Zwei Fälle, eine Lösung
POV Grace
Endlich Wochenende. Und zwar Sonntag. Die Sonne schien durch das Geäst der Bäume und warf Schatten in ihr Gesicht, als sie sich in den Castors-Park auf eine Bank setzte. Sie wartete auf ihre Tante, Alison, da sie zehn Minuten früher als vereinbart anwesend war. Das Wetter war einfach zu schön, um zuhause zu bleiben. Sie musste einfach raus. Um vierzehn Uhr kam Tante Alison ihr entgegen. Sie trug einen schwarzen Bleistiftrock, der ihre Beine umschmeichelten und eine weiß geblümte, langarmige Bluse mit Rüschen. Ihr mittellanges blondes Haar wehte im Wind umher und sie setzte sich in einer fließenden Bewegung zu ihr.
„Hallo, meine Lieblingsnichte.", sagte sie und drückte auf jeder ihrer Wangen ein Küsschen auf. „Hallo, Tante Alison.", lächelte sie. Wie geht es dir?" Sehr gut und dir?", fragte sie. „Auch sehr gut.", antwortete Grace höflich.„Ich hoffe, du bist bereit für dafür", sagte sie und zog ein großes längliches Paket hervor und platzierte es zwischen die Beiden. Es war mit einem türkisen Papier und blauer Schleife verpackt. „Was ist das?", erkundigte sich Grace.
„Finde es heraus. Mach es auf, ich will dein Gesicht sehen.", und sie klatschte wie ein kleines Kind in die Hände. Grace strich sich eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht und machte das Paket auf. Ihr blieb der Mund offen stehen. Ein Jagdbogen plus Pfeile und Köcher befanden sich in dem Paket von ihrer Tante. „Und wie gefällt es dir?"fragte sie neugierig. „ Es ist perfekt, danke!" freute sich Grace und gab ihrer zwanzig Jahre älteren Tante eine große Umarmung. „Ich wusste, dass es dir gefällt. Mein Bruder sagte zwar, das ist nichts für seine liebenswerte Tochter, aber ich wusste dass er unrecht hatte. Wir Frauen wissen, was uns gefallen würde.", erzählte Alison wissend und lächelte verschmitzt.
Grace grinste darüber und fragte: „Wann können wir anfangen?"„ Heute bei mir im Garten, da können wir sehen wie gut du im Bogenschießen bist und ob du dir deine Lektionen gemerkt hast, als wir Angriff und Selbstverteidigung geübt hatten. Wie geht es Jason? Spielt er immer noch Football?"„Gut, er spielt als Team Kapitän in seinem Football-Team in der Schule." „Aha, gibt es irgendetwas neues, wovon dein Vater mir nichts erzählt hatte?", erkundigte sich ihre Tante, während sie zu ihrem Auto schlenderten.„Hat er dir von den Alisters erzählt, die hier in unsere Nachbarschaft hingezogen sind?" Tante Alisons Gesicht verdüsterte sich und presste ein „Nein" durch die zusammengebissenen Zähne hervor. Grace runzelte die Stirn, aber bohrte nicht weiter. Vorerst nicht. Als sie in den BMW steigen, schweigen sie sich über die ganze Fahrt nach Greenwich an.
...
Beim kleinen Apartment ihrer Tante, gab es einen kleinen Garten. Tante Alison ging voran und Grace hinterher. Sie öffnete die Tür und Grace ging die Treppe hoch in ihr altes Zimmer, wo sie als dreizehnjährige immer übernachtet hatte. Als sie die Löwenähnlichen Türklinke drehte, kam ihr der Geruch von Veilchen entgegen. In jedem Raum in dem Apartment roch es nach Veilchen, weil Alison immer mit Putzmittel mit Veilchenduft putzte. Grace wechselte ihre Jeans, ihr weißes Tank top und Sneakers gegen schwarze Leggins und enganliegendes schwarzes Top mit breiten Trägern, die sich auf ihren Rücken kreuzten mit einem blauen Streifen an der Taille und leichten Sportschuhen
....
Im Garten wartet schon Tante Alison auf sie mit ihrem Bogen und den Pfeilen im Köcher und zwei schulterhohen Holzstäben und in Sportsachen gekleidet. Die Zielscheibe war an einem Baum festgemacht worden. Tante Alison winkte sie zu sich und drückte ihr den Bogen und Köcher in die Hand. Grace nahm sie ihr ab und schulterte den Köcher über und nahm den Bogen in die linke Hand. Sie griff mit der rechten in den Köcher an ihrem Rücken und holte einen Pfeil heraus, den sie in an die Sehne setzte. Sie stellte sich in Position und zog die Sehne zu sich. Mit einem Blick lokalisierte sie die Zielscheibe und schoss. Der Pfeil steckte in einem schrägen Winkel in der Zielscheibe. „Mach dich erst mal damit vertraut.", munterte ihre Tante sie auf und drückte kurz ihre Schulter, als sie Getränke aus der Küche holen wollte und ins Haus zurückging. Grace schoss noch ein paar Pfeilen und traf immer besser, bevor sie den letzten Pfeil abschießen konnte, kam ihre Tante mit einem Tablett, zwei Gläser Wasser und Flaschen zurück. Sie bedeutete ihr sich zu ihr an den kleinen Holztisch zu gesellen und eine kurze Pause zu machen.
Vor acht Jahren:
Es war Sommer, die Sonne schien und tauchte den Garten in eine wohlige Wärme. Grace trainierte mit ihrer Tante Nahkampf und Verteidigung. Alison brachte ihr bei, wie man die Schwächen seines Gegners im Kampf erkennt und für sich nutzt. Sie griff an, aber ihre Tante blockte den Angriff, den sie von vorne unternahm
...
POV Hayley
Hayley fühlte sich unwohl. Seit einer halben Stunde starrte ihr Bruder aus dem Fenster. Mit angezogenen Knien saß Valentine auf dem Erker und starrte mit leerem Blick aus dem Fenster und sagte kein Ton und rührte sich nicht. Er hatte ihr erzählt, was er geträumt hatte und ein merkwürdiges Gefühl machte sich in ihrer Magengegend breit. Sie hatte Lauren gekannt. Lauren war immer in ihrer eigenen Welt und hatte seltsame Dinge getan, wie Bücher verkehrtherum zu lesen. Aber sie hatte ihm gutgetan, dass muss Hayley sich eingestehen. Sie erinnerte sich das Lauren auch schwarzes Blut hatte, da sie sich mal in der Küche mit einem Küchenmesser geschnitten hatte, als sie zusammen Gemüse für einen Nachbar geschnitten hatten.
Vor zwei Jahren:
Hayley stand mit Lauren in der Küche ihrer Eltern und schnitten verschiedenes Gemüse. Sie waren allein. Valentine war beim Football-Training, ihr Vater im Büro und ihre Mutter auf Geschäftsreise in Portland. Laurens Eltern waren verreist, weswegen Lauren bei ihnen blieb in den Osterferien. Damals hatte ihre Familie in Raven gelebt. Gerade als Lauren nach einer Tomate griff und sie zerschneiden wollte rutschte sie mit den Fingern über die Klinge des Messers, welches sie in der Hand hielt. Ihr entfuhr ein Zischlaut und hielt sich die Finger. Blut tropfte auf den Fliesenboden und Hayley reichte ihr benommen ein Tuch, als das Blut sah. Das schwarze Blut. Lauren riss ihr förmlich das Tuch aus den Händen und drückte es auf die Wunde.
Grace und Lauren waren gleich, schoss es ihr durch den Kopf. Sie haben beide das Blut. Hayley rannte förmlich in das Büro ihres Vaters, der zum Glück nicht im Haus war. Sie eilte zu den Akten –Schubladen und öffnete sie hastig. Lauren Hale. Sie fand die Mappe und zog sie heraus. Hayley setzte sich in den Ohrensessel ihres Vaters und durchblätterte die Akte.
Fallnummer: 355
Name: Lauren Hale (Tot)
Alter: 16
Geschlecht: Weiblich
Aufenthalt: Raven, Trebe Road 55
Wesen: Unbekannt
Merkmale: Schwarzes Blut
Stand: Ungelöst
„Volltreffer", sagte Hayley zu sich selbst in Gedanken und fotografierte die Akte Blatt für Blatt ab. Sie steckte die Akte wieder an ihren Platz und verließ das Büro.Im Flur überlegte Hayley, ob sie ihrem Bruder erzählen sollte, was sie herausgefunden hatte, aber sie ließ es und ging in ihr Zimmer. Sie muss nicht wieder alte Wunden bei ihm aufreißen. Es waren grade mal zwei Monate nach Laurens Tod vergangen. „Ich warte lieber noch damit", murmelte Hayley und schloss die Bürotür. Die gelben Wände ihres Zimmers und die hellen Möbel strahlten eine Wärme aus die Hayley dringend brauchte. Sie setzte sich an ihren Schreibtisch, der vor dem großen Fenster stand und das Zimmer in Sonnenlicht tränkte. Sie holte ein Blatt Papier aus der Schublade und zeichnete eine KreismatrixViele Fragen schwirrten Hayley durch den Kopf, aber sie fand keine Antworten auf diese. Sie kaute auf ihrem Kugelschreiber herum, bis es an ihrer Tür klopfte.
„Herein!", rief sie und Valentine öffnete die Tür und setzte sich auf das rotbezogene Himmelbett. „Hey, was machst du da?", fragte er und deutete auf das Papier das sie vor sich liegen hatte. „Ich versuche herauszufinden mit was wir es zu tun haben."„ Was hat Lauren damit zu tun?", und deutete auf die Matrix, als er sich neben sie stellte. Das war's dann wohl mit warten, dachte sich Hayley.„Ich zeig es dir. Das ist Laurens Fall-Akte, hier sehe selbst.", sie gab ihm ihr Handy, damit er sich überzeugen konnte. Er nahm es und sah überrascht aus.„ Sieht so aus, als ob wir zweimal denselben Fall haben und es eine Lösung für beide gibt.", erkannte Valentine. „ Heißt, dass wir einen Ausflug nach Raven unternehmen werden.", schlussfolgerte Hayley.„Ganz recht.", erwiderte Valentine.
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