Chan dachte nach. Konnte er seine Liebe vor seiner Angst stellen? „Willst du mitkommen? Bestimmt ist Changbin bei Felix und den anderen", bot Minho an. „Du kannst es dir überlegen. Ich kann auch in zehn Minuten oder so gehen." Er würde es für seine Liebe zu Changbin versuchen. Ob er sich aus der Angst befreien konnte, war ungewiss. Gemeinsam mit Minho machte er sich auf den Weg zum Strand. Je näher er zum Strandabschnitt lief, wo sie sich immer trafen, desto nervöser wurde Chan. Minho war dicht bei ihm und vermittelte Trost. Sobald er die Sirenen im Wasser sah, wollte er am liebsten umdrehen aber er blieb hier. Im Wasser konnte er Changbin sehen, der wirklich traurig aussah. Hyunjin ebenfalls. Jeongin hatte ihm im Arm und strich ihn liebevoll über die Haare. Es schien so auszusehen, als würde er ihn beruhigen wollen. Chan schaute Changbin und Hyunjin für eine lange Zeit an. Die beiden Sirenenmänner spürten Schuld in sich. Schuld, weil sie andere Menschen getötet hatte. Hyunjin Jisung und Chenle. Changbin fast ihn. Zwar hatten Jeongin und Felix keinen wichtigen Menschen gefressen, aber das könnte passieren, wenn ihr Hunger sie unberechenbar machte. Die vier Sirenen im Meer waren Killermaschinen.

Chan trat ans Meer und schaute die vier nochmal an. Besonders auf Changbin und Hyunjin ruhte sein Blick. Er versuchte ihnen zu verzeihen. Zu verzeihen, weil sie auch nur Lebewesen der Erde waren und versuchten zu überleben. Außerdem waren sie wie Minho sagte, keine kaltherzige Monster. Er sah die Liebe, die sie gegenseitig austauschten, die Zuneigung aber auch die Schuld. Sah wie Hyunjin sich fest an Jeongin klammerte und mit ihm kuschelte, sah wie Minho und Felix liebevoll küssten, während Felix Minho sanft über den Rücken fuhr, sah Changbin alleine im Wasser, wie er ihn schuldbewusst anschaute. „Changbin....", sagte Chan leise und trat näher ans Wasser. „Es tut mir wirklich Leid, Chan....ich wollte dich nie töten....dazu liebe ich dich zu sehr....."

Und Chan liebte ihn auch.

Er konnte ihm nicht länger böse sein. Chan kniete sich ins seichte Wasser und lächelte Changbin an. „Komm her", sagte er sanft, während er seine Arme für ihn öffnete. Auch Changbin lächelte und schwamm zu ihm, um ihn dann zu umarmen. Wieder mit Changbin zu sein, lies sein Herz laut klopfen. „Ich hab dich vermisst", sagte Changbin. Chan sagte nichts, sondern drückte Changbins Kinn nach oben, um ihn zu küssen. Sanft vereinten sich ihre Lippen und wurden eins. Changbin legte die Arme um ihn. Chan verzieh ihm. Nicht nur ihn, verzieh Chan, sondern auch Hyunjin. Es war am Anfang schwer gewesen, den Sirenenmann den Tod von Chenle zu verzeihen aber auch Hyunjin musste überleben. Nach und nach lies er auch den Fakt zu, dass Hyunjin nur noch Jeongin hatte während seine gesamte Familie vor Jahren ausgelöscht wurde und er für Jahre ganz allein war. Chan hatte immer Chenle gehabt. Auch Changbin verzieh Hyunjin den Tod wegen Chans besten Freund. Jetzt nachdem er Chan fast umgebracht hatte, spürte er die Verzweiflung einen Menschen zu töten, der einen wichtig war. Jisung und Chenle waren für Minho und Chan wichtig und die Schuldgefühle plagten Hyunjin sicher. Die Schuldgefühle, dass er Chan fast umgebracht hatte, machten ihn nämlich fertig.

„Hyunjin? Würdest du kurz zu mir kommen?", fragte Chan den blonden Sirenenmann. Hyunjin schaute ängstlich drein und klammerte sich noch fester an Jeongin und drückte seinen Körper an ihm. „Chan will dir sicher nichts böses, Schatz", flüsterte Jeongin ihm sanft auf koreanisch ehe er sich zu ihm beugte, um ihm ins Haar zu küssen. Langsam löste Hyunjin sich von seinem Freund und schwamm in Chans Richtung. Sein Blick war von Angst gefüllt. Angst und Schuldgefühle. Sobald Hyunjin bei ihm war, zog Chan ihn in eine Umarmung. Hyunjin war viel zu perplex als sich von ihm zu lösen. „Sorry, dass ich so gemein zu dir war. Ich nehme alles zurück", sagte Chan. Jeongin war glücklich, dass sein Kumpel mit Hyunjin vertragen wollte. Die ganze Zeit hatte sich Hyunjin gesorgt. Noch etwas zögerlich umschloss Hyunjin Chan und versuchte zu lächeln. Chan war ihm nicht mehr böse. „Ich verstehe jetzt, dass du auch nur überleben musst." Nach dem Chan fertig mit seiner Umarmung war, umschloss Changbin den blonden Sirenenmann. Die ganze Rachepläne, die er wegen Hyunjin hegte, waren verblasst. Jetzt wird alles gut werden.

Die Südkoreasirene verstand nicht wieso Changbin ihn umarmte, aber es fühlte sich gut an von ihm umarmt zu werden. „Gruppenumarmung!", fragte Felix in die Runde und stürzte sich auf Hyunjin und Changbin. Danach folgte Jeongin der die anderen Sirenenmänner umarmte. Chan und Minho waren die Letzten, die ihre Arme um die vier legten. Der Moment würden sie nicht vergessen. Nach der Umarmung lächelte Hyunjin Jeongin an. „Siehst du? Ich hab dir gesagt, dass du willkommen bist." Ein warmes Lächeln breitete sich auf Hyunjins Gesicht aus und er umarmte seinen Freund fest. Jeongin lachte fröhlich und wuschelte ihm über das blonde Haar.