abschied.

"Götter, weißt du noch, wie wir wegmussten?"

"Ja..."

"Das war zu früh. Ich war doch erst acht."

"Und ich zehn."

"Du, Ellie?" 
Wir lagen auf der blumenübersäten Wiese neben unserer Schule und flochten Gänseblümchenkränze. Beziehungsweise - ich war dabei, die delikaten Blüten vorsichtig für dich zu verknüpfen, während du mich auf all die kuriosen Formen aufmerksam machtest, die du in den Wolken sahst. 
Heute warst du aber schon den ganzen Tag komisch gewesen, leiser, irgendwie gedämpft. 

Etwas besorgt war ich daher bereits, als ich antwortete:"Ja?" 

"Ich muss dir was sagen." 
Deine Stimme wackelte, was mich dazu brachte, den halb fertigen Kranz abzulegen und mich dir zuzuwenden. 

Mit Schrecken stellte ich fest, dass sich in deinen haselnussbraunen Augen Tränen sammelten. 

"Hey, was ist denn los?" Ohne deine Antwort abzuwarten, rollte ich mich halb auf dich drauf, was dir einen kleinen, tränenreichen Gluckser entlockte, und schlang meine Arme um deinen Körper.
"Komm, so schlimm kann es nicht sein."

Halbherzig schobst du mich zur Seite - du warst nie wirklich der Typ für Zärtlichkeiten gewesen - wischtest dir fast schon wütend über die Augen und presstest hervor: "Wir müssen weg."

Ich atmete erleichtert aus:"Okay, aber - das ist doch nicht schlimm. Wie lange bleibt ihr?"
Du sahst mich an und in deinen Augen spiegelte sich ein Schmerz, den ich nicht verstand. Noch nicht.

"Nein, nicht so. Ich komme nicht wieder, jedenfalls nicht irgendwann bald."
Verständnislos starrte ich dich an und wartete auf eine Erklärung. 
"Wir ziehen um, Ellie. In- in eine andere Stadt. Vier Stunden weg von hier."

Ich denke, das brach mir das Herz. 
Damals konnte ich das Gefühl noch nicht einordnen, dieser durchdringende Schmerz, der sich in meine Brust bohrte und mir die Tränen in die Augen trieb.
Ich wusste nur - so sollte das nicht sein. So durfte das nicht sein.
Ich konnte nicht ohne dich.

"Nein."
Ich drehte mich von dir weg und presste mein Gesicht in das taufeuchte Gras. 
"Doch. Ich will das doch selber nicht, aber... Ellie, es tut mir so leid." 
Uns beiden liefen mittlerweile die Tränen in Bächen über die Wangen.

"Nein, ich- 
Das können deine Eltern nicht machen. Wir können sie überreden. Ich kann-  Wir können- Nein."
Ich setzte mich auf, halb hatte ich wirklich vor, die dreihundert Meter bis zu deinem Haus zu rennen, deine Eltern zu konfrontieren, irgendetwas zu machen, um dich behalten zu können. 
Alles für dich. 

"Ellie, sie haben mir das Haus dort schon gezeigt. Es hat gelbe Wände, und ein Zimmer ganz für mich, und sogar einen kleinen Garten."

"Du willst da hin?"

"Ja. Nein. Es sieht toll aus. Aber du bist nicht da."

"'Ich bin nicht da'", wiederholte ich. 

Ich stellte mir meine Worte, meine Gedanken, meine Gefühle in dem Moment verwischt vor. Verwischt von den Tränen und überwältigt von Trauer. 

Auch unser Gespräch war verwischt. Wir weinten offen. 

"Ich werde dich so vermissen."

"Vermissen beschreibt es erst gar nicht."

"Ich hab dich lieb."

"Ich weiß." 

Die Umarmung, in die du mich zogst, war fest und erschöpft gleichzeitig, traurig und schön, nass vor Tränen und warm vor Zuneigung. 

Es war auch fast unsere letzte. 



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