Chapter 26: Run away

Changbin schnappte sich den Menschen blitzschnell und zog ihn zu sich in die Tiefe. Ein Augenblick genügte ihn, um zu sehen, wen er da zu sich gelockt hatte. Nein....das durfte nicht wahr sein.....nicht Chan! Sofort lies Changbin los, erleichtert, dass er das Gesicht des jungen Mannes noch gesehen hatte, bevor er zu beißen wollte. Würde er diese Sekunden aus seinem Leben streichen, wäre Chan jetzt tot. Der Gesang stoppte aprupt und Changbin brachte ihn an die Oberfläche. „Chan, wach auf!" Der Sirenenmann rüttelte seinen Schwarm, bis Chan langsam die Augen öffnete. Schlaftrunkend rührte er sich und versuchte den Schlaf wegzublinzeln. „Es tut mir Leid, Chan", sagte Changbin und versuchte sich zu beruhigend. Seit er Chan in dem dunklen Meer sah, raste sein Herz vor Angst und Schuld. Er würde sich nicht verzeihen können Chan umzubringen. Nach und nach löste sich die Müdigkeit aus Chans Verstand. Die wabernden Schemen vor ihm bekamen Konturen. Er erkannte Changbin. Dann spürte er das eiskalte Wasser an seinen Körper. Chan befand sich im Meer. „Changbin...was?", fragte er. Er sah sich um, sah ganz tief raus aufs Meer und dann wieder auf den Sirenenmann, der vor ihm im Wasser schwamm. „Geh bitte zurück an den Strand und setzte dir Ohrstöpsel im Kopf...damit sowas nicht nochmal passiert."

Eine Erinnerung erwachte in Chan. Die Worte hatte er so ähnlich schon mal gehört. Damals in Südkorea. Xiumin. Minho. Der Gesang einer Sirene. Die Erkenntnis was hier gerade passierte, traf in Chan wie ein Blitz ein. Changbin wollte ihn töten, um ihn aufzufressen. Die Temperatur des Wassers wurde noch kälter, als er spürte, dass er zitterte. Angst kroch in ihm ein, lies ihn Changbin als Monster sehen. Chenles Leichnam flammte in seinem inneren Auge auf. Blut. Überall Blut. Tiefe Traue. Endlose Angst. „Wieso....?", stammelte Chan, während er Distanz aufbaute. Seine Füße trafen auf den weichen Sandboden auf. „Wieso...Changbin?"

„Ich wollte das nicht! Ich wollte dich nicht töten...aber ich muss jagen....sonst sterbe ich....", gestand Changbin traurig. Es ist genau das passiert, was er verhindern wollte. Chan war mittendrinn im Geschehen. Noch schlimmer, er wäre um ein Haar Changbins nächste Beute geworden. Chan sagte nichts mehr, sondern rannte aus dem Wasser und dann so schnell wie möglich zum Hotel zurück. Erst in seinem Zimmer angekommen machte er Halt und lies sich gegen die Zimmertür fallen. Sein Herz raste. Das was gerade passiert war, veränderte seine Sichtweise auf Changbin. Er war nicht länger sein Kumpel und sein Schwarm. Nein, er war ein Monster. Chan musste vor ihm fliehen, sonst würde er genau so enden wie Chenle. Um sich zu beruhigen duschte der Surfer warm und zog sich warme Sachen an. Die ganze Zeit spürte er diese wahnsinnige Angst. Ob sich Chenle auch so gefühlt hatte, bevor er sterben musste?

 Changbin brach die Jagd ab. Für heute würde er seinen Magen nicht sättigen. Zu sehr machte ihm das mit Chan zu schaffen. Was wenn er ihn jetzt verloren hatte? Hätte er seinen Hunger nur weiter unterdrückt, dann wäre Chan das erspart geblieben. Changbins Herz schmerzte, wollte diesen Verlust nicht spüren. Chan zu verlieren war unerträglich. Jetzt konnte er Felix noch besser verstehen. Sein bester Freund hatte sich ein halbes Jahr so gefühlt. An jedem verdammten Tag. Verzweifelt schwamm Changbin im Meer und schrie nach Chan. Mit seiner Sirenenkraft verstärkte er die Schreie, die ganz tief aus seiner Kehle krochen. Die Tonlage in der er nach seinem Schwarm schrie, verdeutlichte seine Verzweiflung, seinen Verlust. Er konnte nicht noch jemand wichtigen verlieren. Zuerst seine Eltern, dann den Clan, Felix und jetzt auch noch Chan. Der Sirenenmann fühlte sich einsam und verlassen. Changbin wünschte sich Felix bei sich zu haben, damit er ihn trösten konnte, aber der war meilenweit weg und würde auch in Zukunft nicht mehr an seiner Seite sein. Die Einsamkeit schlug ihn weiter nieder. Changbin schrie nochmal, dabei wusste er, dass das nichts brachte. Chan würde seinem Schrei nach gehen.

Die schrillen Schreie, die von Changbin zu Chan echoten, trafen Chan mit so einer Wucht, dass seine Angst noch eine Stufe höher ging. Bedeuten diese Schreie, dass er erfolgreich jemanden umgebracht hatte? Chan wimmelte den Gedanken lieber ab und packte seine Sachen. Noch heute würde er vor Changbin fliehen. Nachdem er fertig war, rannte er den Flur entlang und hinaus in die Nacht. Das Surfboard lies er im Zimmer. Chan floh aus Dunedin und machte erst eine Pause, als er die Stadt hinter sich gelegt hatte. An einem Highway atmete er tief ein und aus. Während er auf die asphaltierte Straße starrte, wusste er, dass er nicht mehr mit Minho zusammen leben konnte. 

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