Bluttest


POV Grace

Der Sturm wütete und peitschte den Regen mit Wucht an die Fensterscheiben der Krankenstation. Die Wände sind weiß, genau wie der geflieste Boden. Der lederne Behandlungsstuhl gab nach, als Grace sich darauf setzte. Sie war einer der Letzten in der Reihe, vor Valentine und Hayley. Es roch stark nach Desinfektionsmittel, welches fast schon stank. Alles war klinisch gesäubert.

So viel Zeug davon, war in der Luft und beißt Grace durch die Riechnerven. Der ausziehbare Tisch vor ihr- der auf Brusthöhe eingestellt war- befand sich eine Spritze mit haardünner Nadel und ein Plastik Röhrchen mit ihrem Namen und Blutgruppe AB-Negativ. Miss Clear, die Schulkrankenschwester bereitete die Einstichstelle für die Nadel vor. Mit einem Tupfer desinfizierte sie sie an ihrem linken Unterarm. „ Bist du bereit?", erkundigte sich die junge Frau mit den schulterlangen roten Haar und den blauen Augen, die eine Ruhe ausstrahlten, als könnte niemals etwas diese Ruhe brechen. „Ja, bin ich." Grace hatte nie wie der anderen Angst vor Spritzen gehabt, da sie wusste, dass es nichts Schlimmes war.

Sie lächelte die Krankenschwester an, die links neben ihr stand und die Spritze an ihre Vene setzte und noch einen letzten Blick zuwarf, bis sie das Blut in die Spritze langsam auszog. Die Krankenschwester warf schließlich einen verwirrten Blick auf den Inhalt der Spritze. Irritiert von ihrer Reaktion, setzte sich Grace so gut es ging auf, da der Tisch nicht viel Distanz gab, um sich aufzusetzen. Sie sah nun, was die junge Frau so verwirrte. Das Blut war schwarz. Pechschwarz. „Wie...", setze sie an, aber Miss Clear ignorierte sie und klebte mit einer schnellen Handbewegung ihr ein Pflaster auf die Einstichstelle und bedeutete ihr, den Raum zu verlassen. Ihr Verhalten ließ keine Fragen und Widerworte zu.

Die Krankenschwester hatte dem Mädchen den Rücken zugewandt und sortierte die Plastikröhrchen mit den Blutproben. Grace befolgte ihre Anweisung und verließ den Raum in schnellen Schritten, wenn auch etwas zögerlich, ohne Widerworte. Sie wären zwecklos gewesen, obwohl sie schon wissen wollte, was das zu bedeuten hatte.

POV Valentine

Valentine sah aus dem Augenwinkel die Tür vor sich öffnen, als er sich mit seiner Schwester unterhielt. Grace kam mit nach unten gerichteten Blick hinaus gehen, ohne ihre Aufmerksamkeit auf ihre Umgebung zu fokussieren. Sie war blass und ihre Augen waren geweitet, als er sie an sich vorbeilaufen sah. Sie war völlig durch den Wind. Aber wovon? Er schaute ihr kurz hinterher, bevor er nach drinnen gerufen wurde und die Tür hinter sich schloss, als er eintrat.

Auf dem Behandlungsstuhl warf er einen kurzen Blick auf die Röhrchen im Halter. Eines der Fläschchen war schwarz, aber er konnte von weitem nicht erkennen von wem sie war. Er wird wohl den Plan von Hayley umsetzen müssen, um herauszufinden, wem diese Probe gehörte. Auch wenn sie nicht gut durchdacht war in der Tatsache, falls er oder Hayley dabei erwischt wurden. Aber Valentine hatte keine besser, ehrlich gesagt hatte er überhaupt keine. Als die Krankenschwester ihm die Nadel an den Unterarm ansetzte zuckte er kurz, als die Nadel in seine Haut eindrang und ihm Blut aus den Venen holte. Als er aufstehen durfte, machte Valentine extra einen langen Bogen zu dem Fläschchen Halter und blickte auf das gelbe Etikett, das Fläschchen mit dem schwarzen Blut und las den Namen.


Name: Grace Thalia Kenner

Blutgruppe: AB-Negativ

Jahrgang:10B


Er hatte Recht, er wusste, dass etwas nicht mit ihr stimmt und jetzt hatte er Beweis. Sie war das Mädchen, welches er und seine Schwester verzweifelt gesucht haben und jetzt hatten sie sie gefunden. Die beiden hatten sie die ganze Zeit vor ihrer Nase gehabt und nicht wirklich bemerkt. Valentine grinste in sich hinein und sah sich kurz um, um sicher zu gehen, dass ihn die Krankenschwester nicht beobachtete oder gar etwas von dem, was er gerade tat mitbekam.

Die junge Frau bereitete gerade die nächste und letzte Spritze vor und schenkte ihm keinerlei Beachtung. Valentine nutzte diesen kurzen Moment aus und holte sein Handy aus der Hosentasche hervor und schoss ein schnelles Bild des Röhrchens mit dem Etikett und verschwand mit schnellen Schritten die Krankenstation.

Als er draußen war zeigte er seiner Schwester zufrieden das Foto und Hayley fing an zu strahlen. „ Endlich, wir haben es geschafft!", sagte sie erfreut und schlang die Arme um ihn. Dies tat sie ständig, wenn sie sich freute. Valentine erwiderte die Umarmung und freute sich über den Erfolg. Aber eine Frage, die noch unbeantwortet war blieb offen. Wie weihen sie das Mädchen in ihr Geheimnis ein? „Jetzt geh schon rein.", erwiderte Valentine grinsend und schob seine Schwester Richtung Tür. „ Ja Vater.", sagte sie schmollend und schob die Unterlippe vor, bevor sie sich umdrehte und in die Krankenstation ging.

Valentine schüttelte grinsend den Kopf. Ein paar Minuten später kam Hayley heraus und die beiden setzten sich in den jetzt leeren Warteraum, wo sie zuvor gesessen hatten. „ Also, wie erklären wir Grace...", stammelte Valentine und kämpfte nach den Richtigen Worten.„ Dass sie ein übernatürliches Wesen ist, wozu es keine Informationen gibt?", beendete Hayley seine Frage. Valentine nickte. Sie zuckte die Achseln und schaute ahnungslos drein. Das könnte ja heiter werden.

...
POV Grace

Auf der Mädchen Toilette war es still. Totenstill. Die weißen Ziegelwände spiegelten ihre Stimmung wieder. Leere. Grace sah in den Quadratischen Spiegel über dem runden Waschbecken, welches sie mit den Händen umfasste und mit ihren Fingern auf den Beckenrand klopfte. Ihr Blick war leer. Ihr Gesicht zeigte keine Emotionen. Immer wenn sie in den Spiegel sah, dachte sie es würde eine andere Person sie aus dem Spiegel anschauen, aber sie irrte sich. Es war immer sie selbst, die sie durch den Spiegel ansah, aber es war, als würde sie immer mit einer anderen Persönlichkeit da stehen: mal perfektionistisch, ängstlich, oder einfach freundlich, aber es gibt auch das manipulative, was ans Licht kommt, wenn sie etwas will und es nicht mit Nettigkeit bekommen kann. Aber, das ist selten der Fall, sehr selten. Sie drehte das Wasser auf und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht in der Hoffnung es würde dieses Bild in ihrem Kopf davon spülen, welches sich in ihrem Kopf festgesetzt hatte. Und das nach ein paar Minuten!

„Mist!", murmelte Grace frustriert und rieb sich die Schläfen. Grace wendete ihren Blick vom Spiegel ab, als sie die Tür aufgehen sah. Gelocktes blondes Haar und knappe Klamotten lugten aus dem Türspalt und Grace erkannte das Mädchen sofort, als sie die Tür vollständig auf zog.

Xenia Gilbert. Kapitänin des Cheerleader Teams ihrer Schule, Hit Girl der Schule, Sexbombe. Xenia verzog die Lippen zu einem spöttischen Lächeln und zeigte ihre perlweißen Zähne. „ Wieder ein Gefühlsausbruch? ich habe gehört von dem Vorfall auf der Krankenstation.", sagte sie gespielt mitfühlend und legte sich eine Hand auf ihren üppigen Busen. „Nichts, was dich angeht.", sagte Grace entnervt, weil sie die letzte Person war, die sie sehen wollte. Das konnte sie jetzt echt nicht gebrauchen. Xenia gab ein glockenhelles Lachen von sich und verschränkte die Arme vor der Brust, welche durch den Druck hoch quirlten.

„Jetzt sei nicht so.", sie zog einen Schmollmund mit ihren geschminkten roten Lippen. Grace wandte sich zum gehen, doch Xenia drückte sie an die Ziegelwand, als Grace an ihr vorbei gehen wollte. Grace fühlte die kalte Ziegelwand an ihrem Rücken. Mit beiden Händen neben Grace' Kopf gelehnt, schaute Xenia auf sie herab und hielt sie an der Wand gefangen. Und der Situation war Xenia voll und ganz bewusst. Sie war eins siebzig groß und überragte sie mit fünf Zentimeter. „ Weißt du noch vor drei Jahren, als wir hier diese Sache getan haben.", zischte sie in Grace Ohr. „Du hast diese Sache getan.", korrigierte Grace ebenso zischend.Danach stieß sie Xenia von sich und ging, ohne sich noch einmal zu der Blondine umzudrehen.

...

Der Rest des Tages verlief einigermaßen normal. Sofern das überhaupt möglich war. Der Unterricht gab nichts Spannendes her, außer dass der Sponsorenlauf stattfand und die Schule die Lauf -Sachen organisierte.

...
POV Valentine

Als die Schule aus war machten sich Hayley und Valentine auf den Weg zur Alister-Pension. Im Arbeitszimmer ihres Vaters warten die beiden auf den Hausherren. Nach wenigen Minuten betrat dieser dann sein Büro und setzte sich in seinen Ohrensessel gegenüber von seinen Kindern. „Ihr habt das Mädchen also gefunden?", fragte er. „Ja, Valentine hat es herausgefunden, als wir die Blutproben geben sollten. Zeig ihm das Bild, Brüderchen.", erwiderte Hayley und stieß ihm sanft den Ellenbogen in die Seite. Valentine holte ohne einen Mucks von sich zu geben sein Handy heraus und zeigte seinem Vater das Foto von dem Gefäß. „Grace Thalia Kenner.", las er auf dem Etikett. „ Das Nachbarsmädchen also.", murmelte sein Vater leise vor sich hin.

„Habt ihr schon eine Idee, wie ihr sie einweiht oder soll die Lounge das erledigen?"„ Ich glaube es wäre besser, wenn wir es ihr erzählen oder?" Valentine schaute zu Hayley, die seinen Blick nicht erwiderte, sondern ihrem Vater geradewegs anstarrte. „Ich finde, dass sollte die Lounge übernehmen, weil sie immer andere für sie arbeiten lassen und sich in ihren Sessel kuscheln und zusehen, wie andere sich abrackern, während sie ihren Kaffee schlürfen.", sagte sie spitz. In dem Punkt hatte sie vollkommen recht. Leider. „Na schön, ich kontaktiere die Lounge und ihr beide werdet sie im Auge behalten, weil was auch immer sie ist. Wir wissen nicht was für einen Schaden sie anrichten könnte.", verdeutlichte ihr Vater. Die Geschwister nickten und machten sich auf in ihre Zimmer.

Valentine betrat sein Zimmer und holte seinen Zeichenblock aus der untersten Kommodenschublade. Er setzte sich auf das frisch bezogene blaue Betttuch und kramte die Zeichenstifte aus der Ledermappe aus der Schublade heraus. Die Zeichnungen waren düster, als er sie zu Papier brachte. Ein Fuchs dessen eine Gesichtshälfte eine Schlange ist und dessen Skelett aus dem Körper sprang in einem Wald, ein Mädchen mit dreckiger leichenblasser Haut, verfilzten Haaren die ihr ins Gesicht hängen, und mit einem zerfetzten weißen Kleid, dass ihre knochige Statur zu Geltung brachte mit vielen faulen Wunden an: Füßen, Beinen, Armen, Händen, Hals und Gesicht. Nebenbei bemerkte Valentine, dass das Mädchen kein Gesicht hatte. Die Haut war zusammen gezogen, verfault und verbrannt, man konnte nur schemenhaft Lippen und Augen erkennen. Das dritte Bild war nicht so furchteinflößend. Es zeigte Lauren. Das Haar zu einem unordentlichen Dutt zusammengebunden und in einem Jogginganzug gekleidet, auf seinem Bett sitzen, den Kopf in die Hände gestützt im Schneidersitz. Er lächelte und strich mit dem Finger über die Zeichnung. Ein paar Herzschläge später schlief er ein.

Er lief durch den Wald. Die Äste knacken unter seinen Füßen und die eiskalte Luft zog ihren Mantel über Valentine.Die nachtaktiven Waldtiere zogen ihre Runden durch den Wald. Hin und wieder hörte man eine Eule schreien oder das quieksen einer Maus. Und auch das Getrappel der größeren Waldbewohner die zu Füß unterwegs waren.

Ein Schatten war hinter der Großen Eiche zu erkennen. Valentine näherte sich der Eiche und erkannte den schemenhaften Schatten dahinter. Es war Lauern. Ihre braunen Haare wehten im Wind und umspielten ihr herzförmiges Gesicht. Ihre grünen Augen strahlten, als sie ihn erblickte und rannte im in die Arme. Valentine zog sie in eine kräftige Umarmung und vergrub sein Gesicht in ihren Nacken. Ihr vertrauter Geruch stieg ihm in die Nase. Rosen. „Was tust du denn hier!?", fragte er erfreut. „Dich umarmen!?", lachte sie und löste sich von ihm und ergriff seine Hand. „Ich bin hier, um dir etwas mit zu teilen."„Und was , Lauren?" Lauren machte eine kurze Pause, bevor sie weiter sprach.

„Sieh selbst.", und bedeutete ihm sich um zu drehen, was er auch tat. Er sah Grace, ein paar Meter weiter rum irren. Sie wirkte orientierungslos

„Was soll das bedeuten?", entgegnete Valentine. „ Sie ist in Gefahr, doch sie ahnt es nicht einmal in was für einer.", sprach Lauren im rätselhaften Ton. „Lass sie nicht wie ich enden, beschütze sie, weil sie dich noch brauchen wird in Zukunft.", sprach sie weiter. „Was ist sie?"

„ Sie ist wie ich, nur viel stärker und unkontrollierbarer."

„ Wie kann sie hier sein, dass ist nicht möglich.", zweifelte er an.

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