Sumpf


POV Hayley

Hayley stand unter der Dusche und versuchte ihren Kopf frei zu bekommen. Das warme Wasser perlte über ihre Haut und nässte ihr schwarzes Haar. Sie lehnte ihren Kopf an der Duschwand und wusch sich die Haare und ihren Körper. Sie hörte Glimmers Beschwerden hinter der geschlossenen Tür, aber Hayley registrierte es nicht wirklich und es war ihr auch egal. Eines hatte sie gelernt, wenn man mit Glimmer Bordeaux ein Zimmer bewohnte, sollte man sie niemals vor einem Selber ins Bad lassen, da sie gefühlt Stunden bräuchte, um fertig zu werden mit ihrer Badroutine.

Hayley trocknete sich ab und schlüpfte in Jeans mit weißem Hemd, welches sie schlampig zugeknöpft hatte und ihr Schuljackett. Ihre Schuhe holte sie naher. Sie trat aus dem Badezimmer und fand eine erschöpft aussehende Glimmer vor. Ihr goldblondes Haar war zerzaust und ihre grauen Augen hatten tiefe Schatten drunter gebildet.

Sie war blass und ihr Körper zierten blaue Flecken, die wie Hayley gerade bemerkte Knutschflecken und Fingerabdrücke waren. Alles in allem sah die Schönheitskönigin, der Schule schrecklich aus.

„Hast du jetzt genug geglotzt du Troll?", fragte sie genervt mit ihrer Kosmetiktasche in der Hand. „Dir scheint der Sex mit Kevin echt nicht gut zu tun, du bist noch fieser als zuvor.", sagte Hayley schlicht und ging nicht auf ihre Frage ein.

Hayley ging an der Blonden vorbei zog ihre Schuhe an, ohne auf ihren Kommentar zu warten. Ihre andere Mitbewohnerin Saphir saß, wie üblich auf ihrem Bett und hatte ihren Walkman auf und bekam von der miesgelaunten Glimmer überhaupt nichts mit. Sie ging auf die rothaarige zu und tippte ihr auf die Schulter. Saphir schaute auf und blickte Hayley mit ihren lila Augen an verträumt an. Sie nahm den Walkman von den Ohren und legte ihn auf ihren Nachttisch. Saphir war die Frühaufsteherin unter den drei Mädchen.

Eigentlich waren sie vier in einem Zimmer, aber Clarin war in ein anderes Zimmer einquartiert worden, keine Ahnung wieso. Saphir war schon in ihrer Schuluniform gekleidet und trug weiße Jeans mit weißem Hemd mit ihrer rosa Schleife und ihr Schuljackett.

„Bist du abmarschbereit?", fragte Hayley. Saphir nickte und stand auf und ging mit Hayley aus dem Zimmer. „Was haben wir jetzt?", fragte Hayley.

„Simulator-Unterricht.", antwortete Saphir ihr im Streberton. Hayley nickte und die beiden Mädchen gingen Richtung Simulator-Raum, wo sich schon die Schüler des zweiten Jahrgangs sammelten.

Sie bildeten gerade wieder dreier Gruppen und Hayley steuerte auf Grace zu, die am Rand der Menge stand. „Hey, Grace!", rief sie der rotbraunhaarigen zu. Grace winkte und ging auf die beiden zu. „Saphir, das ist Grace. Grace, das ist Saphir, meine zweite Mitbewohnerin neben dem Glimmermonster.", stellte Hayley die beiden Mädchen einander vor, die etwas ratlos zu Hayley sahen.

„Freut mich dich kennenzulernen, Saphir.", sagte Grace und bot ihr die Hand, die Saphir annahm und schüttelte.

„Freut mich dich auch dich endlich kennenzulernen, Grace. Du bist hier immer noch ein großes Gesprächsthema unter den Schülern, obwohl du schon seit zwei Wochen zu uns gehörst.", plapperte Saphir aufgeregt.

„Was haben wir verpasst? Hat Professor Lennon schon etwas gesagt mit was die Stunde diesmal gestaltet wird?"„Nein, nur dass wir schon Gruppen bilden sollen und dass er uns gleich alles erklärt, was wir heute machen.", sagte Grace und ging nicht auf Saphirs Geplapper ein, sondern erklärte nur den Arbeitsauftrag.

„So! Ich hoffe ihr habt jetzt alle eure Gruppenmitglieder gefunden.", hörte Hayley die übermotivierte Stimme von Professor Lennon durch den Raum schallen. Die Schülergespräche wurden schlagartig unterbrochen, als er das Wort erhob.

„Heute werdet ihr eure Lektion in einem Sumpfgebiet beschreiten und wieder ein Rätsel lösen, welches abhängig von den anderen vier Rätsel besteht. Eure Aufgabe ist es die Rätsel zu lösen und dass vor den anderen Gruppen. Natürlich dürft ihr Allianzen untereinander schließen. Die erste Gruppe, die das Ziel erreicht wird eine Woche vom wöchentlichen Putzdienst befreit. Ihr kriegt das erste Rätsel von mir schon auf dem Weg, die anderen werdet ihr selbst finden müssen mithilfe der Rätsel.

Doch seid gewarnt, es gibt auch Hindernisse die euch in die Irre führen werden. Aber jetzt ein Mitglied aus einer Gruppe holt sich bei mir das erste Rätsel und stellt sich zum Simulator mit seinen Gruppenmitgliedern, damit wir dann alle gleichzeitig anfangen können.", verkündete der Professor.

„Arbeiten wir zusammen?", fragte Grace und sah sie und Saphir fragend an. „Klar, warum nicht? Bist du dabei, Saphir?"„Auf jeden Fall! Machen wir die Pfeifenreiniger von Mitschülern dem Erdboden gleich!", motivierte Saphir, die beiden Mädchen verzogen die Gesichter, da Saphir ganz schon aufgekratzt war.

Sie ging dann Richtung Professor Lennon, um das erste Rätsel zu holen. Grace und Hayley gingen inzwischen zum Simulator und wartete auf Saphir. So aufgeregt war sie noch nie, seit Hayley im Haus der Schöpfer aufgenommen wurde. Die rothaarige kam mit einem Zettel in der Hand zurück und die drei Mädchen steckten die Köpfe zusammen und lasen das Geschriebene.

Ein nie endendes Loch, da wirst du mich finden.

„Das ist alles? Was soll das bedeuten?", fragten Hayley und Saphir synchron. „Ich habe eine Idee, aber ich sage es euch erst, wenn wir im Simulator sind.", sagte Grace. Die beiden nickten und Professor verkündete gerade das Startzeichen, zum Betreten des Simulators. Die Mädchen gingen los und fanden sich in einen Sumpf wieder. 

...

Die Luft war modrig und der Boden schlammig. Weit und breit nur ödes Sumpfgebiet. Hayley sah dass ihre Mitschüler scheinbar dasselbe über dieses Gebiet dachten, wie sie. Furchtbar schlammig, dachte sie nämlich verächtlich. „Okay, was hast du für eine Idee?", fragte Saphir und sah mit gekräuselter Nase auf den schlammigen Boden unter ihr.

„Dass nie endende Loch kann entweder ein Moor oder Sumpfloch sein. Aber die Frage ist: welches ist das richtige Loch?", sagte Grace. „Okay, was sollen wir jetzt tun?", fragte Hayley Grace ratlos. Grace war irgendwie die Führungsfigur in ihrer Gruppe.

„Erst mal suchen wir uns Waffen und Ausrüstung, sonst kommen wir nicht voran."„Gute Idee, dann würde ich vorschlagen, dass wir Richtung Westen gehen, da es so aussieht, als ob da nicht so viel Sumpf wär.", schlug Saphir vor und die beiden Mädchen nickten einverstanden.

...

Grace, Saphir und Hayley stapften durch den schlammigen Boden und hielten die Augen offen. „Volltreffer!", freute sich Saphir leise, um keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen und deutete auf einen Waffenturm ein paar Meter weiter.

Die Gruppe ging auf den Turm zu und bediente sich daran. Hayley nahm sich ein Schwert für ihre Größe und sah wie Grace sich einen Bogen und Köcher mit Pfeilen quer über den Rücken schulterte und nahm sich genau wie Hayley ein Schwert aus der Halterung und klemmte es in ihren Gürtel. Einzig und allein Saphir hatte sich nicht vom Fleck bewegt. Sie stand einfach nur da. „Was ist los, Saphir?", fragte Hayley und betrachtete die rothaarige.

„I...Ich kann keine Waffen anwenden.", stotterte sie schnell und Hayley hatte Mühe zu verstehen, was sie sagte.


„Es ist nicht schlimm, Saphir, man muss nicht immer eine Waffe benutzen, um ans Ziel zu kommen. Auch die Strategen sind wertvolle Mitglieder in der Kette. Mach dir keine Sorgen, darüber dass du unnütz bist. Das stimmt nämlich nicht, aber nimm dir zur Sicherheit ein Messer mit, nur für den Fall der Fälle.", munterte Grace sie auf und Saphir nahm ihrer Mut zuspräche zu Herzen und nahm sich ein gezacktes Messer mit Sägeseite heraus und schaute die beiden resolut an.

„Wir werden gewinnen. Komme was Wolle.", sprach sie resolut und die beiden Mädchen stimmten mit ein und legten die Hände aufeinander.

Nach einem Halt bei dem nächsten Ausrüstungsturm hatte sich die Gruppe mit Rucksäcken und Rüstungen aufgerüstet und waren weiter durch den Sumpf marschiert. Es war nicht mehr ganz so schlammig auf der Westseite, aber genug um doch noch darin einzusinken. Die Schuhe der Mädchen waren schon vollends mit einer Schlammschicht bezogen und grenzten schon langsam an den Hosenbeinen. „Wie sollen wir den jetzt das richtige Sumpfloch finden?", fragte Saphir schon gefühlt das zehnte Mal in zwanzig Minuten.

„Indem wir weitersuchen, Saphir.", sagte Grace prompt mit groben Ton und Hayley sah, dass etwas das Mädchen beschäftigt. „Versuch das mal.", meinte Grace und deutete auf das schlammigste Sumpfloch, dass sie auf dem ganzen Weg hierher gesehen hatte. Saphir kräuselte angeekelt die Nase, aber befolgte ihren Rat und steckte den langen Stock, der circa sechzig Zentimeter lang war, den sie auf dem Weg gefunden hatte in das blubbernde Loch.

Der Stock versank bis fast zum Ende und Saphir bewegte ihn im Kreise, um etwas zu finden. Sie stand schon nahe am Rand des Sumpflochs.

„Ich habe was!", rief sie erfreut und versuchte das versunkene aus dem Schlamm zu ziehen. Nur beugte sie sich bei der Suche weit vor und verlor langsam den Halt. Saphir taumelte und fiel mit dem Gesicht voran in die schlammige Brühe. Es platschte, als Saphirs Beine auf den Schlamm trafen und einige Tropfen klatschten dabei nach oben. Doch bevor sie ganz einsinken konnte griffen Grace und Hayley nach dem blauen Gurt von Saphirs Rucksack und hielte sie davon ab, vollkommen zu versinken.

Sie stand jetzt bis zu den Knien drin und sank langsam weiter, aber nicht so wie es normalerweise gewesen wäre, wenn sie keine Hilfe zur Seite hätte. „Hilfe!", schrie Saphir ängstlich und versuchte sich auf ihrem Stock hoch zu stützen, doch dies zeigte nicht das gewünschte Ergebnis. Der Stock sank weiter und somit auch das Mädchen. Saphir versuchte ihre Beine zu bewegen, aber erfolglos. Sie versuchte jetzt mit den Armen an den Gegenstand, der im Sumpfloch versteckt war ran zukommen, indem sie sich danach bückte und mit dem linken Arm sich durch den Schlamm wühlte (was nicht ganz einfach war).

„Hab es!", rief Saphir und hielt stolz einen Kelch nach oben. Die beiden Mädchen jubelten und halfen ihrer Partnerin aus dem Loch heraus, indem Grace und Hayley mit vereinten Kräften, je an einem Handgelenk zogen und der Schlamm ihre Partnerin nach und nach freigab. Mit durchtränkten Hosenbeinen stand Saphir wieder auf (einigermaßen) festen Boden. In ihrer schlammbenetzten Hand hielt sie den Kelch in der Hand und wischte über dessen Oberfläche mit der Hand. Eine Inschrift kam unter dem Schlamm zum Vorschein.

So klein und fein. Leuchte mir den Weg hinein.

„Das ist wenigstens deutlicher.", meinte Hayley und nahm Saphir den Kelch aus der Hand. Sie holte ein Stück Pergament und einen Kohlestift aus ihrem Rucksack und legte es auf den Kelch. Mit dem Kohlestift malte sie über die Schrift, sodass sie auf dem Blatt erschien. Hayley steckte den Zettel weg und sah zu Grace hinauf.

„Wir sollten den Kelch wieder in den Schlamm schmeißen.", sagte sie und Grace nickte. Daraufhin versenkte Hayley den Kelch wieder im feuchten Schlamm und er sank ein und verschwand.

„Wir sollten weitergehen, bevor uns jemand noch hier sieht.", meinte Grace und die beiden Mädchen nickten einverstanden und gingen weiter. Wenigstens wusste die Gruppe, wonach sie diesmal suchten. Es war eine Sumpfpflanze, die als Lichtwellen bekannt war. „Es können nur Lichtwellen damit gemeint sein. Sie sind die einzigen kleinen Pflanzen, die leuchten können.", warf Saphir ein und Hayley schloss sich ihr an.

„Ja, jetzt müssen wir noch ein Flussufer finden, wo sie wachsen und erblühen.", sagte Grace bestimmt und Hayley sah sie verwundert an. „Was?", fragte sie, als sie Hayleys verwunderten Gesichtsausdruck bemerkte. „Woher kennst du diese Pflanze?", fragte Hayley schließlich.

„Meine Tante hat mir immer davon erzählt. Sie hatte mir immer Lichtwellentee gemacht, wenn ich krank war. Obwohl ich Tee aufs Blut nicht ausstehen kann."„Das macht Sinn, Lichtwellen sind Heilpflanzen.", sagte Saphir und zog eine Augenbraue in die Höhe.

„Warst du als du krank warst, bei deiner Tante zu Hause?", fragte Hayley. Ihre Neugierde war geweckt. „Ja, komischerweise häufig. Meine Tante meint mit ihren Kräutermischungen könne sie alles und jeden wieder mit neuer Energie füllen, auch wenn sie krank sind. Meine Eltern haben mich immer zu meiner Tante geschickt, wenn ich krank war."Hayley nickte und löcherte Grace nicht weiter. Vorerst.

...

Seitdem sie am Flussufer angekommen waren, war nichts Spektakuläres passiert. Alles war ruhig. Kein Aufeinandertreffen mit anderen Gruppen oder mit Monstern. So kann es bleiben, dachte sich Hayley, doch dem blieb nicht so.

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