5 Die rote Dame.

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Der Rainbow Room am Rockefeller Center war ein heuchlerischer perfekte Ort für ein erstes Treffen. Ich wusste, was mein Vater und allen voran Kater Carlo sich dabei dachten. Falls Kater Carlo überhaupt eine Ahnung davon hatte, mit wem ich mich traf. Ich bezweifelte es.

Meinen Führerschein sollte ich nach diesem Abend zurück bekommen, in so fern ich mich benahm. Mir stellte sich die verdammte Frage, ob mein Vater wirklich glaubte, ich würde ein aufgezwungenes Date verkacken, wenn ich genau wusste, wie ich mit einem dummen Ding umzugehen hatte. Mochte sein, dass ich nicht an Harrys Charme herankam, aber ich konnte durchaus eine Frau dazu bringen, zu tun was ich wollte.

Vorbereitet zog ich den dunkelblauen Anzug von Boss an, da Armani nicht mehr zur Diskussion stand. Statt die Krawatte umzubinden, ließ ich es bleiben und öffnete die oberen zwei Knöpfe. Das Hemd kam vorzeigbar in die Hose und ich ließ den Gürtel weg. Ein bisschen Stil sollte man im Rainbow Room vorzeigen, aber das, was ich bereit war zu geben, musste reichen.

Statt Basil fuhr mich ein neuer Fahrer und am Rockefeller Center stieg ich aus. Unbequemer Nieselregen begrüßte mich und ich war froh sofort wieder ins Innere schlüpfen zu können. Ich musste ins obere Stockwerk, doch schon im Foyer wurde ich überprüft, ob ich eine Reservierung hatte. Dämliche Schnösel, als wenn ich mich freiwillig in einen Anzug schmiss und meinen Samstagabend hier verbrachte. Außerdem war es überflüssig meinen Namen zu nennen.

New York kannte mich, da brauchte mir ein käsiger Typ hinter dem Empfang nichts vorzumachen. Ich mischte mich unter die anderen Gäste, die mit dem Fahrstuhl nach ganz oben fuhren. Umgeben von eleganten Menschen, die plötzlich alle nur noch in gedämpfter Stimmlage sprachen, spürte ich mehr und mehr, wie ich genervter wurde.

Plötzlich waren sich alle zu fein ihre Stimmbänder richtig zu nutzen. Selten dämlich. Ich hatte den Flüsterton noch nie verstanden. Oben angekommen wurde mir einmal mehr bewusst, warum der Rainbow Room als der Ort galt, an dem die meisten Heiratsanträge gemacht wurde. 

Er war mit seinen hohen Fenstern und einer atemberaubenden Aussicht über die Skyline von New York sehr exklusiv. Ein Orchester spielte, eine runde Tanzfläche, die unter einem Kronleuchter immer wieder sanft das Licht wechselte und vereinzelte runde Tische gab dem Ort etwas romantisches.

Mir lief dagegen nur ein Schauer über den Rücken. Ich hielt mich an solchen Orten für gewöhnlich nicht besonders oft auf. Alleine, weil es keinen Anlass dafür gab. Außerdem fühlte ich mich nicht wohl dabei, mich in einem Kitschfilm aufzuhalten.

An einem kleinen, hohen Pult wurde ich freundlich von einem Mitarbeiter in Uniform angesprochen: „Einen guten Abend, Mr Payne. Dürften wir Sie an ihren Tisch geleiten?" Ich nickte nur knapp und ein Kellner führte mich sicher durch das große Restaurant. 

Schließlich blieb er vor dem Tisch in der hinteren linken Ecke stehen und rückte mir den Stuhl. Ich setzte mich so, dass ich den Raum im Auge behalten konnte und bestellte direkt einen Glenfarclas Whisky. In langen Fäden hingen Kristalle am Fenster herunter und reflektierten angenehm das Licht des Kronleuchters. Ich sah nach draußen, der Regen lief am Fenster entlang und das Wetter trübte die eigentlich unglaubliche Aussicht.

Nachdem ich meinen Whisky serviert bekam, der Musik unfreiwillig gelauscht hatte, denn Jazz war nicht gerade meines, blickte ich auf die Rolex um mein Handgelenk. Ich war nicht aufgeregt, sondern die Ruhe selbst. 

Wenn man nicht wusste, mit wem man es zu tun bekam, dann gab es auch vorerst keine Gefahren einzuschätzen. Gleichwohl, dass ich wusste, dass die Frau, die mir gleich begegnen würde, ganze fünf Jahre ein Klotz am Bein sein würde. Ich musste es geschickt angehen und sie so manipulieren, dass sich für mich keine Nachteile ergaben.

Ein hexenhaftes Ding, mit dem Hang Intrigen auszuköcheln, konnte ich nicht gebrauchen. Was ich brauchte war ein williges, naives Püppchen, das mir aus der Hand fraß und mich nicht einschränkte. Blieb zu hoffen, dass sie nicht hässlich wie die Nacht war.

Ich verschränkte die Finger miteinander, stütze die Ellenbogen auf der Tischkante ab und nahm meinen Blick vom Fenster. Es war genau zwanzig Uhr und gerade, als ich feststellen wollte, dass sie sich verspätete, betrat sie den Rainbow Room. 

Aus einem nicht erklärbaren Grund wusste ich sofort, wer sie war. Sie stand am Empfang und sprach mit dem Mitarbeiter, der mich vor einer viertel Stunde angesprochen hatte.

Sophia Anne Smith trug an diesem Abend ein rotes, vornehmes Kleid.

Es wirkte auf mich wie ein Signal. 

Ein Signal, das mir mitteilte, dass ich mich mit der Zusage des Vertrages absolut falsch entschieden hatte. 

Die elegante Art, wie sie sich bewegte, die kleine Tasche in ihren Händen hielt und sich umsah, machte es mir deutlich. Sie war nicht unsicher, eingeschüchtert und auch nicht nervös.

Mein Blick glitt über ihr rotes Kleid, dass sowohl stilvoll, als auch auffällig ihren Körper betonte. Knapp oberhalb ihrer Knie endete es. Ihr dunkelbraunes Haar war zu einem akkuraten Knoten im Nacken gebunden und eine entwischte Haarsträhne umrahmte ihr Gesicht. Sie wirkte jedoch keineswegs zerzaust. Auf Schmuck hatte sie, abgesehen von den Ohrringen gänzlich verzichtet.

Der Kellner führte sie an meinen Tisch und im ersten Moment war ich zu verdattert, dass sie es wirklich war, sodass ich es verschlief höflich aufzustehen.

„Miss Smith, Mr Payne", fasste der Kellner zusammen und rückte den Stuhl für meine heutige Gesellschaft. Sie bedankte sich und schenkte ihm ein freundliches und aufrichtiges Lächeln.

„Darf ich Ihnen etwas bringen, Miss?"

„Ja, ich hätte gerne einen Gin Tonic", sprach sie mit ruhiger Stimme und erst als der Kellner unseren Tisch verließ, da schenkte sie mir ihre ungeteilte Aufmerksamkeit.

Grüne Augen sahen in meine.

„Ich hoffe, du hast nicht allzu lange gewartet, Liam", begann sie das Gespräch und ich brauchte mich nicht einmal zwingen, ihr Lächeln zu kopieren.

„Nein, ich war zu früh dran", gab ich zu und musterte sie, dann fragte ich: „Darf man erfahren wo du her kommst?" Sie hatte einen leichten Akzent und kurz darauf bestätigte sie meinen Verdacht.

„Ich habe eine ganze Zeit in Paris gelebt, aber eigentlich komme ich aus London."

Genau so hatte ich es eingeschätzt.

„Warst du schon einmal in Paris?", führte sie den Smaltalk weiter und ich nickte knapp: „Ja, aber es ist nicht meine Stadt. Mein Französisch ist etwas hoppelig und ich kann einem Gespräch nur schwer folgen." 

Es war meine erste Lüge an diesem Abend, denn eigentlich waren Sprachen eines der wenigen Dinge, die ich wirklich gut beherrschte. Ich hatte genug Ferien in Spanien, Italien und Frankreich verbracht, um jede Landessprache fließend zu sprechen.

„Man gewöhnt sich daran", lächelte sie. Dann fiel ihr Blick bewundernd auf die Aussicht. „Zu schade, dass es regnet."

Der Kellner servierte ihren Gin Tonic und fragte uns, ob wir etwas zu Essen bestellen wollten. Dann reichte er uns die Karten. Doch Sophia musterte ihn und fragte freundlich, was er empfehlen würde. Es war ihm anzusehen, dass er nicht oft nach seiner Meinung gefragt wurde.

„D-Das Charcuterie ist ausgezeichnet, Miss."

„Gut, dann nehme ich das", erklärte Sophia ohne Umschweifen. Sie hatte die Karte noch nicht einmal aufgeklappt. Verdutzt sah der Kellner sie an, vielleicht war er unentschlossenere Kundschaft gewohnt. Sein Blick ging zu mir: „Ich nehme Wagyu Beef Sliders."

Als er ging und sie an ihrem Gin nippte, da kam ich nicht drum herum: „Warst du schon einmal hier?"

„Nein", gab sie ungehemmt zu. „Ich habe auch keine Ahnung was Charcuterie ist."

Ich lachte gespielt, dann wurde ich ernst und räusperte mich. „Darf ich gestehen, dass du-"

„-Außerordentlich bezaubernd heute aussiehst?", nahm sie mir die Worte aus dem Mund. „Ja du darfst, aber das weiß ich schon." 

Leicht neigte Sophia den Kopf, ihr Lächeln haftete weiter auf ihren Lippen und ich blinzelte etwas überfahren. Trotzdem blieb ich freundlich und tat, als wäre ich peinlich berührt: „Ich hätte nicht damit gerechnet, mit-"

„-So einer überaus attraktiven Gesellschaft zu speisen?", erneut schien sie ganz genau zu wissen, was ich sagen wollte. „Nun ja, ich wollte unser erstes Aufeinandertreffen angenehm gestalten. Denn zugegeben, ich habe auch mit einem ganz anderen Liam Payne gerechnet."

In diesem Augenblick wurde ich wachsamer. „So?"

„Ja", sie nickte und beugte sich leicht vor. „Ich dachte an einen verwöhnten, reichen Erben, der den Vertrag nur einging, um seinen Lebensstandart zu halten und der sich an seinen Samstagabende lieber in Clubs aufhält, als sich von einer kleinen Engländerin unterhalten zu lassen, die eventuell sein Leben erschweren könnte."

Mit jedem weiteren Wort bekam das Lächeln auf ihren Lippen eine andere Bedeutung. Es wirkte nicht mehr freundlich und sanft, sondern kalt und berechnend.

„Nicht alle Dinge sind, wie sie scheinen", erwiderte ich daraufhin. Sophia musterte mich: „Natürlich nicht, aber gewisse Dinge lassen sich nur schwer verbergen. Liam, ich weiß, dass du nicht freiwillig hier bist. Du darfst gerne aufhören so widerlich freundlich zu mir zu sein."

Nun musste ich lachen und lehnte mich zurück: „Wer sagt, dass ich nicht genau das auch bin?"

Eine kurze Stille entstand zwischen uns, dann erklärte sie: „Du bist vielleicht vieles, aber gewiss nicht der freundliche junge Mann von Nebenan."

Mir wurde klar, ich hatte Sophia unterschätzt und das machte sie mir mit ihren nächsten Satz deutlich. „Du musst dich weder bei mir einschmeicheln, noch mich glauben lassen, dass du ein wunderbarer Kerl bist und ich dir vollkommen vertrauen kann. Denn das werde ich nicht tun, genauso wenig wie du mir."

„Dabei hast du so einen netten ersten Eindruck gemacht", merkte ich sarkastisch an. Meine freundliche Maske fiel Stück für Stück.

„Gleichfalls", gab sie zu.

Unser Essen wurde serviert und statt weiter am Smalltalk festzuhalten, schwiegen wir einträchtig. Normalerweise hätte ich interessiert gefragt, wie ihr Charcuterie schmeckte. Doch jetzt schien es hinfällig. 

Erst als Sophia nach einer ganzen Weile ihr Besteck zur Seite legte, sprach sie: „Angesichts der Tatsache, dass ich nicht das kleine naive Frauchen bin, dass du wahrscheinlich erwartet hast, lasst uns doch auf etwas einigen."

Ich blickte sie an und sie tupfte sich mit der Servierte die Lippen ab: „Die fünf Jahre, die wir damit verbringen werden, etwas darzustellen, was wir nicht sind, lasst sie uns angenehm gestalten und nicht im Kleinkrieg."

„Das kommt ganz auf dich an", meinte ich und innerlich begann ich sie dafür zu verfluchen, dass sie nicht das war, was mir gelegen gekommen wäre.

Sophias Lächeln verschwand zum ersten Mal an diesem Abend. „Ich werde ganz gewiss keine Spielchen mit dir spielen, solange dasselbe auch für dich gilt. Ich mag es nicht, mich mit unsinnigen Dingen aufzuhalten, wenn ich meine Zeit mit wichtigeren Dingen verbringen kann."

„Jetzt nimmst du mir den Spaß des Lebens", sprach ich trocken. „Ohne Spielchen zwischendurch werde ich mich furchtbar langweilen."

„Oh, ich bin sicher, du findest etwas gegen diese Langeweile", vertraute sie drauf. „Lasst uns den Vertrag zur Zufriedenheit erfüllen und uns ansonsten wie zivilisierte Menschen miteinander umgehen."

Ich grinste amüsiert: „Du klingst, als wäre ich eine Bombe, die jeden Moment hochgehen könnte."

Statt zu lachen fragte sie: „Und, bist du das nicht auch?"

Die Frage war berechtigt und scheinbar konnte Sophia mich wirklich erstaunlich gut einschätzen.

„Manchmal", gab ich zu. „Allen voran, wenn etwas nicht so läuft, wie ich es will."

Die Worte ließ Sophia erst einmal schweigend im Raum stehen. Schließlich nickte sie, als könnte sie das nachvollziehen.

Mittlerweile hatten wir zu Ende gespeist. Es war ein seltsames Mahl, denn zwischen all den Menschen mochten wir aussehen, als hätten wir unsere erste Verabredung. Wo es doch in Wirklichkeit unsere erste Feuertaufe war. Ich konnte sehen, wie zwei Kellner mit dem Mann am Empfang sprachen und uns einen kurzen Blick zuwarfen.

Spätestens morgen würde irgendwo stehen, dass ich mich mit einer jungen Frau getroffen hatte, die der New Yorker Oberklasse unbekannt war.

Sophia winkte den Ober heran und gerade glaubte ich, dass sie unser Treffen beenden würde, als sie sprach: „Haben Sie vielleicht die Karte für das Dessert?"

„Natürlich Miss Smith", er reichte sie ihr und sie studierte die Auswahl, dabei sprach sie, ohne mich anzusehen: „Möchtest du dir ein Dessert mit mir teilen, Liam?" Ich schaltete innerhalb von Sekunden und lehnte mich entspannt zurück. Mit einem täuschenden, freundlichen Lächeln antwortete ich: „Nein, mir reicht ein schwarzer Kaffee."

„Kommt sofort, Mr Payne", merkte der Kellner an. Sophia schien gefunden zu haben, was sie wollte: „Ich hätte gerne einen Lime cheese cake." Damit reichte sie die Karte zurück und ich musterte sie schweigend. 

Etwas, was sie bemerkte.

„Was ist?", fragte sie und dann sprach ich: „Nichts, mir stellt sich nur die Frage, wie jemand wie du dazu kommt, einen Vertrag mit meinem Vater einzugehen."

„Jemand wie ich?", sie lachte kühl. „Angesichts der Tatsache, dass du mich nicht kennst, ist das eine sehr weitläufige Frage." Ich glaubte, sie würde daraufhin nichts mehr sagen, doch sie setzte noch hinzu: „Ich habe meine Gründe, genauso wie du deine hast."

„Meine kennst du scheinbar", stellte ich fest und sie nickte: „Ja."

„Verrate mir deine", verlangte ich, aber wieder bekam ich nur dieses heuchlerische Lächeln zu sehen: „Nein. Es gibt nur drei Dinge, die du über mich wissen musst. Das Erste wäre, spiele keine Spielchen mit mir. Das Zweite, behindere meine Arbeit nicht."

„Und das Dritte?", höhnte ich sarkastisch, um sie aus der Reserve zu locken.

„So lange du deinen Vertrag erfüllst, wirst du mit mir keinerlei Probleme haben und weiterhin machen können, was du willst."

Der Zug war schon lange abgefahren, oder glaubte sie wirklich ich könnte mein Leben so weiter führen, wie ich es wollte? Ein schmales Lächeln kämpfte sich über meine Lippen. „Glaubst du ernsthaft, dass würde so simpel laufen?"

Mein Kaffee wurde serviert und ihr Dessert ebenfalls. Statt mir sofort zu antworten, probierte sie erst ihren Lime cheese cake und schien den Nachtisch sichtlich zu genießen. „Nun denn, ich habe eine Schlüsselkarte erhalten. Du hast also eine Bleibe in der Nähe vom Central Park gefunden?"

„Ja", antwortete ich nur knapp und nippte an meinem Kaffee. Mit jeder weiteren Minute mehr wurde sie mir unsympathischer und das nicht nur, weil ich ihre Beweggründe nicht durchschauen konnte. Sie war ein Rätsel und gleich morgen würde ich mich darum kümmern, das es nicht so blieb. Ich wollte wissen, mit wem ich es zu tun hatte.

„Ich möchte am Montag damit beginnen, das Penthouse einzurichten. Gibt es einen Stil, den du bevorzugt, oder Farben, die ich nicht nutzen soll?", tat sie, als würde sie das wirklich interessieren.Ich ließ leicht den Blick schweifen: „Nein, außer gelb und rosa ist alles andere okay. Und Dinge mit Federn und Glitzer mag ich nicht."

Sophia schmunzelte: „Keine Sorge, ich bin keine Liebhaberin von Barbie und Bordeauxviolett." Als wenn mich das zufrieden stimmen würde. Daraufhin schwiegen wir und ohne sich anmerken zu lassen, das diese Stille ihr unangenehm sein könnte, genoss Sophia ihr Dessert. 

Schließlich, nach einer gefühlten Ewigkeit legte sie ihre Gabel beiseite und trank die letzten Reste ihres Gins, dann sah sie auf meine Uhr.

„Ich schätze, wir können nun angemessen in unseren Samstagabend verschwinden", meinte sie und mir entwich ein: „Gott sei dank."

Ich bezahlte, gab Trinkgeld und als ich Sophia durch den Rainbow Room begleitete, legte ich die Hand auf ihren Rücken. Dort bemerkte ich den zarten, angenehmen Duft, der von ihr ausging, zum ersten Mal. Leicht rümpfte ich die Nase und ärgerte mich darüber solchen Blödsinn Aufmerksamkeit zu schenken.

„Es war wirklich ein netter Abend, Liam", sprach Sophia, als ich ihr im Foyer in den dunklen Mantel half, so wie es sich gehörte.

„Das fand ich auch", antwortete ich nur der Etikette nach und mir entging nicht, dass zwei weitere Gäste uns interessiert musterten und zu tuscheln anfingen. Großartig, die Scharade begann und würde sich ganz sicher als Selbstläufer entwickeln.

„Wo kann ich dich absetzten, Sophia?", fragte ich sie, auch wenn ich nicht wirklich das Bedürfnis hatte, mich länger als notwendig in ihrer Nähe aufzuhalten.

„Oh, ich gehe zu Fuß, es ist nicht weit", redete sie sich raus, doch ich bestand darauf ihr zumindest ein Taxi zu rufen. Draußen hob ich an der Straße den Arm, der Nieselregen hatte etwas nachgelassen und dann hielt ich ihr die des Taxis auf. Doch bevor Sophia dankend herein schlüpfte, beugte sie sich zu mir vor. Ihr Atem streifte mich und ich hörte sie sagen: „Ich weiß, wer du bist und damit meine ich nicht, wen du vorgibst zu sein."

Eine Gänsehaut rieselte über meinen Körper und die Unbehaglichkeit wuchs. Gleichzeitig griff ich nach ihrem Arm und erwiderte: „Sei dir deiner Sache nicht zu sicher, Sweetheart. Es könnte sein, dass das du jede Menge böse Überraschungen erlebst."

Statt eingeschüchtert zu sein, lächelte sie weiter, kühl, berechnend und ohne, dass es ihre Augen erreichte. Ihre Lippen berührten leicht meine Wange, für Außenstehende mochte es aussehen, als würde sie mich küssen. Leise vernahm ich ihre Worte.

„Gute Nacht, Liam."

Schweigend schloss ich die Autotür, als sie drin saß und sah dem gelben Taxi nach, wie es in den Straßen von New York verschwand. Der Abend war so ganz anders verlaufen, als ich es mir erhofft hatte. Ohne wirklich etwas zu wissen, die Situation einschätzen zu können, blieb ich zurück.

Und es war ein Scheiß Gefühl ahnungslos zu sein, wenn es um so etwas ging, wie die eigene Freiheit.  

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