Flüssiges Gold
POV Grace
„Der Ort der Spiegelungen. Schau auf die Wände, siehst du dass sie reflektieren, wie Spiegel? Dass wird die nächste Prüfung sein." Tatsächlich glänzten die Wände wie Spiegel, wie Grace gerade beim Umschauen auffiel.
„Sich den Dingen stellen, wovor man Angst hat oder? Das meinte Professor Lennon mit Hindernissen, die uns in die Irre führen werden."
Ihre zweite Version, die Grace jetzt Grace 2.0 getauft hatte lächelte charmant. „Du hast es schnell verstanden, was man von deiner Freundin Hayley nicht behaupten kann. Sie streift noch immer hier ziellos durch die Höhle und weiß nicht, was sie zu tun hat. Die Ärmste, aber um sie geht es hier nicht. Es geht um dich, zum Glück hast du die Blumen, sonst wärst du genauso orientierungslos, wie deine Freundin Hayley gerade."
„Solltest du mich jetzt nicht verwirren oder sollen wir hier weiter Kaffeeklatsch machen? Ich würde nämlich gerne aus dieser Grube schnellstmöglich MIT Hayley heraus.", Grace betonte das >mit< in ihrer Aussage deutlich.
„Alles mit der Ruhe dazu komme ich noch. Hetz mich doch nicht.", schüttelte Grace 2.0 den Kopf. „Komm mit, deine Prüfung beginnt, wenn du Glück hast findest du Hayley vielleicht wieder, vielleicht aber auch nicht. Es hängt von dir ab." „Und die genaue Definition davon wäre?"
„Sofern du durch die Prüfung kommst findest du deine Freundin oder wenn du es nicht schaffst wirst du disqualifiziert und dein Kampf ist vorbei. Na ja, fangen wir mal an. Sieh in den Spiegel und sag mir was du siehst und zwar Haargenau!" und deutete auf eine Spiegelwand. Grace sah hinein und sah erst nur sie selbst, aber es kam noch was hinzu, besser gesagt jemand. Es war Glimmer. Kaum zu fassen, aber war.
„Hey, beste Freundin, was machen wir heute?", schnatterte sie und hakte sich bei ihr ein und ging mit ihr in Montis Café. Grace hatte sich getäuscht, es war gar nicht Glimmer in der Spiegelung mit ihr zu sehen, sondern ihre alte Freundin Xenia.
„Was siehst du?", schallte die Stimme von Grace 2.0 durch die Grube, die erstaunlicherweise Schall zurückwirft. „Ich gehe mit Xenia in Montis Café, wie als wären wir Freundinnen, obwohl das schon lange her ist. Es ist irreal.", antwortete Grace ihrer zweiten Version. Diese nickte und das Bild, welches Grace vor kurzem gesehen hatte verschwand daraufhin und es bildete sich ein neues.
Es war ein Bild von Elena, welches nach dem ersten Bild erschien. Neben Elena stand Castiel und schlang seine starken Arme um ihre dünne Taille und küsste ihren Hals herunter bis zu ihrem Dekolleté. Elena legte den Kopf in den Nacken und machte den Anschein als würde sie diese Berührung genießen.
Grace überfiel ein Ekelschauer, beim bloßen Hinschauen und wandte sich angeekelt von diesem Bild ab. Sie schüttelte sich und ihr kam allmählich die Galle dabei hoch. Der bittersüße Geschmack machte sich in ihrem Mund breit.
„Was siehst du?"
„Meine Mentorin Elena und Castiel beim rummachen. Ekelhaft, beim wahrhaftigen Leibe. Das ist irreal." „Da wäre ich mir nicht so sicher.", sagte Grace 2.0. Grace überging diesen Kommentar mit gerunzelter Stirn.
Das nächste Bild erschien und hoffentlich auch das letzte. „Das ist das letzte, falls es dich tröstet.", bestätigte Grace 2.0 ihre Hoffnung und Grace fing innerlich an zu jubeln. Endlich raus hier, dachte sie sich und der bittersüße Geschmack von Galle ließ allmählich nach. Fragt sich nur für wie lange.
Das dritte Bild erschien. Grace stand neben Lauren auf der Lichtung, diese sie noch gut aus ihrem Traum kannte. „Das ist real. Es sind Lauren Hale und ich. Du kannst mich nicht verwirren mit deinen Bildern. Also lass mich in Ruhe und bring mich zu Hayley und dann hier raus. Verstanden?"
„Du hast deine Prüfung bestanden, nun zum nächsten Rätsel: Finde mich, sonst finde ich dich. Attackiere dich mit flüssigen Gold." Grace 2.0 legte eine Pause ein, bevor sie weitersprach.
„Deine Freundin ist dort drüben und der Ausgang ist mit der Blume zu öffnen. Gute Arbeit, die meisten hätten sich verwirren lassen," und damit verschwand ihre zweiter Version spurlos und ließ Grace allein in der von der Blume beleuchteten Spiegel-Höhle.
Grace schaute sich um und sah dass die Wände, die vorher Spiegel waren jetzt ganz normale Wände waren, (sofern man von Wänden in einer Grube reden konnte). Ein paar Meter weiter hörte Grace Schritte wiederhallen und sie wusste, dass es Hayley war. Sie ging in die Richtung woher die Schritte kamen und fand eine verwirrte Hayley auf. Ihre azurblauen Augen waren aufgerissen und sie sah aus wie eine Irre.
Ihre Augen waren gerötet. Als Hayley ihre Freundin erkannte fiel sie ihr erleichtert in Arme und erdrückte sie fast. „Schon gut, Hayley, ich bin es.", beschwichtigte sie die schwarzhaarige und klopfte ihr auf den Rücken, bevor sie sich aus Hayleys Umklammerung, wie das eine verzweifelte Klammeraffen befreite und sie an der Hand zum Ausgang führte.
Die beiden kamen an ein bronzenes Tor, worin eine leere Form einer Blume drauf war. Grace nahm die eine leuchtende Blume von ihrem Rucksackgurt und legte sie in die Form. Sie passte genau rein, wie dafür gemacht und das Bronze Tor öffnete sich und gab wieder freie Sicht auf die Sumpflandschaft frei.
POV Hayley
„Wo ist eigentlich Saphir?", fragte Hayley schließlich, als sie sich einigermaßen wieder beruhigt hatte von der Grube. „Keine Ahnung, sie wollte nicht mit mir in die Grube springen, um zu dir zu gelangen.", sagte Grace und drehte den Kopf zu Hayley, um sie direkt an zusehen. „Klingt nach ihr. Sie verzieht sich immer, wenn etwas unmöglich oder dumm für sie erscheint.", erwiderte Hayley. „Wie lautet das letzte Rätsel?"„Finde mich, sonst finde ich dich. Attackiere dich mit flüssigem Gold.", zitierte sie ihre zweite Version. „Einleuchtend wie immer.", entgegnete Hayley sarkastisch. „Da hast du völlig Recht."
„Wir sind noch keinem Monster begegnet, fällt mir gerade auf.", fiel Hayley auf, während sie mit Grace durch die Sumpflandschaft lief, die kein Ende fand. „Die Grube hatte schon ein Monster drin wohnen. Es zeigte uns Szenen mit Personen die wir lieben und verzerrt sie dann. Es ging darum die Spiegel versuchen dein Urteilsvermögen zu trüben, damit sie dich in der Hand haben.", antwortete Grace und dachte an die Bilder in der Höhle zurück. Sie waren verwirrend und das zweite war grauenvoll ekelerregend.
„Man nennt solche Wesen Sammler. Sie sind eine Reinkarnation von einem Selber, meist die Schattenseite des Menschen. Sie konfrontieren ihre Helle Seite mit furchtbaren Taten aus ihrer Vergangenheit und treiben sie damit in den Wahnsinn und fressen ihre zerrissenen Seelen.", erklärte Grace, aber sie wusste das Hayley schon über diese Kreatur Bescheid weiß. Hayley ergänzte noch: „ Sammler sind gestaltlose Wesen, man kann sie nicht fangen nur verjagen. Sie gehen zu den Menschen die böses getan haben und foltern sie mit ihren Taten. Aber Sammler gehen nicht nur zu bösen Menschen, sondern auch mal zu den guten und treiben sie in den Wahnsinn, einfach nur so zum Spaß. Ich hatte mal mit ihnen zu tun, glaub mir das sind lästige Biester, der hohen Stufe." Hayley machte eine Pause und hielt an nahm den Rucksack von den Schultern und legte ihn neben ihr ab. Grace tat es ihr gleich.
„Was ist in der Grube passiert, als ich nicht da war?", fragte Grace beunruhigt und machte sich auf das schlimmste gefasst, was Hayley sagen konnte. Hayley senkte den Kopf und schloss die Lider für ein paar Sekunden, bis sie sie dann wieder öffnete. „ Es war furchtbar, ich habe Lauren gesehen, die mir die Schuld an ihrem Tod gab und Valentine, der mir vorwarf seine große Liebe getötet zu haben." Hayley stiegen wieder die Tränen hoch. Sie wischte sie schnell mit ihrem Jackenärmel weg, bevor sie fortfuhr.
„Ich konnte den Anblick kaum ertragen und es hat mich warnsinnig gemacht. Es war schwer nicht hinzuhören. Sehr schwer sogar." Sie schluchzte jetzt und Grace nahm sie tröstend in die Arme. „Es war nicht real, Hayley. Es war nur eine Illusion, nichts weiter. Mach dir keineswegs Vorwürfe, wir kennen die Wahrheit über Laurens Tod. Und du warst es nicht.", redete Grace die sechzehnjährige ein und rieb ihr den Rücken. Hayley klammerte sich an ihr und ließ ihren Tränen freien Lauf. Es tat gut.
Ein Schrei durchbrach das Lied des Windes und ließ die beiden Mädchen zurückschrecken. Sie sahen sich an und dann wieder in die Ferne. Die Mädchen fragten sich dasselbe, aber keine sprach es laut aus. Sie setzten sich abrupt in Bewegung in Richtung des Schreis. Sie rannten durch den nassen Schlamm, welcher ein platschendes Geräusch von sich gab, als ihre Füße sich von dort abstießen. Als sie den Ursprung des Schreis erreicht haben sah sie den Fuchsbraunen Haarschopf von Clarin, die gerade mit einem Drachen kämpfte und eine großen Brandwunde am linken Oberschenkel bekam, als sie von den Flammen erwischt wurde. Ihre Gruppe und inklusive überraschenderweise Saphir versuchen den roten Drachen mit den braunen Augen zu bekämpfen. Ohne Erfolg.
Der Drache wehrte die Mädchen mit Leichtigkeit mit seinen gigantischen Schwingen ab, wodurch die Mädchen durch die Büsche geworfen worden waren. Nebenbei spie er Feuer, welches wie flüssiges Gold aussah. Komm und finde mich, sonst finde ich dich. Attackiere dich mit flüssigem Gold, flog es Grace durch den Kopf. „Das ist die letzte Prüfung.", wisperte sie. „Wir müssen ihnen helfen.", sagte Hayley und bemerkte Grace' überlegenden Gesichtsausdruck. „Hey, auch wenn Saphir uns im Stich gelassen hat, können wir es nicht als Grund verwenden Clarin und Co. zu helfen, oder?" Grace schüttelte den Kopf.
„Helfen wir ihnen, hol Clarin erst mal aus der Schusslinie und dann greif von hinten an. Bleib außer Reichweite der Flügel. Okay?" Hayley nickte und machte sich dran Clarin aus der Schusslinie zu ziehen. Währenddessen holte Grace einen Pfeil aus ihrem Köcher und spannte ihn auf die Sehne ihres Bogens. Der Pfeil war mit einer speziellen Kräutermischung getränkt, die einen einschläfern konnte. Aber diese Mischung war stärker, als andere.
Sie bestand aus verschieden Arten, zum Beispiel aus Feyblüten, welche besonders selten, aber beruhigenden Einfluss auf den Körper hat und Apfelkirsche, welche die Wirkung eines Schlafmittels hatte. Hoch dosiert könne beides zusammen selbst einen Drachen einschläfern.
Grace hatte sich während der Weihnachtsferien nämlich mit den Pflanzen aus der Welt des Übernatürlichen beschäftigt und hatte sich die verschieden Pflanzen in ihren Verstand eingeprägt, damit sie im Notfall eine Kräutermischung anfertigen konnte.
Grace ließ die Sehne los und der Pfeil schoss durch die Luft und traf die gewaltige Schnauze des Tieres, was den Drachen ziemlich zu verwirren schien, da er für eine kurze Zeit von den Mädchen abließ und nach einigen Sekunden schlafend mit dem gewaltigen Körper auf die Sumpferde schlug. Es hatte geklappt, dachte Grace freudig. Bei dem Gewicht des Drachen, welches auf den fiel spritzte die feuchtnasse Erde hoch, der in vielen Spritzern auf die sechs Mädchen spritzte. Sie zuckten allesamt zurück und blieben wie angewurzelt auf ihrer Position verharren. Sie realisierten erst gar nicht, dass der Drache besiegt war. Dann fingen sie alle an zu jubeln und machten eine riesen Gruppenumarmung.
„Du hast dem Ding echt den Gar ausgesetzt! Toll gemacht!", kassierte Grace ein dickes Lob von Clarin, deren Wangen vor Freude und Anstrengung gerötet waren. „Nein, wir haben es geschafft, zusammen als Team. Der Sieg gehört uns.", verkündete Grace und die Mädchen jubelten lauter als zuvor, als der Sieges Gong ertönte.
Grace ging ein Schritt zurück an die Seite, als die Mädchen ihre Gruppenumarmung gelöst hatten und ihren gemeinsamen Sieg feierten. Sie ging zu Clarin, die etwas humpelte, durch ihre Brandwunde, die an einigen Stellen schon Blasen bildeten. „Soll ich mir mal dein Bein mal ansehen?", fragte sie das blasse Mädchen, die auf einem Stein saß und ihre Wunde betastete. „Gerne, wenn du Ahnung von Medizin hast." Clarin lächelte matt, als sie mit ihren aufgescheuerten Fingern über eine Brandblase fuhr und ein leises Zischen von sich gab.
„Die habe ich ganz zufällig. Also darf ich?" Grace ging in die Hocke, um eine bessere Sicht auf die Wunde zu haben. Clarin nickte und legte die Hände von ihrem linken Oberschenkel weg und ließ die Bogenschützin, die den rettenden Pfeil abgeschossen hatte einen Blick auf die Wunde werfen.
Die Wunde war tiefrot und weiße Bläschen bildeten sich nach und nach. „Das braucht professionelle Medizin, um ganz zu verheilen. Aber eine Kräuterpaste könne die Schmerzen lindern und zum Teil die Wunde heilen, aber besser wäre natürlich die professionelle Paste. Soll ich dir eine Paste machen?", fragte Grace und sah zu Clarin auf. Diese nickte resigniert und Grace machte sich ans Werk.
Dieser Teil des Sumpfes war erstaunlicherweise sehr Pflanzenreich, was man von dem Rest nicht behaupten konnte. Grace bediente sich an den Pflanzen, die sie brauchte um daraus eine Paste für Clarin herzustellen. Sie rieb die weiße Paste, die sie zusammengerührt hatte auf die Brandwunde und Clarin entfuhr ein lautes Zischen, als die Paste ihre Wunde bedeckte.
„Schon fertig, lass die Wunde solang wie möglich unberührt, dann kann es besser verheilen.", erklärte Grace und stand auf. „Danke Grace, es geht wirklich schon viel besser.", bedankte sich Clarin und stand ebenfalls auf und stellte sich neben sie. „Sei nicht so böse auf Saphir. Ihr Ego war etwas angekratzt, als du ihr deutlich gemacht hast, dass du auch ohne sie in die Grube springen würdest. Du musst wissen Saphir muss alles genau nach Logik machen. Alles was nicht in dieses Fenster hineinpasst ist für sie Schwachsinn. Meiner Meinung nach ist ihr ganzes Prinzip reinster Schwachsinn.", sagte Clarin mit ruhigen Ton.
„Man lässt keine Teammitglieder im Stich. Niemals.", knurrte Grace. „Wie ist Saphir eigentlich zu euch gekommen?"
„Hier an diesem Punkt, kurz bevor uns der Drache attackiert hatte. Deswegen schloss ich mit ihr eine Allianz, da wir gegen den Drachen nicht gegenankamen und wir brauchten jede Hilfe, die wir bekommen konnten.", erzählte Clarin.
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