4. Chatfenster

Eren kicherte leise. "Hast du etwa immer noch nicht raus gefunden?", feixte er. 

Ich schüttelte den Kopf, obwohl er mich ja gar nicht sehen konnte.

"D-das ist es nicht ...", flüsterte ich und wusste jetzt endlich wieder wo ich war. Schnurstracks machte ich mich auf den Weg zum Ausgang.

"Hää? Was ist los [Vn]?!"

"Ich habe gerade zwei Studenten erwischt.", nuschelte ich leise. "Jedenfalls glaube ich das." Schweigen hüllte die andere Leitung. "Eren?"

Erleichtert endlich aus dem Gebäude zu sein, machte ich mich auf den Weg zur Straßenbahn. Doch Eren sagte immer noch kein Wort. 

Ich konnte mir genau vorstellen wie er sich gerade wohl das lachen verkneifen musste. 

Dieser Arsch! 

Das war nicht witzig!
"Wenn du jetzt anfängst zu lachen lege ich auf!", drohte ich genervt und stieg in die Bahn. Ich konnte genau hören wie Eren sich das lachen verkniff. 

"Das ist nicht komisch! Weißt du wie peinlich das war?!" Mit einem dumpfen kichern holte Eren hörbar Luft.

"Ja", kam es brüchig von ihm, "d-du hast Recht. Ist es nicht." 

"Eren!" 

"Tut mir Leid [Vn]. Aber ... aber", und schon brach er in Gelächter aus, "das kann auch wirklich nur dir passieren!" 

Ich rollte mit den Augen. "Danke für das Gespräch. Ich rufe wieder an wenn du dich beruhigt hast!", schnaubte ich beleidigt und legte einfach auf. 

War mir egal ob er jetzt sauer war. Aber ich meinte das ernst. So hatte ich mir meinen ersten Tag nicht vorgestellt! 

Völlig entnervt betrat ich später meine Wohnung und ging sofort ins Bad. Ich musste duschen!

Nachdem die heiße Dusche mein Gemüt etwas beruhigt hatte, sortierte ich noch meine Aufzeichnungen und machte es mir auf der Couch bequem. Wie zu erwarten bekam ich auch schon eine Nachricht von Eren.

Ich schmunzelte etwas beleidigt. 

Doch ich konnte ihm nicht lange böse sein. Ich schickte ihm nur einen simplen Daumen nach oben und lehnte mich zurück. Wahrscheinlich hatte er eh Recht. Die waren bestimmt genauso überrascht wie ich. 

Und ich meine ... wer lässt denn auch die Tür auf?! Das war doch provoziert! Es war nur ein Missgeschick mehr nicht. Außerdem hatte ich eh so gut wie nichts gesehen. Dafür ging alles zu schnell. 

Vermutlich würde ich die beiden eh nicht wieder erkennen, selbst wenn sie mir über den Weg laufen würden. Ich sollte mich jetzt darauf konzentrieren an der Uni richtig durchzustarten! Sie war ja auch der Grund meines Umzugs. Meine Augen schweiften wieder zu meinem Handy, als ich es im Augenwinkel blinken sah. Wahrscheinlich entschuldigte sich jetzt Eren nochmal Hundert mal. Mit einem amüsierten Seufzer schaute ich aufs Display. 


Für eine Millisekunde setzte kurz mein Herz aus. Es lag nicht daran dass dieser Spinner überhaupt wieder geschrieben hatte, sondern das was er geschrieben hatte. Sie war noch merkwürdiger als die von heute morgen!

Was ich am morgen noch für einen random Text abtun konnte, war nun nicht mehr möglich. 

Was zur Hölle?! 

Woher wusste dieser Typ das ich zur Uni ging?! 

Gut, das konnte auch nur wieder geraten sein. Es gab viele Studenten. 

Doch das was mich stutzig machte war der letzte Satz. 

Es passte einfach zu meiner Situation!
Beruhige dich! Einfach ignorieren!! 

Der will doch nur das du darauf eingehst! Ich presste verärgert die Lippen zusammen, und in den Moment kamen auch schon weitere Nachrichten. 

Jetzt reichte es mir aber allmählich!

Mit dem Typen war echt nicht zu reden! 

Und wieder machte mich seine vorletzte Nachricht stutzig. 

Fakt war, dieser Spinner war auch an der Uni! 

Und er hatte gesehen das ich die beiden erwischt hatte. 

Oder .... war er etwas sogar dieser Typ?! 

Ich wollte nur so schnell wie möglich weg.

 Ich habe gar nicht weiter darauf geachtet wie die beiden aussahen. 

Verdammt!

 Nicht das dieser Typ mir jetzt einen Strick draus drehen wollte!

Ich überlegte. 

War da noch irgendwo einer gewesen?! 

Ich wusste es nicht! Ich war so hastig weg gegangen das ich gar nicht auf meine Umgebung weiter geachtet hatte! Zum ersten mal wartete ich diesmal darauf das er mir schrieb. 

Doch es kam nichts ...


Ich stöhnte genervt. 

Super! 

Und weil ich absolut nicht weiter auf die beiden geachtet hatte, konnte ich keinen ansprechen, sobald sie mir über den Weg laufen würden, um diese Sache zuklären! Hieß das jetzt ich musste warten bis sie mich ansprachen?! 


Aber vielleicht mach ich mir jetzt umsonst Gedanken, und hinterher würde gar nichts kommen. Schließlich schrieb der Spinner jetzt auf einmal auch nicht mehr zurück. Ich seufzte tief und beschloss ins Bett zu gehen. Entweder würde es sich klären, oder es war so als wäre es nie passiert! Ich zerbrach mir umsonst den Kopf!

*

"Eh! Geht's noch?! Man, ich habe dir schon so oft gesagt, teil dir dein Essen einfach ein!", schimpfte Connie. 

Doch Sasha stopfte sich frech grinsend seinen Schokoriegel in den Mund. Da ich sonst eh nur alleine wäre, habe ich mich überreden lassen mit den beiden zu Mittag draußen auf den Campus Hof zu essen. 

Er war relativ idyllisch hergerichtet. Ein paar Bäume, Wiese und viele Sitzmöglichkeiten. Bei guten Wetter ließ es sich hier wirklich aushalten. Ich belächelte das Schauspiel der beiden nur und schaute auf mein Handy.

"War ja klar das die Mädels alle wieder ausrasten.", stöhnte Connie genervt. 

Ich sah von meinem Handy auf. Mit voll gestopften Backen folgten, Sasha und ich, Connie's Blick. 

Am Weg, der zum Hof führte, schlenderten einige Mädchengruppen kichernd vorbei und sahen den beiden Männern nach, die wohl auch im Hof ihre Pause genießen wollten. Ich schob die Brauen zusammen. Unterschiedlicher hätten die beiden auch nicht sein können.

Ich musste etwas schmunzeln. Neben den einen Blonden, wirkte der andere Schwarzhaarige regelrecht winzig. 

Ein Größenunterschied wie Tag und Nacht. 

Wie schwärmende Boy-Band Mädchen kreisten die Weiber um die beiden herum, und freuten sich einen Keks, als der kleinere sich durchs Haar fuhr. 

Mit einem schiefen Lächeln klopfte der Blonde ihm auf die Schulter. Es war mehr als offensichtlich das der Schwarzhaarige genervt war. Verdenken konnte ich es ihm nicht.

 Mir würde dieser Kindergarten auch auf die Nerven gehen! 


"Ist das nicht Herr Smith, mit diesen neuen Dozenten?!", schmatzte Sasha nebenbei. "Wie hieß er noch .... Aktenordner .... irgendwas mit A ...", murmelte sie nachdenklich. 


"Ackerman!", verwies Connie streng, "Du kommst ja auf Ähnlichkeiten." 


"Ach, Krista hatte das nur nebenbei erwähnt. Ich merk mir keine Namen.", kicherte Sasha und vergriff sich weiter an Connie's Mittagessen. 

Wütend versuchte er sie aufzuhalten, während ich die beiden Männer weiterhin beobachtete. Ihre Schritte führten sie weiter den Weg entlang. Direkt an unserer Bank vorbei. 

Herr Smith murmelte etwas zu diesem Ackerman ehe er mich mit einem höflichen Lächeln bedachte und wieder nach vorne blickte.

 Der Schwarzhaarige jedoch kramte in seiner Jackett-Innentasche herum. Doch als sie an uns vorbei gingen, drehte Ackerman seinen Kopf über die Schulter in unsere Richtung. 


Seine Augen verengten sich und er pustete den Zigarettenrauch aus. 

Eine Gänsehaut durchzog mich, obwohl es hier draußen angenehm warm war. Sein Blick schien mich förmlich zu durchbohren.

Ich bemerkte wie sich eine leichte Unsicherheit in mir aufbaute. Also, den möchte ich nicht in einer Vorlesung haben! Da bekommt man ja Angst das er einen bei jeder falschen Antwort an die Kehle springt! Ich hatte bisher noch nie so eine bedrohliche Ausstrahlung gesehen. Doch, das war wohl genau das was die Mädels hier so verrückt machte! Natürlich konnte auch ich nicht gerade behaupten das er unakttraktiv war. 

Im Gegenteil. 

Vielleicht strahlte er auch nur diese Aura aus, weil er sonst nicht ernst genommen wird, anhand seiner Größe. Oder er war einfach ein Mensch der keine Gefühle zeigte. 


"Deswegen lade ich dich auch nie irgendwo hin ein!", holte mich Connies Stimme wieder zurück, "Du frisst einem die Haare vom Kopf!" 

Ich seufzte und packte mein restliches Essen in die Tasche, ehe ich mich von der Bank erhob.
"Wo willst du hin? Unsere Vorlesung beginnt doch erst in Fünfzehn Minuten.", fragte Sasha irritiert nach. 


"Nur auf Toilette. Bis später.", gab ich leicht lächelnd an und verließ den Hof. Irgendwie fühlte ich mich plötzlich innerlich unruhig. 

So als würden Blicke auf mir liegen. 

Ich schüttelte kaum merklich den Kopf und setzte meinen Weg weiter zur Toilette fort. Doch gerade als ich die Tür zum Sanitärraum öffnen wollte, wurde ich am Arm gepackt und grob herum gewirbelt. 

Überfordert blinzelte ich und wich automatisch zurück. 


"Ist das die Schnalle?!" 

Ich schob die Brauen zusammen und sah an dem Mann vor mir vorbei. Ein blondes Mädchen näherte sich uns. 

Grimmig funkelte mich der Braunhaarige an. "Klar! Das ist sie.", antwortete er dem Mädchen. 

Diese blieb mit einem arroganten Blick seitlich von den Typen stehen und musterte mich.


"Hör zu du Kuh", begann sie zusprechen und wickelte sich eine Haarsträhne um den Finger, "das was du gestern gesehen hast. Wehe du erzählst jemandem davon das wir hier gevögelt haben!" 

Ich brauchte einige Sekunden um zu begreifen was vor sich ging. Doch dann begriff ich. Das waren die zwei die ich erwischt hatte! Ich presste die Lippen zusammen und nahm weiter Abstand zu den beiden.


"Dann bist du also der Typ der mich belästigt.", murmelte ich ernst, "Hör zu! Ich habe dir gestern Abend schon geschrieben das ich keinen Ärger will! Ich habe nichts gesehen, ok?! Und ich sage auch niemandem etwas! Ich will einfach nur meine Ruhe!" Die Blonde sah böse zu den Braunhaarigen herüber.


"Was labert die Tusse da?! Wie, du hast mit ihr geschrieben?!", keifte sie. Der Angesprochene schüttelte heftig den Kopf.


"K-keine Ahnung! Ich habe nicht mit der Ische geschrieben! Wahrscheinlich sagt sie das jetzt nur weil sie Schiss hat. Weil sie es schon gepetzt hat.", entgegnete er hektisch. Die Blonde schnalzte mit der Zunge.


"Pah! Du hast Recht.", murmelte sie und stieß mich grob an der Schulter zurück, "Ich warne dich du Miststück. Wenn du irgendjemanden davon-"
"Ich habe gar nichts erzählt!", fiel ich ihr ins Wort. Mit großen Augen starrte sie mich wütend an, ehe sie sich kurz im Flur umsah.


"Mishiro, halt sie fest!" Ohne ein Gegenwort schnappte sich der Typ meinen Arm und zog mich dichter zu sich heran.

"Hey! Die Vorlesungen beginnen gleich!" Erschrocken sahen die beiden auf und wirbelten herum. Auch ich sah auf, als der große blonde Mann auf uns zukam. Herr Smith. "Gibt es hier irgendein Problem?!", fragte er mit Unterton nach. Sofort entfernten sich die beiden von mir und schüttelten den Kopf.
"Das ist noch nicht aus der Welt, Miststück!", flüsterte mir die Blonde zu, ehe sie mit ihrem Freund weg ging. 


"Ist alles in Ordnung mit Ihnen?", erkundigte sich Herr Smith. Immer noch etwas neben mir, von der Situation, nickte ich einfach zögerlich. 


"Falls Sie Schwierigkeiten haben sollten. Zögern Sie nicht uns das Problem mitzuteilen.", sprach er ruhig, "Ich bin mir sicher es wird sich eine Lösung finden." 

Wieder nickte ich nur perplex, und der Flur begann sich langsam mit Menschen zufüllen. Herr Smith verabschiedete sich mit einem Kopfnicken und auch ich machte mich langsam auf den Weg zu meinem Hörsaal.

*

Ich seufzte auf und lehnte mich auf meiner Couch zurück. 

Es war gerade mal der zweite Tag an der Uni und ich fühlte mich jetzt schon, als hätte ich schon 3 Semester hinter mir. 

Eren hatte Recht. 

Ich durfte mir das nicht gefallen lassen. 

Und welche Erklärung gab es sonst das es sich bei dem Spinner nur um diesen Typen handeln konnte?! 

Mir reichte es! 

Wenn er nicht bereit war mir zu antworten, dann werde ich ihm jetzt eine Ansage schicken! 

So ein Aufstand! 

Als wären die noch Fünfzehn und hätten eine Straftat begannen!

Unglaublich! 

Dieser Typ spielte sein Spiel immer noch weiter! 

Langsam hatte ich wirklich die Nase voll! Schnaubend legte ich mein Handy zur Seite und beschloss, die Themen der heutigen Vorlesungen zu bearbeiten.

Angestrengt streckte ich meine Glieder und schaute auf die Uhr. 

Oh Gott! 

Es war um Eins! 

Jetzt war es wohl wirklich langsam Zeit mich ins Bett zulegen! 

Doch ich hatte die Zeit vollkommen vergessen, während ich die nächsten Themen der Vorlesung vorbereitete, um nicht ganz dumm da zustehen. Ich räumte alles zusammen und verstaute es in meine Tasche. 

Auf den Weg ins Badezimmer blickte ich noch einmal auf mein Handy.

Während ich mir begann die Zähne zu putzen scrollte ich weiter in den Benachrichtigungen.
Oh! Der Typ hatte mir doch nochmal geschrieben. Und es war auch gar nicht so lange her.

Gab er jetzt doch sein Schauspiel auf?! Mit einem amüsierten Lächeln tippte ich auf die Benachrichtigung.

Meine Augen weiteten sich und ich hatte Schwierigkeiten mich nicht an der Zahnpasta zu verschlucken! 


Was war das?! 

War das ein schlechter Scherz?! 

Ich hätte es wirklich beinahe für einen gehalten ... aber ... das war eindeutig die blonde Tusse! 


Was sollte dieser Scheiß bitte?! Warum schickte er mir sowas?!

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