Kapitel 10
Scarlett
Ich starrte meine Hände an. Moha hatte mir vor ungefähr einer halben Stunde die Fessel abgenommen. Dennoch saß ich hier, wie eine Statur und starrte meine Hände an. Dahinter war noch das Blut der drei Männer, die mich retten wollten, Männer, die ich hätte schützen sollen. Die Leichen der drei Männer wurden über Bord geworfen.
''Er weiß, dass ich dich noch nutzen werde, um dasselbe Manöver immer und immer und immer wieder zu machen, wenn wir ein englisches Schiff passieren.''
Hallten mir die Worte von Hawk im Kopf wider. Er würde mich benutzten, um Menschen abzuschlachten, die zu meinem Volk gehörten, die ich schützen müsste. Stattdessen würde ihr Blut an meinen Händen kleben.
Während ich hier in Zweifel versank, feierten die Piraten ausgiebig und betranken sich. Ich versuchte es nicht einmal noch essen abzubekommen. Die Sonne ging bereits unter und das englische Schiff brannte lichterloh vor sich hin. Als eine der schon betrunkenen Männer gegen mich stieß, fiel ich zur Seite und unsere Blicke trafen sich. Sofort hatte er einen ängstlichen Blick und verschwand. Verwundert sah ich diesem Mann nach.
Was war das denn?
Hatte er gerade wirklich Angst vor mir?
Verwirrt stand ich auf, trat an die Reling und sah hinaus aufs Meer. Die untergehende Sonne spiegelte sich auf dem Meer. Es sah wirklich schön aus, wenn nicht alles andere so grausam wäre. Ich wischte mir übers Gesicht und atmete tief ein. Dann wandte ich mich ab und ging die Treppe hinunter. Ich wollte in meine Zelle und dort Trübsal blasen, aber stattdessen wurde ich plötzlich von Moha gepackt und kaum das ich blinzelte, schubste sie mich schon in die Kajüte von Hawk. Sofort, als ich begriff, wo ich mich befand, wandte ich mich ab und versuchte die Tür zu öffnen. »Nein, bitte! Moha! Bitte tue mir das nicht an.« schrie ich verzweifelt, zerrte und schlug gegen die Holztür.
»Technisch gesehen, tut sie dir nichts an.« sagte dieser Mistkerl und sah mich nicht an, sondern stützte sich an seinem Fenster ab. »Im Gegenteil, Moha rennt, seit du hier bist, herum und droht jedem, seine Eier abzuschneiden, sollten sie dich auch nur versehentlich berühren.«
Ich stoppte bei meinem Versuch, hier doch noch raus zu kommen und drehte mich langsam zu ihm herum. »Was?«
Das tat sie für mich? Aber.... »Die Drohung scheint bei dir aber noch nicht durchgedrungen zu sein.« merkte ich an und drückte meinen Rücken an die Holztür. Er hatte mich doch erst gestern Abend genommen.....Es hatte so weh getan. Ich erschauderte. Nein, ich wollte das kein zweites Mal.
Er sah mich über die Schulter hinweg an. »Ich bin wohl auch der Einzige, dem sie diese Warnung nicht vortragen darf. Ich bin der Kapitän. Ich habe sie damals leben lassen und .... mehr. Moha schuldet mir einiges.«
Ich starrte ihn an. Er wirkte heute wieder betrunken und seine Augenringe waren dunkler, als sonst. Vielleicht sollte er mal mehr schlafen, statt nur zu trinken. Trunkenbold.
Ich streckte den Kopf und versuchte mutig zu sein. »Ich schulde dir aber rein gar nichts, also fass mich nicht an, du Monster.«
Hawk wandte den Kopf ab und sah aufs Meer. »Zieh dich aus und beuge dich über den Tisch. Ab morgen will ich, dass du schon so auf mich wartest. Künftig werde ich dich erst nehmen und dann reden. Vielleicht habe ich dann mehr Geduld mit deiner Naivität.«
Ich zog die Brauen zusammen.
Spinnt der? Da...Das mach ich bestimmt nicht.
»Bin ich eine....Hure oder was? Was glaubst du...wer du bist?« ich klang unsicherer als ich wollte. Ich wollte stark klingen, ihm entgegentreten. Aber....er machte mir Angst. Er hatte vor meinen Augen Menschen umgebracht. Er war ein Monster. Ich legte meine Arme um meinen Körper. »Bitte ......lass mich gehen.«
Dieser Widerling knurrte, massierte sich den Nasenrücken und drehte sich herum. In der Bewegung zog er eine versteckte Klinge aus seinem Ärmel und warf sie. Das Teil ritzte mein Oberschenkel an und donnerte dann in das Holz seiner Tür. Er hob eine Braue. »Dein Glück, dass mir meine Treffsicherheit wohl mit dem letzten Becher Wein abhandengekommen ist.«
Ich schrie kurz auf und starrte runter zu dem Messer. Er könnte mich jederzeit töten und ich könnte nichts tun. Ich war schwach und hasste es.
Mit bebender Unterlippe, lief ich zum Tisch. Zitternd zog ich mein Oberteil aus und dann die Hose. Ich blieb stehen, nackt wie ich war und sah Hawk an. Verlegen und unbeholfen legte ich meine Arme um meine Brüste und weigerte mich immer noch mich über den Tisch zu beugen.
Der Mistkerl sah mich an, lief auf mich zu und blieb, etwas schwankend, direkt vor mir stehen. »Arme runter.«
Ich zögerte, biss mir hart auf die Zunge und atmete zitternd ein. Langsam ließ ich die Arme sinken und sah ihn ängstlich an.
Seinen ekelhaften Blick legte sich ungeniert auf meine Brüste. Dann packte er mich im Nacken, drehte mich herum und schlug meinen Kopf etwas hart auf den Tisch, als er mich darüber beugte. »Hast du endlich genug widersprochen, hm?«
»Ich hasse ....... dich.« flüsterte ich und begann wieder zu weinen. Es tat weh und ich fühlte mich schon wieder so ausgeliefert. Ich presste meine Schenkel zusammen und krallte mich im Tisch fest.
»Ja, das sagtest du schon«, meinte er nur und holte seine Männlichkeit heraus. »Aber leider kümmert mich das kein Bisschen, meine kleine Hexe, also ...« Erneut spuckte er in seine Hand und machte mich für sich feucht. Dann schob er sich langsam und genüsslich in mich. »Scheiße, du bist so verteufelt eng.«
Ich verspannte mich. Es schmerzte so und fühlte sich kein bisschen gut an. Ich konnte mir nicht einmal ansatzweise vorstellen, dass es sich jemals gut anfühlen könnte. Ich atmete weinen ein und wieder aus. Gleichzeitig, neben den Schmerzen, fühlte ich mich auch so schwach. So hungrig.
Die ekelhafte Mann nahm mich unnachgiebig, bis er mit einem tiefen Stöhnen kam und zog sich dann wieder zurück. »Dich zu besteigen ist wie eine untrainierte Hure zu ficken«, maulte er, lief zum Waschbecken und kippte sich Wasser ins Gesicht. In dem Moment kam ein Bootsjunge und brachte sein Essen rein. Der Bursche, vielleicht 13 Sommer, starrte mich an und sah dann schnell weg.
»Kapitän, das Essen.«
Hawk nickte ihm zu. »Stell es auf den Tisch, Sven. Und wenn du dabei bist, hol mir noch eine Flasche von dem guten, englischen Wein.«
»Aye, Kapitän Hawk.« Er verließ mit einem letzten Blick auf mich die Kajüte.
»Setzt dich«, forderte er, nahm jedoch meine Kleider und warf sie aus dem Fenster.
Ich war wie erstarrt. Ich wäre am liebsten vor Scham im Erdboden versunken. Aber.....wenn ich ehrlich war, dann hatte ich doch eh keine Ehre mehr. Wer hatte mich bisher nicht so gesehen? Und ich sollte hiernach noch Königin werden.
Niemals.
Ich war einfach nur armselig und lächerlich.
Daher sagte ich auch nichts, als er selbst meine Sachen aus dem Fenster warf.
Stumm setzte ich mich auf den Stuhl, fühlte mich benutzt und ekelte mich vor mich selbst. Meine langen roten Haare legte ich über meinen Busen, um sie dadurch zu verdecken.
Dieser Widerling sah mich an und begann zu essen. »Erzähl mir von deinem Vater.«
Ich starrte auf das Essen, schluckte schwer und sah dann weg. »Was willst du wissen?« fragte ich emotionslos. Ich hatte keine Kraft mehr. Heute waren Menschen vor meinen Augen gestorben und das wegen mir. Ich wurde wieder benutzt und ein kleiner Junge hatte mich nackt gesehen. Und gegessen hatte ich auch noch nichts, seitdem ich auf diesem Schiff war.
Es interessierte doch sowieso niemanden, wie es mir ging. Ich musste meine Emotionen unterdrücken und einfach das tun, was er wollte, bis ich verhungerte. Mein Magen knurrte nicht mal mehr, so tot war er schon. Es würde nicht mehr lange dauern. Hoffentlich. Ich will doch einfach nur noch sterben. Bitte.
Hawk riss Brot ab und tunkte es in die cremige Soße. »Nun, warum er dich loswerden will, wäre die Hauptfrage. Der Rest wäre höfliches«, er gähnte, »Geplänkel gewesen.«
»Frau.« sagte ich und beobachtete ihn neutral. »Weil ich eine Frau bin. Ich....bin einfach nur eine Frau und kein Mann.«
Er nickte. »Also will er lieber klein Wilhelm auf dem Thron wissen?«
»Genau. Doch...« Ich presste meine Lippen zusammen. »...das Volk wird ihn nur akzeptieren, wenn ich .....tot bin.« erzählte ich, weil es doch eh egal war. Was sollte er schon mit dieser Information anfangen.
»Scheint, als könntest du damit recht haben. Dein kopfloser Kapitän hätte dich wohl gerne als Königin erlebt.« Er trank einen Schluck, wischte seinen Mund ab und lehnte sich zurück. »Wie viele Generationen mütterlicherseits kennst du?«
»2 Generationen. Meine Uroma habe ich noch kennengelernt, als ich 6 war.« Ich sah ihn direkt an. »Wieso hast du ein Grünes Auge und ein blaues Auge?«
Wieso sollte nur er Fragen stellen. Aber warum interessiert mich das überhaupt? Ich hasse ihn. Und mir war es eigentlich auch egal. Mir ging nur diese einseitige Fragerei auf die Nerven.
»Weil ich verflucht bin«, meinte er nun ebenso genervt. »Du bist seit Tagen hier und hast das noch nicht aufgeschnappt? Du bist nicht nur naiv, sondern auch nicht sonderlich schlau, weißt du das? Ich an deiner Stelle, hätte versucht, alles über mich herauszufinden. Aber sei es drum«, schnaufte er und nahm ein Stück Käse. Er biss ab, kaute und schluckte. »Sag mir den Namen deiner Großmutter.«
Ich kniff die Augen zusammen. »Wieso sollte ich? Du bist mir egal. Du bist nur ein widerliches Monster in meinen Augen. Und wenn ich könnte, würde ich dich ebenfalls verfluchen. Schade, dass ich keine-« ich machte mit meinen Fingern Gänsefüßen, weil ich nicht an Hexen glaubte, als ich weitersprach. »-Hexe bin, wie du die ganze Zeit sagst.« fuhr ich ihn nun doch an.
Aber ich besann mich schnell wieder und antwortete ruhiger: »Elisabeth Swan, hieß meine Großmutter.«
»Wenn ich dir so egal bin, wieso interessieren dich meine Augen so?«, fragte dieser nervige Abschaum und gähnte dann wieder. Er runzelte die Stirn und rieb sich etwas irritiert über das Gesicht. »Naiv und dumm, sagte ich ja eben. Drei deiner Landsleute sagten dir, deine Linie wurde auf Hexenblut untersucht und du zweifelst noch immer?« Er lachte, als Sven mit seinem Wein hereinkam. Er schenkte ihm ein und wollte auch mir das Glas füllen, doch Hawk stoppte ihn. »Nur mir, Bengel.«
Er nickte und verschwand. Doch bevor er ging, meinte Hawk auf einmal. »Sag dem Navigator, er soll Kurs nach England setzen. Cornwall.«
»Aye, Kapitän.«
»Du nervst.« murmelte ich nur. Dann seufzte ich und antwortete: »Ich bin keine Hexe.« ich sah ihn verwirrt an, nachdem der Junge wieder weg war.
Hawk stand auf und kippte das Essen weg. Dann wusch er sich die Hände, setzte sich wieder auf seinen Stuhl und ließ sich zurücksinken. Seine Augen schloss er.
»Wieso nach England? Lässt du mich etwa endlich gehen? Damit mein Vater mich dann los werden kann?« fragte ich vorsichtig nach und beobachtete ihn. Er schien müde zu sein. Naja bei den Augenringen, wunderte mich das auch nicht.
»Weil, kleine Hexe, ich Erkundigungen einholen muss. Es gibt da was, das ich rausfinden muss und derjenige, der mir helfen kann, leider ... an einem Ort ist. Den ich zu vermeiden versuche.«
Ich sah ihn an, während er weiterhin die Augen geschlossen hatte. Eine kleine Hoffnung machte sich in mir breit, dass das meine Chance war, abzuhauen. Mein Onkel war der Befehlshaber der Armee, ich könnte ihn um Hilfe bitten und meinen Thron einfordern. Aber ich war erst 18.....mein Anspruch konnte ich erst geltend machen, wenn ich 21 werde oder heiratete. Natürlich brauchte ich wieder einen Mann an meiner Seite. Nein, dann würde ich lieber warten bis ich 21 Sommer war. Aber eins nachdem anderen. Erst einmal musste ich von diesem Schiff runter. »Was musst du denn in Erfahrung bringen?« fragte ich leise, erhob mich ebenso leise und ging um den Tisch herum so, dass ich neben ihm stand und auf ihn herabsah.
Er öffnete ein Auge. »Alles über eine viel zu freche Prinzessin, die«, sein einäugiger Blick huschte zu meiner Mitte, »nicht weiß, dass man nicht ungefragt aufsteht, bevor der Kapitän eines Schiffes, es genehmigt.« Er sah mir wieder in die Augen.
Ich schob mein Haar noch mehr vor, um mich vor seinen Blicken zu schützen. »Du....bist nicht mein Kapitän.« hauchte ich und fügte hinzu: »Gib mir bitte neue Sachen, ich will in meine Zelle. Ich bin müde und....fühl mich dreckig.« in meinen Augen war die Unsicherheit und Angst zu erkennen, aber ich versuchte sie zu unterdrücken.
Sein Kopf fiel kurz nach vorne, bevor er sich erschrocken aufrichtet und mich ansah.
Was war denn jetzt los? War er gerade vor meinen Augen eingenickt?
Einen, und dann noch einen Herzschlag lang. Sein Kiefermuskel spannte sich an und er schluckte. Dann jedoch sagte er in einer Tonlage: »Ich bin dein Kapitän und du bekommst keine Kleidung von mir. Und jetzt, verschwinde. Ich muss nachdenken.«
Ich sah ihn sauer an. »Du schmeißt meine Kleidung weg, du schmeißt essen weg....« Ich stoppte und schluckte schwer. »Toller Kapitän bist du.« fuhr ich ihn an, wandte mich ab und verließ seine Kajüte.
Elender Mistkerl.
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