T W E N T Y - F I V E| Die Vampirjagd

Kol

1864

Ich hielt mich in den Wäldern versteckt, als die Jagd einen Anfang fand. In meinem Haus wäre ich leichte Beute gewesen und hier draußen würde mich keiner so schnell kriegen und wenn mich einer finden sollte, dann würde er ganz schnell von dieser Welt verschwinden. Das alles nervte mich einfach nur unfassbar. Viel lieber hätte ich diesen Abend mit etwas sinnvollem verbracht, wie mich mit Emma zu treffen, die ich seit dem Ball nicht mehr gesehen hatte, doch wenn meine Tarnung nicht auffliegen sollte, war das hier notwendig und so lief ich einfach durch den Wald, wobei mein Weg mich näher an Emmas Haus führte, als ich es eigentlich wollte, doch es war als würde ich magisch von ihr angezogen werden.

Seufzend lehnte ich mich an einen Baum, sah zu dem großen Haus der Salvatores empor und vernahm den Lärm da drinnen, der mir nicht gefiel, doch offensichtlich wurde gerade eben Katherine enttarnt. Ich sah gespannt dabei zu, wie sich tatsächlich die Haustüre öffnete und einige Männer dabei waren eine ohnmächtige Katherine aus dem Haus zu tragen, als die beiden Brüder von Emma ihr schon nach rannten. Ich hörte, wie alle Beteiligten am Streiten waren, doch mich interessierte nur noch eine Sache: Und das war Emma davon abzuhalten auch nach außen zu gehen, wo gerade alles andere als der geeignete Ort für sie wäre.

Hastig rannte ich deswegen durch die offene Haustüre nach oben, wo ich bisher noch nie gewesen war und erstaunt sah ich mich in dem mit Kerzen beleuchteten Gang um, bewunderte die gemalten Portraits an den Wänden, wo viele ganz klar Emma darstellten und ich lächelte darüber, wie gut sie getroffen wurde, wie ihre blauen Augen leuchteten und wie sie dieses leichte Lächeln auf ihren Lippen hatte.

„Kol?" Ertappt sah ich zu dem Ursprung der Stimme, sah zu der Person, die ich gerade noch auf den Bildern bewundert hatte, „Was machst du hier und was ist da draußen los?" Sie klang besorgt und ich hatte wirklich Schwierigkeiten sie nicht in meine Arme zu ziehen, so hinreißend sah sie in dem Schlafkleid aus, mit dem wirren Haar, als wäre sie gerade aufgewacht, was wahrscheinlich auch der Fall gewesen war, da es schließlich recht spät war.

„Draußen herrscht ein Aufstand, ich bin hier, um dich davor zu bewahren da nach draußen zu gehen", sagte ich eindringlich, sah wie besorgt sie von dieser Nachricht wurde und ihre Augen gleich offen zeigten, wie panisch sie wurde.

„Mein Vater... Stefan und Damon..."
„Sie sind da draußen, aber..."
„Ich muss zu ihnen!", sagte sie sofort und wollte an mir vorbei, doch ich stellte mich ihr in den Weg und ergriff ihre zarten Hände.

„Emma, ich kann dich da nicht raus lassen. Was willst du schon anrichten?", fragte ich nach und sah ihr immerhin an, dass sie selbst einsah, dass es zwecklos wäre.

„Aber...", murmelte sie nur mit einem verlorenen Blick, als draußen Schüsse ertönten und sie ängstlich zusammen zuckte, was mich dazu veranlasste sie den Gang zurück zu drücken.

„Wo ist dein Zimmer? Soll ich eine Bedienstete rufen, dass sie Tee macht oder irgendwas?", fragte ich nach, doch sie schüttelte nur den Kopf.

„Es ist keiner mehr da", hauchte sie erschüttert und zeigte mir die Richtung an, wo sich ihr Zimmer befand und wo ich sie nun hinführte und auf ihr Bett drückte. Es war lieblich hier eingerichtet, überall waren Rosen aus dem Garten in Vasen aufgestellt und Bücher standen in den Regalen, die bis zur Decke gingen. Ich sah noch einige Puppen auf den Regalen stehen, was mir nur wieder verdeutlichte, dass sie wirklich jung war und viel zu behütet aufwuchs hier, denn es war ganz offensichtlich, dass niemand in der Familie etwas daran lag sie schnell verheiratet zu sehen, während andere Mädchen in ihrem Alter nicht schnell genug in die Ehe geführt werden konnten.

„Kol, wieso bist du hier?", fragte sie mich verzweifelt und zuckte erneut zusammen, als draußen weitere Schreie und Schüsse ertönten, so dass ich mich neben sie setzte und besänftigend ihre Hände erneut ergriff.

„Ich habe gehört, was da draußen vor sich geht und musste einfach nach dir sehen", erklärte ich ihr und sah erleichtert auf meine Taschenuhr, die mir anzeigte, dass die Zeit um war, dass das Gerät der Gründermitglieder nun nicht mehr wirken würde und der ganze Irrsinn somit vorbei wäre, „Wäre vielleicht angebrachter, wenn du deinem Vater hiervon nichts berichtest."
„Werde ich nicht", versicherte sie mir und sah auf unsere verschränkten Hände, „Das wäre nicht angebracht." Ich lächelte amüsiert über ihre Verlegenheit und wünschte so sehr sie an mich ziehen zu können, sie zu küssen, nur leider war das hier nicht der geeignete Moment dafür und ich musste einfach mehr Geduld aufbringen. Ich war schon dabei etwas zu erwidern, als ich hörte, wie die Haustüre unten laut aufging und ein Stimmengewirr bis nach oben ertönte, wo Emmas Vater eindeutig davon sprach zu seiner Tochter zu müssen.

„Verdammt", fluchte ich und sprang hastig auf, ebenso Emma, die mittlerweile die Stimmen auch hörte und mich hastig zu dem riesigen Schrank zog.

„Sei einfach still!"

„ Nur nicht so stürmisch, Liebste", lachte ich auf, was sie nur dazu brachte mich ernst anzusehen und sie drückte mich in den großen Schrank hinein, ehe sie die Türe verschloss und zeitgleich ihre Zimmertüre laut aufging.

„Emma!"
„Vater, was ist geschehen? Geht es dir gut? Geht es Stefan und Damon gut?" Sie klang überaus bestürzt dabei, ich hörte, wie schnell ihr Herz schlug, wie es ihr süß riechendes Blut durch ihren Körper pumpte und ich hörte ihren Vater bedauernd seufzen.

„Mein Kind, ich verspreche dir, dass alles gut werden wird, aber bitte trink das hier zu erst", sagte er und ich hatte schon eine genaue Ahnung davon, was in diesem Getränk drinnen war, das Emma wohl ohne es zu hinterfragen austrank.

„Und nun? Vater, sag mir was geschehen ist, geht es..."
„Sie sind tot!", unterbrach er sie fast schon eiskalt und ich schloss meine Augen von dieser Antwort, „Draußen fand ein Übergriff statt, deine Brüder und Katherine sie sind alle tot."

„Aber...", hauchte sie mit so viel Verzweiflung, dass ich mich kaum zurück halten konnte aus diesem Schrank zu stürmen und sie an mich zu drücken. Konnte dieses Arschloch nicht ein wenig sensibler sein? Sie hatte keine Ahnung, dass ihre Brüder was mit einem Vampir hatten und ihr Vater sie vermutlich dafür kaltblütig ermorden ließ.

„Sie sind tot, Emma! Ich muss jetzt auch wieder gehen, alles weitere regeln. Bleib hier, hier bist du sicher und lade niemanden in dieses Haus ein!" Mit den Worten ging er und ich wagte es aus dem Schrank zu treten, wo ich zu Emma blickte, die immer noch das Glas in der Hand hielt und die Türe vor sich ansah, als wäre sie zu erstarrt, um sich zu bewegen. Zu erfahren, dass ihre Geschwister tot wären, einfach so fort sein sollten, sie schien es für unbegreiflich zu halten und ich konnte es verstehen. Egal wie sehr ich meine Familie auch verabscheute, zu wissen, dass einer von ihnen wirklich endgültig tot wäre, es wäre ein Gedanke, der mir nicht gefiel und Emma verehrte ihre Brüder, es musste grauenvoll sein.

„Ich bin ja hier", sagte ich besänftigend und nahm das Glas aus ihrer Hand, ehe ich sie an mich zog und sie schon von einem Schluchzer überwältigt sich an mich klammerte und verzweifelt aufschrie. Es brach mir das Herz, es brach mir wirklich das Herz sie so zu sehen, vor allem so machtlos zu sein, denn wenn ihre Brüder tot wären, dann könnte ich ihnen auch nicht mehr helfen.



Drei Tage waren seit der Nacht vergangen und es hatte sich verdammt viel verändert. Die Vampire waren fort, außer mir war keiner mehr da. Die Hexen hatten ihre geliebte Stadt somit fast wieder ganz für sich und ich hatte von Dana erfahren, dass Emmas glorreiche Brüder die ganze Sache sogar überlebt hatten, nur eben als Vampire. Sie hatten sich nicht weiter bemerkbar gemacht, waren aus der Stadt geflohen und ich wünschte mir zwar sehr Emma erzählen zu können, dass sie nicht länger um sie weinen müsste, doch ohne einen Beweis wäre das schwer möglich.

Sie selbst hatte sich auch verändert. Es war als wäre alle Fröhlichkeit verschwunden. Ihre Augen leuchteten nicht mehr, wenn sie mal lächelte, dann wirkte es nicht echt und fast immerzu fing die das Heulen an. Ich war in den letzten Tagen andauernd bei ihr gewesen. Ihr Vater war zu beschäftigt und ihm schien der 'Tod' seiner Söhne völlig gleich zu sein und er war einfach froh, dass ich mich damit abquälte seine heulende Tochter zu trösten, so wie jetzt auch.

Die Beerdigung fand statt und spätestens hier hätte ich von alleine gemerkt, dass die beiden nicht tot waren, als die Särge zum Grab getragen wurden, denn ich nahm nicht den Geruch von verwesenden Leichen wahr, es war als wären die Särge mit Steinen gefüllt worden und ob Mr. Salvatore wusste, was aus seinen Söhnen wurde, oder ob die Hexen das hier eingefädelt hatten, war mir ein Rätsel.

„Meine Mum... unsere Mum, sie wird sich um sie kümmern, wo auch immer sie nun sind", sagte Emma leise neben mir und hielt meine Hand dabei fest, während der Pfarrer irgendwelche tröstenden Worte vor der Gruft der Salvatores sprach, wo jedes Familienmitglied bestattet wurde, jedes außer Emma, denn dafür würde ich sorgen. Ich müsste versuchen das alles bald auch in die Richtung der Ewigkeit zu lenken, dafür sorgen, dass sie mir nie genommen werden könnte.

„Ich bin mir sicher, dass sie an einem wundervollen Ort sind", antwortete ich ihr leise und reichte ihr ein Taschentuch, als wie gerufen ihr die ersten Tränen wiedereinmal kamen und sie sich weinend nur noch mehr an mich lehnte. Es schien niemanden zu stören, wie nahe wir uns waren, vermutlich stand für alle um uns herum sowieso schon fest, dass wir so gut wie verlobt waren, dass es nur noch eine Frage der Zeit sein könnte, bis ich vor ihr auf die Knie fallen würde, doch im Anbetracht der Umstände würde ich ihr mehr Zeit geben müssen. Außerdem war ich alles andere als einer der Personen, die jemanden einen Antrag machen würde, bevor wir uns überhaupt wirklich kannten und zusammen wären, das erschien mir völlig idiotisch.

„Danke, dass du hier bist", schluchzte sie auf und ich lächelte schmerzvoll und hielt ihre Hand nur noch fester dabei.

„So schnell wirst du mich nicht los", versicherte ich ihr und wusste, dass sie es geschafft hatte sich zu sehr in mein Leben zu schleichen und ich womöglich nie wieder ohne sie könnte.


Aloha :) Ich hoffe euch hat das Kapitel hier aus der Vergangenheit gefallen und im nächsten geht es ja auch wieder in der Gegenwart weiter xx

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