treffen.
"Wenigstens konnten wir uns hin und wieder treffen."
"Ja... aber auch das ging nicht so oft."
"Leider nicht. Ich habe dich so vermisst, das war unnormal."
"Ich dich auch, glaub mir."
Die verzierte Schuhbox, dein Geschenk, in das ich so viel Arbeit gesteckt hatte, wog bestimmt über ein Kilo, doch das war nicht der Grund, weshalb meine Hände schwitzten.
Es war mittlerweile schon drei Jahre her, dass du weggezogen warst, und du und ich hatten uns über vier Monate nicht mehr gesehen, doch heute hatte ich dich besuchen kommen müssen, das war selbstverständlich.
Trotz der Entfernung hatte sich unsere Freundschaft kaum verändert - wir schrieben und telefonierten täglich und schickten Briefe oder Postkarten hin und her. Nur die kleinen Sachen - wie zum Beispiel, dein Gesicht aufleuchten zu sehen, wenn ich etwas Schönes erzählte, oder deine Esel-Robben-Lache wirklich zu hören, anstatt sie mir nur anhand eines "HAHAHAHAHAHAHA" auf dem Bildschirms vorstellen zu müssen. Diese kleinen Sachen vermisste ich.
Trotzdem war ich nervös, dich wiederzusehen. War es normal, dass meine Finger zitterten, als ich auf den Klingelknopf drückte? War es normal, dass sich mein Herzschlag extrem beschleunigte, als sich die Tür öffnete? War es normal, dass ich mir sicher war, das überglückliche Grinsen nicht unterdrücken zu können, hätte ich es versucht?
"HI! ALLES GUTE ZUM ELFTEN GEBURTSTAG!" Vielleicht rief ich das aufgrund meiner Aufregung etwas zu laut, sodass sich mehrere Passant nach mir umdrehten.
"HI! DANKE!"Vielleicht war es übertrieben, dass du in derselben Lautstärke zurückbrülltest.
Vielleicht war es uns beiden egal.
Wie auf Kommando rannten wir aufeinander zu und ich drückte dich feste an mich.Als wir uns wieder voneinander lösten - viel zu früh, meine Meinung nach, wobei ich das natürlich nicht laut äußerte - fiel dein Blick direkt auf das riesige Geschenk, dass ich im Arm hielt, und du strahltest - falls das überhaupt möglich war - noch mehr.
Das Wissen, dass du wegen mir eine solche Glücklichkeit ausstrahlte, stellte komische Dinge mit meinem Bauch an.
"Ich weiß, eigentlich sollte ich jetzt so etwas sagen wie 'das war doch gar nicht nötig' aber ehrlich - je mehr Geschenke, desto besser!" Deine Stimme klang etwas atemlos, so wie meine Wahrscheinlich auch - wäre ich in der Lage, zu sprechen.
Aber ich konnte dich nur anstarren. Klar, durch Calls, Bilder und Videos hatte ich nicht vergessen, wie du aussahst. Aber keine Kamera konnte die leichte Röte deiner Wangen, das unidentifizierbare Funkeln deiner Augen oder die einfache Perfektion deines Lächelns einfangen, da war ich mir sicher.
"Kommst du?" Ganz nach Annie-Manier schnapptest du dir das Geschenk, drehtest du dich um, ohne auf meine Antwort zu warten, und liefst zurück ins Haus.
Deine hellbraunen Locken, die du zur Feier des Tages halbwegs gebändigt und in einem Pferdeschwanz zusammengebunden hattest, wippten im Takt deiner Schritte und meines schnell schlagenden Herzens auf und ab.
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