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Ardy

"Treffsicher bist nicht, was?", verspottete ich ihn.
Ja, ich weiß, dass ich grad mit dem Feuer spielte. Er hatte schließlich die Waffe in der Hand, nicht ich. Ich habe nur ein Messer in der Hosentasche, was mir aber gerade nicht wirklich viel nützt.
"Vielleicht. Vielleicht habe ich aber auch mit Absicht daneben geschossen."
"Ja, das sagst du wohl auch immer zu den Mädels die du flachlegst."
"Halt die Fresse!"
"Sorry, meine Schuld. Du hast ja noch niemanden flachgelegt."
Er löste wieder einen Schuss, aber dieses mal in den Himmel.
"ICH REDE!"
"Okay, los."
"Du denkst wirklich jedes mal, dass du der Starke und Kluge bist. Aber eigentlich bist du rein gar nichts! Außer eine verfickte, ekelhafte Schwuchtel!"
Ich gab dazu einfach mal keinen Kommentar ab, dafür langweilten seine Beleidigungen mich langsam zu sehr.
"Colin kämpft jeden Tag darum was zu essen kriegen und einen warmen Platz zum Schlafen. Und das interessiert dich überhaupt nicht! Du bist so egoistisch und selbstverliebt!"
"Nein, der Einzige der selbstverliebt ist, ist Colin. Und das wirst du auch merken, wenn du ihn wieder hierher holst. Maddox, wirklich denk kurz nach. Warum bittet er dich um Hilfe und nicht seine Eltern? Die können die 500€ doch viel schneller auftreiben als du. Weißt du warum? Weil er dich ausnutzen will. Du gibst ihm die 500€ und dann will er noch mehr. Er will, dass du weiterhin Geld für ihn holst. Er macht sich nicht die Finger schmutzig, sondern du. Komm schon man, so dumm bist du nicht. Du musst das doch erkennen."
"Nein, Ardy. So ist das nicht! Er bittet seine Eltern nicht um Hilfe, weil seine Eltern nichts mehr mit ihm zu tun haben wollen. Er ist einfach so abgehauen, obwohl seine Eltern von Anfang an gesagt haben, dass er es nicht tun soll. Er hat nicht auf sie gehört und wenn er jetzt bei ihnen um Geld bitten würde, würden sie es ihm sowieso nicht geben. Sie denken, dass er selbst Schuld hat. Obwohl alles eure Schuld ist!"
Mittlerweile hatte Maddox die Waffe schon wieder auf den Boden gerichtet. Anfängerfehler. Denn so kam ich ihm langsam immer näher ohne, dass er es bemerkte.
"Okay, verstehe ich. Aber trotzdem lässt du dich von ihm ausnutzen. Ich bin hier nicht der Böse, sondern er. Ich versuche dir gerade zu helfen."
Maddox lachte ironisch. "Helfen. Klar. Du vor allem. Du bist ein nichts! Wäre Taddl nicht gewesen, dann hättest du immer noch kein Geld! Du bist gar nichts ohne ihn!"
Aua, das tat weh. Denn er hatte tatsächlich recht.
Bevor ich antworten konnte, redete er schon weiter. "Wie läuft das zwischen euch eigentlich ab? Fickst du ihn und er gibt dir dafür Geld? Bist du seine persönliche kleine Nutte?"
"Maddox, pass auf was du sagst."
So langsam war meine Geduld am Ende. Er kann mich ruhig beleidigen, damit komm ich klar. Aber er soll niemanden damit reinziehen.
"Also hab ich recht? Taddl denkt echt, dass er der Geilste ist nur, weil er Geld hat was? Gibt er dir dann Taschengeld? Ist er sowas wie dein Daddy? Bah! Ihr beide widert mich an! Gesindel wie euch sollte man verbrennen."
"Halt die verdammte Fresse du Wichser! Bist wohl Mamas ganzer Stolz, was? Kommst gleich wieder nach Hause und erzählst ganz stolz, dass du den bösen Jungen auf dem Spielplatz beleidigt hast. Und dann gehst du in dein Zimmer und holst dir einen auf Schwulenpornos runter. Oder stellst du es dir vor, wie ich es mit Taddl treibe? Ist es das, was dich anmacht?!"
"Bilde dir das ruhig ein! Am liebsten würde ich euch beide kastrieren lassen! Aber weißt du was, mein Leben viel besser macht als deines?"
Was kam da jetzt wieder für ne dumme Antwort. Es fehlte wirklich nur noch ein dummer Spruch und ich werde sowas von explodieren. Das war eigentlich der Moment in dem ich mich von Maddox entfernen müsste, damit ich ihm keine runterhaue. Aber ich schaffte es nicht. Ich blieb stehen und diskutierte weiter mit ihm.
Was sollte ich auch sonst tun? Er versteht es ja nicht, wenn man ihn ignoriert. Er fängt immer wieder von neuem Stress an. Und mittlerweile war er schon bewaffnet. Ich musste das hier jetzt beenden, bevor er wirklich noch zu einer Gefahr wird.
"Ich habe wenigstens noch eine Mutter, die mit mir redet. Du bist so lächerlich und redest mit einem Grab. Deine Mom hört dir eh nicht zu. Du warst doch derjenige der sie hat sterben lassen."
Und damit war das Fass vollkommen übergelaufen. Ich überbrückte die letzten paar Meter zwischen Maddox und mir, packte ihn an den Kragen und zog ihn auf den Boden. Er reagierte aber schneller als ich dachte und gab mir einen Tritt gegen das Schienbein, weswegen ich ein paar Schritte zurückging. Aber ich ließ ihn nicht zum Aufstehen kommen. Sofort war ich wieder neben ihm und gab ihm einen kräftigen Tritt gegen das Becken.
"Wage es niemals wieder so mit mir zu reden!", schrie ich ihn an.
Ich gab ihm einen weiteren Tritt und noch einen und noch einen. Er rollte sich zur Seite, wollte weg von mir, aber das ließ ich nicht zu.
Ich kniete mich zu ihm nach unten und zerrte an seinem Shirt, sodass er nun wieder auf dem Rücken lag.
"Du bist ein jämmerlicher Bastard!", schrie ich weiter. "Wehr dich doch! Los! Wehr dich!"
Tatsächlich versuchte er es auch. Doch er war mittlerweile zu schwach um mir was anzutun.
Ich gab ihm einen Schlag mitten ins Gesicht, sodass seine Nase sofort anfing zu bluten.
Er schrie auf und hielt sich das Auge und die Nase. 
"Ich hoffe, dass du einer deiner blutenden Nase verreckst! Obwohl weißt du was? Ich helfe nochmal ein bisschen nach, damit du auf jeden Fall verreckst!"
"Ardy... Bitte..."
Er fing an zu weinen, was mich zu Lachen brachte.
"Guck dich an. Du kleines Weichei! So eine große Klappe und dann um Gnade winseln, was?! Ich hab dich mehrmals gewarnt! Und das hast du jetzt davon!"
Ich spuckte ihm direkt ins Gesicht und gerade als ich nochmal ausholen wollte um ihm einen erneuten Schlag ins Gesicht zu geben, bremste ein Auto mit quietschenden Reifen, direkt hinter uns.
"Polizei! Lassen sie den Jungen los!", schrie einer der Männer.
Fuck! Ich musste träumen. Warum waren die Cops hier? 
Bevor ich reagieren konnte, wurde ich von Maddox weggerissen. Gewaltsam wurde ich gegen eine naheliegende Mauer gedrängt und mir wurden Handschellen angelegt.
Ich sah zu Maddox. Neben ihm kniete ein weiterer Polizist, welcher einen Rettungswagen und Notarzt rief. Erst jetzt sah ich, was ich eigentlich angerichtet hatte. Alles war voller Blut. Maddox lag blass, weinend und zitternd auf dem Boden.
Länger konnte ich mir das ganze Szenario nicht anschauen, denn der Polizist, welcher mich festhielt, zerrte mich mit zum Auto und ließ mich hinten einsteigen. Ich wehrte mich nicht. Wäre ja auch ganz schön dumm. Außerdem schwieg ich. Was sollte ich auch groß sagen? Die ganze Sache war doch klar.
Maddox war das Opfer und ich der Täter.
Sirenen heulten auf. Aus dem Fenster sah ich den Notarzt und zwei Rettungssanitäter auf Maddox zu rennen.
Scheiße. Ich war gefickt.

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