7. Chatfenster

Lustlos biss ich in mein Sandwich. 

Das Wochenende steckte mir immer noch in den Knochen. 

Gott! Ich war Freitag so betrunken gewesen dass ich einfach mit dem Handy in der Hand eingeschlafen war. 

Als ich dann am Samstag aufwachte, wurde mir erst richtig bewusst dass ich mit diesen Spinner bei Whatsapp geschrieben hatte! 

Und das sogar fast normal! Das war doch absurd! 

Doch diesmal hatte ich mir ja Screenshots gemacht, und habe die Nummer sofort an Armin weitergeleitet. Aber am Sonntag kam die ernüchternde Nachricht seinerseits. Er konnte bisher noch gar nichts unter den Namen Blank heraus finden. 

Auch die Nummer ließ sich nicht zurück verfolgen. Geschweige denn den Aufenthaltsort des Besitzers der Simkarte. Armin's Worte, dass wir es mit einem Profi zutun hatten, der wusste wie man Spuren verschlüsselt, beruhigte mich in keinster weise. 

Und der Verlauf unserer Unterhaltung war auch nicht genau eindeutig um Anzeige gegen Unbekannt zustellen.

Wie man es drehte und wendete, ich war einfach nur Enttäuscht. Auch wenn Armin versprach weiter dran zubleiben. Dafür war ich auch wirklich dankbar! Dennoch befürchtete ich, dass sich diese ganze Sache im Sande verlaufen würde.

Vielleicht hatte dieser Spinner ja Recht, und ich sollte seine Nachrichten aus einen anderen Winkel betrachten ....

Ich schüttelte diesen Gedanken von mir. Was dachte ich denn da?! Dieser Typ hatte mir an der Uni aufgelauert und bedrängt. Als Armin Eren von alldem erzählte, war er drauf und dran zu mir zufahren, und sich jeden Typen an der Uni vorzunehmen. Doch Armin konnte ihm zum Glück noch gut zureden. Und so blieb es dabei das ich, egal was passierte, sofort Eren davon unterrichten sollte. 

"Sag mal hast du nicht jetzt Schluss?" 

Blinzelt wandte ich meinen Kopf zur Seite und schaute Connie an. "Ähm ... was hast du gesagt?" 

Ich war so in Gedanken gewesen, das ich gar nicht mit bekam wie er mit mir sprach. Sasha nutzte meine Unaufmerksamkeit sofort aus und biss ein großes Stück von meinem Sandwich ab.

"Ja, hat sie.", beantwortete sie Connie schmatzend die Frage, bevor sie herunter schluckte. Mit einem schiefen Grinsen gab ich ihr den Rest meines Essens. 

Ich hatte eh keinen Hunger mehr.

"Ich muss aber noch die restlichen Unterlagen von letzter Woche abgeben. Erst dann kann ich nach Hause.", gab ich an und erhob mich von meinem Sitzplatz. Connie seufzte.
"Du hast es gut. Wir müssen noch hier bleiben." 

Sasha interessierte sich gerade nur für das Essen, ehe sie Connie zustimmte.
"Ich kann sonst auch auf euch warten. Falls wir noch etwas zu-" Connie winkte ab.

"Ich passe. Ich muss mich gleich, wenn ich Zuhause bin, an meinen Vortrag machen." Auch Sasha schüttelte betrübt den Kopf.

"Ich wollte mich seid langen wieder mit Krista treffen.", murmelte sie. Ich atmete hörbar aus. In diesen Moment erinnerte ich mich an die Worte die mir der Typ geschrieben hatte.

So wirklich Anschluss an der Uni findest du nicht. Habe ich Recht?!

Mit dieser Sache hatte er wirklich Recht. 

Für mich war kein Platz in dieser jahrelangen Freundschaft. Dabei wollte ich doch nur nicht alleine sein ...

Ich lächelte die beiden nur zur Antwort an und nickte verstehend, ehe ich den Hörsaal verließ. 

Vielleicht werde ich mir einfach alleine ein bisschen die Stadt ansehen, sobald ich meine Unterlagen abgegeben habe ...

"Oii! Frau [Nn]!" 

Ein leichter Schauer kroch meinen Nacken hinab und ich blieb augenblicklich stehen. Zögernd drehte ich mich um. 

Im anderen Flur kam dieser grimmig wirkende Dozent Herr Ackerman auf mich zu.
Was wollte der denn von mir?! 

Ich hatte jetzt absolut keine Lust eventuell das Ventil seiner schlechten Laune zu sein ...

"Folgen Sie mir in mein Büro!", brummte er knapp als er an mir vorbei schritt. 

Ungläubig schob ich die Brauen zusammen und sah ihm verwirrt nach, ehe er sich über seine Schulter hinweg zu mir nach hinten wandte.
"Haben Sie nicht gehört?!", knurrte er eindringlicher. Immer noch irritiert nickte ich nur und folgte ihm mit Abstand.

Für einen Mann war er wirklich klein. 

Innerlich musste ich schon etwas schmunzeln. 

Irgendwie kam er wie ein bissiger Chihuahua rüber. 

Klein, aber äußerst giftig. 

Aber vielleicht verurteilte ich auch nur sein Auftreten. Denn wie er als Dozent war wusste ich absolut nicht. 

Daher nahm ich nach kürzester Zeit meine Gedanken wieder zurück. 

Nach wenigen Minuten blieben wir auch schon vor seinem Büro stehen, und er bat mich mit einer simplen Kopfbewegung ein in den Raum zutreten.

"Letzte Woche musste ich leider feststellen das Ihnen einer meiner Studenten offensichtliche Probleme bereitet. Mishiro. In welcher Verbindung stehen Sie zu ihm? Sie sind relativ neu hier Frau [Nn]. Leider kommt es immer wieder vor das ältere Studenten diesen Umstand für sich ausnutzen, um ihre Position klar zustellen.", erklärte Herr Ackerman und setzte sich an den Schreibtisch. 

Mit überschlagenden Bein notierte er irgendetwas auf einen Zettel. 

Ich wiederrum stand immer noch an der geschlossenen Tür und sortierte erst einmal seine Worte. 

Bis mir bewusst wurde worauf er hinaus wollte. "Ähm ... nunja der Student namens Mishiro hat mich nur nach seiner Freundin gefragt. Da sich diese wohl nicht mehr bei ihm meldet und sich auch nicht mehr an der Uni blicken lässt.", presste ich hektisch hervor. 

Ich wollte nicht als Petze da stehen. Diese Sache war eh schon so gut wie vergessen. Da wollte ich keine schlafenden Hunde wecken.

"Und was haben Sie mit Frau Tendo zutun?!", hakte Herr Ackerman nach und hob eine Braue. 

Verdammt!

"I-ich hatte mich an meinen ersten Tag hier an der Uni verlaufen und Tendo half mir den Ausgang zu finden."

"Soso.", brummte der Schwarzhaarige und legte nachdenklich seine Finger ans Kinn, "Ich habe von Herr Smith aber was anderes gehört. Er hat sie und die beiden Besagten im Flur angetroffen. Offensichtlich wurden Sie von ihnen bedrängt Frau [Nn]. Gibt es einen Grund das Sie lügen?!" 

Ich schluckte schwer. "D-das ... hören Sie! Ich möchte mit niemandem einen Streit vom Zaun brechen. Es gab nur eine kleine Meinungsverschiedenheit zwischen uns. Aber die Sache hat sich geklärt.", versuchte ich schnell eine Begründung zu finden. 

Herr Ackerman's Augen fixierten mich. "Sie verstehen doch sicher das wir es nicht dulden können wenn es Studenten gibt die anderen Schwierigkeiten bereiten, oder Frau [Nn]?!", murmelte er rau. "Von daher, frage ich Sie nochmal. Haben die beiden Sie in irgendeiner Form bedrängt, oder Ihnen sogar gedroht?!" 

Ich schüttelte augenblicklich den Kopf. "N-nein. Wie gesagt es", ich hielt in meinen Satz inne, als mein Blick auf Herr Ackerman's Finger fiel. An seinem Zeigefinger befand sich ein breites Pflaster. "es ... war nur ein Missverständnis ...", fuhr ich flüsternd fort und mein Puls beschleunigte sich plötzlich.

Hatte ich dem Typen nicht in den Finger gebissen?! 

Quatsch! 

Zufall! 

Alles nur Zufall! 

Was dachte ich denn hier? 

Wollte ich jetzt jeden an der Uni, der was am Finger hatte, verdächtigen dieser Spinner zu sein?! 

"Ich möchte nur klar stellen dass Sie kein Problem alleine ausmachen müssen, Frau [Nn]. Wenn Sie sich in Ihren Lernumfeld gestört fühlen, sagen Sie es!", fügte Ackerman hinzu.

Und wieder ....
Wieder überkam mich dieser Schauer ...
Der Klang seiner Stimme, wie er gerade meinen Namen betont hatte ...

Bildete ich mir allmählich wirklich was ein?! 

War ich so durcheinander?! 

Es war doch unmöglich das mir seine Stimme so bekannt vor kam und die des Typen, der mir aufgelauert hatte, so ähnlich war ....

Ich hatte was an den Ohren! Mein Hirn spielte mir etwas vor! Ich war so wegen dieser ganzen Geschichte aufgewühlt das ich wohl schon paranoid wurde ....

"I-ich verstehe.", nuschelte ich. "Haben Sie dank das Sie sich so um das wohlergehen Ihrer Studenten sorgen.", gab ich hinzu und wollte irgendwie nur so schnell wie möglich das Büro verlassen. Also verbeugte ich mich höflich, während Herr Ackerman von seinem Schreibtisch aufstand. 

"Es handelte sich wirklich nur um ein Missverständnis.", fuhr ich feststellend fort und beobachtete Herr Ackerman dabei wie er mir näher kam. 

Irgendetwas in meinen Inneren trieb mich dazu immer weiter zurück zugehen, bis ich mit meinen Rücken gegen die Tür stieß. Mit einer Fußlänge Abstand blieb der Schwarzhaarige vor mir stehen und hielt mir seine Hand entgegen. 

"Sie können es auch mir geben.", merkte er tonlos an. 

Verwirrt starrte ich ihn an. 

"Die Unterlagen, meine ich, die Sie noch abzugeben haben, Frau [Nn]!" 

Ich presste die Lippen zusammen und nickte verstehend.

Woher wusste er von den Unterlagen? Ich konnte mir kaum vorstellen das er mit dafür zuständig war diese zu bearbeiten ... oder?!

Hastig wühlte ich in meiner Tasche, und sah im Augenwinkel das Herr Ackerman nun noch dichter kam. Dieses ungute Gefühl in meiner Magengegend wurde immer intensiver ...

Während Herr Ackerman den Abstand zu mir verringert hatte, holte ich schnell die Unterlagen heraus und hielt ihm diese entgegen. Mit einen kaum hörbaren Brummen nahm er diese an. Wobei der Abstand zwischen uns nun noch kleiner wurde. Mit ausdrucksloser Miene überflog er die Unterlagen und sah wieder zu mir auf. 

"K-kann ich denn jetzt gehen?", fragte ich vorsichtig, ja fast zaghaft nach. 

Herr Ackerman's Ausdruck veränderte sich kein Stück. Stattdessen kam er mir nur noch näher, bis er nur noch einige Zentimeter vor mir stand. 

Augenblicklich kam mir sein Duft entgegen. Und ich traute mich nicht vor Anspannung zu atmen. Als er seine freie Hand nach mir ausstreckte zuckte ich automatisch zusammen, und folgte stumm seiner Bewegung.

Ohne weiter auf mich zuachten schloss er die Tür auf. 

Was?! 

Ich war die ganze Zeit mit ihm im Raum eingesperrt gewesen?! 

Warum hatte er überhaupt abgeschlossen?! 

Langsam drehte Herr Ackerman seinen Kopf zur mir, ehe er ihn leicht seitlich legte.

 Die schwarzen feinen Haarsträhnen umrandeten dabei die eine Hälfte seines Gesichts. 

"Ich hasse es wenn jemand unerwartet herein platzt.", flüsterte er rau. 

Wie erstarrt blickte ich ihn nur an, und hatte das Gefühl seine grauen Augen würden in mein tiefstes Inneres blicken.

"Du solltest vorsichtig auf dem Heimweg sein, [Vn]."

Ich blinzelte und löste mich aus meiner Versteinerung.

 Irritiert sah ich zur Türklinke und dann wieder zu Herr Ackerman. Der sich langsam von mir und der Tür weg wandte.

"H-haben Sie etwas gesagt?", hakte ich unsicher nach, während er sich wieder an seinen Schreibtisch setzte.

"Ich habe Ihnen nur eine gute Heimfahrt gewünscht. An Ihrer Aufmerksamkeitsspanne müssen Sie wohl noch arbeiten, Frau [Nn]", brummte er tonlos. "Oder wollen Sie dies in Nachhilfestunden bei mir trainieren?!", fügte er hinzu und ein kurzes, vergängliches, süffisantes Grinsen huschte über seine Lippen. 

Abrupt schüttelte ich den Kopf und verbeugte mich wieder. "Auf ... auf Wiedersehen!", presste ich hastig hervor und öffnete schnell die Tür.

Ich wusste nicht warum, aber bei diesen Mann spannte sich mein gesamter Körper an ....

Immer noch verwirrt über das was gerade gewesen war, schritt ich hastig zum Ausgang.

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