Angriff & Abendessen
POV Valentine& Hayley
Nachdem die Schule zu Ende war, machten sich die Alister- Geschwister auf den Weg nach Hause und kamen am Willow-Park vorbei.
Der Park war menschenleer und dicht bewachsen mit Ranken und Unkraut. Kalter Wind fegte die Blätter von den Bäumen und bereitete den Geschwistern eine Gänsehaut. Überall raschelte es. Hayley rieb sich die Arme, um die Kälte zu vertreiben, die sich in ihr breit machte. Valentine erging es nicht anders und sah sich die Umgebung näher an. Der Himmel wurde dunkler und dichte Wolken zogen auf. Wind peitschte durch die Büsche und brachte die Äste zu Bruch und ließ sie mit durch die Luft fegen. Die beiden Geschwister beobachten das Schauspiel mit wehenden Haaren und scannten ihre Umgebung ab. Ein Rascheln durchbrach die Stille, was die Geschwister schnell bemerkten und drehte ihre Köpfe in die Richtung des Geräuschs. Etwas Schwarzpelziges mit katzenartigen Konturen stürmte aus dem Busch auf die beiden zu und gab ein lautes Fauchen von sich. Valentine zuckte zusammen und sah das, was auf sie zustürmte ein Ganna war. Eine Art Wehrkatze, die den Instinkt hatte, alles und jeden zu töten, der sich ihr in den Weg stellte. Immer schneller rannte sie mit ihrer langen und großen Figur auf die beiden zu. Hayley kramte eine Glaskugel mit besonders dosiertem Betäubungsmittel gefüllt, welches ihr Vater ihnen immer mitgab, aus der Tasche ihres Schwarzen Trenchcoat heraus und warf es geschickt in Richtung des Ganna. Im hohen Bogen prallte es an den Kopf der Wehrkatze, als sie zum Sprung ansetzte. Man hörte noch schwach das Brechen von Glas, wegen der Lautstärke des Windes.
Erst taumelte sie benommen zurück und blieb danach reglos liegen, ohne noch ein Laut von sich zu geben. Hayley näherte vorsichtig sich dem reglosen Körper, immer bereit sofort zurückzuweichen, wenn sich die Kreatur doch noch bewegen würde und sie anfallen wolle. Sie bedeutete Valentine zu ihr zu kommen, um sich neben sie zu hocken. Valentine folgte ihrer Anweisung. „ Siehst du das am Nacken?", fragte sie und deutete mit dem Finger auf das Sichelförmige Symbol im Nacken an der Stelle, wo sie das dichte schwarze Fell mit den Fingern zurück hielt. „ Ja, ich sehe es, aber das kann doch nicht sein?", fragte Valentine seine Schwester. „ Eigentlich nicht, diese Ganna lassen sich von niemanden zähmen geschweige denn kontrollieren.", stellte Hayley fest und Valentine holte sein Handy aus der Manteltasche hervor und machte ein Foto von der Wehrkatze mit der Sichel im Nacken und schickte es ihrem Vater zu. „ Wir sollten gehen, bevor mehr davon hier aufkreuzen.", sagte Valentine und erhob sich von der klitschnassen Wiese, reichte seiner Schwester die Hand, die sie ergriff und sich aufrappelte.
POV Grace
Grace saß im Schneidersitz in ihrem Zimmer auf dem Bett und las eines ihrer Fantasy Romane aus dem Hölzernen Bücheregal neben ihrem Schreibtisch am Fenster, schräg gegenüber ihrem Bett. Vertieft in ihrem Buch bemerkte sie nicht, wie es an der Tür klopfte. Der Kopf ihres Vaters lugte aus dem Spalt, als er ihre Zimmertür aufmachte und sie von dem leisen Knarzen den Kopf hob. „ Hey Kleines, komm runter, die Alisters sind da." „ Okay, bin gleich unten.", sagte sie und ihr Vater nickte und schloss die Tür. Heute war nämlich ein geschäftliches Abendessen zwischen ihrem Vater und Mister Alister.Grace legte ein Lesezeichen in ihr Buch und zog sich ihr Kleid an, welches sie sich für den Abend bereitgelegt hatte. Sie trug Kleider nicht sehr oft und gerne. Nur eben zu besonderen oder wichtigen Anlässen. Und dieses Abendessen war ein solcher Anlass. Das Kleid war blau geblümt mit einem Rundhalsausschnitt, breiten Trägern. Es hatte einen Kreuzschnitt am Rücken und ging ihr zu den Knien ging und wurde mit einem braunen Ledergürtel an der Taille gefasst.
Als Grace sich ihre weißen Turnschuhe anzog, ging sie die Treppe runter, wo schon die Gastfamilie im Haus war. Die Alister -Familie stand im Flur und begrüßte ihre Eltern mit einem Händeschütteln. Valentine und sein Vater hatten beide ein weißes Polo-Hemd und eine schwarze Hose an. Fehlte nur noch die Fliege oder Krawatte, dachte sich Grace und grinste innerlich bei dem Gedanke. Sie sahen sich beide unglaublich ähnlich von den Gesichtszügen und der Haltung her. Hayley hatte ein pastellgelbes, knielanges Kleid mit dazu passenden Ballerina für diesen Abend gewählt und sie sah gut aus. Ohne Witz, den wenigsten Leuten stehen pastellfarben gut und sie war eine von ihnen. Ihre glatten schwarzen Haare trug sie zu einem langen Fischschwanzgeflecht, welches ihre blasse Haut zur Geltung und ihre azurblauen Augen zum Leuchten brachten. Jason kam eine Minute später die Treppe hinunter mit einem roten Polo-Hemd und Jeans bekleidet. Auch Grace und Jason begrüßten die Alister Familie nacheinander mit einem Händeschütteln.
Als sie zu siebt am Esstisch saßen schwiegen sie sich alle an. Der schwarzhaarige Mann mit dem strengen Gesichtsausdruck und den starren grauen Augen, der der Vater von Hayley und Valentine war, brach das Schweigen am Tisch. „ Also, wie beheben wir das Problem ...?" Ihr Vater und Mister Alister fingen an über geschäftliche Sachen zu diskutieren und dies nicht gerade kurz und leise. Jeder konnte zuhören, wenn auch ungewollt. ... Nach einer Zeit stocherte Grace mit ihrer Gabel in der Hand in ihrem Essen herum: Reis mit Forelle. Ihr war der Appetit vergangen, was Jason genauso ging, da er lustlos in seinem Essen herum stocherte. Beide plagten die Langeweile am Tisch, da sich keiner von beiden für das Thema interessierte, welches die beiden Familienväter miteinander ausdiskutierten. Die beiden tauschten einen fixen Blick und verließen zusammen den Raum mit ihren Eltern, um der Gastfamilie in ihrem Esszimmer etwas Privatsphäre zu geben, damit sie reden konnten, als Mister Alister sie darum bat. Und so geschah es dann auch. Auch wenn es Grace nicht wirklich gefiel aus ihrem Zimmer in ihrem eigenem Zuhause weggeschickt zu werden. Auch wenn es nur die Küche war. Sie gehörte auch dazu.
POV Valentine
Als die Kenner-Geschwister mit ihren Eltern den Raum verlassen hatten steckten die Alister-Familie, die Köpfe zusammen und rückten die Stühle heran. Er war froh, dass die Kenner- Familie zugestimmt hatte ihnen etwas Freiraum zugeben, obwohl dies auch eine unhöfliche Geste in der Freundlichkeit zum Gastgeber hatte. „Euch hat wirklich ein Ganna im Willow-Park angegriffen?", fragte sein Vater erstaunt. „ Ja, am helllichten Tag, aber die Umgebung hatte sich bei dem Angriff verändert." „Verändert, inwiefern?" „ Es ist kälter geworden und ein stürmischer Wind ist aufgezogen.", antwortete Hayley flüsternd, damit die Kenners im Nebenraum nichts hörten. Der war nämlich nicht weit weg von der Küche und scheinbar hatten sie auch dünne Wände, da Hayley ab und zu ein paar Gesprächsfetzen von ihrem Gespräch im Nebenraum hören konnte. Vorsicht war immer das A und O im Haus der Schöpfer, das durfte man nie vergessen. „ Was ist mit dem Sichelsymbol? Kann es wirklich wahr sein?" „ Ich fürchte ja, aber die Lounge will es nicht wahr haben. Habt ihr schon das Mädchen gefunden oder etwas herausgefunden?", fragte er. „ Noch nicht, wir haben keine Idee wer es sein könnte und herausfinden konnten wir noch nicht, da wir nicht wissen, wen wir näher im Auge behalten sollen. Welches Geschöpf ist sie überhaupt?" „Das wissen wir nicht.", antwortete ihr Vater auf Valentine's Frage.
„ Wozu sollen wir sie eigentlich finden?", hackte Hayley neugierig nach und sah ihren Vater und Valentine abwechselnd an. Sie fragte sich wirklich, warum dieses Mädchen so wichtig für die Lounge war. „ Die Lounge legt es drauf an eine neue Kreatur zu entdecken und sie zu erforschen." Valentine verdrehte die Augen, als er die Antwort hörte und Hayley atmete hörbar aus und spielte mit ihrem Zopf. War ja klar, dass so eine Antwort kam. Was hatten sie auch erwartet?Bevor sie noch etwas sagen konnten im Bezug auf das Sichelsymbol, traten die Kenner-Familienmitglieder unbeschränkt wieder in den Raum ein. Schließlich war es ja deren zuhause und nicht ihres. Sein Vater erhob sich mit erhobenem Hauptes und ging auf die Eltern von Grace und Jason zu und gab ihnen zum Abschied die Hand und bedankte sich fürs Essen und verabschiedete sich mit seinen Kindern und ging Richtung Haustür. Als Hayley und Valentine, das Haus der Kenner Familie verlassen hatten lief ihr Vater voraus und sie hinter ihm her. Sie ließen kein Wort über ihre Lippen fallen.
...
In der Alister-Pension setzten sich die drei in das Arbeitszimmer ihres Vaters. Das Arbeitszimmer war groß mit weiß gestrichenen Wänden und dunklen Möbeln aus Holz. In der Mitte des Arbeitszimmers befanden sich zwei Ohrensessel aus schwarzem Leder gegenüber dem Schreibtisch, wo viele Registerordner darauf aufgestapelt waren. Die Geschwister setzten sich in die beiden Sessel und ihr Vater in den Sessel hinterm Schreibtisch. Valentine biss sich auf die Lippen und überlegte, ob er ihn nochmal zu dem Sichelsymbol und dem gesuchten Mädchen befragen sollte. Doch bevor Valentine den Mund aufmachen konnte, fiel seine Schwester ihm ins Wort. „ Ist Rossende wieder am Werk?", fragte Hayley grob in die Runde und spielte mit ihren Fingern, ohne aufzublicken. „Denke schon, die Lounge überprüft gerade den Ganna im Willow-Park und hält uns auf den Laufenden, wenn es etwas Neues gibt.", berichtete ihr Vater. Er sah müde aus. Die beiden nickten und wussten, dass sie nichts mehr tun konnten. Valentine und Hayley richteten ihren Blick auf die Akte mit der Aufschrift UNBKANNT. „Was ist das?", fragte Hayley und deutete mit dem Kinn auf die Akte. „Unser aktueller Fall."
Fallnummer:369
Name: Unbekannt
Geschlecht: Weiblich
Alter: 16
Aufenthalt: Makle Creek
Wesen: Unbekannt
Merkmale: Schwarzes Blut
Stand: Ungelöst
„Toll, wie sollen wir herausfinden, ob jemand schwarzes Blut in den Adern trägt!" rief Hayley zynisch. Sie war frustriert und zwar sehr. Valentine zuckte vor Schreck zusammen, als sie abrupt aus ihrem Sessel aufsprang und ihn beinahe umnietete. „Beruhig dich, wir finden eine Möglichkeit.", beschwichtigte er seine jüngere Schwester und griff nach ihrer linken Hand und drückte sie fest. Bei dieser Geste verebbte Hayleys Zorn langsam, aber nicht vollständig, als sie die Wärme, der Hand ihres Bruders auf ihrer vor Zorn zitternde spürte. Sie setzte sich wieder in den Ohrensessel und kein Laut kam über ihre Lippen. Sie schmollte derzeit.
Der Rest des Abends verlief ruhig und Valentine lag in seinem Zimmer auf seinem Bett, die Arme hinterm Kopf, am Kopfende verschränkt. Er schloss die Augen und ließ seine Gedanken schweifen. Ein Klopfen ertönte und riss ihn aus seinen Gedanken. Valentine rappelte sich auf und ging zu Tür. „ Hey, ich wollte noch mit dir über das Schwarze Blut reden. Ich wollte mit dir noch eine Möglichkeit durchgehen.", sagte Hayley. Er ließ sie eintreten und Hayley setzte sich auf sein Bett. Mit einem kurzen roten Schlafanzug bekleidet und die schwarzen Haare zu einem unordentlichen Knoten gezwirbelt saß sie ihm gegenüber. „Okay, ich habe gehört, dass die Schulkrankenschwester morgen alle Schüler aus unserem Jahrgang Blutproben entnehmen will und sie für die akademische Wissenschaft an irgendeine Uni weiter reicht". „ Und wir werden..." „ Und wir werden dann sehen wer das Schwarze Blut in den Adern hat.", schlussfolgerte Hayley mit einem wissenden Grinsen im Gesicht. „ Und wie kommen wir an die Blutproben?", fragte Valentine.
„ Wir müssen die letzten in der Reihe sein, damit alle Proben vorhanden sind und dann sehen wir, wer die Person ist, die wir suchen." Valentine nickte zustimmend.„Es ist riskant, aber könnte funktionieren, wenn wir nicht erwischt werden. Du weißt wie ich zu Regelbruch stehe." „Ich weiß.", seufzte Hayley und nickte verstehend.
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