F O U R T Y - T W O| Dunkle Aura


Mein Kopf fühlte sich merkwürdig voll an, seit ich bei Kol gewesen war und das Bild von mir dort gefunden hatte. Mir war klar, dass er mich angelogen hatte, schließlich war seine Ausrede auch wirklich lächerlich gewesen, dennoch wusste ich einfach nicht, wieso er das tat. Wieso wollte er mir denn nicht einfach die Wahrheit sagen? Was war denn überhaupt die verfluchte Wahrheit? War sie wirklich so entsetzlich, dass sie vor mir verschwiegen werden musste?

Betrübt seufzte ich auf, als ich mich auf mein Bett legte und meine Zimmerdecke dabei ansah. Wieso konnte denn auch nicht einmal alles normal und nicht kompliziert sein? Es würde mein Leben um einiges vereinfachen, so viel stand fest. Gedankenverloren spielte ich mit dem Armband an meiner Hand herum, das Stefan mir zum Schutz geschenkt hatte, ich versuchte mich an irgendwas von früher zu erinnern, was mir vielleicht irgendwie Hinweise auf alles geben könnte, nur leider war das alles andere als leicht. Ich konnte mir zwar bildlich wieder mein Haus vorstellen, schaffte es den Duft der Rosen wahrzunehmen, konnte Stefan und Damon draußen zusammen mit Elena lachen hören, doch... Elena? Irritiert setzte ich mich von dieser schwachen Erinnerung auf, doch Elena hatte es damals nicht gegeben, doch das war auch nicht das erste Mal, dass ich sie in Erinnerungen von früher wiedersah. Angestrengt kniff ich meine Augen zusammen, versuchte mich nur auf Erinnerungen mit ihr zu fixieren. Ich wollte wissen, wieso sie mir immer wieder als Erinnerung erschien, wieso ich immerzu glaubte, sie von früher kennen zu müssen, obwohl das doch offensichtlich nicht so sein konnte, schließlich war sie ein Mensch.


Die ganze Stadt wurde von der Sonne in ein warmes Licht gehüllt, es kam einem fast so vor, als würde angetrieben davon so gut wie jeder draußen unterwegs sein, als würde man, wo auch immer man hinsah, vertraute Gesichter wiedererkennen. Erfreut darüber aus dem Haus herausgekommen zu sein, ein wenig Zeit mit Katherine alleine verbringen zu können, lief ich lächelnd von einem Laden zum anderen, sah in die verschiedenen Schaufenster hinein, betrachtete neue Stoffe, Kleider oder Hüte in allen Größen und Farben. Seit meine Mutter fort war, hatte ich keine weibliche Vertraute mehr um mich herum gehabt und umso glücklicher war ich darüber Katherine zu haben und das einmal ohne dass einer meiner beiden Brüder ihre Aufmerksamkeit für sich beanspruchte. Natürlich missfiel es mir ein wenig, wie angetan beide doch von ihr waren, da ich immerzu das Mädchen Nummer eins für die beiden gewesen war, doch gleichzeitig war ich erleichtert, dass einer von ihnen sie sicherlich ehelichen würde und damit eine so wundervolle Frau gefunden hätte. Wen hätte ich lieber als meine Schwägerin bezeichnen wollen, als sie?

„Wenn du noch länger brauchst, dann bin ich gezwungen deinen Bruder zu holen, Emma", rief Katherine mich, die auf dem Weg stand und auf mich zu warten schien, während ich viel zu fasziniert von einem ganz prächtigen Ballkleid gewesen war, nun aber lächelnd auf die braunhaarige Schönheit zu lief.

„Welchen von ihnen willst du denn holen? Stefan oder Damon?", fragte ich lieblich nach, als ich sie erreichte, wo Katherine sich schon bei mir einhackte.

„Beide sind sie unfassbar gutaussehend, doch ich kann sie nicht beide haben."
„Nein, einen musst du mir dennoch überlassen", lachte ich erheitert, während wir so zusammen weiter liefen.


Panisch riss ich meine Augen schwer atmend wieder auf, spürte wie ich völlig verschwitzt war und irritiert sah ich mich in meinem Zimmer um, doch ich war wieder im Hier und Jetzt und war völlig verwirrt. Wer zum Teufel nochmal war diese Katherine? Wieso hatte keiner meiner Brüder sie jemals erwähnt gehabt und wieso sah sie aus wie Elena? Standen sie deswegen auf sie? Mein Kopf drohte nur noch weiter zu platzen von dieser neuen Erinnerung, die ich mir frei erkämpft hatte und benebelt stand ich von meinem Bett auf, öffnete das Fenster, um frische Luft hereinzulassen. Selbst wenn ich jedoch einer meiner Brüder dazu fragen würde, wer sagte mir, dass sie auch ehrlich wären? Ich stand also nur mal wieder an dem Punkt, wo ich nicht weiter wusste, mehr Fragen hatte, als ich sie je hätte stellen können und auf keine einzige gab es eine Antwort. Es war wirklich frustrierend, doch ich würde mich nicht schon wieder davon in die Knie zwingen. Ich hatte es mit viel Anstrengung geschafft mich an diese Sache zu erinnern, also würde ich es auch weiter schaffen. Ich würde es schaffen mich an alles, was gewesen war, wieder zu erinnern. Ich musste es einfach schaffen.



Die nächsten Tage waren einfach nur noch ein einziges großes Durcheinander. Ich war auf meiner Mission, mich an mehr zu erinnern, nicht wirklich erfolgreich weiter gekommen, zwar hatte ich noch öfters kleinere Erinnerungen an diese Katherine erhalten, doch das war es dann auch schon. Das, was jedoch weitaus wichtiger derzeit war, war wohl die Tatsache, dass Alaric ein Vampir, besser gesagt ein Urvampir geworden war und genau deshalb gerade eben, vor allem in meinem Haus, gar nichts gut war. Ich spürte die Sorgen der anderen deutlich, hatte mitbekommen, wie Pläne geschmiedet wurden abzuhauen, oder Alaric aufzuhalten, ohne ihn töten zu müssen. Zwar hatte ich nie die beste Bindung zu dem Lehrer aufbauen können, doch ich wusste, dass er den anderen allen sehr wichtig war, und dass er alle Vampire tot sehen wollte, machte die Sache nicht gerade besser. Ich verstand deswegen auch sehr, dass Kol sich kaum mehr wirklich bei mir meldete. Er hatte wohl genügend Probleme deswegen am laufen und doch vermisste ich ihn schrecklich. Tief in mir war ich zwar immer noch sauer, weil er mich angelogen hatte, weil er mir die Wahrheit verschwieg, doch meine Sehnsucht nach ihm war eben stärker und ich wollte so gerne für ihn da sein, jetzt wo seine ganze Familie gejagt wurde, seine Mutter das alles erst eingefädelt hatte mit Alarics Verwandlung, doch ich konnte es nicht. Stattdessen wurde ich nur fast schon von meinen Brüdern im Haus festgehalten, da sie nicht wollten, dass mir draußen in diesen Zeiten irgendwas geschah, was ich ja wirklich verstand und doch war es immer das selbe in dieser verdammten Stadt und es machte mich krank.

„Ist bei dir und Kol jetzt eigentlich alles wieder in Ordnung?" Ich lag das Buch in meiner Hand zur Seite, als Bonnie, die mir ein wenig Gesellschaft leisten wollte, mir diese Frage stellte, dabei ihr eigenes Buch längst weg gelegt hatte und nun nachdenklich zu mir blickte.

„Ich denke schon. Wir beide sind eben nicht sehr gut darin eine friedliche Beziehung zu führen irgendwie", erwiderte ich, dachte nur mal wieder sehnsüchtig dabei an ihn und wie gerne ich doch bei ihm nun wäre.

„Und doch sehe ich ihn kaum mehr an deiner Seite."
„Es ist gerade eben nicht wirklich einfach. Seine Mutter hat versucht ihn und seine Geschwister zu töten, versucht es Dank Alaric immer noch und außerdem sorgen Stefan und Damon ja auch brav dafür, dass er nicht in die Nähe des Hauses kommt."
„Die Lage derzeit ist echt alles andere als einfach", seufzte Bonnie frustriert und lehnte sich auf dem Sofa mehr zurück, „Ich wünschte, dass es einfach mal alles kurz gut sein könnte. Am liebsten würde ich Jeremy an die Hand nehmen und mit ihm diese Stadt verlassen, aber so einfach entkommt man dem Mystic Falls Drama wohl nicht."
„Nein, ich habe es versucht", bemerkte ich schmunzelnd und dachte zugleich verbittert daran, wie Kol und ich abhauen wollten und wie ich anschließend halb erstickend zusammengebrochen war.

„Aber vielleicht wird es bald besser werden. Wir müssen Alaric irgendwie retten und dann wird alles wieder gut werden. Ich meine Esther ist Geschichte und so gut wie alle Urvampire sind geflohen oder werden noch fliehen wegen Alaric."
„Nein, noch nicht, aber genau deswegen bin ich ja hier." Überrascht zuckten Bonnie und ich zeitgleich zusammen, als die Stimme von Rebekah fast schon wie aus heiterem Himmel heraus hinter uns ertönte und augenblicklich stand ich auf, um auf meine Freundin zu zueilen.

„Was machst du denn hier?" fragte ich nach wie vor etwas erstaunt und nahm sie in die Arme.

„Nach Klaus suchen, doch offensichtlich ist er nicht hier", erwiderte sie betrübt und sah sich in dem ansonsten verlassenen Zimmer um.

„Wieso sollte er auch hier sein?", fragte Bonnie nun herausfordernd und stellte sich mit verschränkten Armen neben mich hin.

„Er will die Stadt verlassen und wollte davor irgendwelche Vorkehrungen treffen, aber wenn ich jetzt genauer darüber nachdenke, glaube ich beim falschen Haus zu sein", erklärte sie sie sich und fragend runzelte ich meine Stirn, während Bonnie deutlich besser die ganze Sache zu verstehen schien, als ich.

„Er will Elena mitnehmen, nicht wahr?"

„Oh, na klasse", seufzte ich von Bonnies Feststellung auf, während Rebekah sich durch ihr ordentliches Haar strich, ihre Aufmerksamkeit voll und ganz mir widmete.

„Mach dir keinen Kopf wegen alledem, deine Brüder und meine Brüder klären ihre Sachen untereinander schon irgendwie, hoffentlich ohne Tote. Aber ich wollte mich sowieso noch schnell von dir verabschieden, schließlich will ich nur weg von hier und habe keine Ahnung, wann ich wieder kommen werde."
„Ich hoffe nicht so schnell", erwiderte Bonnie zynisch, während ich ein wenig überfordert von allem, was hier ablief, Rebekah nur an mich drücken konnte.

„Aber du wirst wieder kommen, oder?", fragte ich panisch nach, schließlich war sie einer meiner wenigen Freunde und einer der wenigen Leute, die nicht die halbe Welt vor mir verheimlichten.

„Natürlich doch, Kleine", lachte sie lieblich auf, „Du bist die einzige Freundin, die ich habe, so schnell verliere ich dich also nicht. Und du Hexe gibst ja auf sie Acht, verstanden? Ich weiß nämlich, dass mein nutzloser Bruder Kol gerne in solchen Dingen versagen kann, vor allem wenn er sich von Nik zu irgendwas überreden lässt mal wieder."

„Ich gebe immer auf sie Acht", meinte Bonnie fast ein wenig beleidigt und ich war schon dabei die Lage zwischen meinen beiden Freundinnen etwas aufzulockern, als ich merkte, wie mir anfing aus dem Nichts heraus schwindelig zu werden.

„Bonnie?", fragte ich etwas hilflos nach, klammerte mich an ihrem Arm fest, als meine Umgebung anfing immer unschärfer zu werden, es mir vorkam, als würde der Boden wackeln und die Wände sich verschieben.

„Emma?", fragten Bonnie und Rebekah gleichzeitig besorgt nach, ich spürte wie die Blondine mich am Arm packte, doch das war auch schon das letzte, was ich mitbekam, als meine Augen mir zu fielen, ich in meine persönliche Dunkelheit gerissen wurde.



In mir drinnen brach nach und nach eine fürchterliche Hitze aus, als würde man Fieber haben und doch auch so viel schlimmer als das. Es war als würde man schon praktisch brennen, doch genauso schnell änderte sich das wieder in eine Kälte, die so intensiv war, dass ich glaubte am Nordpol gelandet sein zu müssen. Ich hatte wirklich keine Ahnung, was mit mir nun schon wieder nicht stimmte, zwar hatte ich kurz angenommen vielleicht mich wieder an neue Dinge erinnern zu würden, doch stattdessen war es um mich herum auch weiterhin einfach nur finster und still. Es war beängstigend so in sich selbst eingesperrt zu sein und hoffte einfach nur, dass es schnell vorbei sein würde, wobei ich ausnahmsweise mal etwas wie Glück zu haben schien. Die Hitze, die Kälte, beides fing an nach und nach abzunehmen, ich schaffte es langsam wieder die Geräusche, die Gespräche um mich herum wahrzunehmen, ehe ich es letztendlich auf die Reihe bekam, meine Augen aufzureißen und auch schon in Stefans Gesicht blickte.

„Na endlich", seufzte dieser erleichtert auf und gab mir keine Zeit mich an die Umgebung und alles zu gewöhnen, sondern zog mich sofort in seine Arme.

„W-Was ist los?", stammelte ich etwas unbeholfen und realisierte, dass ich in meinem Zimmer war und dass Rebekah zwar nun fort war, aber stattdessen meine beiden Brüder neben Bonnie anwesend waren.

„Du bist ohnmächtig geworden", klärte Bonnie mich überaus besorgt auf, „Rebekah hat dich hier hoch getragen, aber du hast während du weg warst zu schreien angefangen, deine Nase und deine Augen haben zu bluten angefangen, ich... es war wirklich beängstigend."
„Was?", fragte ich verdattert und löste mich von Stefan, tastete an mein Gesicht, doch irgendwer hatte wohl das ganze Blut schon gesäubert gehabt.

„Das hier wird ja immer besser und besser", murmelte Damon frustriert und setzte sich ebenfalls zu mir aufs Bett, wo er nun meine Hand in seine nahm.

„Auf jeden Fall hat Rebekah dir ihr Blut gegeben, um dich von was auch immer zu heilen, doch es hat rein gar nichts gebracht, es hat nicht einmal die Wunde an deiner Lippe heilen gelassen, da du dir vor Schmerzen wohl diese halb aufgebissen hast", klärte sie mich weiter auf und tatsächlich spürte ich da den brennenden Schmerz an meiner Lippe, der wirklich nicht angenehm war.

„Aber wieso das alles?", fragte ich irritiert nach, schließlich konnte man doch nicht aus dem Nichts ohnmächtig werden und seit wann wirkte Vampirblut bitte nicht mehr bei mir? Augenblicklich kam mir da jedoch nur Dana in den Sinn, ihre Drohung. Es war nicht mehr sehr viel Zeit, bis alles vorbei wäre und vielleicht waren das alles die Vorboten dafür?

„Ich habe mit einem Spruch versucht herauszufinden, was los war und... deine Aura... es ist als würde etwas Dunkles sich an dir geheftet haben, wie eine Seuche. Ich habe so etwas noch nie zuvor gesehen, um ehrlich zu sein", meinte die Dunkelhaarige und ich keuchte panisch auf, schlang unbewusst meine Arme um mich, doch so wie sie das ausdrückte, klang das fast, als würde man einen Dämon an sich kleben haben oder so. Es ließ mich eine Gänsehaut kriegen und irgendwie fühlte ich mich gleich um einiges unwohler in meiner eigenen Haut.

„Bonnie meint es zum Teil wenigstens von dir nehmen zu können, aber sie weiß nicht, was dann sein wird", bemerkte Stefan nun unsicher.

„Weswegen wir das auch gar nicht erst machen werden!", warf Damon wütend ein, „Wir setzen sie nicht so etwas aus, ohne eine Ahnung zu haben, was dann ist. Unser Blut kann sie anscheinend nicht heilen, es ist zu gefährlich!"

„Und was ist, wenn wir nichts machen?", fragte ich verunsichert nach, doch Bonnie brauchte eigentlich nicht zu antworten, ihr Gesichtsausdruck sprach da schon voll und ganz für sich.

„Ich weiß wirklich nicht, ob es gut wäre nicht gegen dieses Etwas vorzugehen", antwortete sie unsicher, weswegen ich tief durchatmete und kurz nickte.

„Dann mach es!"

„Aber Emma...", begann Damon wütend, nur hatte er hierbei ja schon mal gar nichts zu entscheiden, weswegen ich ihn mit einem Blick zum verstummen brachte und wieder zu Bonnie sah. Stefan nahm nun meine andere Hand in seine, während Damon meine andere auch weiterhin feste umklammert hielt, als die Hexe kurz unsicher nickte und schon anfing irgendeinen Zauber zu sprechen. Zuerst dachte ich, dass er rein gar nichts bewirken würde, doch nach nur wenigen Sekunden hatte ich das Gefühl, als ob etwas von mir gerissen wurde. Ich schrie mir praktisch die Seele aus dem Leib, musste von meinen Brüdern festgehalten werden, während Bonnie weitermachte, mir das Gefühl dabei gab mich zu töten und ich dachte wirklich lebendig gehäutet werden zu müssen. Und doch brachte es etwas gutes mit sich. Ihr Zauber bewirkte es, dass ich wieder tausende kleine Bilder von früher sah. Ich konnte so Stefan und Damon ausmachen, wie sie mit Katherine Fangen im Garten spielten, sah mich auf einem Ball tanzen, ehe das Bild sich änderte und ich plötzlich im Wald vor etwas oder jemanden davon rannte, panische Angst dabei zu haben schien, ehe ich plötzlich auf dem Friedhof stand, vor den Gräbern meiner Brüder und neben mir stand kein anderer, als.... Kol?


Aloha :) Ich weiß es hat wieder gedauert, aber ich hoffe es hat euch dennoch irgendwie gefallen :) Ahja und schaut  doch mal bei dem Vampire Award von _Sososeries_  vorbei, wenn ihr eine Geschichte in dem Bereich schreibt  xx

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