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"Hab keine Angst, Sky. Alles ist gut. Keiner tut dir etwas." versuche ich die Schönheit vor mir zu beruhigen, aber je mehr ich mich ihm nähere, desto schneller wird seine Atmung und er tritt zurück. Ich arbeite schon seit mindestens einer Stunde daran, dass ich wenigstens seine Box betreten kann. Das habe ich jetzt zwar auch geschafft, aber das Pferd, das ich eigentlich damit erreichen wollte, steht in der hintersten Ecke und beäugt mich misstrauisch. Ich glaube er hasst mich. Jap, an dem muss es liegen.

Ich stöhne frustriert auf und schließe die Boxentür wieder. Sogar ich habe gemerkt, dass das keinen Sinn ergibt ihn noch weiter zu belästigen. Immerhin müssen wir uns gegenseitig vertrauen können, damit er mich auf seinen Rücken lässt. Und von Vertrauen kann hier noch nicht die Rede sein. Grübelnd darüber, was ich tun könnte, setze ich mich auf den Putzkoffer vor der Box und stütze den Kopf auf den Händen ab.

Plötzlich spüre ich ein zartes Schnauben an meinem Hinterkopf und ein leichter Wind weht mir um die Ohren. Ich wage es kaum mich umzudrehen, nicht dass ich ihn wieder erschrecke, aber ich tue es dann doch langsam und gemächlich. Als ich ihn ansehe, zuckt er kurz zurück, verweilt aber dann in dieser Position und sieht mich einfach nur an.

"Hey mein Freund. Da bist du ja." flüstere ich ihm entgegen und er spitzt die Ohren und dreht sie in meine Richtung. Scheinbar scheint ihm der Kling meiner Stimme zu gefallen.

"Fangen wir nochmal von vorne an. Ich bin Malia und ziemlich neu hier. Meine beste Freundin Hayley und ich sind heute hier angekommen. Und um ehrlich zu sein, wollte ich bis vor einigen Stunden noch garnicht hierher. Es ist nicht so leicht, weißt du. Meine Mutter ist davon überzeugt eine Dressurreiterin aus mir zu machen, dabei will ich das doch garnicht. Da kommst dann leider auch du ins Spiel. Weißt du, ich soll dich nämlich reiten und mit dir auf Turniere gehen." Bei meinen letzten Worten schnaubt er und legt die Ohren kurz zurück.

"Ich weiß, ich will das ja auch nicht, mein Süßer. Wir machen einfach das Beste daraus, oder? Das heißt aber, dass du mich auf deinen Rücken lassen musst. Ich weiß nicht, was dir passiert ist, dass du so abweisend und ängtlich bist, aber ich werde dir helfen. Wir zwei helfen uns gegenseitig okay?" Ich weiß, dass er nicht genau versteht, was ich sage, aber ich bin mir sicher, er hört aus meiner Stimmer hinaus, dass es mir wichtig ist und dass, es auch ihn betrifft.

"Okay gut, ich lasse dich jetzt in Ruhe, okay? Ich komme morgen wieder." Ich stehe langsam auf und auch er zieht sein Gesicht zurück und mustert mich aufmerksam. Dann schnaubt er einmal und dreht sich um. Da fällt mir etwas an seiner linken Hüfte auf. Man kann es fast nicht erkennen, aber wenn man genau hinsieht, steht dort eine 37 und darüber ein merkwürdig aussehendes, geschwungenes D. Was das wohl bedeutet? Das Vollblutaraber-Brandzeichen sieht anders aus, also ist es kein Rassebrandzeichen. Ich werde wohl die Direktorin mal fragen müssen, was das bedeutet.

Ich kontrolliere nochmal die Boxentüre und werfe einen letzten Blick auf den schwarzen Wallach, bevor ich mich umdrehe und hoch zu Hayleys und meinem Zimmer im Jungstrakt gehe. Ich verstehe immernoch nicht, wie sowas passieren konnte. Da werden wir wohl auch nochmal mit der Direktorin reden müssen.

Als ich an der Zimmertür ankomme und sie gerade öffnen will, unterbricht mich eine tiefe, raue Stimme dabei.

"Wo warst du?"

"Was hat es dich zu interessieren, Ryan?" Ich drehe mich zu ihm um und entdecke ihn wenige Meter entfernt, lässig an der Wand lehnend.

"Wo du warst, habe ich gefragt. Es ist unhöflich nicht zu antworten, Alena."

"Woher zum Teufel kennst du meinen Zweitnamen??" frage ich ihn geschockt.

"Hab so meine Quellen. Beantwortest du jetzt meine Frage?"

"Nein." Ich drehe mich um und will erneut die Tür öffnen, als er mich schon wieder daran hindert.

"WER ist es, Alena?" Seine Stimme klingt kalt und gereizt. Was ist los mit diesem Kerl?

"Ich war im Stall bei Sky. Was willst du von mir, Ryan??"

"Okay gut. Gute Nacht, bis morgen." antwortet er nur wesentlich entspannter und verschwindet dann in einem Zimmer.

Kopfschüttelnd öffne ich die Zimmertür und erblicke eine handyspielende Hayley.

"Wo warst du denn?" fragt sie mich auch gleich, nachdem ich die Tür geschlossen habe, und legt ihr Handy beiseite.

"Im Stall bei Sky."

"Wer ist Sky? Ist er heiß?" fragt sie mich augenzwinkernd.

"Schön ist er auf jeden Fall. Aber er lässt sich nicht von mir reiten." Ich weiß, dass Hayley sich jemand anderen als Sky vorstellt und das dieser Satz nicht gerade eindeutig klingt, aber ich nehme meine beste Freundin eben gerne auf den Arm.

"Wie bitte? Oh Gott ich wusste garnicht, dass das bei dir so schnell geht."

Ich fange an zu lachen, als ich ihren schockierten Gesichtsausdruck sehe, und da merkt wohl auch sie, dass ich sie verarscht habe.

"Sky ist ein Pferd, Hayley. Sein Name ist Miami Skyline und er wurde mit als Dressurpferd zugeteilt. Aber er ist völlig verängstigt, weshalb ich viel mit ihm arbeiten muss." erkläre ich ihr.

"Oh Achso. Und ich dachte schon du bist jetzt zu einer...äh naja du weißt schon was ich meine..." lacht sie.

"Nene. Ich bleib so wie ich bin." zwinkere ich ihr zu.

"Verspannt und spießig?"

Ich schnappe hörbar nach Luft und bewerfe sie mit einen Kissen. Das lässt sie natürlich nicht auf sich sitzen und so beginnt eine riesen Kissenschlacht.

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