Epilog
Lily Luna PoV.
Als sie aus dem Kamin stieg spürte sie, dass der Ruß an ihren Tränenspuren hängengeblieben war. Sie trat vom Kamin weg und sah sich um.
Das vertraute Wohnzimmer trieb ihr erneut die Tränen in die Augen.
Die gemütlichen blauen Sofas vor ihr, links der große Vogelbaum, auf dem für gewöhnlich eigentlich Gwen sitzen müsste.
Es roch nach Kaffee und dem hellen Holzboden.
Hinter der Treppe saß auf dem großen Kratzbaum Harmony, welche Professor McGonagall wohl zurück zu ihren Eltern geschickt hatte, nachdem sie und ihre Brüder verschwunden waren.
Harmony maunzte und sprang hinunter und auf sie zu. Lily kniete sich zu ihr hinunter und nahm sie auf den Arm.
Laut schnurrend schmiegte die Tiegerkatze ihren Kopf an Lilys Wange und Lily weinte stumm in ihr weiches Fell.
Tiara hatte ihnen von dem Tag erzählt, an dem Sky ihren Zwilling verloren hatte. Tiaras Stimme war teilnahmslos gewesen und vielleicht war es genau das gewesen, was die Erinnerung so emotional gemacht hatte.
Und die Tatsache, dass Sky nach der Hälfte den Raum verlassen hatte. Lily war ihr nach dem Ede der Geschichte gefolgt, sie hatte gewusst, wo sie die alte Dame finden würde.
Als sie nach einiger Zeit ins Büro zurückgekehrt waren, waren James und Albus bereits weggefloht. Ihre Eltern hatten noch irgendetwas mit Tiara, Sky und Professor McGonagall zu besprechen und so war Lily durch den Kamin im Schulleiterbüro nach Hause gefloht.
Und jetzt saß sie hier in ihrem Wohnzimmer in West Hill. Einen Moment überlegte sie, was sie tun sollte, dann erhob sie sich, Harmony noch immer auf dem Arm und ging zur Treppe.
Die Stufen knarrten vetraut unter ihren Füßen und beim Anblick des Teils der Wand am oberen Treppenabsatz, der leicht eingedellt war, musste sie grinsen.
Es musste 2013 gewesen sein, da hatte James seinen ersten, richtigen Rennbesen bekommen und sofort begeistert ausprobiert. Er war geradewegs gegen die Wand geflogen und die Treppe runtergekracht. Unten waren er und der Besen unverletzt angelangt, der entgültige Beweis für seine magische Begabung.
Sie erinnerte sich noch daran, wie er beinahe Harmony dabei zerquetscht hatte. Obwohl es inzwischen beinahe acht Jahre her war, war die Katze ihm dafür immernoch böse.
Und Albus und Lily dankbar. Der Schluckauf, den sie danach gehabt hatte, musste sicherlich drei Stunden gedauert haben.
Behutsam löste sie die rechte Hand von Harmonys warmen Fell und strich damit an der Wand entlang, während sie durch den Flur zu Albus' Tür schritt.
Vorsichtig klopfte sie und wartete, entgegen ihrer sonstigen Gewohnheiten, auf die leise Antwort ihres Bruders. Erst dann schob sie die Tür auf. Er stand an seinem Fenster und blickte hinaus auf die Straße.
"Al? Kommst du mit raus in den Garten?" fragte Lily aus einem spontanen Impuls heraus.
Er drehte sich um und fragend wanderten seine Augenbrauen in die Höhe. "In den Garten?"
"Ja. Hinaus in die Sonne." Er überlegte einen Moment, dann zuckte er die Schultern.
"Warum nicht?" er trat vom Fenster weg und Lily hinterher zurück den Flur entlang, die Treppe runter, durchs Wohnzimmer und die Küche und hinaus durch die helle Holztür in den Garten.
Erst nachdem Albus die Türe hinter ihnen geschlossen hatte, fiel die Beklemmung von Lily ab, welche sie die ganze Zeit in ihrem menschenleeren und stillen Elternhaus verspürt hatte.
Hier draußen hörte sie die ab und an vorbeifahrenden Autos, das Summen der Bienen und die leisen Gespräche der Nachbarn in ihren eigenen Gärten.
Sie schritten still nebeneinander an den herrlichen Kirschbäumen vorbei und zu den großen, handgeschnitzten Holztisch hinüber.
Sie setzten sich auf den Tisch und Harmony maunzte leise. Albus ließ sich nach hinten rücklings auf die Tischplatte fallen und schloss die Augen, damit die Sonne ihn nicht blendete. Lily tat es ihm nach.
Harmony wand sich und Lily ließ sie los, sodass sie sich, wieder schnurrend wie eine Dampflock, neben Albus kuscheln konnte, der ihr lächelnd über das Fell strich.
"Weißt du, was ich am meisten bereue?" durchbrach Albus irgendwann das Schweigen und öffnete die smaragdgrünen Augen, deren Anblick Lily sofort wieder an ihre Großmutter erinnerte. Auf einmal wog die Lilienkette an ihrem Handgelenk Tonnen.
"Dass du die ganze Zeit zurückwolltest. Und jetzt ist es vorbei. Summer ist weg, James und Lily, Marlene, Sirius, Remus, Dumbledore. Sie alle sind tot." murmelte sie und starrte auf die feine, goldene Lilie.
"Nein. Ich bereue es, dass ich Weihnachten nicht mit im Anwesen von James' Eltern war. Ich habe weder sie, noch das Elternhaus von James kennengelernt. Diese Chance habe ich nie wieder. Es ist vorbei." Bitterkeit schwang in seiner Stimme mit.
Ruckartig setzte Lily sich auf, sodass die Katze protestierend maunzte.
"Al! Das ist es!" rief Lily aufgeregt und eine Spur zu laut.
Er öffnete ein Auge und hielt die Hand gen Himmel, damit er nicht in die Sonne guckte und musterte seine Schwester fragend. "Was ist denn?"
"Das Anwesen. Es steht noch. Wir.. wir können es besuchen, Mum und Dad zeigen, vielleicht sogar einziehen." erzählte sie aufgeregt, dass ihre Stimme sich beinahe überschlug und auch Albus richtete sich auf, sodass Harmony beleidigt Richtung Terassentür verschwand.
"Weißt du wo es ist?"fragte er und Lily durchforstete fieberhaft ihren Kopf.
"Ich...nein.. " enttäuscht ließ sie die Schultern hängen.
"Was ist mit Sky? Oder Tiara? Das Anwesen kann nicht einfach verschwunden sein." hakte Albus nach und Lily nickte langsam. "Die beiden vielleicht. Oder aber... die Hauselfen, sie waren jung, keine 50 Jahre alt. Albus, sie leben noch. Ganz sicher!"
"Ja dann ruf sie her. Na los, mach schon Lily." Albus kindliche Aufregung durchfuhr auch Lily.
"Kinky? Binky?" fragte sie vorsichtig.
Nichts geschah. Gerade, als sie enttäuscht aufseufzen wollte, ertönte ein ohrenbetäubender Knall.
Lily und Albus gegenüber waren zwei Hauselfen erschienen. Die eine von ihnen mit grünen, die andere von ihnen mit gelben Augen.
"Die Familie hat gerufen." rief die rechte mit hoher Piepsstimme. "Endlich kehrt die Familie zu Kinky und Binky zurück." fügte die Andere mit Tränen in den Augen hinzu und Lily konnte nicht anders als breit zu lächeln.
Sie waren zu Hause. In ihrer Zeit. Und sie würden niemals wieder in die Vergangenheit zurückkehren. Sie hatten so viel verloren. Möglichkeiten, die sie nicht genutzt hatten, Zeit, die sie verschwendet hatten.
Doch sie hatten auch gewonnen, etwas, dass ihnen niemand wieder nehmen konnte.
Die Erinnerung an geliebte Menschen, welche Lily wahren würde, wie den kostbarsten Schatz, den sie hatte.
"Lily? Albus?"
"Wir sind im Garten Mum! Kommt her, wir müssen euch unbedingt jemanden vorstellen!"
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Lily Luna schritt verträumt lächelnd die Mahagonitreppe runter. Die Holzdielen des Bodens glänzten, die Portraits an den holzgetäfelten Wänden unterhielten sich leise wispernd.
"Lil?" ertönte eine Stimme von unten und Lily trat nach rechts, und lehnte sich übers Geländer. Sie blickte hinunter zu der Tür neben der Treppe.
"Sind Mum und Dad endlich da?" fragte sie James, der in der Tür stand. Er schüttelte den Kopf. "Das zwar nicht, aber wir haben trotzdem Besuch." Er trat grinsend aus der Tür hinaus, ihm folgte Albus, ebenfalls grinsend und eine dritte Person.
"Ted!" kreischte Lily und er trat grinsend hinter den Brüdern hervor. "Hallo Lil. Also Harry hat echt nicht überrtrieben. Das Haus ist wirklich groß." Begeistert sah er sich um.
"Aber das Beste ist, dass James, sollte er jemals das Bedürfnis haben mit seinem Besen die Treppe runterzufliegen, dann hat er genug Platz zu der nächsten Wand." setzte Albus grinsend hinzu.
"Oder er fliegt einfach durch die Türe hindurch nach draußen." Lily blickte zu der Haustür, welche sich an der gegenüberliegenden Wand befand.
James verdrehte bloß die Augen, während Teddy leise lachte und ihm durch die Haare wuschelte. Lily sprang die Treppe hinunter und schlang die Arme um ihn. "Was machst du hier überhaupt?" fragte sie und meinte zu erkennen, wie seine Haare ein bisschen heller wurden.
"Harry hat gesagt zum ersten Abendessen im neuen alten Haus da sein soll. Und hier bin ich. Victoire ist in Paris, also hatte ich so oder so nichts zu tun." erklärte er und sah sich noch immer fasziniert in dem Haus um, in dem die besten Freunde seines Vaters gelebt hatten.
Auch Lily ließ den Blick erneut schweifen. Inzwischen war es einen Monat her, seit sie und ihre Familie das alte Anwesen der Potters zum ersten Mal betreten hatten. Danach war alles ganz schnell gegangen. Die Koffer waren gepackt worden, Harmony war nach einer Flohpulverreise beleidigt gewesen und sie waren praktisch täglich hin und her gependelt.
Und heute, am ersten August war es soweit. Der endgültige Umzug. Es war ein herrlicher warmer Tag und die Sonne schien gnadenlos.
Das Haus weckte einiges an Erinnerungen an ihre Zeit in der Vergangenheit und Lilys Blick blieb an einem Portrait hängen, dass sich an der rechten Wand befand. Die Zwillinge, James' Eltern, James und Sirius. Sie lächelten in die Kamera und winkten.
Das Gefühl, dass Lily durchströmte war keine Trauer, war kein Glück. Aber es war gut.
Hallihallo!
Hier ist es nun, das Ende. Diese Geschichte ist tatsächlich beendet. Ich bin noch nicht ganz zufrieden und vielleicht werde ich sie auch noch überarbeiten aber das wird vermutlich erst passieren, wenn ich die anderen Geschichten hochgeladen habe.
Ich danke wirklich allen von euch, die die Geschichte bis hierhin verfolgt haben und hoffe, dass euch das Ende gefällt. Ich denke, dass es spätestens nächste Woche mit 'Máire' weitergeht und würde mich wirklich riesig freuen, wenn ich dort einige von euch in den Kommentaren wiedertreffe.
Eure Diamond💎💎
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