5. Chatfenster
Überfordert starrte ich auf das Bild was dieser Typ mir geschickt hatte.
Mein Atem hatte sich unbewusst beschleunigt, und mein Herz hatte kurz ausgesetzt.
Das war eindeutig das blonde Mädchen von heute! In ihrem Gesicht konnte ich Angst und Panik erkennen.
Wieso?!
Wieso schickte er mir so etwas?!
Glaubte er ernsthaft mich interessierte was er für Spielchen mit ihr zusammen trieb?!
Ich schloss kurz die Augen und schluckte schwer.
Ich musste ruhig bleiben!
Das war alles nur ein perverser Scherz!
Ich werde die Nachricht einfach ignorieren!
Wenn ich ihm jetzt weiter Beachtung schenkte würde das ganze nur noch mehr ausarten! Ich zog mich rasch um und ging ins Bett.
Doch den wohlverdienten Schlaf fand ich nicht wirklich ....
*
Zu meinem Glück verlief die letzte Woche an der Uni relativ ruhig, und ich konnte mich endlich auf mein eigentliches Ziel konzentrieren. Ich begann mich auch näher mit Sasha und Connie zu unterhalten.
Sasha hatte eine wirklich liebe Art an sich, und ihre Charakterzüge brachten mich oft zum lächeln. Connie war zwar oft genervt von ihrem Futterneid, aber man merkte sofort das die beiden dennoch sehr gute Freunde waren.
Bei meinen Freunden wiederum ....
Mikasa war immer noch sauer auf mich. Anscheinend dachte sie wirklich ich hätte sonst was mit Eren angestellt. Doch ich wusste auch diese Phase würde wieder vorbei gehen. Auch wenn sie bei ihr immer länger dauerte.
Im großen und ganzen fühlte ich mich endlich entspannt, und war langsam in der neuen Umgebung angekommen.
Und das beste war das ich auch keine Nachrichten mehr von diesem Typen bekam. Es war doch nur alles ein Scherz gewesen. Obwohl ich seine letzten Nachrichten nach wie vor unheimlich fand.
Aber ich zerbrach mir nicht weiter den Kopf darüber.
Ein letztes mal überprüfte ich mein Spiegelbild und verließ den Sanitärraum der Uni. Zum Glück war Freitag und nach dieser Vorlesung konnte das Wochenende beginnen.
Ich atmete tief durch und schritt den Flur zum Hörsaal entlang.
"Hey!"
Zunächst reagierte ich gar nicht auf den Ruf. Bis ich grob an der Schulter gepackt wurde, und herum wirbelte. Ungläubig blickte ich in die Augen des Mannes, den ich mit seiner Freundin erwischt hatte.
Boah nein!
Ich dachte wirklich die Sache hatte sich erledigt!
"Du!", begann er zornig, "was hast du dem Schulleiter erzählt?!"
Genervt schob ich die Brauen zusammen und entzog mich seinem Griff. "Was ist euer scheiß Problem?! Ich dachte wirklich nach der letzten Nachricht sei Schluß mit dem Kindergarten!", knurrte ich.
Der Braunhaarige zuckte kurz verwirrt mit dem Kopf. "Was laberst du schon wieder von irgendwelchen Nachrichten?! Bildest du dir was ein, oder was?!"
Ich sog scharf die Luft ein. "Ach?! Du spielst weiterhin den Dummen, ja?! Du bist nicht Blank?! Hör zu! Mir ist es völlig egal was du mit deiner Freundin treibst! Lasst mich endlich in Ruhe! Und hör verdammt nochmal auf mir zu schreiben, oder ich zeige dich an!"
Meine Stimme wurde immer lauter. Einige Studenten drehten sich zu uns um. Gingen aber jedoch weiter.
Mir war dies aber herzlich egal!
Eren hatte Recht!
Ich durfte es mir nicht länger gefallen lassen! Mit wütendem Gesicht und verschränkten Armen, starrte ich den Typen an.
Dieser hob die Hände. "Man. Be-beruhige dich mal! Ich bin nicht dieser Bank und oder so! Ich schwöre Mädel! I-ich bin nur so sauer weil Yuna nicht mehr an der Uni ist. Und ich habe gedacht das sie geflogen ist, weil du uns verpetzt hast.", merkte er kleinlaut an.
Ich pustete hörbar Luft aus. "Tja, hätte ich aber was gesagt dann würdest du jawohl auch nicht mehr hier stehen, oder?! Außerdem weiß ich nicht mal eure Namen! Selbst wenn ich was sagen wollen würde, mit einer Umschreibung komme ich jawohl nicht weit! Denk doch mal nach. Deine Freundin hat wahrscheinlich die Uni geschmissen. Du hast mir doch selbst geschrieben das sie keine gute Studentin ist.", entgegnete ich bissig.
Der Braunhaarige schien kurz zu überlegen. "Aber ... sie geht auch schon über eine Woche nicht mehr ans Handy. Zuhause ist sie auch nicht. Und wie oft soll ich dir sagen ... ich habe dir nicht geschrieben! Ich hab doch nicht mal deine Nummer man!"
"Eure Beziehungsprobleme interessieren mich nicht! Und du brauchst meine Nummer nicht um mir auf Instagram schreiben zu können!"
Vollkommen verwirrt schob er die Brauen zusammen.
Mit einer hastigen Bewegung holte er sein Handy heraus und zeigte mir dessen Menü. "Siehst du hier irgendwo dieses Instagram?! Mädel! Ich schwöre! Ich schreibe dir nicht!"
Ich biss mir auf die Unterlippe.
Pah! Er kann es genauso gut vorerst deinstalliert haben um mir das weis zumachen! Ich war nicht überzeugt! Wer sagte mir denn das er kein zweites Handy besaß?!
"Das beweist noch gar nichts!", murmelte ich.
"Verdammte scheiße!", knurrte er. "Wie soll ich dir das denn sonst beweisen?!"
"Lass mich einfach in Ruhe! Und ich habe niemandem etwas erzählt! Wenn du mich jetzt-"
"Warte! Ich habe wirklich ni-" Der Braunhaarige zuckte erschrocken auf und fasste sich in den Nacken. Irritiert wirbelte er herum, auch mein Blick schweifte an ihm vorbei nach vorne.
Mit monotonen Gesichtsausdruck stand dieser Herr Ackerman hinter ihm. Augenscheinlich hatte er dem Typen mit einem Buch einen Nackenschlag verpasst.
"Mishiro, wie lange willst du noch so faul rum stehen?! Los! Beweg dich in den Hörsaal! Und ich hoffe für dich du hast diesmal den Aufsatz mit!", zischte Herr Ackerman tonlos.
Sofort nahm der Angesprochene Haltung an und nickte eifrig. Mit einen letzten undeutbaren Blick mir gegenüber, wandte er sich um.
"Und Sie sollten auch in Ihren Hörsaal gehen, Frau [Nn]", brummte der Schwarzhaarige und musterte mich ein paar Sekunden, ehe er diesen Mishiro folgte.
Wieder überkam mich dieser leichte Kälteschauer.
Ich wusste nicht warum ... aber die Ausstrahlung dieses Dozenten gefiel mir nicht.
Gut aussehend hin oder her!
Er hatte irgendwie etwas bedrohliches.
Ich seufzte und begab mich auch zu meinem Saal.
Dennoch wusste ich immer noch nicht ob ich diesem Mishiro glauben sollte, oder nicht.
Wenn er wirklich nicht derjenige war der mir schrieb ... und dieses Bild .... dann die Tatsache das seine Freundin sich nicht mehr meldete ...
Gehörte das alles zu deren Spiel?!
Oder?!
Langsam begann ich mir wieder über diese Sache Gedanken zu machen. Doch für einen Scherz ging das doch alles zuweit, oder nicht?!
Ich meine, wie viel Langeweile hatten die beiden denn um dies alles so durchzuplanen. Nur um mich einzuschüchtern ...
Ich wusste absolut nicht mehr was ich glauben sollte. Gedankenverloren begann ich meine Sachen auszupacken, bis mir ein Zettel entgegen kam.
Verwundert nahm ich ihn in die Hand, und mein Puls beschleunigte sich.
Was?!
Wann ... wann wurde mir dieser Zettel zugesteckt?!
Unauffällig sah ich mich im Saal um, und blickte dann wieder auf den Zettel.
Hatte dieser Mishiro ihn mir zugesteckt als er sich mir von hinten genähert hatte?!
Doch warum hat er mich dann noch angesprochen?
Jetzt war ich vollkommen durcheinander!
Wieder einmal war es der letzte Satz der mich komplett verunsicherte.
Woher wusste er das mein Freund Eren hieß?! Hatte ich seinen Namen erwähnt, während ich mit ihm an dem Tag telefoniert hatte?
Ich war der Meinung ich hatte nichts gesagt ...
Was war das hier für ein psycho Spiel?!
Meine Kehle schnürte sich zu, und die lockere Haltung, die ich die letzten Tage aufgebaut hatte, ging wieder verloren. Mit zusammen gepressten Lippen zerriss ich den Zettel und knüllte die Fetzen zusammen.
Ich wusste jetzt schon das ich mich nicht auf die Vorlesung konzentrieren konnte!
*
Schwer atmete ich aus und ließ das Wasser mein Gesicht herunter tropfen.
Nach wie vor war ich immer noch durcheinander. Alles war so absurd!
Wie konnte denn ein einfacher Abend, und ein einfaches Missgeschick so ausarten?!
Das war ja schon fast lächerlich!
Ich trocknete mein Gesicht, mit den Papiertüchern und verließ die Frauentoillette der Uni. Ich stellte mir wirklich die Frage wie lange ich dies noch alles ignorieren konnte.
Es ging alles eindeutig zuweit! Und ging über einen einfachen Scherz hinaus, meiner Meinung nach.
Tief seufzend richtete ich meine Tasche und machte mich auf den Weg zum Ausgang. Die Flure waren menschenleer. Verständlich. Jeder wollte so schnell wie möglich nach Hause und das Wochenende genießen.
Ich wünschte ich könnte jetzt auch einfach die Gedanken schweifen lassen. Doch dieser ganze Scheiß wühlte mich einfach auf, und machte mich auch wütend. Ich empfand das alles als unnütz!
Ein stechender Stromschlag durchzog meinen Körper.
Mit einem Ruck wurde mein Kopf zurück gezogen und es presste sich eine Hand auf meinen Mund. In einem Schwung wurde ich zur Seite gezerrt und frontal gegen die Wand gepresst. Völlig panisch riss ich die Augen auf und wollte mich umdrehen, doch noch bevor ich reagieren konnte wurden meine Arme nach hinten gezogen und an meinem Rücken fixiert.
Ein starker Druck im Nacken verhinderte das ich meinen Kopf drehen konnte.
"Bleib einfach ruhig [Vn] und alles wird schnell vorbei sein!"
Eine Gänsehaut durchfuhr mich, als ich einen heißen Atem an meinem Nacken spürte.
Was?!
Was war hier los?!
Eindeutig versuchte mich gerade ein Typ festzuhalten.
Doch die Stimme gehörte nicht zu diesem Mishiro.
Dennoch kam sie mir irgendwie bekannt vor ..... aber ich konnte sie nicht einordnen.
"Hatte ich nicht erwähnt wie ich es hasse ignoriert zu werden [Vn]?! Oder hast du das überlesen?!"
Seine tiefe raue Stimme drang dicht an mein Ohr. Mein Atem ging stockend, als ich begriff das es sich um den Typen handeln musste der mich belästigte! Also war meine Vermutung die ganze Zeit falsch?!
"Warum hast du nicht auf meine letzte Nachricht reagiert?!", knurrte er kalt und der Druck in meinen Nacken nahm zu.
"W-was willst du verdammt?!", presste ich brüchig hervor. "Lass mich verdammt nochmal in R-"
Durch die Anspannung zuckte mein Körper zusammen, als der Druck in meinen Nacken nachließ und sich seine Hand auf meinen Mund legte.
"Ssscch! Sagte ich nicht das du ruhig sein sollst [Vn]?!" Ich kniff die Augen zusammen und spannte meine Muskeln an. Wie in einem schlechten Film biss ich dem Typen in den Zeigefinger. Jedoch zeigte er keinerlei Reaktion, während sich der Blutgeschmack in meinen Mund ausbreitete.
Ein schweres Ausatmen, seinerseits, drang an mein Ohr. "Ich wusste das mein Interesse an dir nicht falsch war.", hauchte er tief und ich spürte etwas feuchtes an meinem Ohrläppchen. "Noch nicht ...", fuhr er fort und zog seine Hand von meinem Mund, "... noch muss ich dich disziplinieren. Doch ich werde meine Gegenleistung schon bekommen, und dir zeigen was Spaß ist."
Mein Körper lockerte sich und meine Arme waren wieder frei. Sofort fuhr ich herum.
Fassungslos und mit hektischen Atem stand ich da.
Im Flur.
Alleine.
Was?!
Wie war das möglich?!
Wie konnte ein Mensch so schnell um die Ecke verschwinden?!
Ich begann unkontrolliert zu zittern und sank auf die Knie'.
Geschockt schlug ich mir die Hand vor dem Mund, und unterdrückte mein schluchzen.
Es war alles zuviel! Was sollte das alles?!
Zum ersten mal in meinem Leben verspürte ich Angst ...
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top