Kapitel 43
Hawk
Meine Arme brannten wie Feuer, aber ich zog das Beiboot auf den Strand, sodass es nicht abtreiben konnte.
Der Sand war fast schwarz und so voll vulkanischer Asche, dass man fast darin versank. Als ich mich aufrichtete und den Strand entlang sah, dehnte ich meinen Nacken. Ich hatte nicht gelogen, als ich sagte, ich sei schon hier gewesen. Ich hatte unendlich viele Inseln abgegrast und nach dem Hutzelweib gesucht, das mir den Schlaf wieder bringen konnte.
Mein Blick huschte zu Scarlett, die sich ebenso auf dem kahlen Fleck umsah. Ein gutes Stück landeinwärts begann ein kleiner Dschungel zu wachsen, der, durch die reichlich mit Mineralien getränkte Erde, dicht und lästig weit auf den Vulkan zuwuchs, der dieses Lang mit feuriger Inbrunst erschaffen hatte. Ich lief aus dem knöcheltiefen Wasser und stellte mich zu meiner Kleinen.
»Wo lang?«
Scarlett trat auf mich zu, nahm meine Hand und legte diese an den Kompass. Dann sah sie auf die Nadel, drehte sich selbst ein paar Mal und zog mich dabei ebenfalls mit. Als sie stehen blieb, zeigte sie mir der anderen Hand in den Jungle. »Dort lang.«
Ich verdrehte die Augen und dachte: kindliches Ding.
Als ich dem Fingerzeig mit den Augen folgte und in den Dschungel sah, entkam mir ein frustrierter Laut. »Bei Poseidon, wenn dieses verhurte Hexe dort sein sollte, ramm ich ihr mein Schwert in den Bauch, sobald sie den Fluch gebrochen hat.«
Ich ließ Scarletts Hand nicht los, sondern setzte mich in Bewegung. Dabei fiel mein Blick auf meine kleine Hexe und ich erkundigte mich: »Was hast du unter deinem Kleid?«
Sie hob eine Braue und sah mich verwirrt an. »Was meinst du?«
Ich grinste frech. »Nun-«, setzte ich an und ließ meinen Blick kühl und doch voller Verlangen über ihren Körper wandern, »der Dschungel ist dich bewachsen und da ich nicht vorhabe, dich nach jedem dritten Schritt aus einem Gestrüpp schneiden zu wollen, hatte ich gehofft-«, ich drehte sie zu mir, sodass sie direkt vor mir stand. Ich hob die Hand und zupfte an den Schnüren der Korsage. »-das du ein paar tauglichere Unterkleider trägst.«
»Wie?«, fragte sie und folgte mit den Augen meinen Fingern. Scarlett sah an sich hinab und erklärte etwas verlegen. »Nun, ein Unterkleid habe ich an, ja, aber ... es ist weiß und wenn ich nass werde, dann-« Sie ließ den Satz unvollendet, aber, es war offensichtlich, was sie damit meinte. Das Kleid würde bei Feuchtigkeit durchsichtig werden.
Ich grinste breiter. »Dann bete ich zu deinem Gott, er möge es regnen lassen.«
Die Korsage fiel, dann das Kleid und übrig blieb nur, eine dünnes, aber für den Marsch besseres, wenn auch nicht perfektes, Kleidungsstück.
Ein gurrender Laut entkam mir und meine Hand wanderte an ihre Hüfte. Ich zog sie an mich, beugte mich ein gutes Stück hinab und legte die Lippen auf ihre. Sofort verlangte ich mit der Zunge einlass und sofort gewährte sie ihn mir. Wir küssten einander innig und mir wurde nur allzu schmerzlich bewusst, dass dies wohl einer der wenigen Küsse sein würde, die wir noch teilen würden.
Ich sollte sie hier und jetzt nehmen. Sollte zusehen, dass der schwarze Sand an unseren Körpern klebte und uns die Wanderung, nach dem Spektakel, dass ich mit ihr veranstalten wollte, erschweren würde.
Aber ich ließ von ihre ab und sah sie nur verlangend an. Hungrig, wie ein Tier flammte mein Blick auf, als er auf diese verdammten Spitzen glitt, die gegen den dünnen Stoff drückten.
Vielleicht gab es ja doch einen Gott.
»Gehen wir die Hexe suchen, Kleine«, raunte ich heißer und nur schwer kontrolliert. »Wenn wir den Fluch gebrochen haben, werde ich dich auf dieser Insel so oft nehmen, dass Moha ein Suchtrupp nach uns losschicken wird.« Ich packte ihren Hals und ließ meinen Daumen über ihre Lippen gleiten. »Veranden?«
Sie sah mir mit demselben Verlangen entgegen, doch auch ein winziges undefinierbareres Glitzern war zu erkennen.
»Dann lass uns schnell die Hexe finden, Talay«, wisperte sie lüstern und biss mir leicht in den Daumen.
Meine Härte meldete sich und drückte langsam gegen den Stoff der Hose. Unartig wie ich war, glitt mein Daumen tiefer in ihren Mund, den Hals hinab und fast bis in ihren Rachen. Mein Grinsen wurde böse. »Freu dich nicht zu früh, Scarlett. Du bist noch zu unerfahren und weißt nicht, dass zu viel Lust ebenso zur Folter werden kann.« Ich packte fester zu und schnürte ihr in genau dem richtigen, erotischen Maß die Luft ab. »Und was ich mit dir vorhabe, wird die schönste aller Folter werden.«
Ihre Augen weiteten sich leicht. »Du wirst mir nicht wehtun«, stellte sie tonlos fest. Dann tat sie etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Ihre Hand schnellte vor und packte mit festem Griff meinen Schritt und somit meinen Schwanz. Trotz des Luftmangels grinste sie verspielt und drückte zu.
Ich biss die Zähne zusammen, um nicht zu knurren, zu stöhnen, zu fluchen oder zu schnurren.
Dann grinste ich zurück und beugte mich wieder vor. »Um die Arte von Schmerz, die ich dir schenke, wirst du deine späteren Liebhaber anflehen, Hexe.«
Um das zu beweisen, wurde mein Griff fester, während ich sie in einen weiteren feurigen Kuss zog.
Bei Poseidon! Wie sollte ich diese Frau je gehenlassen?
Meine Männlichkeit in ihren Fingern wurde härter und schwoll an.
Bei allen Weltmeeren!
Ich würde sie wohl tatsächlich besuchen, nachdem sie die Krone tragen würde. Wenn ich bis dahin nicht in mit gebrochenem Genick, des Galgens wegen, unter der Erde verscharrt lag.
»Wir gehen. Jetzt.«
»Dann musst du mich loslassen, mein Liebhaber.« Sie musste kichern und ich verzog das Gesicht, weil sie recht hatte. Dennoch ließ ich nicht gleich los, sondern sah in die vor Verlangen glänzenden Augen. Augen, die wie mich, wie ich mir denken konnte, in meinen Träumen, die ich bald haben wurde, heimsuchen würden.
Ewig. So lange sahen wir einander an. Ewig.
Dann ließ ich los, dehnte meinen Nacken und lief an Scarlett vorbei. Meine Hand mit ihrer verflochten, kletterten wir erst über das schwarze Gestein der erkalteten Vulkanmasse, nur um dann in einem Wald zu landen, der dichter und undurchdringlicher bewachsen war, als jeder, den ich kannte. Das letzte Mal, als ich vor Jahren hier war, schien der Dschungel nicht so gottlos verwachsen zu sein.
Wurzel ließen uns bei dem stundenlangen Marsch stolpern, Büsche zerkratzen unsere Haut und einmal fielen wir eine versteckte Böschung hinab, die wir dann mit Schweiß und viel Anstrengung wieder hochklettern mussten.
Wir hatten Ausschläge von Blumen und Pflanzen, die es nicht gut mit uns meinten, und ich musste drei Schlangen köpfen, die sowohl mich als auch Scarlett attackiert hatten.
Gegen Nachmittag, der Sonne nach zu urteilen, machten wir eine Rast und tranken an einem kleinen Bach, der durch das Dickicht führte.
Ich sah der erschöpften Scarlett zu, wie sie das wertvolle Nass mit beiden Händen schöpfte und an ihre Lippen führte.
Ich schmunzelte und strich mir die verschwitzen Haare aus der Stiern. »Dein Kleid ist jetzt sehr viel schöner als noch zuvor.« Mein Blick glitt über das von ihrem Schweiß nun durscheinenden Stück Stoff. »Du könntest es auch ausziehen, das hätte wohl denselben Effekt.«
Sie trank von dem Wasser und als sie im selben Moment an sich hinab sah, verschüttete sie das Wasser etwas. Es ran an ihrem Dekolleté herunter und verschwand im Kleid. Rosa Brustwarzen schienen durch das Kleid und auch der Rest der Silhouette war deutlich zu erkennen.
»Wenn du ein Gentleman wärst, würdest du mir deine Tunika geben«, meinte sie und sah mich böse an.
Ich stand auf und lief zu ihr. Scarlett landete unter einem Aufschrei in meinem Arm und schlang die Beine um meine Hüfte.
»Poseidon sei Dank, bin ich keiner und dein Anblick erregt mich viel zu sehr, als das ich das ändern wollen würde.« Ich küsste ihren Hals und leckte den Schweiß und Dreck davon ab.
»Du machst mich verrückt, Talay«, keuchte sie erregt und ließ ihre Hände unter dem Stoff meiner Tunika verschwinden.
Ich küsste und leckte mir gerade einen Weg zu ihren herrlichen Brüsten, als ...
»Was ist das?« Mein Blick wurde sofort scharf und ich sah an ihr vorbei, bevor ich sie absetzte und durch den Blätterhaufen auf die kleine Hütte zu sehen, die so gut in den Wald eingearbeitet war, dass sie wie ein Teil davon wirkte.
Aber ich erkannte die Fenster, die mit Ranken zugewuchert waren. Und die Tür, die fast gänzlich aus Efeu, Farn und Moos bestand. Sowie den Schornstein, der krumm und schief aus dem Busch zu wachsen schien, der über dem Dach des Hauses wuchs. Ich kniff die Augen zusammen, zog meine Waffe und grinste. Ich lief an Scarlett vorbei und trat näher und näher und näher.
»Endlich«, flüsterte ich heißer und mein Herz klopfte wie wild.
Scarlett drehte sich herum und ich spürte, dass sie mir nachsah. »Wo läufst du hin?«, fragte sie verwirrt, folgte mir jedoch. Als sie an meiner Seite näher trat, erkannte sie auch endlich das Häuschen. »Beim heiligen Herrn. Das ist ja ein Haus«, wurde sie leiser und klammerte sich an meine Tunika. »Willst du da wirklich einfach rein? Was, wenn sie uns sofort angreift?«
Ich legte den Kopf schief und öffnete den Mund, doch als ich schon etwas sagen wollte, ging die Tür auf und eine Frau trat heraus.
Wunderschön.
Anders war es einfach nicht zu beschreiben. Wie bei meinem ersten Treffen mit ihr war die Hexe ein Bild von einer Frau.
»Er weiß, dass ich nicht angreife. Nicht war, Talay«, schnurrte sie und eine Gänsehaut jagte mir über den Körper. Beinahe musste ich mich schütteln, doch ich riss mich zusammen. »Es ist schön, dich wiederzusehen.«
Die Augen der Hexe wanderten über mich. Angefangen bei meinem Gesicht, hin zu meiner Brust, dem Bauch, die Beine hinab, wieder hinauf um dann, an meinem Schritt, hängen zu bleiben. Dann huschte ihr Blick wieder zu mir. »Du hast mich also gefunden. Fast 10 Sommer später.«
Ich lächelte, doch es erreichte meine Augen nicht. »Hallo, Marie.«
Sie lachte glockenklar und sah dann zu Scarlett. Die Bewegung der Augen war so unnatürlich, dass ich mich aufrichtete und dezent vor sie schob, als sie sagte: »Hallo, Schwester.«
»Schwester?«, fragte meine Kleine überfordert. »Mir ist nicht bekannt, dass wir verwandt wären«, stellte sie klar und musterte die Frau vor uns mit unsicherem Blick.
Die Hexe lachte. »Du teilst das Blut meiner Art, Mädchen. Demnach bist du also eine Schwester. Selbst wenn keine nennenswerte Magie durch deine Adern fließt«, ihr Blick huschte wieder zu mir, »hast du unserem stattlichen Piraten hier, doch helfen können.« Sie schnupperte und ich sah, wie sich ihre Augen weiteten und sie dann den Kopf zur Seite legte und Scarlett ansah. Ihr aschblondes Haar rutschte über ihre Schulter und wankte in einem unnatürlichen Wind hin und her. »Wie mir scheint, hast du ihm auf vielen Weisen geholfen. Ich rieche dich an ihm.«
Genug.
»Ich hab meinen Teil erfüllt und dich mithilfe einer Hexe gefunden, die eine Kompass lesen und bedienen kann, wo mir es nicht möglich ist«, setzte ich an. »Brich den Fluch.«
Sie sah langsam von Scarlett zu mir. Wie dumm ich gewesen war, nicht zu erkennen, dass alles an ihre weder natürlich noch menschlich wirkte. Jede Bewegung, jeder Atemzug war entweder abgehackt und ruckartig oder viel zu geschmeidig.
»Sag mir, Ta-lay«, gurrte sie lüstern meinen Namen. »Wie war es, nicht zu schlafen?«
»Anstrengend. Und jetzt brich den Fluch.«
Sie lachte wieder. »So ungeduldig? Tz«, machte sie und sah dann wieder zu Scarlett. Ich blinzelte und plötzlich stand die Hexe neben meiner Kleinen und stricht mit den Fingerspitzen über ihre Wange. »Er war nicht gut zu dir, oder?«
Sie schreckte zurück und starrte die Hexe mit aufgerissenen Augen an. »Was ... n ... nun...« Sie schluckte und versuchte, nicht zu stottern. »Das ist nicht von Belangen. Aber erkläre mir, Schwester-« setzte Scarlett ebenfalls an und sagte das letzte Wort mit einem scharfen Unterton. »-wieso konnte er in meiner Nähe schlafen? Wie ist das möglich? Und wieso hast du ihm überhaupt die Möglichkeit gegeben, dich, mit mir an der Seite, zu finden? Dir muss klar gewesen sein, dass von Anfang ich gemeint war, oder?«
Sie kicherte und ließ ihre Finger über Scarletts Haut zuckten. »Schicksal«, gab sie einsilbig zurück und musterte meine Kleine. »Und ich ließ ihm die Chance, weil jeder Fluch immer eine Lösung bieten muss. Sonst kann niemand ihn aussprechen. Hexenregel, kleine Prinzessin.«
»Brich-«, fing ich erneut an und man hörte nun, wie leid ich dieses Spiel war. Ich packte das Handgelenk der Hexe und drückte zu. »Den Fluch, Weib!«
Ihre Augen zuckten zu mir und färbten sich Lila. »Vorsicht, Pirat. Du solltest deine Lektion nach einem Jahrzehnt gelernt haben, oder?«
»Brich ihn!«
Die Hexe, deren schmeichelnde Stimme nicht zu dem bösen Ausdruck ihrer Augen passte, schnurrte: »Was wenn ich mit dir das Bett teilen muss, um den Fluch zu brechen. Würdest du es tun?«
Ich biss die Zähne zusammen. »Aye, ich würde.«
Sie hob eine Braue. »Obwohl dein Herz meiner Schwester gehört?«
Scarlett sah von der Hexe zu mir und in ihren Augen war plötzlich Schmerz zu erkennen.
»Du lügst, oder?«, fragte sie verzweifelt und sah die Hexe wieder an.
»Womit? Damit das sein Herz dir gehört, oder ich ihn nehmen will?«
Ich würde es machen. Wenn es den Fluch brach, würde ich die Hexe besteigen. Was blieb mir auch übrig? Genießen würde ich es nicht, doch ich täte es. Ganz sicher.
»Kleine, ich-«
»Schweig, Pirat!«, zischte die Hexe und ihre Stimme hallte von allen Bäumen und Blättern wieder. »Ich antworte auf Fragen, die mir gestellt werden und du auf die, die dir gelten.«
Ich kniff die Augen zusammen und der Griff um ihr Handgelenk wurde fester.
Ein Schwert in ihrem Bauch. Das war es, was ich sehen und tun wollte.
Als lese das Weib meine Gedanken, lächelte sie. »Tu es und du wirst nie wieder schlafen.«
»Ich kann an ihrer Seite schlafen.«
Sie nickte. »Diesen Komfort würde ich dir mit dem Hauch meines letzten Atemzugs nehmen.«
Es würde schnell gehen. Vielleicht schaffte sie es bis dahin nicht, weitere Magie anzuwenden. Ich starrte sie an und knurrte: »Hör einfach auf zu spielen und brich den vermaledeiten Fluch, Hexe.«
»Das der Fluch nur gebrochen werden kann, wenn ihr es tut. Das ist eine Lüge. Ich ...« Scarlett schluckte und senkte den Kopf. »Ich bitte dich, gib ihm den Schlaf zurück. Er hat vieles getan, das mich verletzt und unglücklich gemacht hat. Doch letzten Endes, gab es auch viele Momente, in denen er mein Herz gestohlen hat. Was auch immer du verlangst, ich gebe es dir, wenn du sein Fluch brichst.«
Mein Kopf wirbelte herum und ich fuhr Scarlett bitterböse an. »DU gibst diesem Weib rein gar nichts. Es ist an MIR den Preis zu zahlen.«
Die Hexe lachte und verschwand aus meinem Griff, nur um direkt vor mir aufzutauchen, eng an mich geschmiegt, die Hände auf meiner Brust.
»Wie sehr du sie liebst, Pirat. Wie sehr du sie zu schützen versuchst.« Sie sah mich an und schlängelte sich regelrecht an mir hoch. »Ich hoffe«, hauchte sie mit ihren Lippen an meinen, »das du ihr Herz schätz, Talay. Denn tust du es nicht, komme ich wieder und nehme dir weit mehr als den Schlaf.«
Ich hatte keine Chance zu antworten, da öffnet sie die Lippen und eine Bö erfasste ausschließlich mich und die Hexe.
Ich keuchte und riss die Augen auf, als ich spürte, wie etwas aus meinem Mund in ihren gesaugt wurde. Ich sah aus dem Augenwinkel purpurnen Rauch doch dann, als schnitt jemand den Faden zu meinem Bewusstsein ab, fiel ich zu Boden und sah nur noch, wie die Hexe lachend in knisterndem Licht und ihrem Hexenwind verschwand.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top