20.

Mir tropfen regelrecht die Schweißtropfen die Stirn hinunter, denn ich trage schon zum fünften Mal, zusammen mit Daniel ein Matratze.

Devon und Ernst hielten es für angebracht sich zunächst allein zu unterhalten, zusammen mit Christian und noch zwei anderen Typen. Oder besser gesagt einer Frau und einen anderen Typen.

Uns hat er derweil befohlen die Matratzen zu besorgen und uns "Betten" aufzubauen. Oder halt Matratzen mit ekelhaften Decken ohne Bettwäsche. Dieses Gefühl ist ekelhaft und ranzig. Ist das nicht das gleiche? Egal.

Vor allem chillen Eléonore und Steven einfach mal so auf den Matratzen die ich geholt habe und machen nichts! Okay. Daniel hat mitgeholfen..

,,Leute. Könnt ihr auch mal was machen anstatt hier zu vergammeln?"

,,Genau. Macht euch mal nützlich. Holt Essen oder Trinken. Meine Trinkflasche ist nämlich leer und wenn ich ehrlich bin, bin ich mir zu fein um aus fremden Flaschen zu trinken.", ordne ich die Beiden an.

Eléonore hebt überfordert die Hände in die Luft: ,,Wow, wow, wow, wow.. wow. Es reicht schon das Devon und Befehle gibt. Fang nicht auch noch damit an. Aber wenn sich die Dame zu fein ist um aus anderen Flaschen zu trinken dann bitte. Komm Steven gehen wir. Ich habe eh schon Kohldampf."

Steven schmunzelt kurz und erhebt sich dann zusammen mit Eléonore auf die Beine, bis sie schließlich beide gehen.

,,Wie kann sie denn nur so gut gelaunt sein? Hinter diesen Türen ist quasi die Welt unter gegangen und sie hat immer noch ihre 'Sieh immer alles Positiv'-Masche auf. Was stimmt mit ihr nicht?", beklage ich mich und lasse mich auf eine der Matratzen fallen.

Wir sind in einen der überfüllten riesen Räume und wir haben Glück noch Plätze an der Wand bekommen zu haben. Ich hätte überhaupt keine Lust inmitten voller schwitzender Leute zu sein, wo ich mich noch nicht einmal irgendwo anlehnen kann.

Ich ziehe die Wand vor.

Unsere Matratzen haben wir zu einer riesigen Matratze geformt, auf der wir alle zusammen schlafen können. Ob das Devon so gefallen wird weiß ich nicht, aber das ist jetzt nebensächlich. Er muss halt damit klar kommen, wenn nicht alles nach seiner Nase lang geht.

,,Sie versucht halt den Schmerz zu verstecken. Auch Eléonore ist traurig, dass weiß ich und ich bin mir sicher. Immerhin hat auch sie Personen verloren bei dem.. Unfall.", meint Daniel und seufzt.

Schmerzlich kommen mir die Erinnerungen wieder hoch. Meine Eltern, das Gebet und wie einfach alles schwarz wurde.. Es ist irre wie viel in der Zwischenzeit passiert ist. Wie lange ich ohne meine Eltern aushalten konnte. Dabei war ich eigentlich immer schwach und war total panisch, wenn ich meine Mutter beim einkaufen aus den Augen verloren habe.

Diese Kindheitserinnerungen mit meinen Eltern oder generell von meiner Kindheit. Es scheint mir wie ein Traum. Ein unerreichbarer Traum.

Wie ich Tony fast umgebracht habe, als sie mir das erste Mal einen Center Shock gegeben habe. Oder wie ich mich so cool gefühlt habe, als ich die Lieder von Culcha Candela auf meinem MP3-Player hatte, obwohl ich den Sinn von den Texten erst Jahre später erkannt haben. Als ich zehn Euro von meinen Eltern bekommen habe und mich im Kiosk wie der König gefühlt habe und zwischen den Süßigkeiten entscheiden konnte und meine ganzen Freunde einladen konnte. Als ich das erste Mal Geld von meiner Mutter geklaut habe oder ich meinen Schlüssel verloren hatte. Oder mein erstes Handy, wo ich einen Herzinfarkt bekam, wenn ich aus Versehen auf die Internetfunktion kam und vier Sekunden im Internet war.

All diese Kindheitserinnerungen waren.. tja.. Erinnerungen. Sie waren schön aber ich lebe im Jetzt und Hier und das wird sich so schnell nicht ändern.

Es tut zwar weh aber irgendwann wären meine Eltern eh gestorben. Nur hätte ich nie gedacht das diese Zeit so.. schnell kommen würde.

,,Ich bin wieder da.", erschreckt mich eine Stimme und ich kreische auf.

Im Raum ist es einen Moment still. Die Leute gucken mich verwundert an und sofort will ich im Erdboden versinken.

,,Geht es Ihnen gut, junge Dame?", fragt mich eine Frau, die ich Mal auf Mitte vierzig schätze.

,,Ja. Danke.", lächle ich verlegen.

Langsam fangen die Gespräche im Raum wieder an aufzublühen und ich atme erst einmal beruhigt aus.

,,Ich weiß ja das ich heiß bin. Aber deswegen so durchzudrehen ist nun auch nicht nötig.", grinst Devon.

,,Halt die Klappe.", gebe ich beleidigt zurück.

,,Was habt ihr besprochen?", fragt Daniel, unseren kleinen Streit ignorierend.

,,Nun. Die zwei Personen die sich dazugetan haben heißen Grande und Yannik. Sie haben mir erlaubt mitzumachen und so. Jedenfalls versuchen sie abzuschätzen wie es in der nächsten Zeit weitergeht. Sie haben eine Kontinentkarte von Europa. Wir versuchen grade abzuschätzen, wo genau die Radioaktivität sich ausgebreitet hat. Wir haben schon einmal festgestellt, dass hier der Strahlungswert so niedrig ist, dass er nicht gefährlich ist. Wir können nur aus Berichten es abschätzen. In ein paar Wochen wird jeder von uns einen Teil übernehmen und dahin wandern und eine jeweilige Anzahl Überlebender mitnehmen um dort wieder Leben herzustellen. Und-"

,,Moment! Du wirst einer der .. nennen wir es "Führer" sein?", unterbricht ihn Daniel ungläubig.

,,Nun ja. Sie sagten, je mehr, desto besser. Und da ich so gute Führungsqualitäten bei euch bewiesen habe um länger als eine Woche zu überleben ohne bleibende Schäden, finden sie mich angemessen.", erklärt Devon schulterzuckend.

,,Alter! Du bist hier noch nicht mal einen Tag und sie geben dir gleich die Führung über eine ganze Truppe von Überlebenden?", fragt Daniel schockiert.

,,Anscheint haben sie schnelles Vertrauen.", vermutet Devon.

,,Wieder da. Oh hi Devon. Schon zurück?", begrüßt Eléonore Devon und drückt mir eine Wasserflasche in die Hand.

,,Devon wird eine Gruppe von Überlebenden in einen Teil des Kontinents führen!", platzt es aus Daniel raus.

Eléonore sieht Daniel und Devon abwechselnd erschrocken an: ,,Niemals."

,,Doch.", bestätige ich ihr.

,,Und in welcher Gruppe werden wir sein?", frage ich Devon interessiert.

,,Das weiß ich noch nicht. Aber die Gruppen werden verschiedene Namen haben.", erklärt Devon.

,,Und die wären?" Eléonore ist sichtlich interessiert an dieser Angelegenheit.

,,Bellum, Pax, Fortiter und Wisdom.", sagt Devon.

,,Aber Moment. Das sind nur vier Gruppen. Ihr seit doch aber fünf, wenn ich mich nicht irre.", sagt Steven verwirrt.

,,Ja. Ernst wird nicht mitkommen. Er ist sehr alt und kann deshalb keine so lange Reise hinter sich legen."

,,Wie heißt die Gruppe die du führst?", frage ich ihn.

,,Bellum."

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