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Die Türen waren alle offen und die Alarmsirenen in Erklangen. Menschen standen in den Gängen und winkten den soeben befreiten Gefangenen zu, hinauszulaufen, zu fliehen, mitzukommen.
Rena aber rannte rasch an ihnen vorbei und nach ganz hinten in die Spezialabteilung des Centers.
Sinan musste da drin sein.
Gestern hatten sie ihn aus seiner Zelle geholt, genauso wie fünf andere Kinder, um sie zu Attentäter-Monstern zu machen.
Bei ihr hatten sie das tatsächlich auch schon versucht, letztes Jahr, aber es hatte aus irgendeinem Grund nicht funktioniert.
Die Idee, von Werwölfen gebissene Menschen zu benutzen, um sie in Kriegsgebieten mit einem chemischen Cocktail total wild gemacht, auszusetzen, um damit die Gegner zu eliminieren, war einfach nur grausam und böse.
Sie hatte gesehen, wie die vier anderen Kinder sich zu brutalen Bestien verwandelt hatten, blutgeifernd und völlig hirnlos.
Man hatte sie zuvor auch noch in Zwangsjacken gesteckt, und ihnen sogar Helme mit Gittern vor dem Mund aufgesetzt, damit sie niemanden beißen konnten. Und dann hatten sie die Kinder mitgenommen. Alle - außer sie.
Sie war nur wieder zurück in die normale Zelle gewandert, war aber für weitere drei Tage von einem Assistenzarzt aufmerksam beobachtet worden, ob sie nicht doch noch Mutationssymptome zeigen würde.
Die ganze Zeit über hatte sie zu Krishna gebetet und ihre innere Wolfseele, die aber wohl eine kleine Göttin war, hatte furchtbar über die verlorenen Leben der Kinderwölfe geweint.
Rena nannte die Wölfin in ihr Sahaabnuhoti, also Mitleid, weil sie so ganz anders als alle anderen inneren WolfSeelen war, die es hier im Center gab.
Sie war herzensgut und immer lieb, half ihr und arbeitete mit ihr zusammen, statt gegen sie zu kämpfen. Noch nie hatte Sahaa sie gewaltsam übernommen, so wie es anderen Gefangenen und von Werwölfen gebissenen Menschen ergangen war. Noch nie hatte sie sie auch nur dazu angestiftet Oder überreden wollen, etwas gewaltsames zu tun. Nein
Sie war einfach nur eine wunderbare kleine Werwolf-Göttin. Und als solche verehrte Rena sie inzwischen auch.
Denn diese ebenfalls noch junge Göttin war in sie gefahren, mit der Fähigkeit, ihren Körper in einem Wolf zu verwandeln, mit ihr zu sprechen unfair ob ihrer Ängste zu trösten.
Und ebenso erging es auch ihrem kleinen Bruder, nach einem Urlaub im Schwarzwald, mit den Eltern vor drei Jahren.
Diese wilden Hunde, die ihren Weg gekreuzt und sie beide gebissen hatten ... Es waren keine solchen gewesen. Es waren Bestien, ja, Monster.
Sahaa hat sich damals sogar bei ihr dafür entschuldigt, nun ab sofort in ihrem Körper und Kopf wohnen zu müssen. Sie hatte sie gebeten, zu verstehen, dass sie nun auch nicht mehr zurückgehen konnte. In ihre heilige Welt.
Denn wer einmal von diesen Halbgöttern gebissen wurde, dem wurde eine eigene Wolfgöttin oder ein Gott in den Körper hinein gegeben.
Ihre Mutter und ihr Vater, die damals ein indisches Restaurant in Saarbrücken betrieben,
Hatten noch versucht, ihre beiden Kinder wieder aus den Centern herauszuholen.
Es gab angeblich Reservate, für so gebissene Menschen. Doch die Regierung hatte damals gesagt, niemand wollte zwei so junge Kinder aufnehmen und sie bei geborenen Werwölfen groß ziehen. Ja, die Werwölfe würde sie so auch gar nicht am Leben lassen, wenn sie von ihrer Existenz erfuhr.
Also war die einzige Möglichkeit für Sie beide gewesen, hierher zu kommen und als Gefangene zu leben. Für den Versuch, ein Heilmittel herzustellen. Bis sie dann aber beide, weil noch so jung, von Bonn nach München verlegt worden waren.
Hier aber waren sie nun super heftig. Das Militär war involviert. Und die Regierung hatte auch gar keine Ärzte mehr hierher geschickt, die nach einem Heilmittel forschen, nein. Sie machten statt dessen Waffen aus den jungen, gebissenen Menschenkindern. Denn nach dieser neuerlichen und ganz schauderhaften Verwandlung, gipfelte ihre Existenz wohl nur noch in einer wenige Tage dauernden Raserei, Mord und Todschlag, bis sie dann schließlich von den Feinden der Regierung getötet wurden, oder aber von denen, welche sie zu kontrollieren suchten.
So oder so, die Regierung wurde das Problem mit den Werwölfen los, die zu keinem Reservat gehören konnten. Und die noch zu jungen gebissenen Kinder, die hier nur in ständiger Angst und Schrecken vor dem nächsten Tag lebten, wurden eines nach dem anderen auf diese grausame Weise vernichtet.
Ja, sie hatte sogar mitbekommen, dass man gewisse Minderheiten, aus dem Elternhaus entzogene Kinder, die noch gar nicht mal gebissen worden waren, hier mit diesem Werwolf Virus vorsätzlich infizierte, um aus Ihnen diese ultimativen Waffen zu machen.
Es war bestialisch, es war erschreckend. Und gestern war es dann Sinan passiert, dass sie ihn mitgenommen hatten.
Damals bei ihr, hatten sie noch zwei Tage Vorlauf gehabt, bevor sie Ihnen das Mittel gespritzt hatten.
Nun aber, wusste sie nicht, ob man nicht tatsächlich die Kinder extra auf diesen Angriff hier vorbereitet hatte. Vielleicht, um die Angreifer zu erledigen, welche die gebissenen Menschen und Kinder hier herausholen wollten.
Zu welchem Zweck auch immer. Sie vertraute den Erwachsenen nicht mehr. Sie vertraute inzwischen wirklich niemandem mehr. Nur noch Sinan.
Und den musste sie nun rasch finden.
- Jetzt sofort.
Sie hatte sich gestern mit Händen und Füßen gewehrt, hatte gebeten und gebettelt, ihn nicht zu nehmen. Er war doch Erst acht Jahre alt. Aber sie hatten nicht auf sie gehört. Warum auch? Sie war nur irgendein Teenager. Ein infizierter Teenager, der aber einfach nicht das tat, was er sollte. Sich unkontrolliert wandeln, wild sein, böse sein, gefährlich und ein Monster.
Rena wich einem an ihr vorbei laufenden Wolf aus, der so viel größer war als jeder Wolf, den sie je gesehen hatte. Er hatte rote Augen und rabenschwarze Haare.
Wow...
Zum Glück hatte er es aber nicht auf sie abgesehen, sondern stürmte nur direkt an ihr vorbei als sie sich prompt wegduckte.
Erst als sie zurück blickte, gewahrte sie, dass mehrere militärische Mitarbeiter gerade hinter ihr her gerannt waren, und nun von dem schwarzen Wolf gepackt und an Ort und Stelle zerfetzt wurden, wenn sie nicht augenblicklich umgekehrt waren. Sie hörte Schüsse und schreie und druckte sich unwillkürlich wieder, rannte aber nichts, desto trotz weiter. Denn selbst die gesicherte Abteilung stand nun speerangelweit offen.
Nur gut, dass sie hier schon mal gewesen war, sonst hätten die vielen Türen und Behandlungsräume sie irritiert. Aber sie wusste immerhin noch, dass die Käfige der zum bestienhaften Raubtier mutierten Kinder ganz am Ende des Ganges in einer Sackgasse lagen.
Und richtig.
Die sechs großen Käfige beherbergen fünf kleine Monster, mit rot unterlaufene Augen und hochgezogenen, geifernden Lefzen. Sie bewegten sich wie irre in ihren Zwangsjacken, Und nur ganz hinten in der letzten Zelle, lag eine zusammen gekrümmte Gestalt am Boden und zitterte und bebte. Genauso, wie es ihr ja auch einmal ergangen war.
- Sinan!
Sie rannte hin und riss die dreifachen Verriegelungen zurück, stürzte in den Gitterkäfig hinein und zu ihrem kleinen Bruder hin, der sie wild, keuchend aber ebenfalls mit Blut unterlaufenen Augen anstarrte.
„Sinan...! Oh, bei der mitleidigen Werwolf-Göttin ... hörst du mich noch? Bist du noch mein kleiner lieber Bruder?", rüttelte Sie ihn verzweifelt an.
Er drehte den Kopf zu ihr hin und keuchte, krächzte ... doch dann nickte er langsam und am ganzen Leibe zitternd.
Okay, mehr brauchte sie nicht.
„Dann hole ich dich jetzt hier raus! Beiß mich nicht, okay? Auch wenn es gerade schwer für dich ist. Sie haben dir das selbe Mittel gegeben wie mir damals. Du musst also deinen kleinen Gott darum bitten, dir zu helfen, dagegen anzukämpfen, Sinan! Hörst du?
Du darfst kein wildes Tier werden, während ich uns nun beide hier raushole.
Die Göttin beschützt uns! Und dein kleiner innerer Gott auch! Bitte ihn, ja, Sinan?
Bitte ihn dich zu retten, und ich bringe uns beide hier raus!", löste sie mit fliegenden Fingern alle Verschnürungen an seiner Zwangsjacke zog dann selbst ihre Sweatjacke aus, um sie ihrem Bruder umzulegen der nur noch seine Hosen trug.
Sie zog ihm die Kapuze über den Kopf, auch um seine gefletschten, halb verwandelten Zähne zu verbergen und nahm ihn dann huckepack auf den Rücken.
Sie schafft es gerade noch aus dem Käfig heraus und zwei Türen weiter zu einer Besenkammer, als Rena schwere Schritte vor sich hörte. Ihr Gehör war so viel besser, wenn ihre innere Göttin ihr dabei half.
Und auch die Unterhaltung der Männer, die da gerade den Gang herunter kamen, konnte sich bereits hören:
„Und die zu Rogue mutierten Kinder sind alle da hinten?"
„Ja, Alpha. Wir sollten sie von ihren Qualen erlösen..."
„Gut, dann machen wir das nun als erstes. Sie waren wohl alle noch viel zu jung und haben den Kampf gegen ihren inneren Wolf anscheinend direkt nach dem ersten Wandel verloren."
„Na, dann mach mehrs holt schnell! Um so eher könne mia unsere Überlebenden Rudelangehörigen hier naus und hoam bringe.", erklang auch noch ein grollender bayrischer Akzent.
Das waren Rudelwölfe!
Genau die Sorte von Typen, die kleine Kinder, die gebissen worden waren, nicht in die ihren Territorien haben wollten. Und nun wollten sie also die mutierten Kinder töten. Und vielleicht auch noch die anderen...
Hastig stieß sie die Tür zu ihrer linken auf und verschwand gerade noch rechtzeitig in der Besenkammer, und schloss die Tür, bevor sie von den herannahen Rudelwölfen gesehen werden konnte. Sinan auf ihrem Rücken knurrte leise
„Still!", sagte sie es einzig nur noch zu flüstern und bete dann zu ihrer inneren Göttin, zu Sinans innerem Gott, und zu der erhabenen großen Göttin der Geborenen Wölfe, sich ihrer anzunehmen, den Rudelwölfen nicht zu zeigen, dass sie hier waren. Sie sollten Sinas Knurren und ihre Antwort nicht gehört haben. Sie sollten sie nicht finden und ebenfalls töten.
Sie wollte nicht sterben. Sie konnte so nicht sterben. Sie waren immer noch Menschen.
Und sie waren nicht böse.
Sinan kämpft dagegen an, genauso wie sie selbst auch dagegen angekämpft hatte...
Im nächsten Augenblick hörte sie schon das Schreien eines mutierten Mädchen, noch weitere vier Jungens...
Grauenvolle Geräusche.
Dann endeten diese und die Schritte gingen wieder an ihrem Versteck vorbei.
Im Einklang gehende Schritte, und kein einziges Wort von diesen Monstern. Ja, sie drücken noch nicht mal ihr Bedauern über das Morden aus.
- Grausame Monster!
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Und? Was haltet ihr von diesem neuerlichen Start von Seelenverwandt Rena?
Ich muss gestehen, es wird sich hier wohl wieder very Slow Updates geben, aber ich tue mein Bestes, um einigermaßen regelmäßig daran weiter zu schreiben, damit die Alpha-Reihe endlich ein würdiges Ende findet.
Wie immer gilt, dass diese Geschichte in den Handel kommt, also bitte nicht kopieren oder rauben. Sonst wird das zur Anzeige gebracht.
Ich lebe schließlich vom Schreiben.
LG
Bea
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