10. Chatfenster
Wie versteinert sah ich Herr Ackerman an und schluckte schwer.
Hatte ... hatte er mir gerade einige Haarsträhnen hinters Ohr geschoben?!
Mein Magen verkrampfte sich und mein Blick schweifte nochmals zu den feinen Narben an seinem Finger.
"Frau [Nn], was haben Sie? Sie sind ganz blass. Wenn es Ihnen nicht gut geht sollten Sie Zuhause bleiben, bevor Ihre Leistungen noch mehr darunter leiden.", flüsterte er rau und richtete wieder seinen Oberkörper auf.
Immer noch fixierten mich seine grauen, ausdruckslosen Augen. In denen ich absolut nichts heraus lesen konnte.
Meine Kehle fühlte sich unglaublich trocken an. Hastig sammelte ich meine Sachen zusammen und stopfte sie in meine Tasche.
Weg! Ich wollte einfach nur weg!
Augenblicklich zuckte ich zusammen als ein heißer Windhauch meinen Nacken streifte.
"Können Sie sich noch entsinnen das ich es hasse wenn jemand ungebeten herein platzt, Frau [Nn]?!", hauchte Herr Ackerman dicht an mein Ohr. Erneut überzog eine Gänsehaut meinen gesamten Körper. Und ich schluckte aufgeregt.
Das konnte doch nicht wahr sein ....
Niemals wäre ich auf den Gedanken gekommen das Herr Ackerman dieser unbekannte Spinner sein könnte. Das was hier gerade passierte, die Spuren an seinen Finger ...
Nein! Dies alles war kein Zufall mehr!
Jeder Muskel in meinen Körper spannte sich an. Nochmals hauchte Herr Ackerman gegen mein Ohr.
"Sie sind ja so still Frau [Nn]. Wo ist denn Ihre ...", er hielt kurz inne und lachte finster auf. "Lassen wir diesen Scheiß!", knurrte er kehlig und packte plötzlich meine Haare am Hinterkopf.
Mit einem Ruck zog er meinen Kopf nach hinten, und sah finster auf mich herab. "Wo sind denn deine großkotzigen Worte geblieben, [Vn]?!", zischte er herablassend.
Hektisch sog ich die Luft in meine Lungen und wirbelte mit meinen Armen nach hinten. Herr Ackerman knurrte auf und presste meinen Kopf mit einem Ruck auf die Tischplatte.
"Du willst also nochmal meinen Atem spüren, ja?!", raunte Herr Ackerman und ich spürte seine Brust an meinen Schulterblättern, als er sich zu mir herunter beugte. Sein Atem streifte mein Ohr und sein Duft schien mich nun förmlich einzuhüllen. "Du willst feucht werden, ja?!"
Vor Schock war ich wie gelähmt und kniff nur panisch die Augen zusammen. Mein Puls dröhnte in den Ohren und ich hatte das Gefühl zu ersticken.
Ein Keuchen entfloh mir, als sein heißer Atem meine Haut streifte und Herr Ackerman langsam mit seiner Zunge über meine Ohrmuschel wanderte.
Wieder drang sein leises, kaum hörbares, lachen zu mir durch. Und ein Stromstoß ließ meinen Körper kurz aufbeben.
"Du ungezogenes Weibsstück!", hauchte er. "Ich werde dich schon noch erziehen! Ich werde dich dazu bringen das du nur anhand meiner Stimme erregt wirst!"
Ein leises Knacken erfüllte plötzlich den Raum, und langsam öffnete sich die Tür des Saals.
Noch bevor ich mich richtig aufsetzen konnte, trat eine Frau mit braunen Haaren, die sie zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, herein.
Ich versuchte hektisch meinen Atem zu kontrollieren und wandte mich hastig um. Herr Ackerman hatte sich wieder aufgerichtet und begutachtete meine Antwortbögen, während er sich von meinem Sitzplatz entfernte.
Als wäre das gerade eben überhaupt nicht passiert ....
Mit ausdrucksloser Miene sah er zur Frau auf.
"Hey! Warum schließt du denn die Tür ab, wenn du noch hier drinnen bist?!", merkte sie nachdenklich an und bedachte mich mit einen kurzen freundlichen nicken. "Gibst du hier Nachhilfe?!"
Herr Ackerman brummte auf und steckte meine Arbeit zum Stapel der anderen, ehe er diesen in seine Tasche verschwinden ließ.
"Du weißt, ich hasse es gestört zu werden Shitty Glasses! Was willst du hier?!" Die Brillengläser der Frau funkelten kurz auf. Bis sie zum Dozentenpult herüber ging und ein Buch heraus holte. Breit grinsend hielt sie dieses Herr Ackerman entgegen.
"Das hier!", lachte sie.
Der Schwarzhaarige rollte mit den Augen und schulterte seine Tasche.
"Frau [Nn]! Setzen Sie sich in Bewegung, oder ich schließe Sie hier ein!", zischte er mir monoton entgegen.
Unwillkürlich zuckte ich zusammen und blickte zur Frau, während ich stumm nickte und meine Tasche über die Schulter warf.
Mit absichtlichen Abstand zu Herr Ackerman, verließen wir den Raum, den Herr Ackerman wieder abschloss und dann, ohne mich weiter zu beachten, mit dieser Frau im Flur abbog.
Jegliche Anspannung wich mit einem Schlag aus meinen Körper und ich sank auf meine Knie. Ich zitterte am ganzen Körper, und mein Verstand versuchte das gerade Geschehene zu verarbeiten.
Der Gedanke daran das Herr Ackerman die ganze Zeit mit mir geschrieben hatte. Die ganze Zeit dieses Spiel mit mir trieb ....
Ich fragte mich was er für ein Mensch war.
Von außen hin schien er der strenge, unnahbare Dozent zu sein. Der es trotz seiner abweisenden Haltung verstand Wissen zu vermitteln.
Doch insgeheim war er auch eine Person die es anscheinend genoss mit den Ängsten seiner Mitmenschen zuspielen.
Gott! Und ich hatte zunächst fast normal mit ihm geschrieben! Bevor ich diese Kurzschlussreaktion hatte!
Ich schämte mich irgendwo dafür so etwas geschrieben zu haben ...
Auch wenn ich niemals darauf gekommen wäre das ein Dozent dahinter steckt. Bis vor wenigen Minuten habe ich irgendeinen Studenten verdächtigt. Doch nun ...
Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Aber immer wieder überkam mich das Gefühl der Erinnerung, als sein heißer Atem meine Haut gestreift hatte. Als seine Zunge meine Ohrmuschel nach zeichnete. Für einen kurzen Augenblick durchzog ein Stromstoß meine Magengegend, während ich zittrig wieder auf die Beine kam.
Was sollte ich jetzt machen?!
Konnte ich einfach einen Dozenten anzeigen, obwohl ich keinerlei Beweise hatte?! Armin meinte das die Screenshots alleine nicht Aussagekräftig genug wären.
Vielleicht .... vielleicht musste ich ihn dabei aufnehmen wie er mir wieder zur nahe trat. Egal, ob ich ihn nun auf Video aufzeichnete, oder nur seine Stimme aufnahm. In jedem Fall war dies besser als die Screenshots.
Genau! Mit diesen Beweis werde ich seinem Spiel ein Ende bereiten!
Vielleicht lag es daran das ich immer noch im Schockzustand war, doch ich war gerade selbst überrascht wie schnell ich einen klaren Gedanken fassen konnte um einen Plan zuschmieden. In jedem Fall war es ein Versuch wert!
Er hatte bereits mit seinem kranken Spiel begonnen, also konnte es nicht noch schlimmer werden ...... oder?!
Ich schüttelte den Kopf, als mir wieder seine Worte in den Sinn kamen.
Nur durch seine Stimme wollte er mich erregen ....
Dieser Mann war doch total verrückt! Mit gemischten Gefühlen verließ ich rasch das Gebäude, und fuhr auf den schnellsten Wege zurück nach Hause.
*
Zur meiner Überraschung bekam ich keine Nachricht von Herr Ackerman. Obwohl ich fest damit gerechnet hatte. Jedoch wollte ich ihm auch nicht schreiben, nur um ihn eventuell aus der Reserve zu locken. Nachher war das für ihn das Zeichen das mir sein Übergriff gefiel. Und dies wollte ich nun wirklich nicht.
Die nächsten zwei Tage hatten wir auch keine Vertretung mehr mit ihm. Dennoch schaltete ich immer wieder meine Diktiergerät-App auf meinem Handy an, sobald ich alleine durch die Uni lief.
Ich konnte ja nie wissen, wann er sich wieder anschlich. Im Nachhinein konnte ich die Aufzeichnungen ja immer noch löschen. Erleichtert auch den heutigen Tag überstanden zu haben, verließ ich die Bibliothek der Uni und der kühle Abendwind wehte mir ins Gesicht, als ich das Gebäude verließ, und durch den kleinen Hof des Komplexes ging. Schon fast automatisch schaltete ich wieder die App ein.
Solange ich nicht zuhause war, konnte ich nicht sicher sein ...
Erleichtert atmete ich aus, als ich an meiner Haltestelle ausstieg. Mit einen prüfenden Blick schaute ich auf mein Handy. Trotz der Tatsache, das ich mich in der Bibliothek eigentlich beeilt hatte, war dennoch bereits Neunzehn Uhr geworden.
Jeden Tag bemerkte man mehr, wie die Sonne früher am Horizont verschwand.
Ich seufzte auf und öffnete meine Diktiergerät-App.
"Wie ich sehe nimmst du dir meine Worte ja doch zu Herzen."
Meine Augen weiteten sich, und meine Hände begannen automatisch zu zittern, als ich diese Stimme vernahm.
Nur äußerst langsam wandte ich meinen Kopf zur Seite und blinzelte paar mal ungläubig. Nur um sicher zugehen dass ich nicht völlig verrückt wurde.
Doch es war keine Einbildung. Herr Ackerman stand, an Glaswand des Haltestellehäuschen gelehnt, als ob es das normalste der Welt wäre.
Mit verschränkten Armen musterte er mich. "Du bist also doch gewillt deine fehlenden Leistungen nachzuholen. Du hast doch länger in der Bibliothek gebraucht als ich erwartet hätte.", murmelte er rau und seine Augen verengten sich.
Unauffällig schweifte mein Blick kurz zu dem Display meines Handys.
Die Diktiergerät-App war immer noch an.
Sollte ich das Risiko eingehen, und einfach hier bleiben, nur um eventuell etwas brauchbares aufnehmen zu können?!
Obwohl mein Instinkt mir sagte ich sollte so schnell wie möglich nach Hause laufen?!
Meine Gedanken waren in einen Zweikampf, und meine Beine bewegten sich keinen Millimeter.
Herr Ackerman hob eine Braue und kam ein paar Schritte auf mich zu. "Aber aber, was denkst du denn von mir [Vn]?! Glaubst du im Ernst ich würde dir an einem öffentlichen Ort auflauern?!"
Ich schluckte schwer.
"Mach dich nicht lächerlich [Vn]!", fuhr er knurrend fort, und holte aus seiner Tasche meine Arbeitsblätter hervor, die wir in seiner Vertretung bearbeitet hatten. "Ich wollte dir lediglich deine Arbeit zurückgeben, da ich dich heute nirgends antreffen konnte. Findest du es etwa so schlimm das ich das Praktische mit dem Nützlichen verbinde, [Vn]?!"
Ich presste nervös die Lippen zusammen, während er mir näher kam und einfach die Zettel in meine Tasche steckte. Wie versteinert, beobachtete ich Herr Ackerman nur dabei.
"Diese Mishiro macht doch mehr Probleme als erwartet. Tcch! Wegen dieser Hure muss ich zwei Urlaubstage opfern.", merkte er flüsternd an und sah langsam von meiner Tasche wieder zu mir auf. "Das ist etwas was meine Stimmung erheblich senkt. Die Tatsache das ich meine kostbare Zeit länger mit diesem Miststück vergeuden darf. Und das ich dich die zwei Tage nicht wirklich beobachten kann." Herr Ackerman fuhr sich durchs Haar und streckte seine Hand nach mir aus.
"Vielleicht kannst du meine Stimmung heben [Vn]?!"
Vollkommen überfordert starrte ich ihn nur an. "I-ich denke nicht das ich Ihre Stimmung heben kann, Herr Ackerman. Wenn ... wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden.", presste ich angestrengt hervor und versuchte verzweifelt meinen Füßen das Signal zu geben, dass sie sich in Bewegung setzen sollten.
Doch es passierte nichts.
Der Schwarzhaarige legte den Kopf leicht seitlich und blickte auf mein Handy. Seine Brauen schoben sich skeptisch zusammen. Mit einen kurzen Blick schaute er sich um, ehe er angestrengt ausatmete und mit einer schnellen Bewegung mein Handgelenk packte.
Grob wurde mein Körper herum gewirbelt und ich knallte mit der Vorderseite genau an die Glaswand der Haltestelle.
Noch ehe ich mich umdrehen konnte, wurden meine Arme nach hinten gezogen, und seine Hand fixierte meine Handgelenke an meinen Rücken.
Verkrampft versuchte ich hektisch nach Atem zu ringen, als mein Handy aus meiner Hand entglitt und ich sah, wie Herr Ackerman es mir seitlich meines Kopfes zeigte.
"Was ist das denn?!", zischte er. "Glaubst du im ernst der Scheiß hilft dir?!"
Ich holte tief Luft, um nach Hilfe zuschreien.
Doch im gleichen Moment erschauderte ich vor Schreck, als Herr Ackerman ohne Vorwarnung mein Handy mit einem harten Ruck zwischen meine Zähne schob. Direkt in meinen Mund. Angewidert und schockiert riss ich die Augen auf.
"Du bist wirklich amüsant.", hauchte Herr Ackerman dicht an mein Ohr, und schob das Handy noch tiefer in meinen Mund. Reflexartig wollte ich schlucken, doch es war nicht möglich, da das Handy meine Zunge runter drückte. "Ich wusste doch mit dir kann ich mir die Zeit vertreiben, [Vn]. Du wirst mich die zwei Tage sicher gut unterhalten, an denen ich dich nicht sehen kann, nicht wahr [Vn]?!"
Aus meinem Mund entflohen nur dumpfe Laute und ich spürte wie sich immer mehr Speichel in meinem Mund sammelte. Angestrengt kniff ich die Augen zusammen.
"Du wirst mir doch sicher brav zurück schreiben, nicht wahr [Vn]?!", flüsterte er und schob das Handy noch ein Stück tiefer, automatisch öffnete sich mein Mund weiter und unweigerlich floss Speichel meine Mundwinkel herunter.
"Ich muss schon sagen", hauchte Herr Ackerman rau und ich spürte seine Lippen an meiner Halsbeuge, "deine Hilflosigkeit macht mich gerade an!", vibrierten seine Worte an meiner Haut, und seine Zunge zog eine kleine Bahn meinen Hals hinauf. Die er dann mit seinem Atem erkühlte.
Augenblicklich durchfuhr mich eine Gänsehaut, und ein dumpfes Keuchen entfloh mir.
"Ich werde bald in den Genuss kommen dein lustvolles flehen zu hören.", fuhr er unbeirrt fort und zog abrupt das Handy aus meinen Mund.
Sofort fing ich an zu husten und schluckte schwer. "Du wirst mich noch anbetteln das ich dir etwas anderes in den Mund schiebe, [Vn]!"
Seine Finger krallten sich fest um mein Kinn, und er drehte grob meinen Kopf zu sich nach hinten.
"Doch fürs erste", murmelte er, schob mein Handy in meine Jackentasche und leckte etwas Speichel von meinem Mundwinkel, "will ich deine Fantasie anregen. Damit du brav gehorchst."
Mit einem Ruck ließ er mich los und nahm Abstand zu mir. Sofort wirbelte ich herum und mein ganzer Körper zitterte unkontrolliert.
"Ich freu mich schon auf meine Ablenkung, [Vn].", grinste Herr Ackerman finster und stieg in die Straßenbahn die gerade einfuhr.
Ich blieb einfach stehen.
Unfähig mich zu bewegen.
Unfähig einen klaren Gedanken zufassen.
Wie benebelt wischte ich mir über die Mundwinkel und schluchzte leise.
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