Königsfamilie


POV Grace

Ihr werdet schon sehen, es ist schwer zu erklären." Kaylee drehte ihren Kopf wieder nach vorne und sagte kein Wort mehr. Grace nagte immer noch mit der Frage des Bluttests. Was Kaylee wohl damit meinte? Ein ungutes Gefühl bereite sich in Grace' Körper aus. „Es wird alles gut.", wisperte Valentine ihr ins Ohr. Sie kriegte eine Gänsehaut von seinem Atem an ihrem Ohr. „Woher willst du das wissen?"

„Ich weiß es einfach, vertrau mir. Du vertraust mir doch, oder?", fragte Valentine. Was eine blöde Frage. „Natürlich vertraue ich dir. Ich hoffe du behältst recht." Und das sagte sie nicht nur so. Grace meinte das wirklich so. Sie will sich gar nicht ausmalen, wenn er nicht Recht damit behalten würde, dass alles gut wird. „Tretet ein.", wies der Botschafter sie alle an und er ließ die Tür, wahrscheinlich zum Thronsaal, öffnen.

Dahinter kam wie erwartet der Thronsaal zum Vorschein. Er war riesig. An den großen Fenstern waren rote Samt Vorhänge und allgemein war der Saal in kupferrot gehalten. In der Mitte waren zwei goldene Throne, wo der König und die Königin thronten und jeweils daneben ihre beiden Kinder. Links der Junge und recht das Mädchen. Die beiden waren ungefähr in ihrem Alter. Sie alle hatten rotes Haar und braune Augen, dunklen Hautteint wie Sand und ein rundes Gesicht. Natürlich in roten Gewändern passend zum Raum gekleidet.

Die Vier Reisenden verbeugten sich mit förmlicher Haltung, als sie vor der Königsfamilie standen, die mit gerecktem Kinn auf sie sahen. Der König erhob das Wort und die Vier Jugendlichen nahmen wieder gerade Haltung an. „Willkommen in Traian, Reisende. Was führt euch in mein Reich?" „Wir sind auf der Durchreise nach Elysium, Majestät.", erhob Kaylee die Stimme. Sie sprach deutlich, sodass ihre Stimme durch den ganzen Saal erklang.

„Wir ersuchen eure Erlaubnis uns eine Reise nach Elysium zu beschreiten." Der König schaute skeptisch. „Wieso sollte ich Fremden Einlass in die Hauptstadt gewähren?"

„Wir sind auf Mission unterwegs, Majestät. Ihr Botschafter hat ihnen sicherlich vermittelt, dass die Seelen uns Einlass in ihre Welt gegeben haben." Nun erhob die Königin das Wort. Ihre Stimme war glockenhell. „Stimmt, aber bevor wir euch überhaupt aus der Stadt lassen werdet ihr euch unseren Bluttest unterziehen, damit wir wissen von welchem Stamm ihr seid. Nicht böse gemeint, aber unsere Sicherheit ist uns wichtig. Gibt es dagegen Einwände unter euch?" Die Königin lächelte schalkhaft. Grace übernahm das Wort.

„Natürlich nicht, Majestät. Aber nehmt mir die Frage nicht übel..." Die Königin unterbrach sie kurzweilig. „Sprich ruhig, Kind. Du hast unser Ohr." Grace nahm ihren Satz wieder auf. Sie sah das Kaylee ihr deutlich machen wollte dass sie lieber schweigen soll. Natürlich tat Grace es nicht. Sie tat was sie für richtig hielt. Wie immer.

„Was beinhaltet dieser Bluttest?" „Nichts schlimmes, Kind. Nur einen Stich in den Finger für einen Tropfen Blut. Wir müssen sichergehen, dass ihr keine Dämonen in menschlicher Haut seid. Falls euer Blut uns keine Erkenntnis über euch gibt, sind wir gezwungen in euren Erinnerungen nach diesen Information zu bohren. Aber sei unbesorgt, dies passiert nur selten. " Grace nickte zum Verständnis und ihr Mann übernahm wieder das Gespräch, welches seine kurz davor geführt hatte.

„Unser Heiler wird diesen Test ausführen. Unter unserer Aufsicht natürlich. Folgt bitte Scheffels in die Grotte." Der König circa in den dreißiger deutete auf einen alten Mann mit Krücke. Er hatte einen Buckel und langes weißes Haar. Sein Gesicht war zusammen gefallen und blass. Mit einer zitternden Armbewegung zeigte er den Jugendlichen in Richtung einer kleinen Nische, die Grace zuvor nicht bemerkt hatte. Die Nische hatte freien Blick auf die Königsfamilie, die noch immer ungerührt auf ihren Thronen saßen. Scheinbar wurde die Nische Grotte genannt.

Sie folgten dem Mann zu der Nische und setzten sich anschließend auf die vier Stühle die dort schon bereit standen. Auch ein kleiner Junge war dort und schaute auf die Vier mit seinen großen blauen Augen, die denen des alten Mannes ähnlich sah. „Warte, Opa. Du musst zuerst die Nadeln holen, bevor du das Pergament benutzt.", äußerte sich der kleine Junge mit quietschender Stimme, welche in den Ohren fast weh tat und nahm seinem Opa die Pergamentzettel aus der Hand und legte sie auf einen anderen leeren Tisch ab.

„Du hast recht, Arthur. Würdest du deinem Opa die Nadeln vom Tisch holen?", fragte er mit rauchiger Stimme und deutete auf einen kleinen Tisch lauter Krempel. „Natürlich." Der Junge flitzte davon. Sein goldenes Haar wirbelte im Wind.

Nach einer Weile kam er wieder mit vier fingerlangen Nadeln. Sie waren so dick wie Häkelnadeln, die man zum häkeln benutzte. Er reichte sie seinem Opa, der dann auf die Vier zukam. Seine Hände zitterten. Es sah für Grace so aus, als könnte der Mann die Nadeln vor lauter zittern nicht halten. Der kleine Arthur bemerkte dies schnell.

„Ich mach das schon Opa. Ich kann das schon." Arthur nahm ihm die Nadeln aus der Hand und stellte sich zuerst vor Hayley, die zu ihm leicht aufsah.

„Reich mir deinen Finger.", sagte er jetzt mit nervöser Stimme und sah Hayley direkt in die azurblauen Augen, die vor Trotz nur so funkelten. Kein Wunder, dass er nervös war. Hayleys Blick war einschüchternd intensiv. Hayley sagte aber kein Wort und reichte widerstandslos dem kleinen Arthur ihren linken Zeigefinger und dieser stach mit der ersten Nadel ihr in den Finger. Nicht tief, aber tief genug um einen Tropfen Blut zu bekommen. Hayley verzog keine Miene und legte ihre Hand wieder auf ihren Schoß. Arthur legte die Nadel auf einen Pergamentzettel und sein Opa verlas das Ergebnis. „Sterbliche. Ein Lounge- Mitglied." Das Königspaar nickte bei der Antwort und schaute weiter auf die Verbliebenden, die noch auf ihren Stühlen saßen.

Die Nächste war Kaylee. Arthur tat dasselbe, wie bei Hayley vorhin. Arthur legte die zweite Nadel auf das Pergament. Wie funktionierte dieses Pergament? , fragte Grace sich selbst. Grace bemerkte gar nicht, dass sie nun dran war mit der Nadel.

Scheinbar war sie so sehr mit ihrer Frage beschäftigt, sodass Grace nicht mitbekam, dass Arthur nun bei ihr angelangt war. Sie war die Letzte. „Reichst du mir deinen Finger?", fragte er kleinlaut. Wieso war er kleinlaut? Ist ja nicht so, dass sie dem Jungen Angst machte. Oder doch? „Natürlich.", sagte Grace lächelnd und der Junge gab ein kleines zurück. Seine Angst schien zurückgegangen zu sein. Wenn auch nur etwas. Sie reichte Arthur ihren rechten Zeigefinger und wartete auf den Stich. Es dauerte nur gefühlt eine Sekunde bis Arthur seinem Opa die vierte und letzte Nadel reichte.

Er nahm sie und legte sie auf das Pergament. Grace konnte nur beschränkt sehen wie der schwarze Blutstropfen auf das Pergament tropfte und der Tropfen schnell in das Papier zog, wie ein Wassertropfen. Scheffels runzelte die Stirn und schwieg. Er sah ratlos zu seinem Enkelsohn. „Was ist los, Scheffels?", fragte die Königin, den Heiler.

„Es gibt nichts Genaues.", sagte der alte Heiler der Königin. „Was soll das heißen?" „Wir müssen in ihre Erinnerungen eingreifen. Magie verhindert die Preisgabe ihres Blutes." Der Heiler zeigte mit seinen knochigen Fingern auf Grace, die noch immer auf dem Stuhl saß. Erinnerungen eingreifen? Was bedeutet das für sie? In Grace Kopf türmten sich Fragezeichen. Wieder einmal war sie die Sonderschublade unter anderen Leuten.

Die Königin erhob sich elegant von ihrem Thron und kam direkt auf sie zu. Mit eleganter und gerader Haltung blieb die Königin vor Grace stehen und musterte sie von oben bis unten. Grace schluckte. Sie gab zu, dass sie großen Respekt vor der Königin von Traian hatte.

„Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als in ihre Erinnerungen einzugreifen. Ihr sagtet Magie würde die Preisgabe verhindern, inwiefern?" „Die Magie kommt nicht von dem Mädchen aus. Sie kommt von jemand anderen. Einer Hexe. Ich kann nicht genau sagen von welcher, nur von einer mächtigen Hexe, meine Königin." Der Heiler senkte den Kopf, als die Königin zu ihm sah. Dann wandte sich die Königin wieder zu Grace und nahm ihr Kinn zwischen ihren Daumen und ihrem linken Zeigefinger.

Ihre Finger waren schlank und kalt. Sie hob ihr Kinn auf ihre Augenhöhe, sodass Grace gezwungen war der Königin in die Augen zu sehen. Ihre braunen Augen bohrten sich förmlich in ihre grünen silbergeäderten Augen.

Ihre schlanken Finger bürsteten sich währenddessen durch Grace' rotbraunen Locken. Die Strähnen, welche sich aus ihrem Flechtzopf gelöst hatten. Diese Geste war irgendwie unheimlich, aber irgendwie vertraut. „Holt Medina, wir werden uns in ihre Erinnerungen einklinken.", sagte die Königin, während sich ihre Augen in die von Grace bohrten. Sie blinzelte keine Sekunde. „Bringt die anderen aus dem Saal."

Es dauerte einige Augenblicke. Die beiden verbliebenden in der Grotte schwiegen sich an. Die Königin hatte ihren bohrenden Blick gelöst und bürstete noch immer durch Grace Locken, die verspielt ihr Gesicht umrahmten. „Irgendwie kommst du mir bekannt vor, Kind.", murmelte die Königin nachdenklich. „Ist das bei dir auch der Fall?" „Ja.", hauchte Grace. Sie senkte den Blick. Ihr waren die bohrenden Blicke vom Rest der Königsfamilie unangenehm. „Wir werden auf Medina warten sie wird uns genaueres über dich verraten. Warum bist du nach Elysium unterwegs?"

„Weil ich Antworten auf meine Fragen brauche.", entgegnete Grace gedankenverloren. Sie konzentrierte sich auf die schlanken Finger der Königin, welche sie durch ihre Locken bürstete. „Was sind das für Fragen?" Sie hörte auf ihre Locken zu bürsten und strich ihr über die Wange. Wieder war Grace diese Geste vertraut. Aber nie in ihrem Leben war sie dieser Frau begegnet, oder doch? „Ich will wissen, wieso meine Träume mich immer nach Elysium bringen und wieso ich immer meinen Geist dorthin astralprojetziere, wenn ich schlafe." „Ich gebe zu, dass ich keine Antwort auf diese Frage für dich habe.", gab die Königin im distanziertem Ton zu. Grace' Mundwinkel zuckten bei ihrer Antwort.

„Das haben die, die ich gefragt habe bisher auch nicht gehabt. Deswegen muss ich nach Elysium, um das endlich herauszufinden." „Ich verstehe dein Anliegen, aber ohne das Resultat von Medina werden deine Freunde und du hierbleiben müssen.", erwiderte die Königin. „Deine Augen erinnern mich an die Blackthrone-Familie. Ihr habt dieselbe Augenfarbe und die Halskette..."

Bevor die Königin noch was sagen konnte trat ein Mädchen so circa achtzehn in die Nische oder Grotte, wie auch immer es heißen möge. „Ihr habt nach mir rufen lassen, Majestät?" Es klang mehr wie eine Frage als eine Aussage. „Ja, Medina. Ich möchte, dass du dich in die Erinnerungen von... Wie heißt du Kind?", fragte die Königin. „Grace. "

„Ich möchte dass du dich in die Erinnerungen von Grace einklinkst und uns sagst, was sie ist, denn der Bluttest wird von Magie unterbunden.", sagte die Königin zu Medina. Medina war ein blondes Mädchen mit lila Augen und blassem Gesicht. Sie sah Saphir ähnlich, wenn nicht auch nicht ganz. Die Haare von Saphir waren rot. Aber der Rest stimmte. Medina stellte sich vor Grace, neben die Königin. Sie umfasste Grace' Schläfen und übte leicht Druck darauf aus. Medina schloss die Augen und fing an etwas auf Latein zu murmeln.

Erst passierte gar nichts, aber dann spürte Grace einen dumpfen Schmerz durch ihren Kopf schießen. Und es wurde immer stärker. Medinas Finger drückten stärker gegen ihre Schläfen. Grace schloss vor Schmerz die Augen und legte den Kopf in den Nacken und versuchte ruhig zu atmen, wie es Tante Allison ihr beigebracht hatte, wenn sie Schmerzen hatte beim Kampf oder danach. Aber dieser war unerträglich für sie war, sodass sie sich nicht mehr auf die Atemübung konzentrieren konnte.

Sie schrie und zwar laut.

Sehr laut.

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