25.

,,Wann geht's los?", frage ich Eléonore.

Ich weiß zwar nicht wieso, aber Eléonore ist - neben Devon - die meist informierteste Person über dieses ganze Vorgehen her, die ich kenne.

,,In einer Stunde. Wir müssen aber noch den Button holen, auf dem unsere Gruppe draufsteht."

,,Im Ernst?"

,,Jap. Ansonsten erkennt man nicht, zu welcher Gruppe man gehört."

,,Dann los."

,,Warte! Ich passe auf die Rucksäcke und so weiter auf, könnt ihr mir dafür auch meinen Anstecker holen?", verlangt Daniel und sieht uns fragend an.

,,Kein Problem. Komm Steven!", lächle ich.

Steven kommt hinterher gestolpert, während Eléonore und ich uns mal wieder durch die Massen zwängen. Wird langsam mal zu einer nervigen Angewohnheit.

Wir drei halten wieder vor der Halle, wo alle Dinge gelagert werden. Diesmal hat sich sogar eine kleine Schlange gebildet. Brav stellen wir uns hinten an.

,,Was tun die hier?", stöhnt Steven genervt.

,,Vermutlich wollen sich jetzt alle ihre Anstecker abholen.", beantwortet Eléonore seine Frage.

Synchron stöhnen Steven und ich genervt auf.

,,Nicht in der Öffentlichkeit!", hören wir eine geschockte Stimme.

Wir drehen uns um, wo ein entsetzter Devon steht, der sich theatralisch an seine Brust fasst.

,,Komm schon! Als ob du was dagegen hast oder es dich überhaupt stört. Was willst du?", erwidere ich.

,,Ein bisschen netter, junges Fräulein! Immerhin bin ich ja sozusagen dein Anführer.", grinst Devon schief.

,,Junges Fräulein? Ich bitte dich Devon! Ich bin ungefähr genauso alt wie du!", verspotte ich ihn.

,,Wie auch immer. Ich denke mal, dass ihr Anstecker wollt. Dann ist heute euer Glückstag. Hier sind eure!"

Devon drückt jeden von uns einen Anstecker in die Hand.

,,Wieso hast du die? Ich dachte man muss bei dieser komischen Frau erst mal seinen Namen von der Liste streichen und so ein Zeugs.", sagt Eléonore und nimmt schmunzelnd den Anstecker entgegen.

,,Ich hab das für euch schon erledigt. Außerdem möchte ich mit euch noch mal reden. Kommt. Wir gehen zu unseren Matratzen."

Devon drückt sich durch die Masse, woraufhin Eléonore, Steven und ich ihm folgen.

Zurück bei unseren Matratzen, wartet schon Daniel, der sich interessiert den Inhalt seines Rucksackes analysiert. Devon drückt ihm seinen Anstecker in die Hand und setzt sich auf die Matratze an der Wand.

Wir setzen uns ebenfalls und eine Stille entsteht.

Ich betrachte meinen Anstecker und erkenne, dass es einfach ein leerer Anstecker ist, mit einem Phosphorbandstreifen mit dem Wort "Bellum" draufgeschrieben ist. Jedenfalls würde ich das Wort Bellum stark vermuten. Denn diese Schrift ist so krakelig und wahrscheinlich einfach nur kurz dahin gemacht ist, da noch tausende weitere Anstecker Beschriftung brauchen.

,,Es geht um die Sache, dass jede Gruppe verschiedene Gruppen braucht."

,,Was?", fragt Daniel verwirrt.

,,Nun ja. Jede Gruppe braucht kleine Gruppen. Also Mediziner, Jäger, Kämpfer und Verarbeiter.", erklärt Devon uns.

,,Und was haben wir damit zu tun?", fragt Eléonore irritiert.

,,Ernst meinte zu uns Führern, dass wir sozusagen Führer für jede Kategorie einschließen sollen. Leute denen wir Vertrauen und sich auch der Sache voll und ganz hingeben. Also ein Medizinführer, Jägerführer, Kämpferführer und Verarbeiterführer."

,,Entschuldigung, aber was sind Verarbeiter?", frage ich sichtlich verwirrt.

,,Verarbeiter sind die Leute, die Essen.. essbar machen und Waffen schmieden. Solche Sachen halt."

,,Moment mal! Willst du uns zu solchen Führern machen?", frage ich geschockt.

Devon nickt bestätigend: ,,Ganz genau. Ich kann euch vertrauen und ich denke mal, ihr werdet eure Sache ganz gut machen. Und wenn nicht. Ich stehe euch ja zur Verfügung. Würdet ihr euch dieser Verantwortung stellen?"

Wir sehen uns alle an. Ich, ein Führer? Ich hasse es Verantwortung zu übernehmen oder gar im Mittelpunkt zu stehen. Da werde ich nur nervös und kriege Panik, etwas falsch zu machen. Dann kommt auch noch dazu, dass wenn ich Hilfe gebrauchen könnte oder einen Rat, bin ich etwas zu feige um jemanden darauf anzusprechen. Ob das wirklich eine gute Idee ist?

,,Ich mache es.", beschließt Daniel und sieht Devon fest in die Augen.

,,Du wirst Kämpferführer.", sagt Devon zu Daniel.

,,Wie bitte?"

,,Ernst meinte, wir sollen die die wir im Sinn haben zusammen ansprechen. Der, der zu erst einwilligt hat ein Kämpferherz oder so etwas in der Art.", erklärt Devon kurz.

Daniel nickt kurz und sieht uns erwartungsvoll an.

Auch wenn Daniel zugestimmt hat, werde ich nervöser. Ich bin keine Kämpferin. Jedenfalls nicht physisch. Okay. Unter bestimmten Umständen schon. Mit Medizin kenne ich mich keines Falls aus und Verarbeitung? Ich weiß ja nicht. Jäger?

,,Ich mach es auch.", nickt Eléonore in Devons Richtung, welcher ebenfalls nickt.

,,Ich ebenfalls.", stimmt Steven zu.

Erwartungsvoll sehen mich alle an, während ich immer noch in meinen zweifelnden Gedanken schwebe.

Wie können sie nur so schnell zustimmen? Wir könnten mit dieser Entscheidung über Menschenleben entscheiden! Ich kann mir das nicht wirklich zutrauen. Was ist, wenn ich irgendetwas falsch mache? In jeder Kategorie kann jemand sterben. Bei Medizin ist es schon automatisch klar. Bei Jäger könnte man lange nichts fangen und schon sterben welche. Verarbeitung eigentlich das Gleiche, nur mit Essenverarbeitung oder man macht die Klingen nicht scharf genug und die eigenen Leute sterben. Oder man macht sie scharf genug und andere sterben. Bei Kämpfer muss ich ja nichts sagen. Auch da Daniel ja anscheint schon Führer wird.

,,I-Ich mach es.", stottere ich unsicher.

,,Gut. Welche Gruppe würdet ihr euch am meisten zutrauen?", fragt Devon die entscheidendste Fragen.

Auf diese Frage möchte und kann ich keine Antwort geben. Es ist einfach nicht meine Sache zu führen und wenn dann nur kleinere Gruppen.

,,Ich nehm Medizin.", sagt Steven.

,,Warum das denn?", fragt Devon überrascht.

,,Meine Eltern waren Ärzte und ich war als ich noch sehr klein war sehr krank und lange im Krankenhaus. Dort habe ich einiges mitbekommen. Auch von anderen Patienten und dann war ich halt total in Medizin interessiert und habe sie sozusagen als kleines Kind studiert und so viel darüber herausgekriegt. Ich könnte dir jetzt sogar Heilpflanzen auflisten, die man auf eine Wunde rauflegen kann, damit sie schneller heilt.", erklärt Steven mit fester Stimme.

,,Na dann.", meint Devon.

Ich meine sogar einen Funken von Respekt in seinen Augen gesehen zu haben. Aber ob das wirklich real war oder doch nur meine Einbildung?

,,Ich würde dann gerne Verarbeitung nehmen.", lächelt Eléonore.

Bevor Devon was sagen kann, fährt sie fort: ,,Ich bin eine grandiose Köchin und hatte früher mal Fechttraining, für fünf Jahre. Dort musste ich alles Mögliche schon machen. Die Degen schärfen und in Sommercamps sollten wir sogar teilweise solche Degen selber schmieden. Und bevor ihr fragt: Das war ein sehr gutes Sommercamp fürs Fechten!"

Devon nickt anerkennend und sieht zu mir: ,,Dann bleibt nur noch Jagen übrig. Denkst du, dass du das kannst?"

Jagen? Sicher bin ich mir nicht. Obwohl.. vielleicht wäre das gar nicht so schlecht. Die früheren Bogenschießtrainingsstunden könnten sich damit bezahlt gemacht haben und meine Fähigkeiten könnten sich mal auszeichnen. Aber das ändert auch nichts daran, dass ich einfach Angst vorm führen habe.

,,Ich weiß nicht, ob ich große Gruppen gut führen kann..", meine ich unsicher und sehe Devon hilfesuchend an.

Dieser seufzt, beugt sich vor und legt mir die Hand auf die Schulter: ,,Stell dir einfach vor, dass es eine kleine Gruppe ist. Dann klappt das schon. Also. Machst du es?"

Zögernd nicke ich, was Devon erleichtert ausatmen lässt und lässig aufsteht: ,,Dann lasst uns jetzt zu Ernst gehen. Er soll euch noch sehen und auch wirklich wissen, dass ihr Führer werdet und euch noch in euren Kategorien aufklären."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top

Tags: