38.

,,Hey Saphira! Ich hatte gerade ein brillante Idee!"

Neugierig drehe ich mich zu Devon um und sehe ihn fragend an: ,,Ach ja?"

,,Ja. Ich dachte, dass wir etwas bräuchten womit alles schneller geht. Deswegen dachte ich, wir könnten es mal mit Pferde fangen versuchen!", schlägt Devon voller Enthusiasmus vor.

,,Gibt es überhaupt noch Pferde?", frage ich eher zögernd.

,,Bestimmt. Wir werden wohl suchen müssen. Ich meine mich erinnern zu können, dass du mal gesagt hast, du könntest Reiten?"

,,Ehm.. ja. Aber ich denke 'Wildpferde' zu trainieren liegt wohl eher außerhalb meiner Macht.", gebe ich peinlich berührt zu.

,,Kein Problem. Dann versuchen wir es eben rauszufinden. Außerdem wird doch wohl einer von den vielen Leuten wissen, wie man ein Pferd trainiert."

,,Ja, wir könnten es versuchen.."

,,Dann los.", Devon nimmt mich an der Hand und zieht mich hinter sich her.

,,Ich kann das auch selbst, danke.", meine ich und schüttle seine Hand ab.

,,Wie du meinst, komm jetzt."

,,Sollten wir nicht irgendwen mitnehmen?", frage ich Devon.

,,Nö. Ich hab Steven gesagt, er soll hier erst mal das Kommando übernehmen, bis ich wieder da bin und warum sollten wir jemanden brauchen?", fragt Devon.

,,Ach keine Ahnung, Devon", meine ich ironisch.

,,Übrigens brauchen wir Halfter oder Trensen. Aber am Besten sind Halfter gerade.", werfe ich ein.

,,Was sind Halfter?", fragt Devon verwirrt.

,,Oh Gott, Devon! Du hast null Ahnung von Pferden!", rufe ich verzweifelt.

Wie kann es denn Menschen auf der Welt geben, die nicht einmal wissen was ein Halfter ist? Am Besten weiß er nicht einmal was ein Sattel ist, dann wäre sein Wissen über Pferde endgültig beim absoluten Gefrierpunkt.

,,Sollte ich?"

,,Wenn man Pferde fangen will, sollte man etwas über sie wissen. Also ja, Devon.", erkläre ich fassungslos.

,,Dafür habe ich doch dich.", grinst er.

,,Ich habe viel Arbeit vor mir.", stöhne ich.

,,Zuerst brauche ich aber ein Seil. Ein langes, dünnes Seil.", teile ich ihm mit.

,,Klar. Kriegen wir organisiert. Ich geh kurz zu Eléonore und sag ihr, ein Verarbeiter soll mir so etwas bringen.", sagt Devon und geht zurück in die Richtung, von der wir gekommen sind.

In Gedanken zähle ich erst mal alle Dinge auf, die man beim Pferde fangen brauchen würde. Da ich so etwas noch nie gemacht habe, gehe ich eher vorsichtig an die Sache ran, denn es könnte alles Mögliche passieren.

,,Wieder da, ist das Seil gut so?", fragt Devon mich.

,,Wow das ging aber schnell! Ehm ja, dass sollte gehen.", stimme ich zu.

Konzentriert nehme ich das Seil und versuche daraus ein Halfter mit Strick zu formen, was gar nicht mal so leicht ist. Denn ich muss ja noch einberechnen, dass der Kopf vielleicht größer oder kleiner sein sollte als das Halfter und dann muss ich es schnell am Ort umstellen können.

Ich kann mir vorstellen, dass Pferde solche Halfter ungemütlich finden, aber bessere Halfter haben wir gerade nicht zur Auswahl.

Als ich mit meinem 'Halfter' fertig werden, bin ich gar nicht mal so unzufrieden. Aus meinen Segelkurs, den ich mal für ein Jahr gemacht habe, kann ich sämtliche Knoten und da habe ich einfach mal einen genutzt, um das Halfter am Ort größer oder kleiner machen zu können, wenn nötig.

Außerdem habe ich auch erfolgreich hingekriegt, das Seil so zu knoten, dass das Ende des Seils als langer Strick noch übrig bleibt. Ich bin echt beeindruckt von der bisherigen Leistung der Verarbeiter, die es geschafft haben, in solch einer kurzen Dauer solch ein beeindruckendes Seil 'hinzuzaubern'.

,,Bist du endlich fertig? Ich möchte Pferde fangen!", sagt Devon voller Ungeduld.

,,Ich sags dir jetzt schon Devon. Mit solch einer Ungeduld wirst du nie ein Pferd fangen.", warne ich ihn.

Genervt schnaubt er und zeigt mir an, dass wir uns in den Wald bewegen sollen.

Doch ehrlich gesagt bezweifle ich, dass wir überhaupt ein Pferd finden. Es ist etwas unwahrscheinlich hier draußen Pferde zu finden. Auch wenn es etwas pessimistisch gedacht ist, ich glaube, dass es keine Pferde mehr gibt. Es wäre natürlich klasse wenn, aber es ist eher unwahrscheinlich.

Im Laufe der Suche bestätigt sich meine Vermutung. Wir suchen wirklich mindestens drei Stunden nach Pferden und haben nicht einmal den Ansatz einer Spur. Meine Beine sind mittlerweile auch wieder daran zu protestieren.

,,Siehs ein Devon, wir werden keine Pferde finden.", versuche ich Devon zu überzeugen.

,,Ich wette hier sind welche, ich spüre es.", meint Devon mit voller Überzeugung.

,,Aha.", meine ich lustlos.

Doch plötzlich ertönt ein Schnauben. Es ist ganz leise, aber es ist hörbar. Ein weiteres Schnauben, ganz nah.

Das ist ein Pferd. Mindestens.

Solch ein Schnauben erkenne ich immer wieder.

Devon will schon losrennen, doch ich halte ihm am Arm zurück und flüstere: ,,Renn los und wir kriegen nie ein Pferd."

Einverstanden nickt er und wir tapse beide so leise wir nur könne, auf Fußspitzen durch den Wald, in die Richtung, aus der das Schnauben kommt.

Noch einmal hören wir ein Schnauben. Doch dieses Mal ist es sehr, sehr nah. Wir müssen kurz vor dem Pferd stehen.

Vorsichtig lugen wir hinter Bäumen hervor und tatsächlich! Da steht nicht nur ein Pferd, sondern sechs! Ist zwar nicht die Welt, aber ist sehr bewundernswert.

,,Wie machen wir das jetzt?", haucht Devon.

,,Wir können nur versuchen.", hauche ich zurück.

Ich atme tief durch und komme langsam hinterm Baum hervor und deute Devon zurückzubleiben.

Die Herde bemerkt mich sofort und jedes Pferd sieht mich einzeln prüfend an. Als ich mich jedoch keinen Millimeter bewege und einfach nur selbstsicher zu ihnen schaue, lassen einige wieder ihre Köpfe hängen und machen weiter mit dem Grasen.

Als alle Köpfe wieder unten sind, bewege ich mich einen Meter nach vorne und bleibe wieder stehen. Aufmerksam schauen einige Pferdeköpfe wieder in die Höhe und sehen mich misstrauisch an, doch ich bleibe stehen und starre einfach nur, möglichst ruhig, zurück.

Auch wenn die Köpfe nicht ganz unten sind, laufe ich zwei Meter vorwärts. Doch die Pferde scheinen sich überhaupt nicht mehr um mich zu kümmern und Grasen einfach weiter.

Als ich mich um die drei Meter auf sie zu bewege, scheint es sie gar nicht mehr zu stören.

,,Devon, das sind keine Wildpferde.", sage ich.

Auch jetzt reagieren die Pferde nicht.

,,Wie meinst du das?", fragt er hinter dem Baum hervor.

,,Wildpferde wären normalerweise weggegangen, sobald sie mich gesehen hätten. Das sind schon dressierte Pferde. Wahrscheinlich denken sie, ich bin einfach nur ein Mädchen von dem Reiterhof, dass sie reiten will und kümmern sich nicht darum.

Wenn das solche Pferde sind, Devon. Lassen sie sich eigentlich ganz leicht mitnehmen. Welches Pferd glaubst du ist der Leithengst?", frage ich.

,,Ich denke der da.", sagt Devon und zeigt auf einen schwarzen Hengst, der mich durchgehend misstrauisch angesehen hat.

,,Ich denke du hast Recht.", meine ich.

Vorsichtig bahne ich mir den Weg durch die Pferde, die sich von mir anscheint nicht stören lassen, zu dem wahrscheinlichen Leithengst.

Selbstsicher lege ich den Strick auf seinen Hals und versuche ihm das Halfter aufzuschieben. Mit ein paar Knotenänderungen lässt sich das ganz leicht machen. Auch wenn der Hengst nicht so ganz will, lässt er sich doch relativ einfach mitnehmen.

Und siehe da: Wir hatten Recht!

Der Hengst ist der Leithengst, denn die anderen Pferde sehen auf und folgen uns.

,,Siehst du, Saphira. Ich hatte Recht. Hier sind Pferde!", sagt Devon 'leicht' eingebildet.


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