Schritt für Schritt (1. Neues Kapitel)
Charles PoV
Erleichtert atmete ich auf, als endlich das erlösende Klingeln an der Haustür ertönte. Sofort eilte ich zur Tür, um diese zu öffnen. Max stand mit Lio aufm Arm vor mir. Sein Blick huschte besorgt über meinen Körper als würde er nach Verletzungen suchen.
"Was ist passiert? Es klang wichtig."
"Das erklärt dir am Besten Arthur selbst", entschloss ich, wobei ich zur Seite trat, um ihm reinzulassen.
"Avi?", wurde Lio hellhörig.
"Du kannst gerade nicht mit Arthur spielen. Vielleicht später", erklärte ich und versuchte dem Kleinen nicht spüren zu lassen, dass ich völlig durch den Wind war.
"Wo ist er?", fragte Max, weswegen ich Richtung Wohnzimmer deutete. "Kann Lio oben im Gästezimmer spielen? Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das kein Gespräch für ihn ist." Ich nickte einfach nur. "Ich komm gleich zu euch." Max drückte mir einen sanften Kuss auf die Lippen, der mich tatsächlich etwas beruhigte, ehe er mit Lio nach oben verschwand. Ich kehrte währenddessen zu Arthur zurück.
Wir verbrachten die Wartezeit erneut mit schweigen bis Max endlich zu uns stieß. Besorgt musterte er Arthur.
"Worum geht es hier?", fragte er, während er nahe bei mir stand und von dort Arthurs Laufweg mit den Augen folgte.
"Darum, dass ich Ollies Baby fast umgebracht habe", antwortete Arthur noch immer völlig neben sich, weswegen Max auch nicht verstand, was er ihm eigentlich damit sagen wollte.
"Arthur hat heute erfahren, dass er schwanger ist", teilte ich Max die wichtigste Information mit.
"Und Charles ist für solche Mitteilungen nicht zu gebrauchen", ergänzte Arthur den Grund, wieso Max kommen sollte. Max ließ Arthur noch ein paar letzte Meter laufen, ehe er ihn einfing und Richtung Couch manövrierte. "Ich habe Charles gerade schon erklärt, dass Sitzen nicht gegen Stress hilft", merkte mein Bruder an, was Max jedoch nicht davon abhielt ihn vorsichtig auf die Couch zu drücken.
"Es ändert nicht an der Ursache für den Stress, aber um den Puls runterzubekommen hilft es mehr als dein herum Gerenne und für die Schusswunde ist es auch besser." Max kniete sich vor Arthur auf den Boden. "Wo genau liegt jetzt das Problem?"
"Ich bin schwanger. Ich ..." Der Ältere unterbrach den Satz.
"Ist die Schwangerschaft an sich das Problem?" Arthur öffnete den Mund, um zu antworten, doch kam Max ihm zuvor. "Erst nachdenken, dann antworten." Erneut wollte mein Bruder sofort antworten. "Nachdenken, Antworten", erinnerte Max, woraufhin tatsächlich kurz Stille herrschte.
"Nein", kam es zögerlich von Arthur.
"Weiß du, in welcher Woche du bist?"
"Siebte."
"Wurde das Baby durch den Schuss verletzt?" Arthur schüttelte den Kopf. "Dem Baby geht es also gut und dir den Umständen entsprechend auch. Es ist Niemand in Lebensgefahr?"
"Nicht mehr. Ich hätte es fast getötet. Ich ..." Ein weiteres Mal unterbrach Max ihn.
"So darfst du gar nicht erst anfangen. Natürlich war es nicht die Beste Idee in die Fabrik zu rennen, aber du hast es getan ohne vom Baby zu wissen. Du hast nicht bewusst das Leben des Babys riskiert. In dem Moment ging es nur um die Leben von dir und mir. Egal wie leichtsinnig deine Aktion war, Fazit ist, wir leben beide und das Baby tut es auch. Mach dich nicht verrückt mit Gedanken darüber, was hätte passieren können. Das bringt dir überhaupt nichts. Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern. Ja, das Baby war in Gefahr, aber du hast nie mit dem Wissen gehandelt, dass du es gefährdest, also mach dir keine Schuldvorwürfe. Das schadet dir nur und damit auch dem Baby. Ich bin wochenlang Rennen gefahren, weil ich nichts von der Schwangerschaft wusste. Danach habe ich mir wochenlang ausgemalt, was alles hätte passieren können. Bei jedem Rennen hättet ich Lio unbewusst Schaden zufügen können, indem ich die Kontrolle über den Wagen verliere oder sonst was. Es hat rein gar nichts geändert. All die Gedanken haben das Risiko aus der Vergangenheit nicht ungeschehen gemacht. Viel wichtiger sind die Entscheidungen, die wir bewusst treffen. Als ich von Lio erfahren habe, bin ich kein weiteres Rennen gefahren. Ich habe mich davor nie dafür entschieden, ihn in Gefahr zu bringen, aber ich habe mich ab dem Moment, wo ich von ihm erfahren habe, entschieden, ihn zu schützen. Hör also auf dich wahnsinnig zu machen wegen dem, was hätte passieren können. Es ist nichts davon passiert. Dir und dem Baby geht es gut und damit das auch so bleibt, muss du damit abschließen. Dein Baby braucht dich jetzt, also konzentrier dich auf hier und jetzt. Investiert deine Energie lieber in die Zukunft als in die Vergangenheit."
"Und wenn ich das mit dem Baby nicht schaffe? Ich kann knapp für mich selbst sorgen und jetzt soll ich noch die Verantwortung für eine weitere Person tragen."
"Du allein musst gar nichts schaffen, weil es genug Menschen gibt, die dich unterstützen werden."
"Was ist, wenn Ollie das Baby nicht möchte?"
"Darüber können wir uns Gedanken machen, wenn Ollie dir sagt, dass er es nicht möchte."
"Aber ..."
"Was machen wir, wenn die Welt morgen von Aliens angegriffen wird?", unterbrach Max Arthur, weswegen dieser ihn irritiert ansah.
"Aliens?" Ein Schmunzeln huschte über Arthurs Lippen.
"Okay, war vielleicht nicht das beste Beispiel", sah Max ein. "Es geht mir nur darum, dass wir nicht für alle Eventualitäten Pläne erstellen können. Manchmal muss man erst etwas auf sich zukommen lassen, um dann darauf reagieren zu können. Lass Ollie selbst entscheiden, ob er sich fürs Baby entscheidet oder nicht und dann schaust du, was du aus dieser Entscheidung machst."
"Wenn er sich gegen das Baby entscheidet, bekomme ich dann dein Versteck in Belgien?"
"Dann bekommst du aber auch meinen Dad dazu, der sein Keks-Lager in dem Haus hat."
"Ist okay, ich verzichte doch auf das Haus."
"Wir machen das sowieso Schritt für Schritt. Schritt eins, du erzählst Ollie von der Schwangerschaft und dann entscheiden wir, in welche Richtung wir den nächsten Schritt machen wollen."
"Okay." Arthur nickte leicht. "Und wie mach ich das?"
"Das ist dir überlassen. Du kannst eine Stunde drum herum reden oder es ihm ganz direkt sagen. Am Ergebnis ändert es nichts. Ihr werdet Eltern."
"Wir werden Eltern", widerholte Arthur. "Verdammt, wir werden Eltern. Wir können doch nicht einfach Eltern werden. Wie soll das ..." Er wollte aufspringen, wurde jedoch direkt von Max zurück auf die Couch gedrückt.
"Nicht durchdrehen. Denk dran, Schritt für Schritt und zwischen dem Schritt, dass du es Ollie erzählst und dem Schritt, dass ihr Eltern werden, liegen noch einige Monate. Ihr habt noch mehr als genug Zeit, um alles zu planen und vorzubereiten. Es ist noch zu früh um sich deswegen zu stressen oder in Panik zu geraten, das hält man nicht solange durch. Also, wie machen wir das?"
"Schritt für Schritt", antwortete Arthur. Einen Moment lang sahen die Beiden sich einfach an, ehe Arthur sich mir zuwandte. "Hast du irgendwas zu Essen im Haus? Ich hab in der letzten Stunde ziemliche viele Schritte gemacht und jetzt Hunger."
"Auf was hast du denn Hunger?", hakte ich nach, während ich bereits Richtung Küche lief.
"Egal, Hauptsache essbar." Arthur folgte mir in die Küche, wo ich einige Zutaten zusammensucht, um ihm etwas schnelles zu kochen. Max kam wenig später mit Lio dazu.
"Avi!", rief der Kleine begeistert und stürmte zu meinem Bruder, der sich in der Zwischenzeit an den Esstisch gesetzt hatte und Lio nun lächelnd auf seinen Schoss hob. Max legte vor den Beiden aufm Tisch noch ein Malbuch und eine Packung Buntstifte ab, die Lio sofort auskippte und Arthur hinhielt, der sich eine Farbe aussuchen durfte. Die Beiden waren vorerst mit malen beschäftigt, was ich einen Moment lächelnd beobachtete, ehe ich mich wieder dem Kochen widmete. Max kam zu mir.
"Danke, dass du hergekommen bist", lächelte ich.
"Ich wäre im Laufe des Tages sowieso vorbeigekommen, also nichts zu danken."
"Und wieso wärst du hergekommen?", hakte ich nach, wobei ich ihn näher zu mir zog und mir einen Kuss stahl.
"Ich hätte schon irgendeine Ausrede gefunden."
"Was wäre denn der wahre Grund gewesen?" Ich lehnte mich etwas vor bis sich unsere Lippen fast berührten.
"Du hast einen funktionierenden Fernseher." Max fassungslos ansehend zog ich den Kopf zurück. "Naja und du bist auch hier", ergänzte der Ältere grinsend.
"Zu spät. Das hast du schon versaut", schnaubte ich und machte einen Schritt zurück. Lachend zog Max mich jedoch zurück, ehe er seine Arme um meinen Nacken schlang.
"Ich liebe dich. Zählt das als Grund?"
"Das kann ich akzeptieren. Ich liebe dich auch." Lächelnd küsste ich Max.
"Hier ist ein Kind anwesend!", zerstörte Arthur schließlich den Moment, weswegen ich ihm einen bösen Blick zuwarf. Kopfschüttelnd erwiderte er meinen Blick, wobei er Lio die Augen zuhielt, der kichernd versuchte Arthurs Hand wegzudrücken. "Außerdem möchte ich nicht, dass du beim rumknutschen mein Essen vergisst." Seufzend schaute ich zu Max.
"Kann er vielleicht doch das Haus in Belgien haben?"
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