Kapitel 5

pov. Crosshair
Die Tage verschwammen zu einem einzigen Strudel aus Schmerz. Jeder Tag lief gleich ab. Ich wurde aus meiner Zelle geholt. Ich wurde in den Trainingsraum gebracht. Und jeden Tag versicherte mir diese Verrückte alles würde besser werden, wenn ich mich nur öffnen würde.

Ich rieb mir über die hämmernden Schläfen und ließ meinen Kopf gegen die kalte Wand meiner Zelle sinken. In der Ferne konnte ich bereits schwere, gleichmäßige Schritte hören. Das bedeutete sie würden mich gleich holen kommen. Mühsam stemmte ich mich auf die Beine, trat zu meiner Zellentüre und umgriff mit meinen Händen die Gitter. Mein Blick glitt zu der Zelle gegenüber von mir. Cody lag zusammengekauert in der Mitte seiner Zelle und starrte an die Wand. Ich machte mir Sorgen um ihn. Denn langsam aber sicher fing er an unter der Folter zu zerbröckeln.

"Cody" ich ließ meinen Blick zum Ende des Ganges schweifen wo ich bereits die Regs erkennen konnte "es ist so weit." flüsterte ich, gerade so laut, dass er mich hören konnte. Wären unsere Wachen keine Klone gewesen hätten wir unseren Fluchtplan auf Mando'a schmieden können und sie hätten es nicht einmal mitbekommen.
Der Kommander kam auf die Beine und stolperte ebenfalls zu seiner Zellentüre. Er schüttelte mehrfach den Kopf und schlug sich etwas mit der Hand gegen seine Schläfe "Ziehen wir's durch."

Ich atmete tief durch. Der Plan war simpel. Die Wachen ausknocken, alle anderen Häftlinge befreien, Omega schnappen und in dem Chaos von diesem Höllenloch verschwinden. Ein ungutes Gefühl stieg in mir auf, als ich an die Kleine dachte. Hin und wieder konnte ich sie auf dem Rückweg vom Trainingsraum in den Gängen sehen. Ihr Haar war mittlerweile so lange geworden, dass sie es im Nacken zusammenbinden musste. Doch auch wenn die Imperialen ihr offenbar ein Haarband für ihre Haare gegeben hatten, eine Bürste hatte sie wohl nicht bekommen. Denn selbst auf einige Meter Entfernung hatte ich erkennen können, wie verfilzt ihre Locken waren. Das Mädchen war im Allgemeinen in einem schlechten Zustand. Sie war abgemagert und hin und wieder konnte ich den einen oder anderen Bluterguss an ihr erkennen. Es war an der Zeit, dass wir hier verschwanden und heute war es so weit.

Das Zischen meiner Zellentüre riss mich aus meinen Gedanken. Ohne weiteren Widerstand hielt ich der Wache meine Hände hin "Wie fühlt es sich an, dabei zuzusehen wie deine Brüder gefoltert werden?" ich neigte den Kopf etwas und funkelte den Reg vor mir hasserfüllt an. Der Klon vor mir hielt Inne. Er hatte immer noch die Handschellen, die er mir hätte anlegen sollen, in der Hand. Ich hatte erreicht was ich wollte. Er war abgelenkt. Mit einem Schrei stürzte ich mich auf ihn.

Ohne eine Sekunde zu zögern riss ich der perplexen Wache den Blaster vom Gürtel und schoss dem Mann in den Kopf. Leblos klappte er mit rauchendem Helm zusammen. Noch während er zu Boden fiel schnappte ich mir das Datapad und öffnete damit Codys Zelle. Zischend sprang sie auf und Cody wankte aus seiner Zelle hinaus. Ich packte ihn bei den Schultern und verhinderte so, dass er an der Wand entlang auf den Boden rutschte. Schwach hob der Kommander die Hand "Hinter dir."

Ruckartig drehte ich mich um. Noch bevor ich reagieren konnte, wurde ich von der zweiten Wache zu Boden gerissen. Es fühlte sich so an als würde ich erdrückt werden. Nicht so wie bei Wrecker auf eine brüderliche, liebende Art. Sondern die Art die den Tot mit sich brachte. Nach Luft ringend strampelte ich mit den Beinen und versuchte den Mann von mir herunter zu schieben. Mein Gegner holte mit geballter Faust aus und schmetterte sie in mein Gesicht. Tränen schossen mir in die Augen. Meine Lippe platzte auf. Ein Knacken ertönte. Ich war mir sicher meine Nase war gebrochen.

Auf einmal ertönte ein Schrei. Verschwommen konnte ich Cody erkennen, wie er sich auf den Reg stürzte und ihn mit einem präzisen Schlag gegen den Nacken ausschaltete. Ich keuchte auf, als der Mann Ohnmächtig wurde und nun mit seinem vollen Gewicht auf mir lag "Cody....Hilfe..." krächzte ich, während ich mich abmühte den Kollos von mir herunter zu bekommen.

Erleichtert atmete ich auf, als das Gewicht verschwand. So schnell ich konnte kam ich auf die Knie und rutscht zu dem Datapad, welches die Zellen der anderen öffnen würde. Für einen Moment hielt ich entsetzt Inne. Es war zerstört. Ein tiefer Riss zog sich durch den Bildschirm, des Gerätes. Es flackerte noch ein wenig, aber ansonsten war es tot. "Kriff!" schrie ich frustriert, nahm es in die Hand und schmetterte es gegen die nächste Wand.

"Was jetzt?" Codys Stimme ließ mich den Kopf herumwirbeln. Der Braunhaarige saß schwer atmend neben dem Bewusstlosen und sah mich fragend an.
Entschlossen neigte ich den Kopf "Wir machen weiter wie geplant." Selbst ohne die anderen Gefangenen hatten wir eine Chance. Unsere Wachen waren außer Gefecht und unser Verschwinden würde, wenn wir Glück hatten, erst auffallen, wenn wir schon längst weg waren.
Rasch krabbelte ich zu Cody hinüber "Wir schaffen das, verstanden!" schärfte ich ihm ein. Ich hielt ihm auffordernd meine rechte Hand hin, während ich mich vom Boden hochdrückte und mir mit dem Handrücken meiner linken Hand das Blut, welches aus meiner Nase rann, abwischte.

Cody atmete kurz ein und aus, ergriff meine Hand und ließ sich von mir auf die Beine ziehen. Sobald er stand legte ich mir einen seiner Arme um die Schultern und reichte ihm den Blaster der einen Wache, während ich mir den Blaster der zweiten Wache schnappte. Gemeinsam stolperten wir los, hielten uns gegenseitig auf den Beinen und eilten in die Richtung in welcher der Ausgang dieser Ebene lag.

Vorsichtig lugte ich um die nächste Ecke. Es war niemand zu sehen. Hier unten waren kaum Wachen. Sie dachten wohl, wir wären alle schon zu nahe an der Schwelle des Todes um irgendwelche Schwierigkeiten zu machen. Wie sehr sie sich doch geirrt hatten. Ich nickte Cody bestätigend zu und wir bogen um die Ecke. Am Ende des Ganges war bereits die Aufzugtüre in Sicht. Unsere erste Hürde war fast geschafft.

"Keine Bewegung!" durchhallte die Stimme eines Regs den ganzen Gang.
Hinter mir hörte ich ein Klicken. Mein Körper spannte sich an. Mein Finger schloss sich um den Abzug meiner Waffe. Für den Bruchteil einer Sekunde tauschte ich einen Blick mit Cody, mehr brauchte es nicht. Zeitgleich wirbelten wir herum und feuerten unsere Waffen ab. Mit zwei Löchern in der Brust sankt der Soldat tot in sich zusammen.

Meine Augen weiteten sich entsetzt. Fünf weitere Soldaten bogen um die Ecke. Wäre ich bei voller Kraft gewesen, hätte ich sie ausgelacht und innerhalb von wenigen Sekunden zu Boden geschickt. Doch nach Wochenlanger Folter und ständigem Hunger zweifelte ich daran ob ich es schaffen würde sie zu neutralisieren. Selbst mit Cody an meiner Seite, welcher in einem noch schlimmeren Zustand war als ich.

Ich knurrte auf und sah die Soldaten trotzig an. Selbst wenn ich versagen sollte. Ich musste es versuchen. Das war ich Cody schuldig. Das war ich Tech schuldig. Er war gestorben, bei dem Versuch mich aufzuspüren und Omega war nur meinetwegen hier gefangen. Ich war es Tech schuldig, alles zu tun damit sie sicher war.

Für einen Moment schloss ich die Augen. Ich rief mir in Erinnerung was das Imperium alles getan hatte. Sie hatten Mayday sterben lassen. Sie hatten Tech getötet. Omega litt Tag für Tag etwas mehr darunter hier eingesperrt zu sein. All diese Wut, all meine Trauer kanalisierte ich und öffnete wieder meine Augen. Adrenalin flutete meine Körper. Meine Schmerzen wurden weniger. Ich stand etwas aufrechter und ließ meinen Feinden meinen besten Todesblick zukommen.

Langsam striff ich Codys Arm von meiner Schulter, wobei ich meine Gegner nicht einen Moment aus den Augen ließ. Ich tauschte einen letzten Blick mit dem Kommander und dann stürzten wir uns Seite an Seite auf unsere Gegner.

Ich war wie in einem Rausch. Duckte mich unter den Schlägen meiner Gegner hindurch, blockte den Schwinger des Regs vor mir und donnerte ihm den Griff meiner Pistole auf den Helm. Ächzend klappte der Mann zusammen und kroch orientierungslos am Boden herum. Ich wirbelte herum, wich gerade noch so einem Schuss aus und erwiderte das Feuer. Im Gegensatz zu meinem Gegner traf ich. Rauchend schlugen die Blastergeschosse in die Brust des Soldaten ein. Klappernd rutschte ihm die Waffe aus der Hand. Mit einem leisen Stöhnen brach er tot zusammen.

Auf einmal explodierte Schmerz in meinem Rücken. Ächzend ging ich in die Knie, drehte mich dabei etwas um und fing gerade noch so den Blastergriff ab, welcher mich im Gesicht getroffen hätte. Mit zitternden Armen hielt ich den Griff aus Metall umklammert und rang mit dem Reg. Hinter ihm konnte ich Cody erkennen. Er wich immer wieder der Vibroklinge seines Gegners aus. Ich konnte bereits einige Oberflächliche Schnitte an seinen Armen entdecken. Seine Bewegungen wurden immer langsamer, ihm schien langsam die Kraft auszugehen.

Mit einem Aufschrei riss ich an dem Blaster. Aus dem Gleichgewicht gebracht stolperte der Reg und landete neben mir auf dem Boden. Ohne weiter Zeit zu verschwenden rammte ich dem Mann meinen Ellbogen in den Nacken und setzte ihn so außer Gefecht. Hastig rappelte ich mich auf, griff mir einen Blaster und zielte auf den letzten verbliebenen Soldaten.
Er hatte Cody in eine Ecke gedrängt. Panik funkelte in den Augen des Kommanders. Ohne zu zögern zielte ich und schoss. Es war mir egal, dass ich dem Mann in den Rücken schoss. Cody hatte keine Zeit mehr.

Wie ein gefällter Baum kippte der Soldat auf die Seite und gab den Blick auf Cody frei.
"Na los" ich winkte mit der Waffe "wir müssen..." entsetzt riss ich meine Augen auf. Irgendetwas stimmte nicht.
Cody hielt seine Hände mit schmerzverzerrtem Gesicht auf seinen Bauch gepresst. "Crosshair..."hustete er schwach, etwas Blut tropfte seinen Mundwinkel hinunter. Er machte einen wackligen Schritt auf mich zu. Seine Beine machten nicht mehr mit. Mit einem leisen Wimmern stolperte er und fiel zu Boden.

Noch bevor er auf dem Boden aufschlagen konnte war ich bei ihm und fing ihn auf "Nein, nein, nein!" murmelte ich verzweifelt und bettete seinen Oberkörper auf meinem Schoß. Tränen stiegen mir in die Augen. Eine riesige Wunde klaffte in seinem Bauch. Wie Sirup quoll das Blut zwischen seinen Fingern hervor und tropfte immer weiter auf den Boden. "Halte durch." beschwor ich ihn und versuchte panisch mir ins Gedächtnis zu rufen was ich über Medizin wusste.

Gequält lachte Cody, wobei ihm etwas Blut den Mundwinkel herunterrann und umgriff mit einer Hand meinen Unterarm. Sein Blut tränkte den Ärmel meines Shirts. "Ich bin so Müde Crosshair." murmelte er. Sein Blick wanderte in die Ferne.

Verzweifelt rüttelte ich ihn an den Schultern "Was ist mit deinem General?" versuchte ich seinen Überlebenswillen zu steigern "Du.." eine Träne kullerte mir die Wange hinunter. Eine Blutlache hatte sich um Cody gebildet. Der Kommander war blass und zitterte bei jedem Atemzug etwas mehr. "..du musst doch deinen General finden!?"

Ein winziges Lächeln stahl sich auf Codys blasse, spröde Lippen "Obi-Wan hätte mir nie verziehen, es war nur ein Traum..." wisperte er. Ein weiteres Husten durchfuhr ihn. Auf einmal waren Schritte zu hören. Sie waren noch weit weg, aber sie kamen rasch näher. Ich blieb einfach sitzen. Auch wenn mir klar war, dass es mindestens zehn Wachen waren, die sich unserer Position näherten.

Codys Griff verfestigte sich um meinen Arm "Du musst gehen!" eindringlich sah er mich an "Einer von uns muss es hier rausschaffen!"
Ich schüttelte nur den Kopf und schloss meine Hand um seine "Ich werde dich nicht hier zurück lassen!" knurrte ich. Niemals würde ich Cody, alleine, Verletzt und am Rande des Todes alleine lassen.

Cody seufzte leise "Vorbei." murmelte er "Es ist endlich vorbei." seine Augen verdrehten sich nach innen. Ein leichtes Zittern durchfuhr seinen ganzen Körper. Seine Brust hob und senkte sich ein letztes Mal. Eine weitere Träne rann meine Wange hinunter, während ich sachte mit meinen Fingern Codys Augen ein letztes Mal schloss. Ich schluchzte verzweifelt auf, hielt dabei immer noch die Hand meines Bruders der nun für immer fort war. Ich war wie ein Feuer, jeder der mir zu nahe kam verbrannte und starb.

Ich hob nicht einmal den Kopf als ich die Wachen hinter mir hörte, sondern starrte immer weiter auf Codys leblosen Körper. "Wenn ihr mich töten wollt dann los." weitere Tränen tropften meine Wangen hinunter. Ich hob langsam den Kopf und starrte die Wachen über mir ausdruckslos an "Schieß schon" ich drückte meine Schläfe an den Lauf des Blastergewehres, welches auf mich gerichtet war "du tust mir damit einen Gefallen." zischte ich. Es würde niemanden kümmern, wenn ich starb. Niemand brauchte mich. Omega war ein schlaues Kind. Sie würde früher oder später selbst einen Weg finden zu entkommen. Es würde besser sein, wenn sie sich dabei nicht um mich kümmern würde müssen. Außerdem wollte ich nicht, dass ihr meinetwegen etwas zustieß. So wie Tech. So wie Mayday. So wie Cody.

Der Soldat ließ kurz seine Schultern hängen "Keine Sorge, du stirbst heut nicht" ich hörte das Klicken des Blasters, der auf Betäubung gestellt wurde "Hemlock braucht dich lebend um das Kind in Schach zu halten." ohne ein weiteres Wort drückte er ab.

Augenblicklich verschwamm meine Sicht. Stöhnend kämpfte ich gegen die Ohnmacht an. "Omega?" schoss es mir durch meinen vernebelten Verstand. Was meinte der Reg damit Hemlock müsse sie in Schach halten? Ich verfestigte meinen Griff um Codys Arm. Dunkle Balken schoben sich vor mein Gesicht. Meine Augenlieder fühlten sich so an als wögen sie Tonnen. Ich hatte nicht mehr die Kraft gegen die Dunkelheit anzukämpfen und sank Ohnmächtig über Codys totem Körper zusammen.

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