*09.02.2020*

sisyphonie remastered

Ich sah dich aus der Ferne.

Jemand wie ich, nur wie konnte ich mir dem sicher sein, wenn Schutt und Asche etwas in mir verschüttet hatten?

Asche, die noch heiß gewesen war und meine Hände verkrampfen ließ. Gierig brannte sich der Schmerz durch die Haut und die Nervenbahnen.

„Fuck", fluchte ich.

Wie sollte das weitergehen? Mit meiner verbrannten Hand verteilte ich noch mehr Schweiß und Brandrückstand über das Gesicht. Unzählige kleine Stiche verteilten sich in meinen Augenlidern, als der schwarze Schmutz auch dorthin tropfte.

Ein loser Stahlträger kratzte kreischend über Blech wegen der fremden, unvorsichtigen Schritte hinter mir.

Ich drehte mich um und du standest da.

Du hobst den Blick und ich schaute nicht weg.

Konnte es nicht mehr, wollte es auch nicht.

Deine Augen waren das Einzige gewesen, was ich sah, als die ganze Welt, die Weite des Universums sich auflöste.

In diesem Moment, als mein halb geschlossener Blick sich weitete.

Als ich von deiner Hand in dein Gesicht schaute.

Du hattest mir die Hand gereicht und ich verstand noch nicht, was geschah.

Nichts blieb, was es mal war.

Unsere Hände berührten sich und die Bedeutung des Schicksals löste sich auf.

Vergangenheit und Zukunft waren zu einer blubbernden Brühe verschmolzen und ließen das Glas zersplittern.

Kein Jetzt mehr, als deine frostige Regenbogenhaut, von der Pupille verdrängt, auf meine sanfte, grüne traf.

In dieser Nacht hattest du mir das Gefühl gegeben, dass das Ego nur eine Kette war, die wir immer wieder zersprengen konnten.

Wir waren frei von uns, lösten uns von dieser Welt, waren miteinander verbunden.

Wir fanden zueinander, während das Ziffernblatt in den Flammen zerfloss.

Weil Vergangenheit nur ein Zwangsgedanke war. Fesseln, die das Jetzt festhielten.

Zukunft war ohne Rahmen, so weite Lichtjahre zwischen den Gestirnen.

„Die Wahrheit ist, wir suchen alle was. Mein Beruf ist auch nicht das Wahre", du zogst an deiner selbstgedrehten Zigarette. „Wenn wir aber die Symptome bekämpfen, denken wir, das geht klar. Netflix, weil ich sonst ein langweiliges Leben habe", sagtest du. „Tabak und mal Gras, um herunterzukommen."

Es ging um die Ursache, nur machten wir uns Gedanken um all das, was wir verlieren könnten.

Die großen Gebäude, die wir bauen mussten, wurden zu Feuer und Schutt. Unser Wille war ihrer. Von Menschen, die glaubten, uns etwas sagen zu können.

Wir hatten das auch nicht anders verdient, weil wir es denen recht machen wollten. Als wir glaubten, so etwas wäre bedingungslose Liebe.

Es ging immer um das sich bewusst sein.

Vor uns regneten violette Scheine. Unsere bedruckte Freiheit, die wir bekamen. Für das wir so viel hergaben. Doch statt Euphorie war nur innere Leere.

Wir waren Bonny und Clyde in traurig.

Wir konnten unsere Wachsfiguren mehrmals kaufen, dann wäre die Fassade perfekt. Wir hätten uns ein Lächeln antackern können. Hätten es uns nochmal entfernen und dranmachen können. Vielleicht machte das mehr Dopamin. Die Kosten waren kein Thema, wir hatten das Geld. Sogar für die Schweigepflicht.

Zwischen der Stille der Tränen, als unser Herzklopfen fast wehgetan hatte, warf es Schatten, wo das Licht nie schien. In die verschütteten Löcher, die dunkle Wahrheiten ihr zu Hause nannten.

Hart wie eine Faust, die nochmal ins Gesicht schlug. Die Knöchel waren aufgerissen und Blut tropfte.

Unser Besitz war nichts und das Leben alles.

Ich hatte eine Ahnung, dass du anders als sie gewesen warst. Etwas abschreckend und trotzdem fiel es mir schwer, dich unauffällig zu betrachten.

Du warst auf der Suche wie ich. Ohne es zu wissen, sah ich es dir an.

Weil, ich wollte nicht mehr suchen, aber du zeigtest mir, dass ich das wert war.

Wusstest du, dass ich deswegen deine Hand ergriff?

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