1.2

Es gab nichts, das so absolut bezaubernd war, wie Agnes, wenn Babys beteiligt waren.

Wenn Leute, die sie in Hogwarts besser gekannt hatten, dachten, dass es schon wirklich nett von ihr war, wenn sie jüngeren bei ihren Hausaufgaben half, dann hatten sie Agnes noch nie mit Babys gesehen.

Sobald Teddy oder Roger Junior auch nur in der Nähe waren, wurde Agnes ein komplett anderer Mensch und keiner wusste so genau, ob das daran lag, dass die Langeweile des Krankenhauses sie langsam in den Wahnsinn trieb oder ob es tatsächlich ihre Liebe zu Kinder war, die sie so veränderten, aber egal, wer diese Veränderung in ihr miterlebte, sie alle waren sich einig, dass es einfach nur bezaubernd war.

Ganz zu schweigen davon, dass es praktisch war, dass Agnes sich freiwillig gerne um Kinder kümmerte und es war bestimmt reiner Zufall, dass Remus und Tonks zu ihr kamen, wenn sie beide vollkommen übermüdet waren und dasselbe machte auch Ivy, wenn sie sich von Tonky ins St. Mungos zu Agnes bringen ließ.

So war es bestimmt auch reiner Zufall, dass Agnes sich den kleinen Teddy mit einem Tragetuch vor den Bauch gebunden hatte, während sie Roger dabei half, Würfel zu stapeln und seine kleinen, motorisch ungeschickten Hände stießen diesen immer wieder um.

Teddy brabbelte vor sich hin und sabberte ihr auf die Brust, aber Agnes hatte schon ein Tuch bereit und wischte die Spucke weg, ohne Roger aus den Augen zu lassen, der gerade versuchte, sich an einem Stuhl hochzuziehen, auf dem gerade zufällig Remus seine Augen ausruhte und dabei seinen Kopf auf der Schulter von Tonks abgelegt hatte, die ebenfalls gerade ihre Augen ausruhte. Sie beide schliefen ruhig in den unbequemen Krankenhausstühlen und allein das sagte einem schon, dass sie wirklich müde sein mussten, wenn man ihre dunklen Augenringe einfach mal ignorierte.

Teddy hatte kräftige Lungen und einen gestörten Schlafrhythmus und Tonks erzählte immer mit einem wahnsinnigen Lachen und einem zuckenden Auge, dass er ganz der Papa war. Remus hatte geschlafen, als sie das erzählt hatte – er hatte in der Nacht nicht wirklich schlafen können und hatte lieber gelesen.

Agnes wünschte sich, sie könnte von sich selbst behaupten, dass ihr eigener Schlafrhythmus sich normalisierte, aber länger als fünf Stunden Schlaf hatte sie nicht gehabt, seit sie aus ihrem kurzen Koma nach dem Krieg aufgewacht war.

Roger versuchte wieder einen roten Würfel auf einen grünen zu stellen, aber er kippte einfach um und Rogers Lippen zitterten und Agnes erkannte, dass er zu weinen beginnen würde, wenn sie nicht in den nächsten drei Sekunden etwas daran änderte.

„Komm schon, Roger", seufzte Agnes und hob Roger auf den Arm und sofort knuddelte er sich an sie und klammerte sich an ihr Krankenhaus-Nachthemd, als wäre er ein kleines Äffchen, „Nicht schreien – deine Mum braucht den Schlaf."

Ivy schlief ebenfalls, aber sie hatte es sich auf Agnes' selten gebrauchtem Bett bequem gemacht und schlief dort. Agnes hatte ihr ihre Brille abgenommen und auf das Nachtkästchen gelegt, damit sie es etwas bequemer hatte und nicht mit Bügelabdrücken aufwachte und außerdem könnte sie kaputt werden.

Teddy schlief nun auch – etwas, das er in der Nacht eher selten tat und er sabberte Agnes in den Ausschnitt. Agnes konnte ein paar Geschichten von Typen erzählen, die ihr in den Ausschnitt sabberten, aber Teddy war ihr bis jetzt der liebste.

Wie sollte sie aus seinen – im Moment – knallgelben Haaren widerstehen? Er war einfach ein richtiger Charmeur.

„Willst du herumgetragen werden, Roger?", fragte Agnes das Baby begeistert, „Natürlich! Lasst Agnes ruhig mit zwei Babys herumrennen!" Agnes störte das nicht wirklich. Sie war stärker, als andere und die Babys wogen kaum etwas für sie und deswegen konnte sie ohne Probleme Teddy vor ihrer Brust gebunden haben und gleichzeitig Roger auf ihrer Hüfte tragen und mit ihnen langsam im Raum herumgehen.

Jemand klopfte und instinktiv reagierte Agnes. Sie blickte alarmiert zur Tür und überlegte sich in diesem winzigen Moment drei Notfallpläne, sollte es ein Feind sein – sie würde als erstes die Babys in Sicherheit bringen – aber ihre Sorge war umsonst. Es war nur Kingsley, der den Kopf schon beinahe schüchtern in das Krankenzimmer streckte und sich überrascht umsah, immerhin sah man nicht jeden Tag drei Eltern schlafend in einem Krankenhaus, während sich die Wahnsinnige um ihren Nachwuchs kümmerte.

Kingsleys Blick fiel auf Agnes und er lächelte leicht, als er sie mit den Babys in den Armen sah.

„Hey, Kingsley", sagte Agnes ruhig zu ihm, um Teddy nicht zu wecken, „Was machst du hier? Ich habe nicht gewusst, dass du heute kommst!"

„Jaah, ich sehe, es hat dich schon jemand anderer gebucht", bemerkte Kingsley amüsiert mit einem Blick auf die Babys und ihre Eltern.

„Remus und Tonks haben auch einen Überraschungsbesuch gemacht", grinste Agnes mit einem Blick auf das schlafende Paar, „Ich bin mir sicher, sie sind hier, weil sie sich Sorgen um mich machen und mich für meinen Charakter lieben und nicht für meine Fähigkeit, Teddy zum Schlafen zu bringen."

„Ganz sicher", versicherte Kingsley ihr schmunzelnd, „aber zugegeben, ich bin auch nicht wegen deines Charakters hier."

„Danke..."

„Ich bin wegen deines Geldes hier", gestand Kingsley und Agnes runzelte verwirrt die Stirn.

„Ich habe kein Geld", gestand sie, „Jedenfalls nicht sonderlich viel... nur ein wenig von verschiedenen Verkäufen und so, aber das ist nie wirklich die Welt gewesen. Was willst du mit den paar Sickeln?"

Kingsley antwortete ihr nicht sofort auf ihre Frage. „Ich habe mir zwei verschiedene Meinungen angehört", gestand Kingsley, „Sirius sagt, man soll dich fordernd, damit du heilen kannst und dass du hier im St. Mungos durchdrehst und du deswegen Dinge verarbeiten willst... Arthur sagt genau das Gegenteil und hat mir geraten, dich mit... Samthandschuhen anzugreifen."

„Nun, es müssen keine Samthandschuhe sein, aber wenn du mir wehtust, durchtrenne ich deine Halsschlagader mit meinen Zehennägeln", warnte Agnes.

„Ich wollte dich fragen, ob ich dich mit etwas konfrontieren kann, das vielleicht die Albträume zurückbringt –"

„Sie sind nie verschwunden", unterbrach Agnes ihn.

„– oder ich lasse es und untersuche die Sache selbst."

Agnes runzelte die Stirn. „Worum geht es – spätestens jetzt muss ich es wissen! Du hast meine Neugier geweckt!"

„Es geht um das Vermögen der Familie Tripe", gestand Kingsley und sofort erstarrte Agnes.

Roger schien diese Veränderung sofort zu bemerken und wimmerte, bevor er zu schreien begann und von diesem Lärm wachte nicht nur Teddy wieder auf, sondern auch Remus, Tonks und Ivy.

Remus schreckte hoch und warf dabei beinahe Tonks von ihrem Stuhl und Ivy rollte so aus dem Bett, dass sie beinahe auf den Boden fiel, sich aber noch im letzten Moment auffangen konnte und sie sah sich alarmiert um, auf der Suche nach dem Ursprung des Baby-Geschreis.

Dann bemerkten sie Kingsley und während Ivy und Tonks ihre Jungs wieder selbst übernahmen und Agnes noch immer ein wenig in Schockstarre verblieb, fragte Kingsley sich, ob das eine gute Idee gewesen war.

„Ich hätte niemals damit beginnen sollen", fluchte er, „Es tut mir leid, Agnes, ich habe vermutet, dass du geschockt reagieren wirst, aber es ist das Familiengeld der Familie Tripe und –"

„Agnes", Remus nahm ihre Schultern und suchte ihre Augen mit den seinen, um zu sehen, in welchem Zustand der Dissoziation sie sich befand, „Rede mit mir! Was ist los?"

„Blau", wisperte Agnes und Kingsley und Remus sahen sie beide besorgt an, als hätte sie den Verstand verloren, aber immerhin befand sie sich aus diesem Grund im Krankenhaus, „Blau und silber... das wird es sein... ich sehe es schon vor mir!"

„Agnes!", redete Remus weiter auf sie ein und Agnes' Blick fixierte sich auf ihn.

„Ja?", fragte sie ihn ruhig, als wäre nichts passiert und Remus ließ sie überrascht los.

„Es tut mir leid Agnes, ich hätte dich niemals damit konfrontieren sollen, ich –", begann Kingsley sich wieder zu entschuldigen, aber Agnes war nur verwirrt.

„Warum nicht? Das sind die besten Nachrichten seit... Jahren? Ich bin überglücklich!"

„Was?", fragte Remus verwirrt.

„Bitte?", fragte Kingsley ebenso verwirrt.

„Ich habe mir schon überlegt, wie ich meine Bäckerei einrichten werde", gestand Agnes, „Ich habe an ein schönes Mittelblau gedacht und silber – ihr wisst schon... Vollmond... das muss doch sein, oder? Ich sollte den Mond in meine Bäckerei mit einbauen!"

„Da gibt es nur ein Problem", warnte Kingsley, „Theoretisch bist du Agnolia Tripes einzige Erbin und das meiste Geld sollte laut Zauberergesetz automatisch an dich übergehen, aber natürlich gibt es einen Haken."

„Natürlich gibt es den", schnaubte Agnes.

„Du hast Agnolia umgebracht", erinnerte Kingsley sie, als würde sie eine Erinnerung brauchen, „und das führt dazu, dass andere eventuelle Erbberechtigte deinen Anspruch anzweifeln können und in diesem Fall würdest du gar nichts bekommen."

„Das ist doch Unsinn!", beschwerte Remus sich sofort laut, „Agnes hat sich nur selbst verteidigt und die Tatsache, dass sie selbst beinahe gestorben ist, sollte doch beweisen, dass –"

„Deswegen bin ich hier", unterbrach Kingsley ihn ruhig, „Ich werde natürlich alles daran setzen, dass du das Geld bekommst, Agnes, und wenn sich niemand von den anderen Erben meldet, haben wir uns ganz umsonst Sorgen gemacht, aber... es besteht die Möglichkeit und wir alle wollen einen Erbrechtsstreit –"

„Krieg", verbesserte Agnes ihn, „Wenn schon wird es ein Krieg werden."

„– um jeden Preis verhindern", beendete Kingsley.

„Agnes ist die letzte Tripe –", erinnerte Remus ihn.

„– noch", fügte Agnes leise hinzu.

„– wer sonst sollte ein Anrecht auf das Geld haben?"

„Ihre Schwestern", erinnerte Kingsley sie, „Andromeda und Narzissa. Sie könnten dein Anrecht anzweifeln."

Agnes runzelte nachdenklich die Stirn. „Ich würde gerne mit Andromeda sprechen – sie hat mir nie etwas getan und hat ihre Schwestern nie unterstützt, also vielleicht kann ich sie mit einem Teil vom Geld ködern", überlegte sie, „aber ich würde lieber noch einen allerletzten Mord begehen, als Narzissa Malfoy einen einzigen Knut von diesem Geld zu überlassen."

„Agnes!", sagte Remus warnend.

„Tonks könnte bestimmt ein Treffen arrangieren", schlug Kingsley vor und Tonks blickte bei der Erwähnung ihres Namens auf, „aber bei Narzissa... die Malfoys haben sich in ihre Mansion zurückgezogen... so einfach kann man sie nicht mehr kontaktieren."

„Keine Sorge", murmelte Agnes nachdenklich, „Ich finde schon einen Weg..."

Remus und Kingsley sahen Agnes verstört und besorgt an.

„Agnes...", begann Remus, „Ich hoffe du planst keinen Unsinn."

„Ich bin mit dem Unsinn in Person verlobt", erinnerte Agnes ihn und lächelte unschuldig, „aber keine Sorge, Remus. Wir sind uns doch darauf einig, dass ich hier im St. Mungos eingesperrt bin. Ich habe keinen Zauberstab und keine Möglichkeit, zu fliehen, nachdem die Heiler mich auf die „Verfolger-Liste" gesetzt haben und ich nicht einmal den Raum ohne Begleitung verlassen darf. Ich könnte also gar nicht zu den Malfoys gehen, um sie zu bedrohen."

„Agnes!"

„Keine Sorge, ich habe alles im Griff", winkte Agnes entspannt ab, „Genau genommen klärt sich gerade meine ganze Zukunft vor mir... ich weiß ganz genau was ich machen muss..." 

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