Die Bibliothek (1)
Müsli. Ich hasste Müsli. Das wars wohl mit meinem Tag. Auch Chita stocherte wie eine Scheintote in ihrer Schüssel rum. Jedoch zweifelte ich daran, dass es am Essen lag. Ihr Blick schweifte immer wieder zum Platz neben ihr und sie schien neben sich zu stehen.
,,Alles Okay?" Sie sah mich an. Undefiniert. Dann breitete sich eom Grinsen über ihr Gesicht, das jedoch nicht ihre Augen erreichte. ,,Hast du dich schon entschieden?"
Und wieso wechselst du jetzt das Thema?
Am Morgen, kurz nachdem ich wie erwartet von ihr geweckt worden war, hatte sie mich völlig unerwartet und aus heiterem Himmel gefragt, ob ich ihrem Theaterclub beitreten würde.
,,Ja. Sorry aber Theater ist nicht so mein Ding." Sie verzog das Gesicht. ,,Versuch es wenigstens. Ich kann dir versichern, es ist klasse. Am Anfang war ich auch unsicher aber jetzt kann ich nicht mehr ohne." Ich lächelte sie entschuldigend an. ,,Eher nicht. Nein."
,,Gut.",sagte sie und misshandelte weiterhin ihr Müsli. ,,Du solltest nur wissen, das Torban ein genialer Schauspieler war und-" ,,Ach weisst du was? Ich bin dabei. Setz mich auf die Liste." Chitas Lächeln in diesem Moment hätte halb Tokyo mit Strom versorgen können. ,,Sehr schön."
,,Mädels." Taka ließ sich auf den Platz neben Chita fallen und streckte sich unbehofen zu seiner Schüssel. So unbeholfen und halbherzig, dass ich sie etwas verrücken musste damit er überhaupt rankam. Und noch mehr, weil er offensichtlich keine Energie mehr hatte, um sie an sich ran zu ziehen. Ich wunderte mich, dass er überhaupt noch Energie zum Laufen hatte.
Wortlos und sehr langsam löffelte er seine Schüssel aus, hielt immer wenn er den Löffel im Mund hatte inne, schob ihn dann genau so langsam wieder heraus und kaute bedächtig.
Fassungslos schüttelte ich den Kopf und widmete mich wieder meinem Essen. 4 Tage. Dann komme ich hier raus. Nur noch vier Tage....
Japanisch war nicht wirklich mein Fach. Genau so wenig wie Chemie, Biologie und Physik. Ich hasste Physik so sehr. Am liebsten hätte ich dieses Fach auf einen weit entfernten Planeten neben Darth Waders Todesstern geschossen und diesen dann in die Luft gejagt. (Hassssssss)
Geschichte war aber schon eher meins. Der Lehrer war ein junger Mann, der nur so von Motovation strotzte. Im ernst jetzt. Das ist schon fast wieder demotivierend gewesen. Aber nur fast.
Stattdessen ließ ich mich von ihm anstecken und konnte einfach nicht anders, als ihm interessiert zuzuhören. Obwohl er eigentlich nichts anderes tat als von Dingen zu reden, über die ich größtenteils schon bescheid wusste.
Die Geschichte vom Kami der Tiere, der seinen Schrein am höchsten Punkt des Fujiberges haben soll, wurde mir damals immer von Uwe-tou erzählt. Sie wurde vom Lehrer zwar nur nebenbei erwähnt, aber ich nahm mir vor, mehr drüber zu lernen. Ich kannte nur die Gute-nacht-Version der Geschichte, an dem am ende alle Tiere ihre wahre Gestalt zurückerlangen und alle leben in Frieden weiter. Ich sah mich zum fünften Mal an diesem Tag um. Nope. Offensichtlich stimmte etwas mit der Mainstory nicht.
Der Geschichtslehrer lief während er redeter immer drei Schritte vor, vier Schritte zurück, drei vor und dann wieder zwei zurück, ohne, dass das besonders Aufmerksamkeit auf sich zog. (Ja. Ich hab drauf geachtet) Hinter sich schlängelte ich kein schwanz oder der gleichen. Vielleicht war er ja normal.
Ne. Doch nicht. Ich sah seine schwarzen rundlichen Ohren aber konnte sie keinem Tier zuordnen. Dann drehte er sich einmal kurz um, und da war was schwarzes, kurzes (HALT. Das klang falsch), das wegen seiner schwarzen hose fast nicht zu erkennen war. Ein Panda? Aber nein. Als wenn diese süßen weichen Lebewesen zu den Raubtieren zählen? Ich musste mich dringend darüber informieren.
,,Psst." Mich traf ein Papierkügelchen an der Schläfe. Ich wachte auf und drehte mich irritiert um. Chita grinste mich eine Reihe hinter mir an. Dann deutete sie auf das Papierkugelchen. Fragend sah ich es an und faltete es auf.
Hör auf dem Lehrer auf den Hintern zu starren.
Mir wurde warm. Ich warf Chita einen finsteren Blick zu. Sie wusste genau, warum ich das tat. Diese aber zwinkerte mir nur zu und widmete sich dann wieder ihrer Kritzelei.
Ich hörte weiter dem Lehrer zu und versuchte ihm dieses mal weder auf den Puschel noch die Ohren oder seine Schrittfolge zu starren.
*************
,,Okay. Was soll ich dir zuerst von der Schule zeigen? Die Mensa kennst du ja schon. Und den Sportplatz auch. Du weisst wo die Trakte sind, die Duschen, die Toiletten, zumindest hoffe ich das." Chita sah mich an. Ich nickte. Ja, selbst wenn ich es auf harte weise lernen musste. Seid ihr schon einmal herumgeirrt und habt nach so verzweifelt nach ein er Toilette gesucht, dass ihr auch Alternativen akzeptiert hättet? Meine alternative wären die Duschen gewesen. Aber ich fand sie zum Glück rechtzeitig.
,,Dann bleiben uns nur noch die Gemeinschaftsräume, die Bibliothek und die ganzen kleinen Räume erspare ich uns." ,,Du hast und doch schon über die hälfte erspart, indem du gestern statt mir alles zu zeigen deine Pizza bevorzugt hast. Mich wundert es ,dass du heute nicht wieder am essen bist." Sie lächelte und wich geschickt meinem Blick aus. ,,Ich mag keinen Fisch."
Ich hätte fast laut gelacht, weil sie eine Katze war. Aber ich ließ es sein. Stattdessen verdrehte ich die Augen. ,,Alles klar. Ich will in die Bibliothek." ,,Die Bibliothek?" Ich nickte. ,,Warum das?" ,Ich will herausfinden ob Pandas Rauptiere sind. Außerdem will ich wissen warum ihr alle existiert', klang mir dämlich. ,,Ich will wissen wo ich später Wissen abzapfen kann.", klang auch dämlich. Ich meine, ich habe seit der Grundschule keine Bücher mehr freiwillig gelesen. Aber ich habs über die Lippen gebracht, kassierte seltsame Blicke und mehr auch nicht.
,,Gut. Dann in die Bibliothek."
Ich dachte drüber nach, ob die Geschehnisse der letzten drei Tage vielleicht eine Art Warnung waren, dass ich mich ändern musste. Lächelnd schüttelte ich den Kopf. Ganz sicher nicht. Ich musste lediglich herausfinden, warum man es nicht bei einer Gute-Nacht-Geschichte belassen konnte und daraus eiserne Realität gemacht hat. Danach würde ich raus kommen und alles vergessen. Mich verlieben, heiraten, arbeiten, Kinder bekommen und diese Misa und Jean nennen, weil ich diese Namen mochte. Einfach nur, um mir selbst zu bestätigen, dass ich damit abgeschlossen habe. Ja genau so mache ich es. Ist doch ein guter Plan, oder? Ich sollte ja optimistisch sein. Jetzt wo ich es mal versucht hatte, kam es mir noch bescheuerter vor. Ich werde Tankstellenwärter und einsam sterben. So einfach ist es. Es ist einfach ein Fakt, dem man nicht ausweichen kann.
,,So Aila. Das ist die Bibliothek." Ich blinzelte. ,,Sorry. Was hast du gesagt?" Chita sah mich an. ,,Ich sagte dass dir ein zweiter Schwanz gewachsen ist." Ich erblasse, unterdrücke einen Aufschrei und sah panisch auf mein Hinterteil. ,,Was?!"
Da war nur einer. Ein weißes Buschiges Ding, weswegen ich immer noch Angst habe, mich auf einen Stuhl zu setzen, weil es verdammt noch mal unangenehm werden könnte, wenn ich nicht aufpasse.
Finster sah ich Chita an. Sie schürzte nur die Lippen, drehte sich auf den Absatz um und stolzierte voran. Mann, konnte dieses Mädchen gemein sein. Ich hatte mich wirklich erschrocken. Gewundert hätte es mich jedoch nicht.
Die Bibliothek sah wie erwartet teuer aus. Die Wände reichten ziemlich hoch, wobei sich die Reihen von Bücherregalen aus dunklem Holz über zwei Stockwerke erstreckten. Es war still. Das einzige, was ich vernahm, waren unsere Schritte, die allerdings vom pupurnen Samtteppich gedämpft wurden.
,,Zu unserer Linken, Regale." Chita machte eine Tada-Geste nach meinem Rechts. ,,Zur ihrer Rechten, auch Regale." Das selbe noch mal zu meinem Links. ,,Vor uns befinden sich auch Regale. Und hinter uns der Snackautomat und der Ausgang."
Sie stemmte die Hände in die Hüften, während sie mich weiter rückwärts gehend durch die Gänge führte. „Ganz im ernst jetzt, was willst du hier? Das ist der langweiligste Ort in der ganzen Schule."
„Ich will mehr darüber herausfinden, wo ich hier überhaupt gelandet bin.", rückte ich letztendlich mit der Wahrheit raus. Natürlich hoffte ich, dass es hier Computer gab. Mich schauderte der Gedanke tatsächlich ein Lehrbuch benutzen zu müssen.
Sie hob verwundert die Brauen. „Du kannst mich auch fragen." „Ich vertraue dir aber ich glaube nicht mehr alles, was aus deinem Mund kommt." Sie schmunzelte etwas. „Touché."
Daraufhin ging sie weiter, noch immer mit dem Gesicht zu mit und tiefer in das Herz der Bücherei. „Die Bibliothek ist ziemlich groß und es gibt Stellen, die vielleicht nur einmal im Monat wenn überhaupt besucht werden. Du solltest also aufpassen, falls du angegriffen wirst. Obwohl Gewandelte hier drin verboten sind. Sicher ist sich-"
Ich wollte etwas, doch da war es bereits zu spät. Unsere Mathelehrerin Naomi kam gerade um die Ecke und stieß mit Chita zusammen.
Man sagt, das Katzen immer auf dem Pfoten landen würden. Chita nicht, sie stolperte und wäre wahrscheinlich auf dem Hinterkopf gelandet, wenn ich sie nicht noch schnell am Arm und somit zurück auf die Beine gezogen hätte.
Naomi hingegen fiel auf die Knie und ließ dabei ihre Bücher fallen.
„Oh Gott, tut mir leid." Hastig half meine Freundin ihr hoch, selbst, wenn das eigentlich nicht nötig gewesen wäre.
„Schon gut, Chita." Naomi lächelte sie überaus freundlich an und stand schon fast selbstständig wieder auf. „So alt bin ich nicht, dass du mir beim Aufstehen helfen musst." Dann klopfte sie ihren Rock ab. Chita, die zur Entschuldigung für sie die Bücher aufgehoben hatte übergab sie ihr mit geröteten Wangen. „Das war keine Absicht, entschuldigen Sie bitte."
Unsere Lehrerin winkte ab und nahm die Bücher an sich. „Keine Sorge, ich weiß das. Mich wundert es nur, ausgerechnet dich hier in der Mittagspause zu sehen."
„Ich führe Aila herum und zeige ihr alles." Chita deutete auf mich und ich hob grüßend die Hand.
„Verstehe. Dann wünsch ich euch noch viel Erfolg." Mit diesen Worten ging sie schnellen Schrittes an uns vorbei zum Ausgang.
Chita sah ihr nach, ein Fragezeichen zeichnete sich in ihrem Gesicht. „Was ist los?", fragte ich sie.
Sie drehte sich um, zuckte mit den Schultern und ging schließlich an mir vorbei, weiter in die Richtung, die wir eingeschlagen hatten.
„Nichts, ich frage mich nur, was eine Mathelehrerin in der Geschichtsabteilung macht."
Hey
Nach einem Jahr bin auch ich wieder da xD ich hoffe, ich war nicht zu lange weg und es noch einpaar Leudis, die wissen wollen wie es weiter geht.
Also edde, haltet die Löffel steif.
Eure Titan_hearts
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