9. Chatfenster

Ich wusste das ich gerade provokant war. 

Doch mir ging das alles einfach nur auf die Nerven! 

Ich wollte einfach in Ruhe gelassen werden. Und vielleicht verlor dieser Depp endlich das Interesse wenn ich einfach mit spielte! Doch das kuriose dabei war, dass ich wirklich gerade in der Wanne lag.

Was war denn eigentlich los mit mir?! 

Ich schrieb dem Typen so gesehen ja sogar die Wahrheit ...

Obwohl er mich ja nicht sehen konnte. Langsam glaubte ich, ich schrieb nur noch mit ihm aus Verzweiflung. Aus Verzweiflung das er mich nicht in Ruhe ließ, dass man ihn nicht nach verfolgen konnte, und das ich alleine war. 

Seufzend legte ich mein Handy weg und massierte mir die Schläfen, während ich mich immer tiefer ins Wasser sinken ließ.

Obwohl ich mich so alleine fühlte war mir aber auch nicht danach mit Eren oder Armin zu telefonieren. 

An Mikasa dachte ich erst recht nicht. 

Die war ja immer noch angepisst auf mich. 

Gott! Wie lange ging ihre Phase denn diesmal bitte?! Ich fluchte laut und schlug mit der flachen Hand auf die Wasseroberfläche. 

Ob es nun Überforderung war, oder ein Übermaß an melancholischen Gefühlen ....

Mir war einfach nur nach heulen zumute. 

Und jetzt im Endeffekt bereute ich es diese Dinge zu dem Typen geschrieben zu haben. Das war wirklich dumm von mir gewesen! Das war ja praktisch eine Einladung!

*

Die letzten zwei Wochen habe ich angestrengt versucht in der Uni nicht unbedingt alleine herum zulaufen. Ich wusste das ich selber Schuld war. 

Warum musste ich dem Spinner auch diese provokanten Nachrichten schreiben?! Ich bereute meine Kurzschlussreaktion so sehr, dass ich nicht leugnen konnte wirklich Angst alleine an der Uni zu sein. Wo ich nur konnte versuchte ich mich bei Menschenmengen aufzuhalten. Oder ich versuchte Sasha an meiner Seite zu haben. 

Doch Letzteres war eher selten der Fall, weil sie in letzter Zeit immer öfter mit Connie einfach irgendwohin verschwand. Und die beiden dann erst zu unseren gemeinsamen Vorlesungen wieder da waren.

Diesen Mishiro hatte ich bisher nur einmal getroffen, doch er wich meinen Blick komplett aus und schien eher von mir abgeschreckt. Aus welchen Gründen auch immer. Seine komische Freundin, Tendo, ließ sich nach wie vor nicht an der Uni blicken.

 Jedoch kam mein Verdacht, das sie die Uni hin geschmissen hatte, ins wanken, als die Gerüchte aufkamen das sie vermisst wird.

Bei diesen Gedanken schnürte sich mir die Kehle zu. 

Unweigerlich musste ich immer wieder an das Bild denken, und an die Worte des Typen. Was war wenn dieses Bild keine Show war?! Was war wenn es ihre wahre Angst gezeigt hatte?! Und, hatte dieser Typ wirklich etwas damit zutun?! Ich wusste absolut nicht mehr was ich glauben sollte. 

Doch das schlimmste war; ich wusste nicht einmal genau in wieweit ich nun schon mit drin steckte ....

"[Vn]! Du solltest lieber anfangen langsam deine Sachen auszupacken!"
Ich zuckte kurz zusammen als ich Sasha's Stimme dicht an meinen Ohr vernahm. 

Was war nur los mit mir?! 

Ich bekam ja in letzter Zeit gar nichts mehr von meinem Umfeld mit!

Angestrengt seufzte ich auf und stimmte Sasha brummend zu. Auch wenn diese Vorlesung eh nicht so wichtig war, so war sie dennoch Bestandteil. 

Doch die Art wie der alte Dozent die Themen vortrug war extrem einseitig und trocken. Ich war nicht die Einzige im Saal die immer wieder damit kämpfte nicht einzuschlafen.
Wie ein Hammerschlag zuckten plötzlich alle Studenten im Saal auf, als die Tür mit einem lauten Knall aufgerissen wurde. 

"Ohhh nein!", konnte ich Connie hinter mir leise stöhnen hören. "Also stimmt es wirklich, dass er die Vertretung ist." 

Irritiert wandte ich meinen Kopf nach hinten. "Wieso? Ist Herr Yushiro krank?" 

Connie nickte und schaute starr nach vorne. 

Was war denn an einer Vertretung so schlimm?!

 Langsam wandte auch ich wieder meinen Kopf nach vorne.

Ab diesem Moment war plötzlich alles um mich herum ausgeblendet. 

Ich schluckte schwer und mein Puls beschleunigte sich ohne Grund, als ich, wie durch einen Tunnel, Herr Ackerman in der Saal eintreten sah. 

Seine Miene war selbst jetzt immer noch ausdruckslos und er würdigte uns keines Blickes. 

Ohne ein Wort schrieb er seinen Namen an die Tafel und das Themengebiet was wir in den Sachbüchern bearbeiten, und nach der Vorlesung abgeben sollten. Langsam begann sich meine Sicht wieder zu normalisieren und ich sah mich unauffällig im Saal um. 

Keiner traute sich auch nur eine Frage zustellen. Anscheinend hatte Herr Ackerman an dieser Uni wirklich einen Ruf. Der Schwarzhaarige lehnte sich an den Pult und begann irgendwelche Unterlagen durchzusehen. 

Man hätte wirklich buchstäblich eine Stecknadel fallen hören können. 

Soviel Anspannung lag im Raum.

Ich sah noch einmal zur Tafel um das Themengebiet nachzusehen. 

Während meine Augen an Herr Ackerman vorbei streiften, erkannte ich dennoch das er im selben Moment zu mir sah. 

Ein Schauer überkam mich und ich senkte den Blick sofort auf mein Sachbuch. 

Es war doch nicht das erste mal das ich einem strengen Pädagogen gegenüber stand. 

Also warum war ich bei Herr Ackerman nur so nervös?! 

Ich traute mich nicht wirklich meinen Gefühl nach zugehen, dass mir signalisierte das er mich beobachtete. Ich schüttelte den Kopf und versuchte mich auf die Aufgaben zu konzentrieren.

Erneut blendete ich alles um mich herum aus. Und ehe ich mich versah musste ich verwundert feststellen das ich und Connie nur noch die Einzigen waren. 

Konnte man einfach gehen wenn man fertig war?! 

Wieso wartete Sasha nicht auf uns? 

Ich hing immer noch an der letzten Aufgabe, während Connie sich erhob und seine Zettel zusammenlegte. 

Mit vielsagenden Blick sah ich ihn an, um ihm zu signalisieren das er mit Sasha warten sollte. Doch Connie presste bemitleidend die Lippen zusammen und gab mir mit einer Handbewegung zu verstehen das keine Zeit da war. 

Fassungslos starrte ich ihm hinterher, wie er seine Antworten abgab und den Saal verließ. 

Das war doch jetzt ein Scherz? 

Soweit ich wusste hatten Sasha und Connie keine Kurse mehr. Hatte ich es vielleicht überhört das sie heute was vor hatten?! Nichtsdestotrotz fand ich es gemein. 

Was hatte ich denn getan dass ich keinen Anschluss fand?!

"Oii! Frau [Nn]. Sind Sie fertig, oder warum haben Sie Zeit zum träumen?!", raunte Herr Ackerman tief und sah auf seine Armbanduhr. "Sie haben noch Fünfzehn Minuten." 

Mein Körper spannte sich an. 

Wieso musste diese Arbeit auch in die Noten mit einfließen?! Ich sass schon eine gefühlte Ewigkeit an der letzten Aufgabe, und kam absolut kein Stück weiter!

"Herr Yushiro hatte zwar schon in seinen Unterlagen angemerkt, dass Sie in letzter Zeit nicht ganz den Lesungen folgen. Aber das es so schlimm ist ..." 

Abrupt sah ich von meinem Blatt auf. 

Herr Ackerman stand neben meinen Platz und musterte meine Antworten.

"Wollen Sie nicht endlich sagen was Sie so vom lernen abhält?!", fuhr er fort und beugte sich seitlich zu mir herunter. Mit ausgestreckten Arm stützte er sich am Tisch ab und blätterte mit der anderen Hand meine Zettel durch. "Ihnen ist klar dass Sie mit diesen Antworten keine gute Bewertung erwarten können, oder?!", merkte er kalt an und ließ meine Blätter sinken. 

Mir kam es fast vor als würde er seine Hand in Zeitlupe zurück ziehen.

"Frau [Nn] hören Sie mir überhaupt zu?!", knurrte er ernst und ich blinzelte mehrmals. 

Eingeschüchtert presste ich die Lippen zusammen. "Es tut mir Leid ...", flüsterte ich kleinlaut und schlug mein Arbeitsbuch zu. 

Herr Ackerman hob eine Braue. "Sie wollen aufgeben?!" 

Ich zuckte mit den Schultern. Einerseits hatte ich wirklich keine Lust mehr mich weiter mit den Aufgaben zu beschäftigen, doch in erster Linie wollte ich hier einfach nur weg.

Die Nähe von Herr Ackerman ließ mich nervös werden. 

Und ich hatte das Gefühl seinen Duft immer stärker wahrzunehmen. 

Unbewusst schweifte mein Blick zu seiner Hand, mit der er sich am Tisch abstützte, zu seinem Finger, an der sich eine Wunde abzeichnete. Vor wenigen Wochen hatte er dort noch das Pflaster gehabt. Wie erstarrt schaute ich auf die helle Narbe.

Waren das Zahnabdrücke?! 

Mein Herz setzte für ein paar Sekunden aus. 

Nein .... das konnte doch nicht wahr sein ..... oder?! 

Eine Gänsehaut durchfuhr mich, als sich plötzlich einige Haarsträhnen hinter mein Ohr schoben. Perplex und völlig verwirrt blickte ich zu Herr Ackerman auf.

Seine grauen Augen fixierten mich und meine Hände begannen zu zittern, als er seine Finger von meinem Haar entzog und finster grinste.

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