moralisch verwerflich.

Sie waren Todesser gewesen und hatte dem Dunklen Lord gedient.

Sie hatten diesen aber auch ganz zum Schluss verraten.

Draco hatte Harry geholfen und ihm vielleicht das Leben gerettet.

Davor hatten sie jahrelang ihre Position ausgenutzt und waren ebenso schrecklich gewesen, wie die anderen Todesser, die nach Askaban wandern würden.

Andererseits hatte sich Harry Potter selbst für sie ausgesprochen... wenn auch nicht absichtlich. Er hatte nur – emotional wie er nun einmal war – die Malfoys verteidigt, als die Journalisten ihn mit Fragen bombardiert hatten. Harry blieb der Öffentlichkeit seitdem fern, aber er hatte schon gesagt, dass er es nicht gut finden würde, wenn sie Draco Malfoy und seine Eltern nach Askaban schicken würden. Besonders, weil Draco mehr als einmal bewiesen hatte, dass er nicht zu hundert Prozent bei der Sache war.

Agnes war das alles egal – sie wollte nur Ruhe vor all dem, aber das war nicht immer einfach. Manchmal kamen auch bei ihr Journalisten auf die Idee, sie zu belästigen und einmal war einer sogar ins Krankenhaus eingebrochen, aber Agnes hatte am Geruch erkannt, dass es keiner ihrer bekannten Heiler war, obwohl der Journalist sich so verkleidet hatte.

Ihre Reaktion war Panik gewesen.

Sie hatte gedacht, es wäre ein verkleideter Todesser, der sie umbringen wollte.

Sie hatte den Journalist angegriffen, aber zum Glück waren Heiler in der Nähe gewesen.

Seitdem war kein Journalist mehr in ihre Nähe gekommen, aber Agnes wusste nicht, ob das daran lag, dass die Heiler die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt hatten oder ob die Journalisten sich nicht mehr trauten.

Lucius führte Agnes einen Gang entlang und in eine Art Salon. Narzissa und Draco waren beide dort und sie hatten alarmierte Haltungen eingenommen. Wahrscheinlich war es neu für sie gewesen, dass jemand an ihrer Tür klingelte, immerhin sollte es niemanden möglich sein, das Schloss am Tor zu umgehen. Vielleicht hatten sie mit Angreifern gerechnet, aber sie hatten keine Zauberstäbe.

Man hatte sie ihnen abgenommen. Vorerst hatte man sich darauf geeinigt, dass sie nicht bis zur Verhandlung nach Askaban mussten – wie die anderen Todesser – aber sie durften ihr Haus nicht verlassen und sie durften keine Zauberstäbe tragen. Wie Hauselfen. Es war schon beinahe ironisch.

„Agnes", erkannte Narzissa sie und ihr Tonfall ließ erkennen, dass Agnes nicht willkommen war, aber damit hatte Agnes auch nicht gerechnet.

„Narzissa!", flötete sie ironisch, „Wie schön, dich zu sehen. Du siehst nicht gut aus, schläfst du genug?"

„Ich könnte dich dasselbe fragen", bemerkte Narzissa und hob stolz ihren Kopf.

Auch sie war bleicher, als jemals zuvor und die edle Bleiche eines Blacks war nun kränklich. Auch sie hatte dunkle Ringe unter den Augen und sie schien abgenommen zu haben, denn ihre wertvollen, maßgeschneiderten Kleider waren ihr eine Spur zu groß.

Auch Draco, der noch immer schützend neben seiner Mutter stand war bleich und sah krank aus.

Die vier passten wirklich gut zusammen – sie sahen wie eine Familie aus.

„Oh, ich schlafe nicht viel", gestand Agnes verbittert und funkelte Narzissa an, „Ich habe Albträume und natürlich kommen dann auch noch die typischen Probleme, die mit einem Werwolfsbiss eben kommen –"

Die Malfoys zuckten zusammen, als Agnes das verbotene Wort „Werwolf" aussprach. Keine Hexe und kein Zauberer hörte gerne von diesem Thema und besonders keine so edle und reinblütige Familie wie die Malfoys.

„– aber genau deswegen bin ich heute hier!", Agnes klatschte heiter in die Hände, „Wollen wir uns setzen? Wir müssen über deine tote Schwester sprechen, Narzissa."

Agnes machte es sich einfach bequem und setzte sich auf einen Sessel. Er stand perfekt – sie hatte den ganzen Raum im Blick und trotzdem einen ausgezeichneten Fluchtweg direkt vor ihr. So, wie er roch, gehörte er eigentlich Lucius, der unzufrieden das Gesicht verzog, als sie sich einfach setzte, aber Agnes war das egal. Sie hatte im Moment die Oberhand und das bewies sie, indem sie ihren Zauberstab locker in der Hand kreisen ließ.

Draco schien den Versuch zu starten, furchteinflößend zu wirken und bäumte sich vor Agnes auf. Sie musste zwar den Kopf heben, um zu ihm aufzublicken, aber trotzdem fühlte sie sich nicht wirklich eingeschüchtert.

„Hat man dir nicht beigebracht, wie man einschüchternd ist, Draco?", fragte Agnes ihn.

Draco funkelte sie weiter böse an, aber sein Blick wurde etwas verunsichert.

„Sprich nicht so mit meiner Mutter", zischte er und Agnes musste ihn loben – seine Stimme zitterte nur ein bisschen, „Und besonders nicht in unserem eigenen zu Hause!"

Agnes lächelte nur kühl und Draco wurde bleich, als er Agnolia in ihr wiedererkannte. Wahrscheinlich hatte er auch nicht wirklich schöne Erinnerungen von ihr, aber wer hatte das schon?

„Das ist ein wirklich niedlicher Versuch, Draco, wirklich", versicherte Agnes ihm und nickte ihm aufmunternd zu, „Ich glaube, du könntest ein Kind einschüchtern... nicht direkt die Kinder, die ich kennengelernt habe, aber... vielleicht ein Muggelkind? Das Problem ist nur...", Agnes seufzte, „Ich habe schon so viel gesehen, was um Meilen furchterregender war, als du, erbärmlicher Draco. Willst du wissen, was das bisher Schrecklichste war, das ich gesehen habe?"

Agnes ließ den Malfoys nicht die Zeit, um zu antworten.

„Mein eigenes Erbrochenes", erklärte sie immer noch kühl lächelnd, „genauer gesagt mein Erbrochenes, nachdem ich als Werwolf zwei erwachsene, bewaffnete Männer umgebracht und gefressen habe. Soll ich genauer beschreiben, wie Menschenfleisch schmeckt? Vielleicht könnte ich die Konsistenz beschreiben? Nein?"

Draco war noch bleicher geworden und seine Fassade brach zusammen. Agnes lächelte zufrieden.

„Also setz dich oder ich kotze als nächstes dich und deine Familie aus."

Offenbar half das, denn er und seine Eltern setzten sich Agnes gegenüber zusammen auf das Sofa und zugegeben, es war psychologisch gesehen ein ausgezeichneter Zug, immerhin saßen sie zusammen als Einheit und Familie gegen Agnes, aber das machte ihr nichts aus – sie war Übermächte gewohnt.

„Also", Agnes klatschte wieder in die Hände, „eigentlich hätte ich es bevorzugt, nur mit Narzissa zu sprechen, aber bestimmt fühlt ihr euch im Moment sehr unvollkommen und verunsichert –"

Narzissa öffnete den Mund, um sich zu verteidigen, aber Agnes ließ sie mit einer Handbewegung verstummen, bevor sie überhaupt nur einen Ton sagen konnte.

„– aber so ist es auch in Ordnung, immerhin geht es um meine allerliebste, verstorbene Mutter – möge sie qualvoll verrotten, ich hoffe sie erstickt an ihrem Hass."

Agnes lächelte zufrieden. Die Malfoys sahen etwas verstört aus.

„Kingsley – also... der Zaubereiminister", Agnes sah Lucius feixend an, „Ironie des Lebens, hu? Jedenfalls... Kingsley ist heute zu mir gekommen und hat mir berichtet, dass ich ordentlich erbe. Mein Vater ist tot und jetzt auch meine Mutter, also kommt das Geld eigentlich dem nächsten Nachfolger mit dem Namen Tripe zu und nachdem ich diesen grauenvollen Namen noch habe und wohl immer ein Teil von dieser gestörten Familie sein werde, würde ich das Geld bekommen."

„Reibst du uns das jetzt unter die Nase oder hast du noch einen anderen Grund, bei uns einzubrechen und anzugeben?", fragte Lucius und er klang sehr müde. Agnes fand das amüsant.

„Nun... Kingsley hat auch geäußert, dass nahestehende Verwandte von Agnolia das Erbe anfechten könnten, da zufälliger Weise ich es gewesen bin, die Agnolia Tripe erstochen und ermordet hat und ich bin hier, um das zu verhindern."

„Indem du uns umbringst?", fragte Draco und seine Augen zuckten auf das Fenster hinter Agnes und dann zum Kamin, an dem eine Sammlung an Kaminbesteck stand, die bestimmt irgendwie als Waffe benutzt werden könnten.

„Natürlich nicht", lachte Agnes, als hätte ihr Cousin gerade einen ausgezeichneten Witz gemacht, „Nein... es ist offenbar schlecht für meine geistige Psyche, Leute umzubringen, also vermeide ich es eigentlich, damit ich schneller wieder vollkommen gesund bin... wenn alle kooperativ sind, sind wir alle glücklich, oder nicht?"

„Du bist wahnsinnig", erkannte Lucius hasserfüllt.

Agnes nickte nachdenklich. „Jaah... deswegen sitze ich hier auch im Krankenhausnachthemd... sie lassen mich eigentlich nicht raus. Sie haben mir auch meinen Zauberstab abgenommen, aber...", Agnes drehte Sirius' Zauberstab in der Hand, „... der hier ist auch in Ordnung... da stört es mich eher, dass sie meine Nägel geschnitten haben... die sind praktisch gewesen..."

„Was willst du, Agnes?", fragte Narzissa müde.

„Ich will dir nur das Versprechen abnehmen, dass du das Erbe nicht anfechten wirst", erklärte Agnes ruhig, „Andromeda ist Tonks' Mutter, also habe ich wahrscheinlich weniger Schwierigkeiten... ich werde ihr wohl auch eine jährliche Zahlung anbieten oder so etwas in der Art, immerhin ist das Tripe-Vermögen ziemlich groß, aber ich habe erkannt, dass ich nicht will, dass ihr irgendetwas von dem Geld sieht."

„Wie willst du uns davon abhalten?", fragte Lucius, „Dieser Krieg hat uns ruiniert! Ich weiß nicht, ob –"

„Bestimmt habt ihr fleißig gespart und das Malfoy-Vermögen ist ebenso scheinbar unendlich, wie jedes Vermögen von jeder reinblütigen Familie", schnaubte Agnes, „Und wenn hier jemand vom Krieg ruiniert worden ist, dann bin ich das! Sieh mich doch an! Ein Wunder, dass ich nicht nur noch herumsabbere und keinen klaren Gedanken mehr fassen kann, wie meine beiden derzeitigen Zimmergenossen – die Longbottoms!"

Die Malfoys zuckten bei der Erwähnung dieser Familie zusammen.

„Meine Mutter hat mich mein Leben lang gequält, mein Vater hat mir einen Werwolf auf den Hals gehetzt, ich bin so oft beinahe gestorben, dass ich mich gar nicht mehr erinnern kann, wie oft es gewesen ist – ich denke, ich habe weitaus mehr verdient, als das Geld, aber zufällig kann man eine geistige Gesundheit und eine schöne Kindheit nicht vererben, also muss ich mich wohl mit dem begnügen, das ich bekomme. Ich sorge nur dafür, dass ich das auch bekomme!"

Agnes sah die drei streng an.

„Und wie ich dafür sorgen werde, dass ich es bekomme? Sagen wir einmal so – ich bin vielleicht wahnsinnig und nicht zurechnungsfähig, aber zufälliger Weise bin ich auf der Gewinner-Seite gewesen und deswegen habe ich extrem viel Einfluss. Ihr dürftet mit diesem Prinzip bekannt sein – ihr habt es früher ausgenutzt."

„Du wirst also unseren Namen wieder reinwaschen, wenn wir dir das Erbe überlassen?", fragte Narzissa.

Agnes lachte hell auf und Narzissa zuckte zusammen – sie klang wie Agnolia.

„Oh, Dummerchen!", tadelte Agnes ihre Tante, als wäre sie ein kleines Kind, „Natürlich nicht! Zugegeben, es sieht im Moment besser für euch aus, als ihr es verdient hättet, aber das alles interessiert mich nichts... nein... ich werde nur dafür sorgen, dass euch Sachen angehängt werden, die eventuell hätten passiert sein können, sodass euer derzeit eher besserer Ruf ganz, ganz schnell wieder ganz unten ist und ihr direkt und ohne Verhandlung nach Askaban wandert!"

Die Malfoys wurden bleich.

„Ich werde allen erzählen, dass Narzissa ganz sicher dabei gewesen ist, als meine Mutter mich gefoltert hat und nichts dagegen unternommen hat. Ich werde Hermine auch dazu überreden, den Vorfall genau hier doch noch vor die Öffentlichkeit zu bringen. Ich werde mich an ganz viele Vorfälle erinnern, an denen ich Draco dabei gesehen habe, wie er Leute ermordet, gefoltert und manipuliert hat."

Draco und Narzissa schienen in sich zusammen zu sinken.

„Du bist genau wie deine Mutter", zischte Narzissa.

„Hätte das ein Kompliment sein sollen?", fragte Agnes kühl, „Ich bin nicht wie meine Mutter – ich habe nur die Schnauze voll von dieser Familie. Ich habe mir das Geld nach all dem verdient. Ich denke, wir einigen uns darauf, dass ich es als Schmerzensgeld nehme für alles, das meine Eltern mir angetan haben."

„Das ist Erpressung!", rief Lucius empört, „Ich werde... ich –"

„Plan B – sollte das alles natürlich nicht funktionieren", unterbrach Agnes ihn entspannt, „ist natürlich immer noch, dass ich hier vorbeischaue und euch doch noch umbringe!"

Lucius verstummte.

„Das kannst du nicht machen", bestimmte Draco.

„Warum nicht?", fragte Agnes unschuldig, „Oh, du meinst, weil ich auf „der Guten Seite" gewesen bin? Träum weiter, du naiver Narr! Ich bringe hier nur meine Vorschläge vor und meine Angebote. Solltet ihr auf die Idee kommen, das jemanden zu melden, wird Sirius im Krankenhaus bezeugen können, dass ich ausnahmsweise einmal den ganzen Tag geschlafen habe – ein wirklich dringend benötigter Schlaf – nachdem ich einen Schlaftrunk von Tia genommen habe, den Sirius ins Krankenhaus geschmuggelt hat. Die Heiler dort werden regelmäßig nach mir sehen und nur Kissen und Decken vorfinden, aber Sirius sitzt direkt neben mir und warnt alle davor, dass sie mich ja nicht aufwecken sollten, immerhin schlafe ich zum ersten Mal seit Tagen mehr als nur drei Stunden. Ihr seht also, ich habe an alles gedacht, denn letztendlich seid ihr alle ziemlich dumm im Gegensatz zu mir und deswegen habe ich auch so lange überlebt und ich habe absolut keine Lust, jetzt noch alles zu verlieren, für das ich gekämpft habe, nur, weil ihr Schnösel denkt, ihr wärt besser als ich und müsstet mir jetzt noch einmal eine auswischen."

Agnes lächelte nach ihrer hitzigen Rede unschuldig.

„Immerhin muss ich eine Hochzeit bezahlen und vielleicht auch noch eine kleine Bäckerei – ihr dürft dann auch gerne einmal für einen Tee vorbeikommen."

Narzissa und Lucius sahen sich zweifelnd an, während Draco seinen Blick auf seine Hände behielt, als wäre es ihm zu peinlich, Agnes anzusehen, aber Agnes kannte ihre Antwort schon. 

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