T W E N T Y - S E V E N| Nächtlicher Besuch
„Emma!" Panisch riss ich meine Augen auf und sah als aller erstes in das Gesicht von Bonnie. Dicht über mir hatte sie sich gebeugt und strich mir einige Haarsträhnen aus dem Gesicht, während sie erleichtert aufseufzte.
„Was ist passiert?", fragte Kol deutlich besorgter nach, schien noch nicht so erleichtert zu sein, dass ich wach war und drückte Bonnie zur Seite, wo er mir schon hoch half und ich mich irritiert im Grill umsah. Die Lichter waren wieder an, Matt war hinter der Bar hervorgekommen und verscheuchte den Mann nun, während ich versuchte wieder ruhiger zu atmen, mich zu sammeln und zu verarbeiten, was gerade gewesen war.
„Es ist alles gut", murmelte ich leise zur Antwort und blickte zu Kol, dessen Gesicht deutlich zeigte, wie viele Sorgen er sich doch machte, nur war ich zu überfordert von dem, was gerade war und was ich erfahren hatte. Ich konnte kaum klar denken, war irritiert, dass er überhaupt mit mir sprach und fühlte mich seltsam benommen.
„Alles gut?", fragte Kol nun nach, als wäre ich bescheuert, „Du wurdest von etwas angegriffen, hast geschrien und wir konnten nicht in deine Nähe, als wäre irgendeine verdammte unsichtbare Wand dort."
„Er hat Recht, das war nicht normal, Emma!", bemerkte nun auch Bonnie, jedoch deutlich sanfter und ruhiger als Kol.
„Aber mir geht es doch gut. Es ist weg und vorbei", meinte ich nun deutlich fester und sah mich dennoch panisch in dem Raum um, als erwartete ich jeden Augenblick wieder etwas zu sehen, zu hören, dass die Lichter ausgingen, doch alles war normal und doch hallten die Worte der Frau wieder und wieder an mein Ohr. Die Worte, die nur noch mehr Fragen in den Raum stellten und mich verwirrten.
„Emma...", begann Kol, der seine Hand nach mir ausstreckte, doch ich wich einen Schritt zurück, als könnte seine Berührung mich verbrennen. Diese Worte hatten alles verändert. Ich wusste nicht mehr wirklich, wem ich vertrauen könnte und außerdem wollte ich nicht bei Kols Wechsel der Gefühle einfach mitmachen, egal wie sehr ich mich auch nach ihm verzehrte. Gerade war er noch ein Arsch gewesen und nun, wo ich angegriffen werde, ist er wieder lieb und sanft? Er sollte sich entscheiden und nicht mit mir spielen.
„Bonnie, ich will nach Hause", sagte ich flehentlich und wich dabei dem Blick Kols aus, sah wie meine Freundin recht besorgt wirkte, jedoch nickte.
„Na gut, dann gehen wir lieber", meinte sie und nahm meine Hand in ihre, „Matt, schaffst du..."
„Ich komme schon klar", versicherte der Blonde und ohne Kol einen weiteren Blick zu würdigen, ließ ich mich von Bonnie aus dem Grill ziehen. Der Abend verlief ganz anders, als ich es mir je auch nur hätte ausmalen können und obwohl ich vor einer Stunde noch daheim gewesen war, war ich nur froh wieder dorthin zurück zu gehen, mich in mein Bett zu legen und zu grübeln. Zu grübeln darüber, wie es weitergehen würde und was das alles zu bedeuten hatte.
„Was genau ist geschehen, Bonnie?" Ich seufzte frustriert auf, als Stefan diese Frage stellte und mich dabei ausblendete, als wäre meine Version des Geschehens sowieso völlig irrelevant.
„Nur das was ich sagte. Das Licht ging aus und sie schrie um ihr Leben, aber sie meinte es wäre nichts gewesen", klärte sie ihn auf und ich setzte mich auf das Sofa vor dem brennenden Kamin, der mir erst mit der angenehmen Wärme zeigte, wie kalt mir da draußen gewesen war, aber na gut, es war auch fast schon Winter und alles andere als warm da draußen.
„Stimmt das, Emma?"
„Es ist nichts gewesen. Ich hatte nur Angst, mehr nicht", beantwortete ich ein wenig genervt seine Frage, da ich einfach nicht darüber reden wollte. Wenn ich ihnen sagen würde, was ich gesehen und gehört hatte, dann würde das alles hier nur in einer Katastrophe enden und Kol würde wohl nie wieder in meine Nähe dürfen.
„Vielleicht sollte ich dann doch bleiben", meinte er besorgt, „Ich will dich so nicht hier alleine lassen und Damon ist Gott weiß wo."
„Stefan, ich brauche keinen Babysitter. Mir geht es doch gut", versicherte ich ihm und schenkte ihm dabei ein aufrichtiges Lächeln, auch wenn ich eigentlich wirklich ungern alleine hier in diesem großen, gruseligen Haus bleiben würde, doch ich wollte ihm keine Sorgen bereiten und mich wie ein kleines Kind aufführen. Wenn diese Hexe wieder kommen sollte, dann würde ich damit nun einmal eben fertig werden müssen.
„Ich kann ja bleiben", schlug Bonnie vor, „Ihr habt genug Gästezimmer, ihre Klamotten passen mir alle und dann wäre ja jemand hier."
„Das wäre echt nett von dir", sagte Stefan lächelnd und ich selber konnte nichts dagegen sagen.
„Also wird das eine Übernachtungsparty?"
„Kein Alkohol", tadelte Stefan mich gleich vorweg und ich verdrehte die Augen. Er war selber gerade einmal 17 und versuchte mir etwas zu verbieten?
„Ja ja, wir werden uns benehmen", bemerkte ich zynisch und stand auf, wo ich Bonnie an die Hand nahm und mit zur Treppe zog.
„Ich habe nicht vor dich noch öfters zu warnen, kleine Salvatore. Nimm dich in Acht, nimm dich in Acht vor Kol Mikaelson, oder ich werde es dich bereuen lassen."
„Dana." Entsetzt riss ich meine Augen auf und saß kerzengerade und schwer atmend in meinem Bett. Die Leuchtschrift meines Weckers zeigte mir, dass es kurz nach drei Uhr in der Nacht war, also hatte ich kaum geschlafen. Die letzten paar Stunden habe ich noch mit Bonnie verbracht, wir haben über alles mögliche geredet und ich habe ihr versucht alte Tanzstile beizubringen, wo ich kläglich gescheitert war, ehe sie ins Bett wollte und nun ein paar Zimmer weiter wohl friedlich schlief. Ich hingegen hatte die Worte dieser Hexe, Dana, in meinem Kopf, verstand ihren Sinn nicht und sie machten mir Angst. Was hatte sie mit Kol am Hut? Wieso sollte ich mich in Acht nehmen? Es klang nicht so, als wolle sie mich vor etwas schützen, eher als wolle sie nur mich weg von ihm sehen, aus welchem Grund auch immer. Es war alleine schon eigenartig, dass ich wusste, wie sie hieß. Mit keinem Wort hatte sie mir ihrem Namen genannt und doch war es als wäre ihr Name mir bekannt, als wüsste ich genau, wer diese Frau, diese Hexe war und das obwohl sie mit sicherer Wahrscheinlichkeit tot sein müsste, denn laut Bonnie war das was mich verfolgte der Geist einer Hexe.
Ich seufzte frustriert von allen Fragen auf und stand auf, um ins Bad zu gehen. Ich würde mich niemals nur wegen solchen Drohungen von Kol fernhalten, doch im Grunde war es egal, er tat es ja von sich aus schon, also war die Mühe, die diese Hexe sich machte, umsonst. Mir kamen ungewollt die Tränen hoch, als ich mal wieder, wie in den letzten Tagen so oft, an Kol dachte. Ich vermisste in so furchtbar sehr, dass ich es kaum in Worte fassen konnte. Nie hätte ich gedacht, dass mir jemand mal außerhalb meiner Familie so wichtig werden könnte und dann auch noch so schnell. Es war einfach, als würde ich ihn seit Ewigkeiten kennen, als wäre er schon immer ein Teil meines Lebens gewesen und seine Distanz fühlte sich an, als würde man mir das Herz aus der Brust herausreißen.
Es war einfach zu grausam und dieser Schmerz war alles aber nicht einfach zu ertragen. Ich schluchzte leise auf und krallte mich an meinem Waschbecken fest, sah in den Spiegel über diesem und musste mir eingestehen, dass ich wirklich furchtbar aussah und das schon seit Tagen. Unter meinen Augen waren tiefe Augenringe von all den schlaflosen Nächten, wo Albträume mich plagten, meine Augen selbst waren vom weinen gerötet und selbst meine Haare wirkten leblos und trocken, als würden sie mit mir zusammen trauern. Ich seufzte verbittert auf, wischte mir die paar Tränen weg und lief wieder zurück in mein Zimmer, wo ich an der Türe wie angewurzelt stehen blieb, als ich niemand anderen als Kol persönlich auf meinem Bett sitzen sah.
„Emma...", begann er und stand auf, als er mich erblickte, während ich glaubte immer noch träumen zu müssen. Aus welchem Grund könnte er auch schon sonst hier sein und das mitten in der Nacht?
„Was machst du hier?", hauchte ich verdattert und und hielt mich am Türrahmen fest, aus Angst schwach zu werden und einfach auf ihn zu zurennen, nur um am Ende von ihm weggestoßen zu werden oder so.
„Ich habe versucht stark zu sein, wirklich, aber ich brauche deine Nähe. Ich sehne mich nach dir", brachte er fast schon gequält hervor und ich sah ihn irritiert an, verstand nicht, was er da sagte, denn wenn es ihm so erging, wieso hielt er sich dann überhaupt fern von mir?
„Du warst es doch, der Abstand hielt", erwiderte ich deswegen gereizt und wich zurück, als er einen Schritt auf mich zumachen wollte.
„Und es tut mir leid, es tut mir mehr leid, als ich es je in Worte fassen könnte, aber ich wollte dich nie von mir stoßen, nur war diese ganze Sache mit der Gestalt, die du gesehen hast, zu viel. Der Gedanke dich zu verlieren war zu grausam..."
„Und dann dachtest du, du drückst mich schon vorher weg von dir?"
„Nein! Es hat mich nur an vergangene Dinge erinnern lassen, wie ich schon mal jemanden verloren hatte, den ich liebte", meinte er verbittert und wirkte plötzlich so unendlich traurig, dass meine ganze Verzweiflung verschwand und ich nur noch zu ihm wollte, ihn trösten.
„Wer war es?", fragte ich nach und sah wie er auf meine Frage hin verbittert lächelte, den Ring, den er an einer Halskette trug, dabei umklammert hielt und sein Blick auf meinen traf. Dieser Blick sagte so viel, er zeigte mir so viel Liebe, so viel Schmerz und so unfassbar viel Sehnsucht, dass ich fast dahin geschmolzen wäre.
„Reden wir wann anders darüber", antwortete er mir leise und ließ den Ring unter seinem Oberteil verschwinden, „Ich liebe dich, Emma Salvatore und entschuldige mich offiziell dafür ein riesiges Arschloch gewesen zu sein." Ich lächelte über seine Worte und war froh, dass meine Brüder außer Haus waren, da sie das hier sicher zerstört hätten und da Bonnie kein super Gehör besaß und tief und fest schlief, würde sie kaum in mein Zimmer platzen und Kol verscheuchen.
„Ich nehme deine Entschuldigung an, Arschloch", erwiderte ich und wich dieses mal nicht zurück, als er auf mich zu lief, er sachte mein Gesicht umklammerte und mich nach Tagen endlich wieder küsste. Ich drohte fast schon ohnmächtig zu werden, so glücklich war ich darüber seine weichen Lippen wieder schmecken zu dürfen und ihm wieder so nahe zu sein, mich an ihn pressen zu können, meine Hände hinter seinem Nacken zu verschränken und eine Gänsehaut davon zu kriegen, wie leicht er mir während des Kusses übers Gesicht strich.
Ich keuchte erschrocken auf, als Kol mit seiner Vampirgeschwindigkeit mich mit sich aufs Bett gezogen hatte und ich dort unter ihm kaum Zeit hatte zu reagieren, als er mich schon weiter küsste und sich dabei mit seinen Händen neben mir abstützte, um mich nicht am Ende unter sich zu zerquetschen. Dass diese Nacht noch umso einiges besser werden könnte und ich nicht weinend und verängstigt weiter versuchen müsste zu schlafen, hätte ich niemals geahnt, wie denn auch? Doch nun lag ich hier, küsste den für mich am meisten perfekten Kerl und durfte meine Finger durch sein weiches Haar streichen, über seinen Rücken kratzen und hätte ihm am liebsten die Kleider vom Leibe gerissen, nur dann wäre meine Selbstbeherrschung dahin gewesen und ich würde meine Tugend versuchen so lange es geht zu bewahren.
„Kol?", fragte ich schwer atmend nach, als ich den Kuss löste und er seine Stirn an meine legte, ich magisch wie gefangen von seinen dunklen Augen war und völlig benebelt über meine Lippen leckte, versuchte nicht wieder gleich ihn zu küssen, „Kannst du bleiben?"
„Willst du, dass Dmaon mich in der Früh tötet?", fragte er amüsiert nach und brachte mich zum schmunzeln.
„Würde er sowieso nicht schaffen und ich will nicht alleine sein... ich... ich kann kaum mehr schlafen", brachte ich bedrückt hervor und von meiner Angst, die deutlich herauszuhören war, setzte Kol sich aufrecht hin, was ich ihm gleich tat.
„Was ist los?", fragte er augenblicklich nach und seine Sorge war so umwerfend süß.
„Albträume", antwortete ich schlicht, „Ziemlich viele und ziemlich grauenvolle, aber vielleicht bleiben sie ja aus, wenn du da bist."
„Alles was du willst, Prinzessin." Mit den Worten zog er sich sein Oberteil aus und ich spürte, wie ich knallrot wurde bei dem Anblick seines entblößten Körpers. Genau das wollte ich doch vermeiden, „Habe ich dir die Sprache verschlagen?"
„Nur ein wenig", stammelte ich unbeholfen und brachte ihn zum lachen.
„Wenn ich hier schlafen soll, dann kann ich wenigstens mein Oberteil ausziehen, den Rest behalte ich ausnahmsweise an", erklärte er und ich wurde, wenn es ging, noch roter.
„Oh du bringst mich um", erwiderte ich ließ mich zurück in die Matratze fallen, während Kol amüsiert seine Schuhe auszog und sich neben mich legte.
„Ich hoffe das zu vermeiden", sagte er dazu nur und zog die Decke über uns, ehe er mir einen Kuss auf die Stirn drückte und ich lächelnd mich traute näher an ihn zu rücken.
„Ich liebe dich im übrigen auch", murmelte ich und spürte, wie müde ich doch geworden war, „Ich liebe dich viel zu sehr, Kol Mikaelson."
Aloha :) Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen und im nächsten ist wieder ein wenig was aus der Vergangenheit mit dabei. Keine Sorge, zu der Dana Sache erfährt man auch noch genaueres xx
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top