Der Brief
"Sie müssen ihren Zauberstab in einer kreisförmigen Bewegung schwingen." Rose legte den Kopf auf die Arme und ließ Professor McGonagall vorne keine Beachtung zukommen.
Noch in ihrer Zeit unterichtete die Professorin in Verwandlung und das, obwohl sie auch noch ihre Schulleiterpflichten hatte. Sie wusste nicht, wie alt die Professorin in ihrer...
Rose richtete sich so plötzlich auf, dass Sky neben ihr zusammenzuckte. Sie hatte eine Idee gehabt.
Professor McGonagall!
Sie war die einzige Person, neben Professor Slughorn, die in ihrer Zeit noch ganz sicher lebte. Der Brief, welchen sie, seit sie ihn vor fast zwei Wochen geschrieben hatte, immer in ihrer Umhangtasche bei sich trug. Professor McGonagall konnte ihn, in fast 50 Jahren ihren Eltern überbringen. Die Idee war wahnwitzig und riskant, doch einen Versuch war es wert.
Rose würde jetzt gleich, sofort nach ihrer Stunde in Verwandlung, zu Professor Dumbledore gehen und ihn um Rat fragen.
Erst einmal würde sie Teddy und Hugo nichts erzählen, denn sie konnte ihre Hoffnung von ihren Brüdern nicht zerstören lassen.
Den Rest des Unterrichts saß sie wie auf glühenden Kohlen. Kaum klingelte die Schulglocke, da sprang sie auf, schwang sich ihre Tasche über die Schulter und stürmte hoch in den siebten Stock.
Sie betete, dass Dumbledore das Passwort zu seinem Büro nicht geändert hatte. Als sie schlitternd vor dem Wasserspeier zum stehen kam, keuchte sie:"Erdbeermuffin"
Und tatsächlich sprang der Wasserspeier zur Seite. Rose ließ sich von der Treppe nach oben tragen und klopfte aufgeregt an Dumbledores Türe.
"Herein." ertönte Dumbledores ruhige Stimme. Sie stürmte ins Büro.
"Ahh, Miss Potter, was kann ich für sie tun?" fragte er, als er aufsah und sie mitten im Raum stehen sah.
"Profesor Dumbledore, Sir, ich muss Sie um etwas bitten."
Nachsichtig lächelte er und deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch.
"Also, worüber wollen sie mit mir sprechen?" fragte er dann und legte die Spitzen seiner langen Finger aneinander.
"Ich bitte sie diesen Brief" sie holte die Pergamentrolle aus der Tasche und legte sie vor Dumbledore auf den Tisch "McGonagall zu übergeben, damit er in der Zukunft meine Eltern erreicht, damit sie sich keine Sorgen machen müssen."
"Nun, Miss Potter, wieso soll dieser Brief an Professor McGonagall gehen, wieso nicht an mich?" fragte Dumbledore mit einem neugierigen Funkeln in den Augen.
Rose senkte den Kopf. "Nun, ich...ich kann es ihnen nicht sagen, aber es muss Professor McGonagall sein. Ich..ich bitte sie, meine Eltern machen sich mit Sicherheit schreckliche Sorgen."
Dumbledore nickte langsam und griff nach der Pergamentrolle. "Schön. Ich werde mit Professor McGonagall reden und sie überzeugen. Aber jetzt sollten sie in den Unterricht zurückkehren."
"Vielen Dank Professor." bedankte sich Rose und verließ das Büro.
Als sie weg war seufzte Dumbledore auf. Die Portraits der ehemaligen Schulleiter an den Wänden erwachten aus ihrem Scheinschlaf, in den sie immer fielen, wenn andere Personen im Raum waren.
"Albus was wirst du nun tun?" fragte ihn das Portrait von Armando Dippet neugierig.
"Dumbledore! Sie sollten den Brief lesen und möglichst viele Informationen daraus bekommen. Ihn zu übergeben wäre viel zu riskant. Das Mädchen muss es ja nicht erfahren." riet ihm Phineas Nigellus.
"Auf gar keinen Fall! Albus, das Mädchen ist verzweifelt, geben sie den Brief ab!" verlangte Dilys Derwent empört.
"Dumbldore lesen sie ihn, aber ihn abzugeben bringt nur ungewollte Fragen." beharrte Phineas auf seine Meinung.
"Es könnte die ganze Zukunft durcheinanderbringen, wenn sie ihn lesen." protestierte Eupraxia Mole aufgebracht.
"Nun gut. Ich werde den Brief nicht an Minerva geben. Aber ich werd ihn auch nicht lesen. Was das angeht, haben sie Recht, Eupraxia. Und, so gerne ich ihn überbringen würde, ich weiß nicht, wie." erwiederte Dumbledore und sah die Portraits nachdenklich an.
Eine Weile herrschte Schweigen.
"Wissen sie, Dumbledore, ich habe eine Idee..." sagte dann Everard, mit abwesendem Blick.
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Nach ihrem Gespräch mit Dumbledore, der Doppelstunde Zaubertränke und dem Abendessen, saß Rose mit Sky, Lily und Marlene in der Bibliothek und schrieb ihren Aufsatz für Professor Slughorn. Sky neben ihr las, so hatte Rose mit einem Seitenblick festgestellt, schon wieder in dem Werwolfbuch. Daneben lag ein Mondkalender und Rose ahnte böses. Wusste Sky etwa Bescheid? Hatte sie eins und eins zusammengezählt und hatte begriffen, was es mit Remus' allmonatlichen Verschwinden auf sich hatte?
Lily und Marlene kritzelten ebenfalls eifrig auf Pergamentrollen, wobei Lily deutlich konzentrierter arbeitete, als Marlene, welche zwischendurch immer wieder aus dem Fenster starrte.
Gerade als Rose sich entschloss, das Buch zu schließen und den Aufsatz am nächsten Abend zu beenden, trat eine weitere Person an den Tisch. Es war Tiara. Wie auch an Sylvester waren ihre Haare unnatürlich glatt und glänzten tiefschwarz. Sie trug, zu Roses Überraschung, eine Ravenclawrobe über der Bluse und dem Rock und ihre türkisen Augen waren dunkel umrandet.
"Hey Leute. Lily, Henry möchte dich sprechen, wegen irgendwelchem Schulsprecherkram." sagte sie und Lily sah zweifelnd zwischen ihrem Aufsatz und Tiara hin und her. Dann kramte sie ihre Sachen zusammen und stand auf.
"Na schön. Marls kommst du mit? Es wird mit Sicherheit nicht lange dauern." sie seufzte und sah fragend zu Marlene hinüber, welche zustimmend nickte.
"Wir sehen uns Leute." rief Marlene über die Schulter und beide verließen die Bibliothek.
Als sie weg waren ließ sich Tiara auf einem der Sessel nieder, überschlug sorgfältig die Beine und begann zu grinsen. "So, ich habe meinen Teil des Plans erledigt. Und es war wirklich nicht einfach Henry zu überzeugen, kann ich euch sagen."
Verständnislos blickten Rose und Sky sie an. "Wovon redest du?" fragte Sky und Tiara sah erstaunt auf. "Hat James euch nicht eingeweiht? Lily hat in drei Tagen Geburtstag, sie wird volljährig und wir wollen eine Party für sie schmeißen."
Gerade in diesem Moment traten einige andere Personen zu ihnen an den Tisch. Es waren Teddy, Sirius und James, der Summer auf dem Rücken trug. Er setzte sie auf einer Sessellehne ab und ließ sich dann in den dazugehörigen Sessel fallen. Ebenso Sirius und Teddy.
"Hat es funktioniert?" fragte James Tiara. Es war jedoch Sirius, der antwortete:"Ja natürlich hat es. Oder sehst du sie hier irgendwo?"
James verdrehte die Augen und ungeduldig richtete sich Sky auf, wobei sie unauffälig die Arme über das Werwolfbuch und den Mondkalender legte. "Würde uns mal jemand erklären, was genau ihr vorhabt?"
"Wir schmeißen eine Party für Evans' 17. Geburtstag." erklärte Sirius und James nickte zustimmend.
"Also, wir brauchen Getränke und Essen, Süßigkeiten, Dekoration, einen Raum zum feiern, die Einverständnis von einem Lehrer am Besten, weil dann können wir von Samstag auf Sonntag reinfeiern. Irgendwer muss alle Leute einladen und am allerbesten lenkt auch noch jemand Lily ab, damit sie von alldem nichts mitbekommt." erwartungsvoll grinsend blickte Summer in die Runde.
"Also ich übernehme Raum und Dekoration. Und ich weiß auch schon wo." meldete sich Rose sofort. Sie dachte an den Raum der Wünsche. Nichts sprach dagegen und es war auch nicht schwer für Dekoration zu sorgen.
"Ich helf dir dabei." meldete sich Sky sofort.
"Ich werde, zusammen mit Summer die Einladungen übernehmen. Und ihr drei werdet Essen und Getränke in der Küche und wer weiß wo sonst besorgen." sagte Tiara und deutete auf James, Sirius und Teddy.
"Und ich bringe Marlene dazu Lily abzulenken." forderte Tiara.
"Bleibt noch die Sache mit der Einverständniserklärung." schloss Teddy.
Sirius seufzte abgrundtief. "Schön. Prongs und ich fragen McGonagall." Tiara lachte spöttisch. "Das ist hoffnungslos. Sie würde dem niemals zustimmen."
"Hast du eine bessere Idee?" fragte Sirius und zog eine Augenbraue hoch. Tiara überlegte einen Moment und schüttelte dann den Kopf.
"Ich aber!" meldete sich Teddy zu Wort und grinste zufrieden. Sie wandten die Köpfe zu ihm, wie er so fröhlich grinsend in seinem Sessel saß
"Und?" fragte Summer begierig, doch Teddy schüttelte nur den Kopf. "Ich sag es euch erst, wenn es geklappt hat. Sonst denkt ihr, ich bin verrückt."
"Als würden wir das nicht so schon denken..." murmelte Rose. Teddy schnaubte und schenkte ihr einen herablassenden Blick.
"Also schön, dann gehen wir jetzt mal. Bleibt noch einiges zu tun. Sagt uns wann und wo." sagte Tiara und erhob sich. Zusammen mit James, Sirius, Summer, welche wieder auf James Rücken hing, und Teddy verschwand sie aus der Bibliothek.
"Okay, wo willst du feiern?" fragte Sky neugierig und Rose grinste. "Das erfährst du noch früh genug."
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"Also wie zur Hölle willst du einen Lehrer überzeugen?" fragte Rose Teddy Abends im Quartier, während Hugo neben ihnen in einem Buch las.
"Ich gehe zu Dumbledore. Er wird mit Sicherheit zustimmen." erklärte Teddy überzeugt.
"Ich komme mit. Ich muss eh mit Dumbledore sprechen." erwiederte Rose und Hugo sah neugierig auf.
"Warum?" Teddys Blick wurde misstrauisch.
Okay, dann war das jetzt wohl der passende Moment ihren Brüdern zu erzählen, um was sie Dumbledore gebeten hatte.
"Ich..ich habe Dumbledore gebeten, einen Brief, den ich geschrieben habe, McGonagall zu übergeben, damit sie ihn Mum und Dad in der Zukunft gibt." beichtete sie und sah auf ihre Hände hinab, um den Blicken ihrer Brüder auszuweichen.
"BITTE WAS?" Okay, Teddy war wütend. Verdammt wütend.
"Das war wirklich nicht klug von dir. Wenn Dumbledore den Brief liest, dann veränderst du vielleicht die Zeit." gab Hugo zu bedenken und legte stirnrunzelnd sein Buch weg.
"Aber Mum und Dad machen sich bestimmt Sorgen um uns." Selbst in ihren eigenen Ohren klang das wie eine Rechtfertigung. Und das, obwohl sie sich nicht rechtfertigen wollte oder musste.
"SIE MACHEN SICH SORGEN? BEI MERLIN, ROSE BIST DU VERRÜCKT?" rief Teddy und fuhr sich aufgebracht durch die Haare.
"Du bist hier vielleicht glücklich, aber ich vermisse unsere Familie." schrie Rose zurück und merkte, wie ihr die Tränen in die Augen schossen.
"Das ist noch lange kein Grund uns alle in Gefahr zu bringen!" Teddys braune Augen blitzten wütend und unnachgiebig.
"Du musst gar nicht so tun, als ob dich das alles nicht interessiert. Ich weiß genau, dass du sie vermisst! Du tust immer so unnahbar und das, obwohl dir Mum und Dad genauso wie uns beiden fehlen." schleuderte Rose ihm entgegen. Sie wurde wütend.
"Rose!" ermahnte Hugo sie mit energischer Stimme, doch Rose achtete nicht auf ihn. Sie wusste, dass es töricht und leichtsinnig von ihr war, den Brief Dumbledore zu geben, aber ihre Eltern taten ihr so schrecklich leid und sie vermisste sie so sehr, dass sie es nicht ausgehalten hatte.
Als sie die Worte ausgesprochen hatte, veränderte sich Teddys Gesicht schlagartig. All die Wut verschwand daraus und seine Augen bekamen einen leidenden Blick.
Er vergrub den Kopf in den Händen und augenblicklich bereute Rose ihre Worte. Für keinen von ihnen war es leicht, ihrer Familie so nah und doch so fern zu sein.
Auch ihre Wut verrauchte und machte der Verzweiflung platz. Diesmal hielt sie die Tränen nicht zurück. Hugo legte ihr den Arm um die Schultern und drückte sie. Sie legte den Kopf auf Teddys Schulter, der noch immer den Kopf in den Händen vergraben hatte. Ihre Tränen tropften auf seinen Pulli, doch das kümmerte keinen von ihnen.
"Ich will nach Hause." schluchzte Rose und Teddy legte ebenfalls einen Arm um sie.
"Wir werden nach Hause kommen." sagte Hugo mit so überzeugender Stimme, wie nur möglich.
Und doch war Rose und Teddy klar, dass er sich selber, ebenso wie sie, überzeugen wollte.
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