Wie alles begann

Diese Geschichte hat ursprünglich mal als OneShot begonnen, der sich über Wochen und Monate zu einer Geschichte entwickelt hat, die noch längst nicht zu ende erzählt ist...


Charles PoV

Erschöpft quälte ich mich aus dem Hotelbett, obwohl sich alles in mir dagegen sträubte. Die Nacht war alles andere als erholsam gewesen. Ich hatte genauso wenig Schlaf bekommen wie in den Nächten zuvor und Schuld daran war ganz allein Max Verstappen. Ohne überhaupt in meiner Nähe zu sein, hielt er mich nachts wach und wenn ich schlief, rissen mich meine Träume, in denen er die Hauptfigur spielte, aus dem Schlaf. Selbst mit offenen Augen verfolgten mich die Bilder meiner Träume. Ich wurde sie einfach nicht los.

Der dreifache Weltmeister geisterte schon länger in meinen Gedanken herum. Spätestens nachdem wir eine Nacht zusammen verbracht hatten, hatte er ohne es zu wissen zu viel Kontrolle über mein Leben übernommen. Immer wieder tauchte er in meinen Gedanken auf und ständig erwischte ich mich dabei, wie ich ihn aus der Ferne beobachtete.

Doch eine mögliche Beziehung könnte uns unsere Karrieren kosten und zudem war ich eigentlich mit Charlotte zusammen. Immer wieder versuchte ich mir klar zu machen, dass das mit Max nur eine Phase war. Ich war hetero. Ich liebte Charlotte. Ich führte mit ihr eine glückliche Beziehung. Sie war meine Zukunft. Trotz alldem war Max derjenige, der mein Baby in sich trug.

Unser einmaliges Abenteuer war nicht ohne Folgen geblieben. Max war schwanger. Von mir.

Ich wusste nicht, ob er noch mit Kelly zusammen war, doch zumindest ich war in einer glücklichen Beziehung, die ich nicht einfach so aufgeben würde.

Max stand einige Tage zuvor unangekündigt vor meiner Haustür und hatte mich mit den Neuigkeiten überrumpelt. Ich hatte in seinem Gesicht keinerlei Emotionen erkennen können. Er wirkte, als würde er mir irgendwelche alltäglichen und völlig unbedeutenden Informationen erzählen. Jedoch kannte ich den Älteren gut genug, um zu wissen, dass er einfach seine Schutzmauer hochgezogen hatte. Vielleicht platzt Max mal aus der Wut heraus und ihm kamen Wörter über die Lippen, die er eigentlich nicht aussprechen wollte, doch wenn es darum ging, Schwäche zu zeigen, war er ein Meister darin seine Emotionen zu verbergen.

Ich hatte die Neuigkeiten nicht einmal halbwegs verarbeitet, als Max bereits den Rückzug angetreten war. Sein Standpunkt war jedoch eindeutig gewesen.

Sein Körper. Seine Entscheidung. Wenn ich Teil vom Leben des Babys sein wollte, dann ganz oder gar nicht. Er würde sich auf keinerlei Spielchen einlassen.

Grundsätzlich machte Max es mir leicht. Er gab mir die Option, mein bisheriges Leben einfach fortzuführen ohne in die Verantwortung gezogen zu werden. Charlotte müsste nie etwas von dem Baby erfahren. Es war verlockend, dieses Angebot einfach anzunehmen. Insbesondere da zwischen den Sätzen rauszuhören gewesen war, dass Max selbst nicht einmal wusste, ob er das Kind behalten würde. Es war also riskant mich emotional drauf einzulassen, um dann vielleicht verletzt zu werden.

Tatsächlich war ich davon überzeugt gewesen, dass ich einfach so tun könnte, als würde es dieses Baby gar nicht geben. Ich wollte einfach verdrängen, dass ich Vater werden würde.

Mein Unterbewusstsein hatte leider andere Pläne.

Immer wieder sah ich Max mit einem Baby oder einem Kleinkind vor mir. Ich hörte das Kinderlachen. Sah das Leuchten in Maxs Augen. Beobachtete einfach irgendeine Szene, die mich lächeln ließ. Es fühlte sich alles perfekt an.

Bis ich mich für einen Moment wegdrehte oder die Augen schloss. Die perfekte Welt zerplatzte und ließ nur Schmerz zurück. Immer wieder sah ich Maxs Red Bull Wagen völlig zerstört, teilweise brennend, vor mir. Ich hörte einen Arzt sagen, dass Max und das ungeborene Baby es nicht geschafft hätten. Ich sah ein Kleinkind von irgendwo herunter in die Tiefe stürzen, vor ein Auto rennen oder im Meer ertrinken. Die Träume endeten immer gleich. Ich war allein. Max und unser Kind waren weg.

Natürlich hatte ich die Albträume nicht von Charlotte geheim halten können. Viel zu oft hatte ich sie schon ungewollt geweckt, als ich aus einen Traum hochgeschreckt war. Zudem bemerkte sie, dass ich auch tagsüber immer wieder in meine Gedanken versank.

Ich wusste einfach nicht, was ich tun sollte.


Mit einem starken Kaffee in der Hand hatte ich mich in den Eingang zur Ferrari-Garage gelehnt und beobachtete das Treiben. Die Vorbereitungen für das anstehende Training liefen auf Hochtouren.

Seufzend nahm ich einen Schluck vom Kaffee, wobei ich bezweifelte, dass dieser mich nach drei Wochen Schlafmangel überhaupt noch retten konnte. Einige Stunden erholsamer Schlaf wären hilfreicher. Doch noch immer hielten die Gedanken an Max und das Baby mich davon ab.

Mein Blick glitt rüber zur Red Bull Garage. Max stand in seinem Rennoverall vor der Garage. Daniel stand neben ihm und hatte einen Arm um seine Schulter gelegt. Schon beinahe schützend drückte er ihn an sich. Für einen kurzen Moment streifte seine Hand Maxs Bauch. Die Bewegung sah zu unnatürlich aus, um Zufall gewesen zu sein. Daniel wusste es. Er hatte es ganz bewusst getan. Am Liebsten hätte ich seine Hand sofort von Maxs Bauch weggeschlagen. Es gefiel mir nicht, dass Jemand anderes ihn dort berührte. Immerhin war es mein Baby und nicht das von Daniel. Der Ältere flüsterte Max etwas ins Ohr, wobei er ihn noch etwas enger an sich drückte. Was lief zwischen den Beiden?

Lando gesellte sich zu ihnen. Er wirkte hippelig. Ich wusste nicht, ob es am Red Bull in seiner Hand lag oder es einen anderen Grund gab. Schmunzelnd nahm Max Lando die Dose ab, wobei er etwas zu ihm sagte, ehe er selbst einen Schlug vom Energiedrink nahm. Sofort gingen in mir alle Alarmglocken los. Das Zeug hatte während der Schwangerschaft nichts in Maxs Körper verloren. Daniel sah Max tadelnd an. Statt seinen Fehler einzusehen, nahm Max den nächsten Schluck und löste sich von Daniel. Sergio war zu ihnen gekommen und reichte Max seinen Helm. Im Gegenzug erhielt er, nachdem Max einen weiteren Schluck genommen hatte, die Dose. Die beiden Red Bull Fahrer verschwanden in der Garage. Nur wenig später fuhr Maxs Rennwagen aus dieser heraus und Richtung Rennstrecke, um dort sein Training zu starten.

Ich war innerlich am Durchdrehen. Wie konnte Max so unverantwortlich Handeln. Daniel war dabei noch meine kleinste Sorge. Er brachte unser Baby in Gefahr. Ihm musste doch bewusst sein, was er dem kleinen Zwerg damit antat.

Ja, es war sein Körper und sicherlich auch zum Teil seine Entscheidung, aber es war eben auch mein Baby. Er konnte es mir nicht einfach wegnehmen. Ich hatte ein Recht darauf mein Kind kennenzulernen.

Verzweifelt fuhr ich mir durch die Haare.

Er hatte mir die Wahl überlassen.

Ich könnte ihn und das Baby haben, aber ganz oder gar nicht. Ich würde mich entscheiden müssen. Charlotte und mein bisheriges Leben oder Max, unser Baby und ein Leben von dem ich noch keinerlei Ahnung hatte, wie es aussehen würde.


Am Ende des Wochenendes war ich keinen Schritt weitergekommen. Ich wusste weder, was die richtige Entscheidung war, noch was ich wirklich wollte. Vielleicht würde mir ein Gespräch mit Max helfen, doch dieser war seit dem Qualifying wie vom Erdboden verschluckt. Sein Wagen hatte, so wurde es mir zumindest berichtet, einen Motorschaden. Ohne das Qualifying wäre er von ganzen hinten gestartet. Für Max wäre es kein Ding der Unmöglichkeit gewesen, das Rennen dennoch mit einem Sieg zu beenden, doch scheinbar hatten sie das Problem nicht beheben können. Max trat nicht an.

Schließlich war es gar kein Gespräch mit Max, was mir bei der Entscheidung half, sondern die Tatsache, dass er ohne vernünftige Erklärung verschwunden war. Normalerweise wäre er die ganze Zeit mit in der Garage, um sein Wagen irgendwie fahrbereit zu bekommen. Er würde mit dem Team alle Optionen durchsprechen. Doch ich sah ihn kein einziges Mal überhaupt irgendwo auf dem Gelände. Hin und wieder sah ich zwar mal Jemanden an seinem Wagen schrauben, nach einem ernsthaften Versuch diesen zu reparieren sah es aber nicht aus. Die ganze Sache kam mir seltsam vor.

  "Max ist bereits vorgestern abgereist", riss Carlos mich aus meinen Gedanken. Ich stand vorm Motorhome von Ferrari, von wo aus ich den Eingang des Red Bulls Motorhomes beobachtete. Entsetzt blickte ich meinen Teamkollegen an. "Lando hat sich gerade verquatscht. Es sollte wohl eigentlich keiner wissen außer die Teammitglieder, Daniel und Lando. Ich hab nicht aus ihm rausbekommen, was dahinter steckt." Ich machte mich auf den Weg zu meinem Fahrerzimmer, um mein Handy zu holen. So einfach würde Max mir nicht davon kommen. Carlos folgte mir. "Erzählst du mir, was genau hier vor sich geht? Lando kommt gar nicht mehr raus aus seiner guten Laune, Daniel starrt ständig lächelnd sein Handy an mit dem er nach eigener Aussage ein paar Dinge und Kleidungsstücke kauft, das Red Bull Team ist mir eindeutig zu entspannt, dafür dass ihr Fahrer ausgefallen ist und du siehst aus, als hättest du seit Wochen nicht mehr durchgeschlafen und beobachtest ständig das Red Bull Quartier." Da Max offensichtlich Lando und Daniel eingeweiht hatte, entschloss ich, dass ich dafür auch Carlos einweihen durfte. Ich wusste, dass ich Carlos vertrauen konnte und ich brauchte einfach irgend Jemanden zum Reden.

  "Max ist schwanger", erzählte ich, nachdem Carlos und ich mein Fahrerzimmer betreten und hinter uns die Tür geschlossen hatten.

  "Er ist was?", hakte Carlos nach, als wäre er sich nicht sicher, ob er mich richtig verstanden hatte.

  "Schwanger", wiederholte ich, während ich nach meinem Handy griff.

  "Das kam jetzt unerwartet. Ich wusste gar nicht, dass er einen Partner hat oder überhaupt an Männern Interesse hat. Kennst du seinen Freund?"

  "Wir sind nicht zusammen", antwortete ich knapp, wählte Maxs Nummer und hielt mir das Handy ans Ohr. "Weil ich mich wie ein Idiot benommen habe. Ich kann ihn mit dem Ganzen doch nicht einfach allein lassen. Es ist immerhin auch mein Baby. Und ..." Ich stockte, als mir noch etwas ganz anderes klar wurde. "Ich liebe ihn. Meine Gedanken sind schon seit Wochen nur bei ihm und nicht bei Charlotte. Verdammt, Carlos, ich habe mich in Max verliebt. Wieso ist mir das nicht schon viel früher bewusst geworden? Wieso hab ich versucht, diese Gefühle zu verdrängen? Nur weil es etwas komplizierter als mit Charlotten werden könnte? Nur weil Max ein Sturkopf mit kurzer Zündschnur ist, der das Herz am rechten Platz hat und dessen Küsse mir völlig den Verstand rauben und in dessen Augen ich mich ständig verlieren könnte und in dessen Nähe ich mich einfach wohlfühle und ..."

  "Du und Max hattet Sex?", unterbrach Carlos mich. Der Spanier war völlig überfordert mit der Situation. "Du und Max bekommt ein gemeinsames Baby?"

  "Kann dieser Idiot mal an sein Handy gehen", brummte ich und klickte auf Wahlwiederholung.

  "Du, Charles Leclerc, und Max Verstappen? Was? Wie? Warum habe ich nicht bekommen, dass ihr plötzlich aufeinander steht? Wieso sagt mir das Niemand?"

  "Weil Charles ein Idiot ist und lieber den einfachen Weg gehen wollte und Max uns das Versprechen abgenommen hat, es Niemanden zu erzählen", ergriff Lando das Wort, der soeben mein Fahrerzimmer betreten hatte. Von Carlos blick er zu mir. "Versuchst du Max anzurufen?" Ich nickte. "Kannst du aufgeben. Er wird nicht rangehen."

  "Was meinst du damit?", hakte ich nach, während ich das Handy sinken ließ.

  "Max hat sich zurückgezogen. Er möchte nicht erreicht werden. Er hat Daniel und Christian das Versprechen gegeben, sich zumindest einmal im Monat mit einem kurzen Statusbericht zu melden, aber ansonsten wird es kein Kontakt geben. Wir wissen auch nicht, wo er jetzt ist."

  "Ich muss aber mit ihm reden. Lando, bitte, du musst mir helfen." Verzweifelt blickte ich den Kleineren an.

  "Tut mir leid, Charles, das kann ich nicht. Wir werden Maxs Entscheidung akzeptieren müssen. Wenn er soweit ist, wird er schon auf uns zukommen. Schreib ihm doch eine Nachricht. Vielleicht hast du Glück und er meldet sich von sich aus."


Lando lag mit dieser Vermutung falsch. Ich hatte Max mehr als nur eine Nachricht geschrieben und ihm mehrfach auf die Mailbox gesprochen, doch keine Rückmeldung vom Älteren bekommen. 

Auch Daniel hielt dicht. Außer die Information, wann er zuletzt etwas von Max gehört hatte und dass es ihm gut ging, war nichts aus ihm heraus zu bekommen. Daniel behauptete, selbst auch nicht zu wissen, wo Max sich aufhielt und bei der Sorge, die manchmal in seinen Augen zu erkennen war, war das vielleicht sogar die Wahrheit.

Max war mit unserem Baby spurlos verschwunden. 

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