Flucht aus dem Haus der Schöpfer


POV Grace

Es war Nacht geworden. Das Abendessen war vorbei und ihre Zimmergenossinnen schliefen tief und fest. Nachtschatten huschte durch ihre Beine, während Grace ihre Sachen packte, um die Reise an zutreten. „Jacken, Oberteile, Pullover, Unterwäsche... Check. Grimoire, Pfeil und Bogen, Check. Kräuter und Proviant mit Getränken, Check.", murmelte Grace vor sich hin, während sie alles eingepackte nochmals durchcheckte.

„Jetzt geht's los, Nachtschatten. Bereit?", fragte sie ihre Vertraute, die jetzt vor ihren Füßen platzgenommen hatte. Nachtschatten schüttete sich. Das bedeute dann wohl ja, dachte sie und machte ihren Rucksack zu, den sie vorher mit zwei Zaubern belegt hatte, der zum einen unendlich Platz bekam, sodass man alles problemlos dort reintun konnte und zum zweiten Gewichtslosigkeit.

Grace zog sich ihre schwarze Bomberjacke an und dazu ihre leichte schwarze Mütze, die Oliver ihr, bei ihrem Aufbruch ins Haus der Schöpfer gegeben hatte. Sie war dünn, aber sehr Wärmespeichernd. Sie zog ihren Reiserucksack über die Schultern und ging aus dem Zimmer. Gefolgt von ihrer Vertrauten. Die drei hatten ausgemacht sich in der Küche zu treffen und da ging sie jetzt auch hin.

Bei der Küche angekommen, die sich im Untergeschoss befand warteten schon Valentine und Hayley auf die Sechzehnjährige mit einer schwach glimmenden Kerze in der Hand, deren Licht man von weitem nicht erkennen konnte. Grace vergaß, dass die beiden ja keinen superguten Seh-sinn, wie sie besaßen. Beide mit Rucksäcken ausgestattet und in Winterkleidung gekleidet. Valentine gab ihnen stumm zu verstehen, dass sie leise sein mussten, indem er seinen Zeigefinger auf seine Lippen legte.

Die Mädchen nickten verstehend und blieben ruhig. Valentine öffnete die Küchentür, die nicht verriegelt war und ließ den Mädchen den Vortritt, bevor er eintrat und die Tür schloss. Er stellte die Kerze auf die Kochinsel.

„Wieso sollten wir uns in der Küche treffen, Val?", fragte Hayley und setzte ihren Rucksack auf die Kochinsel ab. „Zum einen, weil die Stufensprecher hier drin nicht patrollieren und zum zweiten brauchen wir mehr Proviant, als wir schon eingepackt haben. Also..." „Packen wir ein, was wir kriegen können. Aber nur in kleinen Mengen, damit es nicht auffällt, dass etwas fehlt.", beendete Grace seine Ansage und machte sich mit den Geschwistern ans Werk, kleine Rationen von verschiedenen Gerichten und Getränken einzupacken, was nicht wirklich einfach für die Geschwister war mit dem schwachen Licht.

„Okay, habt ihr alles?", fragte Grace in die Runde. „Ja.", sagten die beiden Alister- Geschwister synchron. Sie hatten ihre Rucksäcke wieder auf dem Rücken und waren startbereit. Genau wie Grace. „Okay, wie kommen wir an den Stufensprechern und der Schutzbarriere vorbei?", fragte Hayley. Die drei standen rund um die Kochinsel, wo die schwach glimmende Kerze stand, die ein wenig Licht spendete und schmiedeten ihren Plan.

„An den Stufensprechern kommen wir leicht vorbei, auch wenn es in dem Falle neun zu drei steht. Sie können schließlich nicht in jedem Flur sein. Wir können sie in die Irre führen, in dem wir Umwege laufen..." „Und damit locken wir sie von unserem eigentlichen Ziel weg und wir haben frei Bahn.", fasste Valentine zusammen.

„Guter Plan, aber wir haben noch die Schutzbarriere als Hindernis, um überhaupt vom Gelände runterzukommen. Der Wald gehört zum Gelände, so weit kommen wir schon mal, ohne erwischt zu werden, aber dann ist Endstation. Bei jedem Schritt über jene Grenze wird der Alarm losgehen und die Stufensprecher erwischen uns.", sagte Valentine und rieb sich die Stirn. „Grace, könntest du eventuell die Barriere auflösen?", fragte Hayley. „Wenn sie die Barriere auflöst dringen Dämonen ein und überrennen die Schule.", konterte Valentine, doch Grace beruhigte ihn.

„Ich könnte versuchen temporär uns ein Schlupfloch zu schaffen, damit wir entkommen können. Aber dafür müssen wir schnell sein. Ich nehme an diese Barriere ist sehr widerstandsfähig.", wendete Grace ein. „Das könnte funktionieren. Wie lange könnte dieses Schlupfloch geöffnet bleiben, bis es bemerkt wird?", fragte Valentine unschlüssig mit der Idee. „Nicht lange. Vielleicht zwei bis drei Minuten, nicht mehr.", antwortete Grace kleinlaut. „Das ist ganz schön klein für ein Zeitfenster.", meinte Hayley und sah genauso unschlüssig drein wie die anderen beiden. „Aber zu schaffen. Wir müssen nur schnell genug sein.", hielt Grace dazwischen.

„Sie hat recht, Hayley. Wir können es schaffen, wenn alles glatt läuft. Aber eins stört mich in unserem Plan." „Und das wäre?", fragte Hayley und schaute zwischen Valentine und Grace hin und her. „Wo ist unser Plan B? Wenn alle Stricke reißen sollten?"

„Dann werde ich zaubern müssen. Wir müssen jetzt einfach dran glauben, dass wir durchkommen, sonst war alles umsonst und wir kassieren alle einen Rauswurf und die ganze Schule weiß, dass ich Magie praktizieren kann, falls wir nicht rausgeworfen werden. Dann sind wir richtig am Arsch, wenn wir wieder einen Versuch starten zu flüchten.", gab Grace zurück und schaute zu Valentine auf. Er nickte und raffte an seinen Schulterreimen seines Rucksacks. „Dann machen wir es so. Bereit?" „Bereit.", sagten Hayley und Grace einstimmig. Hayley blies die Kerze aus und Valentine öffnete leise die Tür und die drei Schüler schlichen aus der Küche. Valentine schloss wieder die Tür.

„Kannst du jemanden sehen?", wisperte Valentine so leise, das Grace sich anstrengen musste ihn überhaupt zu hören. Grace antwortete ihm erst nach ein paar schnellen Augenblicken nach links und rechts. „Niemand. Wir können weiter." Dann schlichen sie weiter. Grace hielt die Augen offen. „Stopp!", warnte sie die Geschwister und sie bleiben stehen und versteckten sich hinter einer Säule. Sie waren gerade nur hundert Meter weiter gekommen. Nicht gerade viel für den Start. Ein Stufensprecher aus dem vierten Jahrgang patrollierte gerade und versperrte den drei Schülern die Treppe. Wenig später kam noch ein Stufensprecher dazu. Ein Mädchen, auch aus dem vierten Jahrgang.

„So ein Mist!", flüsterte Valentine. „Ich habe eine Idee.", sagte Grace. „Die wäre?", fragte Hayley. „Ich werde sie ablenken." „Bist du verrückt! Die werden dich erwischen!", zischte Valentine und hielt Grace am Arm fest, um sie daran zu hindern wegzulaufen. Aber Grace hatte nicht vor wegzulaufen. Nein, sie hatte eine bessere Idee. Grace griff in die Jackentasche ihrer Bomberjacke und holte die Spielzeugmaus von Victorias Vertrauten Grummel heraus. Sie drehte sie elektronische Maus auf und lies sie durch den Korridor flitzen.

„Was war das?", fragte das Mädchen aus dem vierten Jahrgang. „Hast du das auch gehört?", fragte der Junge. „Lass uns nachsehen.", meinte das Mädchen und die beiden Stufensprecher gingen mit ihren Kerzen in der Hand der Spielmaus nach.

Als das Kerzenlicht im nächsten Korridor verschwand atmen die drei Flüchtigen leise aus und gingen die Treppe hoch. Doch als sie die erste Stufe aufsteigen wollten hörten sie Stimmen. „Versteckt euch!", wisperte Grace und die drei Schüler versteckten sich unter der Wendeltreppe und warteten bis die beiden Stufensprecher wieder außer Sicht waren. Die drei kamen aus ihrem Versteck und schauten nochmal in alle Himmelsrichtungen. Dann gingen Hayley, Valentine und Grace die Treppe runter in den ersten Stock. Weit und breit nichts zu hören oder zu sehen. Sie schlichen weiter.

„Das war knapp gerade. Die haben die Patrouillen verschärft, sodass es unmöglich ist das Gelände zu verlassen. Elena schien es sehr ernst damit zu meinen, niemand verlässt das Gelände. Und Castiel nutzt das im vollen Maße aus.", sagte Valentine. „Ja, sehr sogar.", fügte Hayley hinzu. „Könnt ihr aufhören zu quatschen, darüber können wir später reden, wenn wir hier raus sind, aber nicht früher!", zischte Grace und gab das Signal, dass keiner in Sichtweite war. Sie gingen weiter.

Jeder Zeit bereit sich in jedem Winkel zu verstecken. „Der Ausgang ist am Ende des Korridors.", sagte Hayley leise. „Leise, es kommt jemand. Verstecken.", ermahnte Grace und zog die Geschwister an den Rucksäcken in einen leeren Raum. Er war unbenutzt und eng und schmutzig. „Sie werden versuchen zu fliehen, aber sie werden nicht weitkommen.", hörte Grace die schnarrende Stimme von Castiel.

„Lasst die anderen Stufensprecher wissen, dass sie die Augen und Ohren offen halten müssen, damit die drei nicht hier weg kommen. Verstanden?" „Mehr denn je. Sie werden nicht weit kommen. Wir halten die Augen offen.", hörte Grace zu ihrer Überraschung Rosalie sagen. Grace konnte nicht glauben, dass auch Rosalie gegen sie spielte. Sie unterdrückte ein Keuchen und lauschte, ob die Rosalie und Castiel schon weitergezogen waren. Grace öffnete die Tür einen Spalt breit und stellte fest dass die beiden weitergezogen waren.

Die drei Schüler liefen so schnell sie konnten zum Ausgang, aber die Stufensprecher waren ihnen auf den Fersen. Sie haben uns aufgelauert, die ganze Zeit, dachte Grace zerknirscht.

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