☔︎𝕍𝕖𝕣𝕕𝕦𝕟𝕤𝕥𝕖𝕟☔︎

Ganz Japan wurde von gewaltigen Blitzen und Donnern terrorisiert. Die einen beobachteten das Geschehen aus ihrem sicheren, warmen Zuhause, während andere sich unter Kartons versteckten, nur um sich wenigstens etwas in Sicherheit wiegen zu können.

Der Regen verschonte dabei niemanden, weder die kleinen Vögel, die mit Mühe versuchten, zu ihren Nestern zu gelangen, noch die Menschen, die sich auf dem Bürgersteig bewegten und vergeblich Schutz vor diesem suchten.

Der Regen, der am Morgen noch aussah, wie ein kleiner Nieselregen, wurde zum Abend hin stärker und demonstrierte die geballte Kraft der Natur. Hawks hasste den Regen, denn er hasste es, wenn seine Federn nass wurden. Die Nässe machte ihn langsam, zudem beschwerte sie seine Wirbelsäule.

Während es draußen regnete und stürmte, dachte Hawks nicht einmal daran, seine Wohnung zu verlassen. Wenn er frei hatte und keine Patrouillen anstanden, saß er am liebsten auf seinem Bett und blickte dabei – mit einer heißen Tasse Tee in der Hand – aus seinem Fenster. Gelegentlich las er auch mal einen dieser billigen Liebesromane, die Mirko ihm immer wieder zum Geburtstag schenkte.

Doch dieses Mal reichte ihm sein Tee nicht aus. Wenn er verhindern wollte, dass sein Magen zu streiken begann, musste er sein Nest verlassen. Gerne nannte er es den Bereich um sein Bett so. Dort fühlte er sich sicher, sicherer als in der Gegenwart aller professionellen Helden zusammen.

So endete er vor dem Gebäude, das zu seiner Wohnung führte. Krampfhaft hielt er einen schwarzen Regenschirm in seiner Hand, zudem versuchte er, seine Flügel so nah an seinen Körper zu pressen, wie es nur ging. Schließlich wollte er vermeiden, dass sie vom Regen durchnässt werden. Auf seinem Gesicht zeichnete sich die pure Unzufriedenheit und der Wille, gleich wieder umzudrehen und sich in seinen warmen vier Wänden zu verschanzen.

Ein Seufzer, der dem größten Martyrium würdig war, entkam seinen Lippen. Mit großem Widerwillen setzte er sich in Bewegung zum nächsten Konbini. Der Weg zog sich in die Länge und der Wind war im Augenblick kein Verbündeter des Helden mit den goldenen Augen. Einzig mit einem orangen, einfachen Jogginganzug und seiner beigen Jacke bekleidet – welche immerhin gefüttert war – versuchte er der Natur zu trotzen.

Doch für ihn fühlte es sich an, als könnte ihn der nächste starke Wind hinfort reißen. Es war ja nichts so, als wäre es nicht beinahe schon dreimal passiert. Ein Wunder, dass der Regenschirm noch völlig intakt war. Wie, das könnte man sich auch nicht erklären.

Der junge Mann konnte sich verfluchen, genauso wie seine Faulheit, die ihm gesagt hatte, dass ein einfacher Jogginganzug und seine Jacke völlig ausreichen würden. Bei einem Unwetter. Noch nie hatte Keigo, beim Anblick eines Konbini, das Bedürfnis zu weinen, bis jetzt wohl gemerkt. Wenn er gekonnt hätte, wäre er einfach in das Geschäft geflogen, dieses bot ihm schließlich Schutz vor dem Regen, zudem war es dort deutlich wärmer.

Auf dem Gesicht des Helden zeichnete sich ein Lächeln, ein Schauer durchfuhr ihn, als er das Geschäft betrat und sich die Temperatur plötzlich änderte. Der Gang mit Ramen war ganz nah, genauso wie der, in dem sich alle möglichen Zutaten für den Grill befanden. Ein Blick genügte Hawks und schon wurde ein neuer Gedanke geboren, wie er und die übrigen Helden seiner Agentur zusammen am Grill saßen. 

Der geflügelte Held war schon eine ganze Weile in seine Traumwelt abgedriftet, wodurch er gar nicht bemerkte, wie sich eine zugegebenermaßen ungewöhnlich trockene Person neben ihn gesellte. Sein Gesicht war vollkommen verhüllt.

Die erwähnte Person hatte nur ein Ziel: Miso-Ramen. Doch wie das Schicksal es wollte, war in keinem der Regalen das Gesuchte zu finden, wodurch dem Mann ein genervtes Seufzen entfloh. Und genau dieses Geräusch holte den Helden wieder zurück in die Welt der Lebenden. Fakt war, dass er schon längst die Anwesenheit des anderen bemerkt hatte. Doch war ihm nicht bewusst, dass er so nah neben ihm stand und sich ihre Arme berührten. Er drang eindeutig in seine Komfortzone ein.

Mit einem leichten Lächeln betrachtete er neidisch den trockenen Mann, der neben ihm stand. Er selbst sah aus wie ein durchnässtes Hühnchen, ganz zu schweigen von seinen Flügeln. Schon eine ganze Zeit lang begleitete ihn ein Schmerz in seinem Rücken, den er so gut es ging ignorierte.

»Dank welchen Wunder bist du so trocken geblieben?«, entfloh es Keigo. Doch statt einer Antwort, bekam er nur einen flüchtigen Blick von dem trockenen Mann. Er sagte weiterhin nichts und konzentrierte sich auf das Regal, weiterhin auf der Suche nach der einen Ramen-Suppe.

»Wenn du mir sagst, wie du es geschafft hast, in diesem Zustand her zu kommen, dann bekommst du die Miso-Ramen.« Hawks wusste selber nicht genau, was ihn in dem Moment geritten hatte, genauso wenig, wieso er mit dem genannten Objekt vor der Nase des anderen wedelte.

»Gib her, du Hühnchen. Wenn du ein bisschen Hirn hast, dann kannst du dir selbst eine Antwort darauf geben.« Nach diesen Worten wurde ihm die Tüte aus der Hand gerissen und wanderte direkt zu seinem neuen Besitzer, der sogleich den Ausgang ansteuerte. In diesem Moment schockierten den Helden gleich zwei Dinge.
Erstens, er kannte die Stimme.
Zweitens, der Mann hatte nicht einmal bezahlt!

Keigo fühlte seine Pflicht als Held und setzte sich in Bewegung, dem Dieb hinterher. Leider waren seine Flügel der Meinung, sie müssen ihm das Unterfangen schwerer machen, denn als er neben dem Gang mit Alkohol vorbei ging, meinten diese plötzlich, sich schütteln zu müssen. Als wäre es das normalste der Welt.

Der Lärm von zerbrechendem Glas ertönte. Man konnte glatt annehmen, dass es noch einige Kilometer entfernt zu hören war. Und was tat Hawks? Nun er blickte nur kurz zu dem entstandenen Schaden, vergaß den Schmerz in seinem Rücken und rannte aus dem Geschäft. Er warf dabei seine gesamten Helden-Prinzipien über Bord, wissend, dass ihm der Vorfall finanziell in den Hintern treten würde.

Erst nach gut zehn Metern drang eine Tatsache zu Keigo durch. Sein Regenschirm wurde mitgenommen, genauso wie die Ramen-Suppe. Ein verzweifeltes Jaulen entfloh aus dem Mund des Geflügelten. Nun erinnerte er nur noch mehr an ein durchnässtes Hühnchen und wenn man seine Flügel nun auswringen würde, hätte man mit Sicherheit genug Wasser für die nächsten zwanzig Jahre.

Als er frierend und mit der Jacke über seinem Kopf durch den Regen marschierte, bemerkte er, wie ihn jemand plötzlich von hinten mit den Armen umschlang. Eine wohlige Wärme breitete sich in Hawks aus, als der andere ihn mit seinem Mantel bedeckte.

Der Blonde streckte sich nur und rückte noch ein Stückchen näher an die Wärmequelle. Mehr musste er nicht machen, wusste er doch genau, wohin sein Begleiter ihn führen würde. Genauso, dass er diesen direkt in die Falle gegangen war, vermutlich hatte er sich den Plan ausgedacht, als er dem Helden im Konbini-Markt begegnet war.

»Wozu brauchst du meinen Regenschirm, Pyromane?«
»Ich hasse es, wenn das verfluchte Wasser mir die Sicht nimmt, wenn es verdampft.«
Das reichte dem Blonden, er fühlte, wie mit jeder Minute seine Kleidung trocknete und die Last, von seinem Rücken, nach und nach verschwand. Am Ende fanden sich die beiden im Nest des Helden wieder, während sie zusammen Tee tranken und die einzige Ramen aßen. Mit einer großen Menge Zitronen Tee.

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