Geschichte der Eiswölfe
POV Grace
Grace hielt sich den Handrücken vor die Augen. Es blendete und tat ihr in den Augen weh. „Könntest du das Licht bitte reduzieren? Da wird man sonst noch blind von.", beschwerte sie sich. „Noch weniger? Dann sieht man hier wirklich nichts mehr!", meinte das Alister-Mädchen. „Moment? Kannst du im Dunkeln sehen, ohne separates Licht?", fragte Hayley verwundert.
„Ja, genauso gut wie im Tageslicht, wenn nicht sogar noch besser.", antwortete Grace. „Das ist der Wahnsinn! Val, mach das Licht aus und du, Grace gehst voran. Am Ende dieses Ganges ist ein Raum, dort müssen wir hin. Kannst du das?", fragte Hayley und trat beiseite um Grace den Vortritt zu lassen. Grace bejahte ihre Frage und schritt voran. Sie navigierte die Geschwister durch das Tunnelsystem.
Für die Geschwister war es zwar dunkel in den Gängen, aber für sie war es wie als würde man alles unter einem Mikroskop betrachten. Jedes kleinste Detail war für sie zu sehen, selbst die einzelnen Staubkörner konnte sie sehen. „Ich sehe überhaupt nicht, wo wir hinlaufen!", nörgelte Valentine. „Hör auf zu nörgeln! Wir sind da.", erwiderte Grace leicht gereizt.
Vor ihnen erstreckte sich ein großer mit Fackeln beleuchteter Raum. Der Raum war in rot gehalten. Vorhänge, Sessel, alles war in verschiedenen Rottönen. Von Bordeaux bis Purpur war alles dabei.
Die drei Teenager setzten sich auf die drei Sessel, die sich gengenüber standen. „Also worum, geht es?", fragte Valentine in die Runde. „Um die Eiswölfe und warum sie Schüler töten, jeden Winter.", klärte Grace ihn auf. Valentine nickte. „Gut wie ich schon beim Frühstück angeschnitten habe töten die Eiswölfe immer die, die im Winter draußen sind, wenn der Eissturm kommt und auch schon seit Generationen vor uns schon Menschen, wie wir getötet haben.", fing Hayley das Gespräch an.
„Man sagt dass die Eis-Wölfe vom Teufel erschaffen worden sind, der einst ein Mitglied des Bundes des Raben war. Er sollte dunkler Magie praktiziert haben und das war damals im 14.Jahrhundert ein absoluter Verstoß gegen den Kodex des Bundes. Also hatten sie ihn an den Scheiterhaufen gebunden und ihn bei lebendigem Leibe verbrannt..." „Und angeblich hatte er in diesem Moment mit der dunklen Magie, die er praktizierte die Eis-Wölfe erschaffen. Sozusagen, als Rächer der Hölle.", setzte Valentine den Satz von Hayley fort bis sie wieder übernahm.
„Als sein Körper bis zur Asche verbrannt war nahmen der Rest des Bundes, die zu sechst den Bund gegründet hatten, mit deren Jüngern die Asche des Sechsten Raben und verstauten sie in einer Urne und brachten sie in den fernen Norden, wo ein Eissturm wütete. In der Hoffnung, dass so sein Geist auf ewig fernbliebe ließen sie sie dort gefrieren bei den Minustemperaturen von -40°C..."
„Was ist mit der Urne mit der Asche passiert?", fragte Grace interessiert. Die Neugierde brannte ihr auf der Seele.
„Die Urne gefror und zerbrach, doch die Asche war nicht gefroren und wurde eins mit den Eiswinden. So wurden die Eis-Wölfe geboren mit dem Ewigen Wunsch ihren Vater zu rächen. Sie kamen jeden Winter, nicht nur weil die Wölfe im Winter geboren wurden, nein, weil ihr Vater/Erschaffer im Winter bei einem Eissturm hingerichtet worden ist. Seitdem töten die Eis-wölfe unseresgleichen. Die Fünf des Bundes versuchten die Kinder des Samuels- die Eis-wölfe zu bändigen, doch ohne Erfolg. Nach und nach schlachteten die Eis-Wölfe das Dorf ihres Vaters und seiner damaligen Brüdern und Schwestern ab. Die Letzten des Dorfs, die überlebten versteckten sich vor den Eis-Wölfen bei dem Bund. Sie waren damals 369 mit Samuel gewesen. Der Kopf des Bundes der Fünf :
Aquaria: Elementarin der Vier Elemente, Hormoz: Gestaltwandler des Waldes, Neeren: die Geistige, Teoman: der Starke, Lean: Wächterin des Herzens. Der damalige Bruder Samuel wurde als Vater des Feuers und der Nacht in den Chroniken des Bundes des Raben erwähnt, doch jetzt ist er als der Vater des Winters und des Eises bekannt." Hayley machte eine Pause und holte tief Luft bevor sie weitererzählte. „Insgesamt waren sie nach der Schlacht der Eis-Wölfe nur noch 63 mit den Fünf. Der Rest waren die Überlebenden des Massakers, sprich die restlichen Jünger.", knüpfte Hayley wieder an.
„Wer hatte die Kontrolle über die Eiswölfe?", fragte Grace. Ihr wurde mulmig, als sie schon die ersten Theorien von dem was gestern Nacht passiert war aufstellte.
„Die Kinder des Samuels und Samuel selbst natürlich. Der Bund hatte zu viel Angst vor den Eis-Wölfen, dass sie sich keine Gedanken um Samuels menschliche Kinder machten, die seiner Blutlinie entsprangen. Und dass war ihr größter Fehler, den sie machen konnten...", erklärte Valentine.
„Die Kinder des Samuels lechzten nach Rache und jagten mit den Eis-Wölfen durch den Winter. Man nennt sie die Reiter des Winters, da sie mit den Eis-Wölfen durch die Winter ritten. Später bemerkten die Dreiundsechzig die Gefahr von den Kindern Samuels und jagten sie auf der ganze Welt und töteten sie schließlich, bis keiner mehr von Samuels Kindern lebte und auch nicht geboren worden konnten. Sie töteten die Säuglinge, nachdem sie geboren worden waren direkt."
„Wie konnte man den wissen, ob sie Kinder Samuels waren?"
„Ganz einfach. Die Neugeborenen hatten einen Keltischen Knoten, als Muttermal am rechten Schulterblatt, und auch die Kinder hatten es. Nur bei den Erwachsenen wurde es schwierig, da das Symbol verblasst ist, aber sie zeichneten sich durch ihre schwarzes Blut und ihren Rachedurst aus... Moment?"
Die beiden Geschwister sprangen auf und sahen entsetzt zu Grace.
„Zeig uns dein rechtes Schulterblatt!", befahl Valentine mit scharfer Stimme.
„Das kann nicht euer Ernst sein?!", sagte Grace fassungslos und entrüstet. „Mach es einfach, Grace, bitte.", sagte Hayley gequält. Grace stand auf und streifte sich ihre Jacke vom Körper. Sie trug ein Trägershirt, welches ihre Schulterblätter freigab. Valentine wollte den Träger auf ihrem rechten Schulterblatt zur Seite schieben, doch seine Schwester schlug seine Hand weg und sah ihn böse an. Valentine machte keine Anstalten mehr und ließ seiner Schwester den Moment der Wahrheit.
Hayley schob vorsichtig den Träger des Burgunden Trägershirts zur Seite, als hätte sie Angst davor was sie dort offenbaren würde. Aber Hayley atmete erleichtert hinter ihr aus und ließ den Träger los. „Es gibt kein Keltischen Knoten auf ihrem Schulterblatt.", stellte Hayley fest. Grace fiel ein Stein vom Herzen und Valentine erging es nicht anders. Er sah erleichtert aus.
„Anscheinend bin ich keine von Samuels Kindern.", gab Grace kühl und herablassend von sich und bemühte sich nicht das Gift in ihrer Stimme zu vertuschen, als sie sich zu den beiden umdrehte und ihre Schuljacke wieder anzog. Die beiden Alister-Geschwister sahen sie entschuldigend an. Ganz recht so, dachte Grace bissig. „Grace...", setzte Hayley zur Entschuldigung an, aber Grace unterbrach sie.
„Spart euch die Worte! Ich will jetzt nichts mehr hören!", sagte Grace herrisch und ließ die Geschwister einfach stehen als sie Richtung Ausgang ging. Sie ging durch die eigentlich dunklen Gänge, durch die sie gekommen war und stieg aus dem Bild, als sie dort mit schnellen Schritten ankam.
...
Vor dem Bild wartete Nachtschatten auf sie. Sie kraulte der Wölfin hinter die Ohren und ging dicht von ihr gefolgt die Treppen runter Richtung Bibliothek, die sich im Erdgeschoss des Gebäudes befand, also ein Stockwerk unter ihrem eigentlichen Wohnstockwerk. Grace schob die große Eichentür der Bibliothek auf und ging auf die Bibliothekarin zu, welche vor einem Computer saß. Die dürre Frau aus den fünfziger blickte zu ihr auf. „Was kann ich für dich tun?", fragte sie und richtete ihre Brille, die ihre schwarzen Augen größer aussehen ließen. „Wissen sie wo ich Bücher über Eiswölfe finden kann?"
„Im sechsten Regal, Reihe neun.", antwortete sie und deutete auf das entsprechende Regal. „Vielen Dank... Miss Brunner.", bedankte sich Grace bei der Frau, als sie das Namensschild las. „Ich helfe gerne." Sie lächelte Grace mager an. Grace ging mit Nachtschatten zum Regal und sie nahm sich das erste Buch mit dem Titel >Eis-Wölfe- die Kinder Samuels<. Sie setzte sich auf eine freie Bank und Nachtschatten saß vor ihr unter dem Tisch. Es waren hohe Tische. Sie schaute sie abwartend an. Grace strich ihr durch das schwarze Fell und schlug dann das Buch auf.
...
Während sie durch die Seiten blätterte fand sie keine Neuigkeiten bis sie auf die letzte Seite blickte. Sie war nicht in Schreibschrift geschrieben wie die anderen, sondern in Runen. Grace hatte grade erst gestern mit dem Runen-Unterricht angefangen, aber sie kannte die Runen von irgendwoher aber sie wusste nicht von wo.
„Hallo Prinzessin.", erklang die raue Stimme von Castiel. „Hallo.", begrüßte sie ihn und rutschte etwas zur Seite, damit er sich setzen konnte. Er tat es und Nachtschatten fing an aus tiefer Kehle zu knurren. „Schon gut Nachtschatten. Er ist in Ordnung.", besänftigte sie die Eis-Wölfin.
Nachtschatten ließ ihre Aufmerksamkeit dennoch nicht Castiel ab und beobachtete ihn mit bedrohlichem Blick, der hätte töten können. Aber sie knurrte ihn nicht weiter an. Castiel sah Grace erstaunt an. „Sie ist dir ganz schön gehorsam.", stellte er fest und legte seinen Rucksack neben sich auf die Bank. „Ja, das ist sie."
„Bilde ich mir das nur ein oder ist deine Vertraute gewachsen?" „Du bildest es dir nicht ein. Nachtschatten ist in der Nacht des Eissturms gewachsen. Wieso meidest du mich nicht? Ich habe schließlich eine Eiswölfin als meine Vertraute." „Es gibt keinen Grund dich zu meiden. Wieso auch? Nur wegen deiner Vertraute? Wenn dass der Grund ist wieso sie alle über dich tuscheln ist das ein verdammt schlechter Grund.", stellte Castiel klar.
„Es ist schön dass das auch Jemand so sieht wie du und nicht als Tochter Samuels abgestempelt zu werden.", entgegnete Grace lächelnd. „Wieso sollte man dich als Tochter Samuels abstempeln?" Castiel klang verwirrt.
„Wegen Nachtschatten und der Farbe meines Bluts, was eigentlich niemand weiß." Grace' Stimme wurde immer leiser. „Du hast schwarzes Blut oder?", fragte Castiel vorsichtig, bedacht darauf, dass er ihr damit nicht zu nah trat. Grace nickte zur Antwort. „Aber ich habe kein Mal oder ich hatte mal eins und es ist verblasst.", grübelte Grace und zuckte die Achseln.
„Hey, jetzt steigere dich da nicht rein. Dich braucht es nicht zu interessieren, was die anderen über dich denken. Die sind nur neidisch auf dich.
Komm, weg mit den Büchern. Ich werde dich aus deinem Kummerloch holen. Ich will dir was zeigen.", riss er sie aus ihrem Dilemma, stand auf und zog sie mit sich. Grace stellte nur noch schnell das Buch an seinen rechtmäßigen Platz und ging mit Castiel und Nachtschatten aus der Bibliothek. Er ging mit ihr in den zweiten Stock und hielt im Gemeinschaftsraum an.
„Zieh dir was Warmes an. Wir gehen ins Freie. In fünf Minuten treffen wir uns hier wieder, Okay?" „Gut.", stimmte Grace zu und huschte in ihr Zimmer, wo keiner drin war. Sie zog sich, die jetzt trocknen Sachen von gestern Nacht an, die sie auf die Heizung gelegt hatte und schloss die Tür hinter sich. Castiel und Nachtschatten waren schon im Gemeinschaftsraum.
...
Castiel trug einen langen Parker in Kombination mit Winterstiefeln und einer schwarzen Fellmütze. Er bot ihr seinen Arm an und sie gingen untergehakt die Treppe zum Erdgeschoss runter Richtung Ausgang. Die bekannte Winterbrise kam ihr entgegen und Schneeflocken blieben in ihrem Haar hängen.
Der Schnee knirschte unter den beiden und Nachtschatten trottete ihnen geräuschlos hinterher. Die beiden gingen durch den Wald und Grace platzte gleich vor Neugierde. „Wir sind gleich da. Hab noch ein Funken Geduld.", sprach Castiel ihr Gefühl aus. Grace ergab sich, aber nicht ohne noch die Augen zu verdrehen und folgte Castiel tief durch den Wald.
Dann löste sich Castiel aus der Umklammerung ihrer Arme und verdeckte von hinten mit seinen behandschuhten Händen ihre Augen. „Was...?", setzte Grace an, doch Castiel fiel ihr ins Wort und flüsterte ihr zu: „Geh weiter. Und mach die Augen erst auf, wenn ich es sage okay?" Grace konnte sein Grinsen schon förmlich hören.
Grace nickte und folgte seiner Aufforderung. Sie gingen querbeet durch den Wald und Grace konnte Vögel zwitschern hören. „Mach die Augen auf, Prinzessin.", sagte Castiel und nahm seine Hände von ihren Augen und gab ihr die Sicht frei. Sie befanden sich auf einer Klippe, circa zweihundert Meter hoch. Sie konnte einen gefrorenen See erkennen unten erkennen. Grace war vollkommen überschüttert von Eindrücken. „Und wie sieht es mit Kummer jetzt aus?", fragte er süffisant.
„Einfach, atemberaubend!", keuchte sie drehte sich freudig, wie ein kleines Kind zu ihm um und umarmte ihn. Castiel erwiderte die innige Umarmung des Mädchens und zog sie näher an sich. Er löste sich nach ein paar endlosen Minuten aus der Umarmung und nahm ihr Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger. Ihre Blicke trafen sich und fesselten sich gegenseitig. Grace beugte sich vor, genau wie Castiel. Es passte kein Blatt mehr zwischen die beiden, so nah standen sie beieinander. Ihre Nasen berührten sich leicht. Ihre Lippen streiften sich erst leicht, bis sie sich trafen.
Castiel's Lippen waren weich und warm und liebkosten ihre zärtlich.
Ihre Hände wanderten in seinen Nacken und seine um ihre schlanke Taille.
Der kleine unschuldige Kuss wurde langsam leidenschaftlicher und intensiver. Die Schmetterlinge in Grace' Magen flogen Amok. Ihr Herz schlug wie wild gegen ihre Brust, sodass sie fürchtete,dass er es bemerkte, wie schnell es pochte.
Ihre Knie hatten gefühlt die Konsistenz von Wackelpudding und hätten unter ihr nachgegeben, wenn Castiel sie nicht festhalten würde.
Ihr Körper und ihre Lippen kribbelten, wie unter Strom gesetzt. Castiel stöhnte in den Kuss, als sich ihre Finger in seinen Locken verankerten und leichten Druck ausübten. Sie wusste nicht wie lange die beiden schon so standen, aber es kam ihr vor als wäre die Zeit stehen geblieben. Alleswar Nebensache geworden.
Es gab nur sie beide. Grace löste den Kuss, wegen Sauerstoffmangels und holte tief Luft. Sie hatte während des Kuss' die Luft angehalten, ohne es zu bemerken. Ihre Lippen kribbelten noch immer. Castiel sog auch gierig Luft ein und blickte in ihre silbergrünen Augen. „Das war..." „Umhauend, unerwartet.", schlug Grace vor. „Perfekt.", keuchte er schwer.
„Ja, das trifft es, perfekt.", keuchte sie als wäre sie einen Marathon gerannt. Immer noch in seinen Armen liegend versuchte sie ihre Gedanken zu sortieren hatte aber keine Chance dazu. Sie war total durch den Wind. Schweigend betrachten sie den gefrorenen See und Nachtschatten leistete ihnen dabei Gesellschaft.
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