Traian
POV Hayley
„Was ist mit euch?", fragte Grace. Als ob die Frage wirklich notwendig sei. „Ich komme auf jeden Fall mit. Nicht einmal die Rekruten vom Bund des Raben bekommen die Chance in die Fünf Welten zu reisen." Hayley stand ihrer Freundin bei. Egal, was es kostet. Das würde Grace nämlich auch für sie tun, wenn Hayley an ihrer Stelle wäre.
„Ich komm auch mit. Wie gesagt, vor unserer Flucht haben wir besprochen, dass es kein Zurück mehr gibt und dass ist jetzt auch so. Es gibt kein Zurück. Nicht mehr.", sagte jetzt auch ihr Bruder. Hayley war stolz auf ihn und zeigte es ihm auch.
Sie war froh, dass er keine Moralpredigt ihr gegenüber gehalten hat. Auch Grace schien stolz darauf zu sein. Sie lächelte breit.
„Dann ist es jetzt offiziell. Wir werden nach Traian reisen. Wir sind bereit, Kaylee. Die Reise kann losgehen."
„So soll es sein. Denkt jetzt alle daran nach Traian zu reisen und nehmt euch an die Hand und lasst nicht los, sonst landet ihr im ewigen Nichts, wenn ihr die Orientierung verliert.", sagte Kaylee. Sie stellte sich neben Grace und umgriff ihre Hand. Hayley stellte sich dann neben Kaylee, weil Hayley befürchtete Valentine und Kaylee würden es begrüßen sich gegenseitig ins ewige Nichts zu katapultieren.
Dann nahm zum Schluss Valentine die Hand von Grace in seine und Hayley merkte dass die beiden nervös bei dieser Geste waren.
Hayley grinste innerlich darüber und nahm sich vor die beiden darauf anzusprechen. Dann konzentrierte sich Hayley wieder auf das himmelblaue Portal vor ihnen. Hand in Hand gingen die vier in den Strudel.
Es fühlte sich an wie ein Sog. Rund rum war alles blau, als wäre man im inneren eines Wasserstrudels, wo man nicht drin nass wurde. Der gesamte Eindruck war atemberauben. Noch nie war Hayley mit einem Portal gereist.
Noch nicht einmal im Traum hatte sie daran gedacht es jemals zu tun. Und jetzt tat sie es. Glück durchströmte ihren Körper. „Konzentrier dich auf das Ziel, Hayley.", sagte Kaylee ohne sie auch nur anzusehen. Blöde Kuh, dachte sich Hayley mürrisch.
Eigentlich hatte Hayley nichts gegen Kaylee, aber ihr scheinheiliges Verhalten konnte Hayley ganz und gar nicht ab. Sonst war sie ganz okay, niemand mit dem Hayley sich anfreunden würde, aber auskommen, wenn es nötig wäre. Sie erwiderte nichts auf Kaylees Aussage, was aber nicht nötig war. Ihre Konzentration war von selbst wieder zu ihrem eigentlichen Ziel gewandert.
Traian. Sie konnte es immer noch nicht glauben. Aber es war real. Kein Traum. Am Ende des Tunnels konnte sie Licht sehen und je näher sie kamen desto deutlicher wurde das Bild. Man konnte Kupferfarbene Gebäude sehen. Dann wurden die raus gekickt, als hätte man sie von hinten getreten.
Unter ihren Füßen fühlte man den Kupferasphalt, der kalt war.
POV Grace
Sie waren in Traian gelandet. Grace konnte die kalte Luft auf ihrer Haut fühlen. Sie schüttelte sich deswegen kurz. Noch immer lag die Hand von Valentine um ihre. Sie war warm und wärmte ihre Hand. Und nicht nur die, ihre Wangen fingen an zu brennen. Zum Glück konnte sie die Röte ihrer Wangen auf die Eiseskälte der Umgebung schieben. Nur glaubte Grace nicht, dass Hayley ihr das glauben würde.
Ja, sie hatte ihr Grinsen bemerkt, auch wenn Hayley sich alle Mühe gegeben hatte es nicht bemerkbar zu machen. Sie legte schon Pläne zusammen wie sie Hayley abwimmeln konnte, damit sie nicht durchdreht, wegen eben. Doch das verflüchtigte sich als sie bemerkte, dass Valentine sie an stupste.
„Ja?", fragte sie ahnungslos und schaute die umstehenden an.
„Ist alles in Ordnung mit dir?", fragte Valentine und umgriff ihre rechte Schulter mit der anderen Hand.
„Ja, alles okay. Nur überwältigt vom diesem Anblick.", stammelte sie schnell. Warum stammelte sie? Sie hatte nicht die leiseste Ahnung. Valentine lächelte. „Sind wir nicht alle überwältigt von diesem Anblick?"", scherzte er. Grace nickte und sah ihm direkt in die azurblauen Augen. „Ich wollte noch mit dir über die letzte Nacht im Haus der Schöpfer sprechen, Valentine.", setzte Grace an.
„Auch ich wollte mit dir darüber sprechen. Es tut mir leid, dass bei dir Sicherungen geplatzt sind und ich..." Sie unterbrach ihn. „Nein, ich war daran schuld. Ich hätte mich nicht an so einen Ton vergreifen dürfen..." Jetzt unterbrach er Grace.
„Und ich hätte nicht so handeln dürfen wie ich gehandelt habe und die Sache mit der Wand..." Valentine machte eine kurze Pause. „Wie hast du das gemacht?"
„Ich weiß es nicht, aber mir tut es unglaublich leid deswegen.", entschuldigte sich Grace reumütig. „Schon vergeben und vergessen.", winkte Valentine ab.
„Mir tut es auch leid, wegen deines Halses. Hast du eigentlich..." Grace schüttelte den Kopf. „Nein, habe ich nicht. Vergeben und vergessen, wie du eben sagtest." Valentine nahm die Hand von ihrer Schulter. „Gut dass das geklärt ist. Was ist eigentlich jetzt mit Kaylee? Wird sie uns begleiten oder hat sie uns nur hier abgesetzt und verschwindet gleich wieder?" Grace schüttelte ahnungslos den Kopf.
„Ehrlich, ich habe keine Ahnung, was Kaylee betrifft.", erwiderte Grace und schüttelte den Kopf. „Warum mögen du und Kaylee euch eigentlich nicht? Ihr kanntet euch schließlich nicht, bevor ihr nach Makle Creek gezogen seid. Oder etwa doch?" Grace interessierte seine Antwort wirklich. Es war ihr steht's ein Rätsel gewesen warum die beiden sich nicht ausstehen konnten.
„Nein, wir kannten uns davor nicht. Und warum Kaylee mich nicht mag ist, weil es zwischen unseren Familien schon immer böses Blut gab."
„Böses Blut? Was meinst du damit?" „Ich meine damit, dass unsere Familien sich schon seit Jahrhunderten nicht ausstehen können.", klärte Valentine ihre Frage. Grace nickte und löcherte ihn nicht weiter. Sie lenkte ihren Blick auf ihre Umgebung.
Überall waren Gebäude aus Kupfer zusehen und Kupferfarbende Pfade, die sich durch das Dorf schlängelten. Der Himmel war blau und überall lag Schnee. Kleine Menschenmassen wuselten durch die Pfade Traian. „Und was jetzt?", fragte Grace Kaylee, die schon paar Minuten lang das Tor von Traian musterte. „Wir warten auf den Botschafter. Ohne ihn kommen wir nicht in die Stadt." Grace nickte und sah zu den Geschwistern herüber, die die Landschaft vor der Stadt mit großen Augen betrachteten.
„Alles in Ordnung bei euch?", fragte sie. Die angesprochenen drehten sich zu ihr um und unterbrachen ihr Staunen über die Landschaft, die sich vor ihnen bot. „Alles gut.", sagte Hayley mit verträumten Ton. Ihre azurblauen Augen waren vom Staunen groß wie Tennisbälle. „Der Botschafter kommt, Leute!", hörte Grace Kaylee rufen.
Grace und die anderen drehten sich um und sahen eine kupferrote Kutsche auf sie zu fahren. Sie war geschmückt mit kupfernen Bildern an den Seiten. Die Kutsche wurde von zwei Fuchsstuten gezogen. Wunderschöne Stuten, das musste Grace zugeben. Ein fülliger Mann mit einem Bierbauch kam aus der Kutsche. Er hatte ein rotes Gewand an, welches aussieht als wäre es von einem Hofnarr und dazu die passende Glockenmütze. Er hatte ein rundes Gesicht und einen roten wuschel Kopf. Seine Augen waren braun.
„Willkommen in Traian, Suchende.", sagte zwitschernd. Grace kam er viel zu freundlich vor und dass war nie gut, wenn die Leute zu nett zu einem waren. Sie sagte es aber nicht.
Sie überließ Kaylee das reden, nicht dass sie noch in Schwierigkeiten geraten, wenn sie etwas Falsches sagen würde. Kaylee machte eine freundliche Geste des Dankes in der Gegenwart des Botschafters. Obwohl er eher einen Hofnarr gleichzusetzen war.
„Wir freuen uns sehr hier sein zu dürfen, Botschafter. Unser Anlass ist es mit eurem König zu sprechen und zwar unverzüglich.", kam Kaylee direkt zur Sache. Ihr Ton war etwas forsch. Grace wusste, dass sie diesen Mann genauso wenig leiden konnte wie sie. Aber dass ließen sie sich davon nichts anmerken.
Der Botschafter hob den Kopf und reckte das Kinn. „Natürlich werden wir sie zu König Reeds bringen. Aber bevor dies geschieht müssen wir wissen wen wir durch die Tore der Stadt passieren lassen. Stellt das ein Problem da, Druidin?", fragte der kleine dickliche Botschafter Kaylee. „Absolut nicht, Botschafter. Dies sind Grace Kenner, Valentine Alister und seine Schwester Hayley Alister. Und mich kennen sie ja, Kaylee Shelton, mein Name.", stellte Kaylee sie alle nacheinander vor, indem sie auf den jeweils gemeinten zeigte.
Der Botschafter nickte mit seinem Doppelkinnhals und bedeutete ihnen in die Kutsche zu steigen. Er bot an ihnen die Rucksäcke abzunehmen und wollte gerade nach Grace' Bogen fragen, doch sie kam ihm zuvor. „Der Bogen bleibt bei mir. Ich gebe ihn ungerne weg. Er ist von emotionalen Wert.", sagte sie ihm. Grace gab sie große Mühe nicht abweisend zu klingen. „Wenn es euch lieb ist." Damit drehte er sich von ihr weg und schenkte ihr keine weitere Aufmerksamkeit.
Der Botschafter half den Jugendlichen in die Kutsche. Aber sie alle vier brauchten keine Hilfe. Sie stiegen einfach ein, ohne auf den dicklichen Mann zu achten. Er schloss die Tür hinter den vier, als alle drin waren.
Sie saßen auf einer Lederbank, jeweils zwei saßen sich gegenüber. Grace saß neben Kaylee auf der linken Sitzbank und Valentine und Hayley saßen auf der rechten. Die vier schwiegen sich an, bevor Hayley das Schweigen in der dicken Luft der Kutsche brach. „Was passiert jetzt?", fragte Hayley. „Wir werden den König bitten uns nach Ravenna zu schicken oder möglichst nach Meridian. Dann können wir endlich herausfinden was es mit deinen Träumen von dem Marktplatz in Elysium auf sich hat, Grace.", sagte Kaylee zu Grace, als hätte sie die Frage gestellt und nicht Hayley.
„Ich hoffe die Reise ist es wert, dass ihr euch dieser Gefahr aussetzt.", sagte Grace und blickte alle in der Kutsche an. Grace hoffte wirklich, dass es das Risiko wert war mit Valentine und Hayley aus dem Haus der Schöpfer zu flüchten, um diese Reise zu beschreiten.
„Ich würde diese Reise nicht machen, wenn ich nicht glauben würde, dass sie es wert sei getan zu werden, Grace. Du musst wissen, ich würde jede Reise machen, um dich zu unterstützen und diese ist es allemal wert." Kaylee legte ihre Hand auf Grace' Schulter. Grace lächelte sie dankbar an und allmählich löste sich der Knoten in ihrer Brust ein bisschen.
„Ich bin ausnahmsweise derselben Meinung wie Kaylee. Diese Reise ist wichtig und ich würde auch nicht diese Reise machen wenn ich nicht glauben würde dass sie es wert sei.", schloss sich Valentine Kaylee an. Hayley klinkte sich mit ein und Grace' Knoten in ihrer Brust löste sich vollends auf. Eine Wonne von Glück durchströmte ihren Körper. „Danke, euch allen."
„Bedank dich erst, wenn wir unsere Antworten haben, Grace.", grinste Hayley und griff nach ihrer Hand und drückte sie leicht. Grace sah zu Valentine der mit der Situation überfordert zu sein schien. Kein Wunder, es war wirklich etwas überfordernd. Sie griff eigenständig nach der Hand des Jungen und drückte sie. Er erwiderte den Händedruck und die Wärme von eben, als sie noch vor den Toren gestanden hatten durchfuhr ihren Körper. Es tat gut. Es beruhigte sie.
Die Pferde kamen zum stehen. Die Kutsche ruckelte eine kurze Zeitspanne lang. Der Botschafter öffnete die Tür der Kutsche. „Wir sind da, ihre Majestät erwartet sie im Schloss." Er trat beiseite und half den Jugendlichen aus der Kutsche. Zu sehen war ein riesiges Schloss aus Kupfer mit roten Fahnen, worauf ein Hirsch abgebildet war.
„Folgt mir.", wies der Botschafter an und bedeutete den vieren ihm zu folgen. Sie gingen ihm nach.
Grace beugte sich zu Kaylee und flüsterte: „Was passiert jetzt?" „Wir werden die Königsfamilie empfangen und sie werden uns überprüfen.", flüsterte Kaylee so leise, damit der Botschafter, der vor ihnen torkelt wie eine Ente nichts von ihrer Unterhaltung mitbekam. „Inwiefern überprüfen?", wisperte Valentine, der sich zu ihnen nach vorne gesellt hatte.
„Anhand von Blut. Sie werden uns Fragen stellen und dabei auf unser Blut achten.
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