Kapitel 32


Scarlett

Nachdem wir es so leidenschaftlich im Wasser miteinander getan hatten, half mir Talay noch beim Haare waschen, sowie ich ihm half. Kurz danach, wurde meine Truhe mit meinen Kleidern gebracht. Ich flocht meine rote Mähne zu einem dicken großen Zopf und zog mir wieder ein Braunes Kleid mit einer schwarzen Korsage an. Ich schnürte sie ordentlich zu und fühlte mich einfach wohl. Genauso war ich aufgewachsen. Seit ich denken konnte, trug ich Korsagen und Kleider. Das war einfach ICH.

Als ich mein Aussehen in meinem kleinen Spiegel prüfte, drehte ich ihn so, dass ich durch den Spiegel hinweg Talay beobachten konnte. Dieser stand schräg hinter mir, fast auf der anderen Seite der Kajüte. Er hatte wahrlich einen stattlichen Körper. Groß, gut gebaut und breit. Er zog sich gerade seine frische Tunika an und meine Augen fielen auf mein Amulett.

Mein Gesichtsausdruck wurde traurig und ich dachte an meine Mutter.

Mutter, ich habe mein Schicksal gefunden. Aber was nun? Was ist jetzt meine Aufgabe?

Ich schickte die Gedanken an meine Mutter, mir der Hoffnung, dass sie mir aus dem Jenseits eine Antwort geben würde.

Wie sollten wir die Hexe nur finden, wenn die Nadel wegen meinen Gefühlen nur auf Talay zeigte. Er konnte den Kompass nicht bedienen, also was konnten wir tun?

Ich ließ den Spiegel sinken und legte ihn zurück in die Truhe. Dann lief ich zu Talay und musterte ihn. Er war so anders als ich, kein Adliger, nicht aus einer ansehnlichen Familie. Er war Pirat und ich Kronprinzessin. Wir hatten keine Zukunft und er hatte mir so viel angetan, mir so oft weh getan und würde mir auch weiterhin weh tun. Konnte ich damit umgehen? Würde ich ihn weiterhin lieben können und ihm eines Tages Verzeihen können?

Ich sollte mir erst in naher Zukunft darüber Gedanken machen. Denn eins war sicher, die Zeit auf der einsamen Insel, hatte uns nähergebracht.

»Darf ich auch mit dir in einem Bett schlafen?« fragte ich aufgeregt. Wir beide, in diesem Bett, kuschelnd. Allein die Vorstellung machte mich ganz nervös.

Talay wandte sich mir zu und strich seine Haare zurück. »Du schläfst auf dem Boden.« Er deutete auf das Holz vor das Fußende. »Genau hier wird dein Platz sein.«

Mein Lächeln verschwand und ich sah dorthin.

Was?!

»Ich bin doch nicht dein Hund.« sagte ich und sah wieder zu ihm hoch.

»Nein?«, fragte er und konnte das Zucken seines Mundwinkels nicht zurückhalten. »Dabei konnte ich wetten, dass ich dich wie einen zum Hecheln bringen kann, meine Hexe.«

»N....Nein.....n...niemals!« stotterte ich und spielte mit einer einzelnen Strähne, die aus meinem Zopf herausguckte. Was redete er denn da? Wie ein Hund hecheln? Ich...ich bin eine Prinzessin. So etwas würde ich nie tun. »Du...Du machst dich über mich lustig, nicht wahr?« fragte ich verlegen und sah ihn mit unschuldigen Augen an.

Sein Schmunzeln wurde breiter und er schnürte die Halterung für seine Säbel um die Hüfte. »Ein bisschen.« Bei meinem Gesichtsausdruck lachte er einmal dunkel auf. »Aye, du schläfst in meinem Bett und nicht wie ein Hund davor, doch das mit dem Hecheln ... nun, wir werden sehen, wann ich hinbekomme, dass du dich so gehenlassen kannst. Mein Ehrgeiz ist jedenfalls geweckt.«

Mein Lächeln kehrte zurück und ich stellte mich auf meine Zehenspitzen, um meine Arme um sein Hals zu legen. »Dann streng dich mehr an, Talay.« schmunzelte ich und küsste ihn. Seine Lippen schmeckten so gut und waren nicht weich oder gepflegt. Sie waren die Lippen eines waschechten Piraten, etwas rau und eben männlich. »Ich darf dich ja vor deinen Männern nicht küssen, also....« sagte ich und ließ den Satz unvollendet, stattdessen küsste ich ihn wieder.

Talay zog mich an sich und hob mich hoch. Seine Hände an meiner Hüfte raunte er an meinen Lippen: »Du küsst mich niemals von dir aus. Ich hingegen kann dich so oft an mich ziehen, wie es mir beliebt, denn mein Anspruch auf dich, lässt jetzt etwas Spielraum für die Öffentlich zur Schaustellung. Meinerseits, versteht sich.«

Ich sah nun zu ihm hinab und nickte etwas enttäuscht. Mir war bewusst, dass es naive von mir war, aber ich würde so gerne öffentlich neben ihm stehen. Als seine Frau. Seine einzige Frau. »Kann....kann ich auch einen......Anspruch auf dich....erheben?« fragte ich kleinlaut und beobachtete seine Reaktion.

Zu mich hochsehend, hob er eine Braue. »Das ist ein Brauch unter Freibeutern. Was hättest du davon?« Langsam setzte er mich wieder ab. »Was erhoffst du dir?«

»Das...nun....das du mir gehörst, sowie ich dir gehöre.« erklärte ich unbeholfen. Ich verstand seine Welt noch nicht, aber ich versuchte es zu verstehen. Auch, wenn es nur für diesen Moment war.

»Das ist Privileg, dass uns Männern gehört. Zudem«, setzte der Piratenlord an und lief zu seinem Tisch mit Seekarten. »kann keine Frau Anspruch auf einen Mann wie mich erheben.«

Ich legte den Kopf schief. »Auch keine zukünftige Königin?« fragte ich mit einem neugierigen Ton. Er hatte mir gesagt, dass er neben mir stehen würde, wenn ich die Krone einfordere. Damit hatte er mein Selbstbewusstsein gestärkt und mir neue Hoffnung gegeben.

Er sah über die Schulter zu mir und ein neugieriges Funkeln trat in seine Augen. »Was weißt du über die sieben Piratenlords? Oder wie ihr Adligen sagt, Piratenfürsten.«

Ich überlegte, auch wenn ich es schade fand, dass er meine Frage nicht beantwortete. »Ich weiß nur, dass die Piratenfürsten verteilt auf der Welt leben. Ihr die gefährlichsten und größten Verbrecher unserer Zeit seid und alle ein sehr hohes Kopfgeld besitzen.« Ich rief mir ein paar Informationen zurück, die ich mir angeeignet hatte. »Ich glaube dein Kopfgeld war das zweit höchste. 5,2 Millionen Münzen. Das höchste Kopfgeld war von diesem Piratenfürst, zu dem wir segeln. Ich habe den Namen vergessen, aber sein Kopfgeld war nur ein wenig mehr als deines. Wenn ich mich richtig erinnere, dann war das 5,5 Millionen Münzen.« Genau erklären, wann ich mir diese Information und wieso angeeignet hatte, konnte ich nicht. Ich fand es eine Zeit lang, als ich paar Jahre Jünger war, noch ganz interessant, dass es solch berüchtigte Männer in der Welt gab. Und nun fand ich mich hier wieder.

Mein Gegenüber verzog das Gesicht und schnalzte mit der Zunge. »Bandouk«, meinte er und der Name klang fast wie eine Beleidigung. »Aye, der Sohn einer Hure hat etwas mehr ... Herrschaftsgebiet als ich. Aber das wird sich wohl bald ändern.« Auf die Karten deutend, tippte er mit dem Finger auf die Meere und erklärte mir: »Über den Nordatlantik herrsche ich. Melissa über den Südatlantik. Das nördliche Eismeer ist Inuks Gebiet und im südlichen Eismeer segelt Rafael. Nordpazifik, Bejin«, meinte er jetzt knapper und zeigte bei jedem Wort auf die Stelle der Karte. »Südpazifik, Karmai und zuletzt, der Indischer Ozean und sein Meister Bandouk.«

Talay sah wieder mich an. »Sieben Meere, sieben Piratenlords.«

Ich nickte und hörte zu und nickte wieder. »Und du glaubst, du wirst sie alle töten können, um dich als König der 7 Meere zu ernennen?« fragte ich ernst.

Talay sah zurück auf die Karte. »Entweder das, oder ich sterbe bei dem Versuch.«

Ich packte seine Hand, ohne drüber nachgedacht zu haben und sah ihn ängstlich an. »Wirklich? Aber....das will ich nicht. Und...wieso sollte es schief gehen, du...du nutzt doch mich als Köder oder?«

Der Piratenfürst sah auf die Hand, die ich hielt, und dann langsam meinen Körper hinauf bis in meine Augen. »Sie sind schlau. Allesamt. Und ein oder zwei werden den Köder nicht schlucken.« Er erwiderte den Händedruck nicht, sah mir jedoch eindringlich entgegen. »Fürchtest du meinen Tot? Auch, wenn es deine Freiheit bedeutet?«

»Meine Freiheit?!« fragte ich fassungslos. »Das würde doch nicht meine Freiheit bedeuten. Eine der anderen Piratenfürsten würde mich doch einfach nur zu sich nehmen. Dann....« Ich ließ seine Hand los und legte meine Arme um meinen Körper. »Dann würde alles von vorne beginnen. Sie würde mich wieder Misshandeln, vergewaltigen und noch viel schlimmeres tun. Ich....ich.....das ertrage ich kein zweites Mal.....dann will ich lieber sterben.« Ich zitterte am ganzen Körper. Und schimpfte innerlich mit mir, dass ich ihm nicht auch sagte, dass ich ihn als Mensch, als meinen Mann nicht verlieren wollte.

Talay sah mich lange an und nickte dann. »Dann sollte ich wohl dafür sorgen, dass ich König der Meere werde, du deinen vermaledeiten Kompass zum Funktionieren bringst und der Fluch endgültig Geschichte sein wird. Dann bringe ich dich zurück und sehe zu, wie die Krone dein Haupt ziert.« Er hob die Lippen zu einem Lächeln. »Zudem kann ich nicht auf die Nacht verzichten, in der du nur sie trägst und sonst nichts.« Talay wirbelte herum und zog mich an sich. »Selbst, wenn ich von den Toten auferstehen müsste, niemand wird mir das nehmen.«

Ich sah ihn überrascht an. Da waren sie wieder, die Worte, die mein Herz erwärmten und mich schmunzeln ließen. Er wollte mich also unbedingt nackt und nur mir der königlichen Krone sehen. Sein Kopf war bis ohne hin gefüllt mit schmutzigen Gedanken. Ich hob meine Hand und legte diese an seine Wange, die drei alte Wunden zierte. »Ich habe noch vergessen zu erwähnen, dass ich deinen Tot fürchte. Ich will nicht, dass du stirbst. Lebe und trage mein Herz mit dir, wenn du König der Meere wirst.« Ich lachte leise und schüttelte den Kopf. »Verzeih, ich möchte dich mit meinen sentimentalen Worten nicht nerven.« Meine Güte, ich hatte es nun doch gesagt und es war kitschig, vermutlich zu kitschig für Talay.

»Ich höre ohnehin nicht zu, wenn du so einen sentimentalen Nonsens redest, kleine Hexe. Und jetzt, ruhe dich aus und bleib hier, bis ich wiederkomme. Ich muss nach dem Rechten sehen und ein Kapitän sein.« Der Piratenkapitän beugte sich vor, ließ es dann aber sein und lehnte sich einfach nur in die Berührung meiner Finger auf seinem Gesicht. Dann wandte er sich ab und lief mit polternden Schritten aus der Kajüte.

Ich sah ihm nach.

Er hörte also nicht zu?

Lächelnd zuckte ich mit den Schultern.

Dann werde ich ab jetzt öfter so etwas sagen.

Belustigt wanderten meine Augen auf die Seekarten. Sofort verspannte ich mich. Wie weit würde Talay gehen, um diese Piratenfürsten zu töten? Würde er zusehen, wie sie mich besteigen?

Ich erschauderte bei dem Gedanken und wandte mich ab.

Nein, das würde er niemals tun. Das glaubte ich einfach nicht.

Ich ging zu seinem Bett, sah es mir genau an und setzte mich dann drauf. Es war kein Vergleich zu meinem Bett in meinen Gemächern, aber auf jeden Fall weicher, als auf dem Boden. Ich legte mich auf sein Kissen, nahm die Decke und kuschelte mich ein. Es roch alles nach Meerwasser und ihm. Tief einatmend, lächelte ich vor mich hin.

»Talay.....«

Oh heilige Mutter Maria, ich war wirklich verliebt in ihn. Er war kaum ein Gentleman, hatte nicht wirklich Manieren und ich? Ich verliebte mich in ihn. Ich sah auf und erblickte ein Messer auf dem Beistelltisch. Plötzlich kam mir eine Idee. Ich setzte mich auf, schnappte mir das Messer und begann neben seinem Bett in das Holz zu Ritzen. Erst ein T, dann ein Herz und dann ein S.

Mit einem breiten Lächeln und roten Wangen, sah ich mir mein Kunstwerk an. Ich hatte dafür zwar eine Weile gebraucht und mir fast einen weiteren Finger abgehakt, aber ich hatte es geschafft und liebte es jetzt schon.

Ich war wirklich bis in meine Ohrenspitzen verliebt. Mit schnell schlagendem Herzen, legte ich das Messer wieder weg, kuschelte mich zurück in die Decke und starrte auf unsere Buchstaben.

»Ich liebe dich, Talay« gähnte ich müde und meine Augen fielen langsam zu.

Das letzte, dass ich sah, bevor ich in das Land der Träume eintauchte, war:

T ❤️ S

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