17.

Gelangweilt zähle ich meine Herzschläge, die ich an meiner Halsschlagader fühlen kann. Ich tue das nur aus einen plausiblen Grund: Langeweile.

Seit ungefähr zwei Wochen - mehr oder weniger - sitzen wir hier unten schon fest. Und, ganz ehrlich, man sieht es uns auch etwas an. Wir alle werden immer gereizter und starren nur noch mit einen wütenden Blick in der Gegend herum. Selbst unser Äußeres nagt an uns. Auch wenn wir genug Essen und Trinken bekommen, sind wir sehr viel magerer geworden und auch unsere Klamotten fangen langsam an muffig zu riechen. Nicht nur das hier unten auch noch Dreck rumliegt, nein, hier unten ist es auch tierisch heiß. Für unseren.. Geruch ist dies auch sehr zum Nachteil. Aber unsere größte Sorge ist, dass wir hier nie rauskommen werden. Doch die Hoffnung geben wir nicht auf. Immerhin kann ein Feuer nicht ewig brennen. Oder doch? Das Feuer der ewigen Hoffnung vielleicht.. Okay. Das ist etwas schnulzig. Selbst für mich.

,,Glaubt ihr wir können hier bald raus?", frage ich und sehe hoffend in die Runde.

Eléonore sieht mich erschöpft an und es scheint so als hätte sie die nötige Kraft zum Reden nicht mehr. Besorgnis erregend.

,,Vielleicht.", antwortet Steven schlicht und setzt seinen Starrwettkampf mit der Wand fort.

,,Das sagst du jedes Mal.", seufze ich.

,,Ich sage es jedes Mal, da ich es nicht genau weiß. Ich kann nur die vorliegenden Fakten nehmen und daraus einen Entschluss ziehen. Leider ist der in diesem Fall nicht sehr klar."

,,Wow. Seit wann so politisch?", neckt ihn Devon.

,,Seit ich mit einem Idioten in einem riesigen Krankenhauskeller festsitze, wobei die Außenwelt in der ich aufgewachsen bin wahrscheinlich völlig zerstört ist.", erklärt Steven wie ein Roboter.

,,Wie hast du mich genannt?", knurrt Devon und steht mit geballten Fäusten auf.

,,Boah. Setz dich wieder hin Devon. Es bringt uns nichts wenn du einen auf pubertierende Tusse machst.", stöhnt Daniel genervt.

Knurrend lässt sich Devon wieder die Wand runterrutschen und bringt Steven und Daniel abwechselnd mit seinen Blicken um, hoffend, sie würden wirklich krepieren.

,,Moment..", flüstert Eléonore und sieht ungläubig zum Fenster.

,,Was denn?", frage ich.

,,Da! Ich meine einen blauen Himmel gesehen zu haben!", ruft sie aufgeregt und springt auf das Fenster zu.

,,Bist du dir sicher?", fragt Daniel nach.

,,Jaja. Kommt!", schreit Eléonore beinahe hysterisch und reißt das Fenster speerangelweit auf.

,,Nicht Eléonore! Da könnten giftige Dämpfe oder so reinkommen!", schreien Steven und Daniel im Chor.

Doch kein Rauch oder derartiges tritt in den Keller ein. Vielleicht etwas rauchige Luft aber ansonsten ist das frische Luft.

Genießend atme ich die Luft ein und fühle mich schon gleich erleichtert. Die Anderen wahrscheinlich auch, denn auf allen Lippen liegt ein glückliches Lächeln.

,,Es scheint geregnet zu haben.", meint Eléonore.

,,Woher weißt du das?", erkundige ich mich.

,,Die Luft riecht ein wenig.. feucht? Und außerdem ist die Erde oder Asche, was auch immer, nass. Da ich jetzt mal ausschließe, dass hier eine Feuerwehr hergekommen ist um das Feuer zu löschen, würde ich mal als zweiten logischeren Gedanken auf Regen tippen.", erklärt Eléonore wie selbstverständlich.

Eilig schiebt Devon Eléonore vorbei und rennt fast schon zum Fenster zu und klettert raus, und ich hinterher. Hinter mir versuchen auch noch Steven, Eléonore und Daniel raus zu klettern.

,,Ich weiß gar nicht wie sehr ich mich das letzte Mal über Regen gefreut habe!", sagt Daniel und lässt sich ausgelassen in die Erde-Asche Mischung fallen und macht darin eine Art Schneeengel.

,,Das ist widerlich!", grunzt Devon und rümpfte angewidert seine Nase.

,,Seit wann bist du denn solch eine Diva?", mache ich mich über ihn lustig.

,,Das ist nicht wichtig. Daniel hör auf wie ein Hund im Dreck zu tollen und steh auf. Wir müssen uns umsehen, ob wir hier oben vielleicht irgendwo unterkommen können. Egal wie sehr ich unser kleines 'Schlüpfloch' genieße, es ist nicht gerade sehr 'Menschengerecht'."

,,Gut. Dann geh voraus.", befehlt Steven.

Sichtlich unkoordiniert sieht Devon sich in der Gegend um: ,,Ehm.. ja.. Ich glaube jeder sollte zuerst sich eine Wasserflasche holen. Wer weiß."

,,Schon eine davon wiegt Tonnen!", ruft Eléonore entsetzt aus.

,,Entweder schleppst du eine verdammte Flasche oder du stirbst! Mir ist das scheißegal!", knurrt Devon harsch und springt förmlich zurück in unseren .. Bunker?

,,Ich nehme noch eine Dose mit Essen mit.", brüllt Devon vom Keller aus.

Er wirft fünf Flaschen und eine Dose aus dem Fenster raus, ehe Devon selber rausgeklettert kommt und sich eine Flasche und die Dose nimmt.

,,Was steht ihr hier so rum? Wollt ihr hier verwesen? Los schnappt euch eine Flasche!", befiehlt Devon und zeigt auf die im Dreck liegenden Flaschen.

Jeder von ihnen sammelt schnell eine Flasche auf und folgt hastig Devon, der in der Zwischenzeit schon einige Meter voraus gegangen ist.

Schweigend laufen wir nebeneinander her, während ich versuche, mir den Weg einzuprägen. Ich habe jetzt am wenigsten Lust uns einen neuen Unterschlupf suchen zu müssen, wenn wir nicht mehr zurückfinden werden.

Vor allem weil in unserem Unterschlupf genügend Wasser und Essen ist. Ich weiß zwar, dass wir dort nicht ewig hätten bleiben können, jedoch hab ich auch keine Lust jetzt eine weite Strecke hinter mir legen zu müssen, für einen Unterschlupf den es vielleicht gar nicht gibt.

,,Seht ihr das?", fragt Devon aufgeregt.

,,Was?", kommt es von uns synchron.

,,Na da vorne!"

Devon zeigt mit eine überheblichen Gestik auf etwas in der Ferne.

Tatsächlich kann man da etwas erkennen. Aber es ist nicht mehr als ein Punkt.

,,Glaubst du das lohnt sich? Das sieht Kilometerweit entfernt zu sein. Ich glaube nicht so richtig, dass sich das lohnt.", zweifelt Eléonore.

Aber zurecht. Es scheint wirklich weit weg zu sein. Wenn wir das wirklich hinter uns legen, könnte ich wirklich den Orientierungssinn verlieren und dann würde es erst einmal eine ganze Weile dauern, bis wir unseren Stützpunkt wieder finden. Vor allem weil man von oben nur ein Fenster sieht. Es ist fast unmöglich!

,,Ach Bullshit! Wer nicht wagt der nicht gewinnt! Da wird schon irgendetwas sein, wofür es sich lohnt hinzulaufen.", erwidert Devon und starrt freudestrahlend auf diesen kleinen Fleck am Horizont.



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