Kapitel 04
Einige Male blinzelte ich, bevor ich mich aufsetzte und müde zur Uhr blickte.
Verdammt, es war schon so spät.
Panisch sprang ich auf und schlüpfte in meine Kleidung.
,,Theo?" rief ich während ich in seinem Zimmer lief. Er schlief noch seelenruhig, doch ich erkannte, dass er noch blasser war als sonst und Schweißtropen seine Stirn hinunter rollten. Blauliche Flecke überzogen seine Haut und an seinen Armen waren deutlich die dunkelroten Petechien zu erkennen.
Meine Brust zog sich schmerzhaft zusammen während ein schwindelerregendes Gefühl sich in mir breit machte. Langsam setzte ich mich zu ihm und hielt meine zitternde Hand an seine brennende Stirn. Schließlich hielt ich es doch nicht aus und ließ eine kleine Träne meine Wange hinunter rollen.
Früher dachte ich, dass es nur einmaliger starker Fieber und ein vergehender Hautausschlag wäre. Ich dachte, es wäre nur eine kleine Grippe.
Warum passierte meinem jüngeren Bruder so etwas? Er verdiente ein solch großes Leid doch gar nicht. Und ich, als große Schwester, kann nichts dagegen tun.
Wieder einmal saß ich neben ihm und tat absolut gar nichts. Wieder einmal wusste ich nicht weiter.
Ich brauche diesen Job. Ich brauche dieses Geld. Ich brauche es, für Theo. Noch länger würde ich es nicht aushalten ihn so tatenlos zuzusehen.
Da ich ihn nicht aufwecken wollte, ließ ich einen kleinen Zettel neben seinem Kopfkissen da und verließ das Gebäude.
Ein kühler Luftzug strich meine Haut und nahm mir die Wärme, die mir meine zerfetzte Jacke gab.
Der Winter näherte sich, wobei sich die Stimmung der Stadt ebenfalls änderte. Die Menschen lächelten und schienen, als würden sie sich nur in der Weihnachtszeit lieben und verstehen und es war so überaus traurig, dass diese Stimmung nur zur einer gewissen Zeit präsent war.
-
Ich stellte mein Fahrrad an einem Baum ab während mein Blick starr auf das so bewundernswerte Haus gerichtet war.
Langsam lief ich zur Haustür, wobei ein Schauer über meinen Rücken lief. Nervös hoffte ich, dass Adam mir wieder die Tür öffnen würde, denn McAllen würde mich eindeutig wieder wegschicken.
Ungeduldig wartete ich darauf, dass jemand die Tür öffnen würde, nachdem mein Finger die goldene Klingel drückte.
Einerseits wollte ich Jayden aufgrund unseres ersten und letzten Zusammentreffens nicht sehen, doch andererseits spürte ich so sehr den Drang dazu wieder in diese unglaublich blauen Augen sehen zu müssen.
Ich hatte das Gefühl, den ganzen Pazifischen Ozean in seinen Augen sehen zu können.
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen, was mich zurück zur Realität brachte. Zu meinem Glück war es tatsächlich Adam, der mir ebenso die Tür geöffnet hatte.
Er seufzte leicht und sah mich leicht besorgt an.
,,Jayden ist momentan nicht da..", sprach er nun seufzend.
,,Ich möchte auch zu dir. Du wirst mir helfen müssen.", murmelte ich leicht und verschränkte meine Arme.
Verwirrt nickte er.
,,Lass uns das aber lieber nicht hier besprechen. Jayden könnte jeden Moment zurückkommen und er wäre nicht sonderlich erfreut darüber dich hier erneut zu sehen.", schlug er vor, während er die Tür hinter sich schloss und mit mir zu einem dunkelblauen Auto lief, welches hinter dem gigantischen Haus geparkt war.
Verwirrt runzelte ich meine Stirn und sah ihn fragend an. Er antwortete jedoch nicht auf meine unausgesprochene Frage und deutete mir hin einzusteigen, was ich daraufhin auch tat.
Ich ließ mich auf das weiche, hellbraune Leder nieder und schnallte mich an. Es ist eine Weile her, seitdem ich das letzte Mal in einem Auto saß. Sehr lange her.
Nachdem Adam ebenfalls einstieg und losfuhr, räusperte er sich und sah mich auffordernd an. Nickend atmete ich aus und sah ihn an.
,,Ich bin mir sicher, dass du doch irgendwo Schlaftabletten oder ähnliches bei dir besitzst..", fing ich an und er warf mir einen ungläubigen, aber auch geschockten Blick zu.
,,Heute Nacht werde ich wieder kommen. Und wenn ich komme, wird McAllen sich kein Stück gegen mich wehren können, weil du dafür sorgen wirst."
Ich hob meinen Kopf und sah zur Straße. Den Wald hatten wir anscheinend schon verlassen.
Vom Augenwinkel konnte ich nur erkennen, dass Adam stark mit aufgerissen Augen seinen Kopf schüttelte.
,,Das kann ich nicht tun Cassandra. Jayden würde mich wortwörtlich umbringen. Und außerdem- Was willst du denn dann tun?"
,,Ihm beweisen, dass ich das Zeug dazu habe. Dann kann er nichts mehr gegen mich tun.", antwortete ich nun etwas genervt. Er sah mich verzweifelt an.
,,Hör zu, wenn ich etwas anderes tue, was nicht abgemacht war, kannst du mich auch persönlich töten. Du hast dann auch was gut bei mir.", versicherte ich ihm und hoffte, somit ihn überzeugen zu können.
Er überlegte und man sah ihm an, dass er überfordert war. Schließlich nickte er langsam.
,,Heute Nacht funktioniert es aber nicht. Wir sind nicht da.."
Ich zog meine Augenbraue hoch und sah ihn fragend an.
,,Kann ich nicht sagen. Es ist aber ein sehr wichtiges Treffen. Also müssen wir es ver-"
Schlagartig unterbrach ich ihn.
,,Planänderung! Ich werde auch da sein." Ein siegessicheres Grinsen konnte ich nicht unterdrücken.
,,Oh nein! Cassandra das solltest du lieber dir ganz schnell aus dem Kopf schlagen. Du würdest nicht nur dich in große Gefahr setzen."
Er sah mich leicht entsetzt an und erst jetzt bemerkte ich, dass wir schon lange nicht mehr fuhren, sondern nun jetzt am Straßenrand parkten, weswegen er mir direkt in die Augen sehen konnte.
Wütend zog ich ihm am Kragen gewaltsam zu mir.
,,Gewöhn dich lieber daran, denn bald werde ich immer bei solchen Treffen dabei sein.", zischte ich mit einem verbitterten Ton.
Erstaunt zog er seine Augenbrauen hoch, woraufhin ich ihn losließ und verärgert aus dem Fenster sah und sogar glaubte, eine Schneeflocke fallen gesehen zu haben.
,,Na gut. Das war das letzte Mal, dass ich dich gewarnt habe. Ich hoffe, dass dir alle Risiken und Gefahren bewusst sind. Sorg einfach dafür, dass Jayden mich nicht wegen dir umbringt.", lachte er nun leicht, doch ich wusste, dass es vollkommen ernst gemeint war.
Nun schenkte ich ihm ein dankbares und fröhliches Lächeln.
Der Himmel verdunkelte sich immer zunehmender, wobei ebenfalls mehr Schneeflocken sich auf den Straßen absetzten. Es war immer wieder auf's Neue eine wahre Faszination zuzusehen, wie der weiße Schnee ganz New York bedeckte.
,,Wenn das geklärt ist, kannst du mir ja jetzt erzählen, was du genau vor hast.", forderte Adam mich neugierig auf, wobei ich trotzdem noch den unsicheren Unterton spürte.
Grinsend fing ich an zu erzählen..
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