34 Komisch.
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❰ L I A M ❱
Ohne Hemmungen sah ich Sophia dabei zu, wie sie sich auszog und sie sprach: „Du könntest dir den Fernseher anmachen."
Wir hatten einen im Bad, aber mir war nicht danach. Stattdessen betrachtete ich ihre Beine und wartete darauf, dass sie sich ganz auszog. Im Bad roch es angenehm, die Wärme belebte meinen Körper und Sophias Anblick auch andere Regionen. Mich störte das nicht, mittlerweile war ich froh, dass ich an eine Ehefrau geraten war, die mich zumindest körperlich anzog.
Vor ein paar Monaten hätte ich das nicht für möglich gehalten. Da war ich noch der Meinung gewesen, dass eine Frau nur attraktiv sein konnte, wenn sie die langen Beine eines Models hatte, oder die aufreizenden Körperbewegungen eines It-Girls.
Sophia hatte nichts von alldem. Trotzdem übte sie einen unbekannten Reiz auf mich aus. Einen Reiz, der dafür sorgte, dass ich sie gerne betrachtete, sie berühren wollte und bislang immer weiter den Drang verspürte, bestimmte Dinge mit ihr zu machen.
So, als würde ich all das zum ersten Mal machen.
„Hm, nein, ich habe gerade eine gute Sendung vor mir", wehrte ich ab und wartete eigentlich nur darauf, dass sie mir den Rücken zudrehte, wenn sie ihre Unterwäsche auszog. Sie enttäuschte mich nicht, als sie darum bat: „Könntest du dich bitte abwenden?"
„Wirklich Sweets?", ich verdrehte die Augen, kam dem jedoch nach und langte nach der Fernbedienung. Ich schaltete die Flimmerkiste an und zappte durch die Programme. Bei einer Show von Jimmy Fallon blieb ich schließlich hängen. Den Ton hielt ich relativ leise und dann spürte ich, dass Sophia sich zu mir beugte und sprach: „Kannst du vor rutschen?"
„Was?", verwirrt linste ich über meine Schulter, kam ihren Anforderungen jedoch nach. Dann bemerkte ich, dass sie ins Wasser stieg und kurz darauf saß sie hinter mir. Es war eine ungewohnte Position. Normalerweise war ich derjenige, der hinten saß.
Jetzt glitten Sophias Hände über meine Schultern und ich lehnte mich zurück. Sie seufzte und schien das warme Wasser zu genießen. Ich spürte ihre Brüste, ihre Haut und musste feststellen, dass es gar nicht so übel war, einmal nicht das komplette Geschehen zu überblicken.
„Dir ist schon klar, dass ich weiß, wie du nackt aussiehst?", fragte ich und konzentrierte mich völlig auf ihre Finger die von meiner Schulter über meine Arme glitten und wieder zurück. Diese sanften Liebkosungen fühlten sich gut an, wenn auch komplett fremd. Dann begann sie schließlich meine Schultern zu massieren, sie zu lockern und ich glitt in den wohligen Zustand der Entspannung.
Eine Weile lang sagte niemand von uns etwas. Wir hörten Jimmy Fallon und seinem lip sync battle mit Melissa McCarthy zu. Draußen begann es stärker zu schneien und es wurde wieder dunkel. Zum Glück brannten im Raum zwei kleiner Lampen.
Meine Hände glitten unter Wasser an ihrem Beinen entlang, ich strich über die Waden bis zu den Knöcheln. Sophia ließ das zu und schließlich fragte sie: „Wann hast du dir das erste Tattoo stechen lassen?"
„An Harrys 18ten Geburtstag", antwortete ich leichthin und bemerkte fast nicht, dass Sophia nun über meine Brust strich und nach einem Schwamm griff. „Mein Vater ist durch die Decke gegangen, als er davon erfuhr."
„Aber du hast es nicht gelassen, sondern dir weitere stechen lassen", stellte Sophia fest und dann strich sie über die schwarze Tinte auf meinem Unterarm. Ich beobachtete ihre schlanken Finger, wie sie die Muster nachzeichnete und sprach: „Sie gefallen mir halt und immer, wenn ich ein neues Motiv finde, das mir zusagt, wieso es nicht stechen lassen?"
Sie stütze ihr Kinn auf meine Schulter ab und gab zu: „Ich hätte viel zu viel Angst davor."
„So weh tut es nicht", sagte ich. Auf dem Bildschirm sahen wir nun Jimmy Fallon, der gegen Melissa McCarthy im zweiten Durchgang antrat.
„Kann ich sie mir irgendwann mal in Ruhe ansehen?", fragte Sophia und ich musste lachen: „Sweets, du hast schon mehr von mir gesehen, als der typische durchschnittliche Paparazzi."
Leicht bewegte sich Sophia: „Das weiß ich, aber ich hatte nie besonders viel Zeit, um..."
„Um?", hakte ich wegen ihrer Zögerlichkeit nach und sie atmete tief aus: „Um sie alle zu sehen. Ich war zu beschäftigt mit anderen Dingen."
„Gut zu wissen", meinte ich und drehte mich. Meine Lippen berührten Sophias und dann veränderte ich meine Postion und zog sie auf meinen Schoß. Sie ließ sich von mir küssen und ich genoss es ihre Haut auf meiner zu spüren.
Mehr wollte ich nicht.
Sie rieb sich leicht und aufreizend an mir, wahrscheinlich sogar ohne dem Wissen was sie da eigentlich tat. Ich seufzte gegen ihre Lippen, aber bevor Sophia sich zurückziehen konnte, da beugte ich mich schon wieder vor.
Alles, was ich mit ihr erlebte, erlebte ich zum ersten Mal und das war gut so. Ich war hier mit einer Frau, an die ich durch einen dämlichen Deal gekommen war. Doch das Ganze entwickelte sich für mich vielleicht nicht zu dem Reinfall, von dem ich ausgegangen war.
Meine Hand glitt unter Wasser zwischen ihre Beine, aber bevor ich sie richtig berühren konnte, so wie ich es wollte, da hielt sie meine Hand fest.
„Nein", sprach sie mit geröteten Wangen und ich neigte den Kopf, mein Blick wurde angezogen von ihren geküssten Lippen. Mit der Zunge strich sie sich über die Unterlippe. Ich stütze mich mit den Armen ab und ließ sie somit los. Doch Sophia glitt nicht von meinem Schoss.
„Ich dachte, wir sind uns einig?"
Ihre Lippen zuckten, dann sprach sie: „Wir werden uns nie in allem einig sein, Liam. Ich mag den Sex mit dir, aber ich halte nichts davon ihn im Überdruss zu haben."
„Angst das ich dich wundficken könnte?", provozierte ich sie überheblich, doch mittlerweile kannte ich Sophia gut genug um zu wissen, dass sie sich nicht auf solche Reizungen einlassen würde.
„Von zu viel Süßem bekommt man Magenschmerzen", erwiderte Sophia. „Ich denke, dass trifft auch auf Sex zu."
Sie wollte sich aus der Wanne heben, aber ich hielt sie an der Hüfte fest. Glaubte sie das wirklich? Was für ein Schwachsinn. „Du klingst, als hättest du Schiss, dass ich eines Tages genug von dir habe."
„Wer weiß. Vielleicht liegst du damit sogar richtig", wich sie aus. Meine Hände glitten zu ihren Brüsten und umfassten sie, spielten mit ihnen, dann sprach ich: „Es gibt auch andere Dinge, außer Sex, die ähnlich viel Spaß machen können."
Ich beugte mich vor und Sekunden später saugten sich meine Lippen an der empfindlichen Haut ihrer Brüste fest und ich hörte, dass Sophia leicht seufzte: „Heißt das, dass du wieder Gebäudeklettern gehen willst?"
„Du weißt, wie ich das meine."
Sie wollte nur Zeit schinden und die Tatsache, dass sie sich noch nicht aus der Wanne gehoben hatte, obwohl sie dafür nur wenig Kraft brauchen würde, machte mir deutlich, dass sie meine Berührungen mehr genoss, als sie es wollte.
Sophias Hände lagen nun auf meinen Schultern, sie bewegte sich leicht und dann schien sie zu verstehen. Sie beugte sich vor und ich küsste sie erneut. Meine Hand glitt zu ihrem Nacken und drückte sie noch mehr an mich.
Zum Spaß miteinander gehörte nicht nur Sex, sondern auch andere Kleinigkeiten und Sophia gab sie mir. Zumindest manchmal.
Von diesem dämlichen Besuch bei April Brooks wurde ich trotzdem nicht freigesprochen. Ich konnte mich noch so sehr wehren, Sophia blieb hartnäckig: „Wir haben zugesagt, es wäre unhöflich nicht hinzugehen."
„Ist mir doch egal", wehrte ich ab und dann meinte Sophia gelassen: „Fein, dann entschuldige ich dich mit Migräne und Kopfschmerzen."
„Das klingt, als wäre ich das Weib von uns!", empörte ich mich und sah, wie sie in der Vorratskammer nach einer guten Flasche Wein suchte. Ich hielt eine Flasche Bier in den Händen und musterte sie von hin.
Sophia trug ein dunkelrotes Wickelkleid und im ersten Moment hatte ich nicht gewusst, wie ich darauf reagieren sollte. Wenn sie rot trug, dann war das für mich immer eine gewisse Provokation. Ich wusste, dass sie keine Strumpfhose an hatte, sondern transparenzfarbige Stay-ups und mir juckte es in den Fingern, mir das genauer anzusehen. Aber ihre Haltung dazu war vorerst deutlich.
Ich hätte nichts dagegen gehabt einfach mit ihr im Bett zu bleiben, meinen Spaß so mit ihr zu haben und das Bett nur verlassen, wenn einer von uns Hunger gehabt hätte.
So beschäftigte ich mich jedoch anders. Mit joggen, zocken und einmal war ich im Zentrum gewesen, um zu schauen, ob man Segeln konnte.
Das Boot für den Ausflug hatte ich für den nächsten Tag gebucht und ich würde es auch kriegen, wenn es morgen keinen Schneesturm gab.
„Wenn du nicht willst, dass dich die Leute für eine Hausfrau halten, dann solltest du wohl besser mitkommen", sprach sie mit ruhiger Stimme und trat wieder aus der Kammer heraus. Sie lächelte und ich zwang mich keine Miene zu verziehen: „Das ist Erpressung, Sweets."
„Möglicherweise, aber das werde ich riskieren", sie packte die Flasche in eine hübsche Tüte ein und ich stellte das leere Bier beiseite: „Irgendwann kriegst du das zurück und wenn ich heute einen Gehörschaden erleide und an die Wand gequatscht werde, dann trägst du die Konsequenzen."
„Das werde ich zweifelsohne überleben", meinte sie und dann machten wir uns auf dem Weg zum Haus der April Brooks. Das Reetdach diente uns als Orientierung. Schon von außen sahen wir, dass April guten Besuch hatte, denn mehrere Autos standen direkt vor ihrem Heim.
Wir klingelten und kurz darauf riss die Hausherrin persönlich die Tür auf. In einem viel zu großen, knallbunten Pullover und Leggins. „Wie schön, dass ihr da seid, tretet ein, tretet ein!"
Ich hörte Gelächter und während Sophia mit April ein paar Höflichkeitsfloskeln austauschte, da sah ich mich um. Die Räume waren weit, voller Kunstwerke und Farben. Jedoch erkannte ich kein einziges eindrucksvolles Gemälde von April selbst.
Im Wohnzimmer saß vor einer Fensterfront eine junge Frau auf dem Boden und starrte in die Dunkelheit. Sie trug eine Jogginhose, hatte das dunkle Haar zu einem Dutt zusammen gebunden und verschränkte die Arme vor der Brust.
War das nicht die Autorin L.N Greenwood? Niemand kannte ihren vollen Namen und ich begriff, dass dies Lennie sein musste. Die angebliche Mitbewohnerin. Wieso sie sich an so einem Ort verkroch war mir schleierhaft. Ich selbst hatte nie ein Buch von L.N Greenwood gelesen und wusste nur durch Niall, dass John Grisham in L.N Greenwood seinen Erben gefunden hatte.
„Ach, ignoriert Lennie, sie ist in einer Schaffenskrise für ihr neustes Verbrechen. Irgendwie scheint sie sich mit den Verschworenen verzockt zu haben. Ich steige selbst kaum durch. Darf ich euch Ronan vorstellen, er hat letztens in der-"
Ronan Kassler? Der alte Dirigent der New Yorker Philharmoniker?
Wie es aussah, war die heutige Gesellschaft sehr vielseitig. Doch als ich Colin Sweeting im Esszimmer bei dem Stadionsprecher der New York Knicks sah, da bekam der Abend direkt einen merkwürdigen Nachgeschmack. Neben Sweeting sah James Dolan klein und unförmig aus. Das war jedoch keine Kunst, denn Sweeting, hochgewachsen, schlank und elegant gekleidet, überragte so einige seiner Mitmenschen.
James drehte seinen Bierbauch in meine Richtung und strahlte: „Liam, nä? Ich hab' disch ja schon ewig nisch mehr im Stadion gesehn'."
Das mochte wahr sein. Früher war ich regelmäßig zum Basketball glotzen in die Stadien gegangen, aber mittlerweile reichte es mir oft, einfach nur zu schauen wie die Knicks gespielt hatten. Harry und ich besuchten nur noch Spiele, wenn wir gerade nichts besseres zu tun hatten.
Ich begrüßte James, gab Sweeting die Hand und fragte Ronan Kassler wie er hier landen konnte. Der alte Mann, klein, gebeugt und mit einem Gesicht, das von Falten überzogen war, antwortete lächelnd: „Hier habe ich meine Ruhe. Die Leute glauben alle, ich fliege nach Hawaii und lasse dort die Mädchen tanzen. Aber hier vermutet mich keiner und ich kann mich völlig entspannen."
„Mir fehlt das rege Treiben New Yorks", meinte Sweeting und ich antwortete gedanklich: „Und wahrscheinlich auch die Auswahl deiner nächsten Leichen."
Obwohl Sweeting vor Gericht von den Geschworenen freigesprochen worden war, glaubte doch jeder, dass er seine Frau umgebracht hatte. Mir eingeschlossen. So ganz geheuer war Sweeting nämlich niemanden und wieso er nun hier war, dass wusste wohl nur Quasselstrippe-April selbst.
„Ich bin gerne hier, es ist so ruhig und einsam", vernahm ich eine sanfte, rauchige Stimme und entdeckte Lennie, die sich zu uns gesellte. Meine Fresse, sie musste wirklich in einem kreativen Tief stecken. Mit den Augenringen machte sie The Ring ordentlich Konkurrenz.
April bat uns, dass wir uns an die gedeckte Tafel setzten und tischte uns eine Art Raclett auf. Das Gefummel war nicht meins, aber ich sagte nichts dazu. Stattdessen hörte ich mir schweigend die Tischgespräche an.
Lennie, die so gar nichts mit Sport gemeinsam zu haben schien, ertrug James meisterlich. Er versuchte sie so protzig zu beeindrucken, dass es schon armselig war. Doch die taffe Polit-Thriller-Autorin blieb gleichmütig.
„Und dann ham wa' denen ma' gezeigt, wasses heißt nen' Yorker zu sein!", polterte James und Lennie erklärte kategorisch: „Ich bin Deutsche, wir interessieren uns nur für Fußball. Nicht für Basketball."
In diesem Moment hätte ich mir fast in die Faust gebissen, denn die Art, wie sie es so pragmatisch von sich gab, machte deutlich, dass sie gelangweilt war.
„Soccer is doch nu' was für Versager!", erklärte James dämlich und in diesem Moment schien The Ring Blut geleckt zu haben: „Also sind Sie der Meinung, dass alle Europäer Verliertypen sind?"
„Ne' nisch alle", dröhnte James sich um Kopf und Kragen und ich beschloss mir dieses Trauermärchen nicht weiter anzusehen.
Neben mir schüttelte auch der greise Ronan Kassler den Kopf und ich vernahm ein „So einn Blindgänger." Wie recht er hatte. Das mit den Frauen sollte er definitiv noch einmal üben.
Am Ende der Tafel sah ich Sophia bei April und Sweeting sitzen. Vor allem Letzter schien meiner Fake-Ehefrau ordentlich Honig um den Mund zu schmieren. Denn sie lächelte freundlich und schien sich durchaus angeregt zu unterhalten. Leider dröhnte James zu meiner Linken so laut, dass ich dem Gespräch kaum folgen konnte. Außerdem quatschte April ständig dazwischen.
Durch dieses Raclett-Gefummel dauerte das Essen ewig. Die Auswahl war enorm und ich merkte selbst, dass ich lieber zum Scotch griff, als mich mit Fleisch und überbackenen Käse vollzustopfen.
„Sie machen ihre Flitterwochen hier, Liam?", riss mich Lennie aus dem Off und ich sah über den Rand meines Glases zu ihr: „Ja. Sophia und ich haben am 31zigsten Dezember geheiratet."
„Ich hätt' gedacht, es wird ne große Sache", tönte James und ich zuckte mit den Schultern: „War es auch. Größe liegt im Auge des Betrachters. Alle wichtigen Leute waren da."
„Nur keine Presse", schmunzelte Ronan Kassler und kämpfte mit seinem Fleisch. „So ist es richtig. Auf einer Hochzeit sollten auch wirklich nur die Leute zugeben sein, die man auch dabei haben will."
„Wo wurde denn geheiratet?", fragte Lennie sichtlich interessiert und ich sprach: „Auf der Yacht meines Patenonkels, Chet Rutherford."
Nun strahlte die Autorin und ich erinnerte mich, dass mein Onkel sich großer Beliebtheit unter Kollegen erfreute. „Das klingt romantisch", seufzte sie und ich unterließ es, sie über die Definition von Romantik zu belehren.
Nach dem Essen bewegten wir uns alle Richtung Wohnzimmer. Es war groß, einladend und Ronan Kassler wurde gebeten über die Musik zu bestimmen. Der alte Dirigent schlurfte zur Anlage und ich beobachtete, wie Sophia und er sich über Musik austauschten.
Dabei fiel mir auf, dass ich nicht einmal wusste, was sie gerne hörte und was nicht. Allgemein hatte ich wenig Ahnung von ihren Vorlieben. Aber eigentlich konnte es mir sowieso egal sein.
Ich warf mich mit meinem Glas Scott in einen schweren Ledersessel und verpasste so, wer sich neben mir in dem Ohrensessel nieder ließ. Colin Sweeting lächelte freundlich, doch es erreichte seine Augen nicht. Er schlug die Beine übereinander und fragte: „Nachschlag?" und hielt mir die Scotchflasche entgegen.
Mit einem merkwürdigen Beigeschmack reichte ich ihm mein Glas und fragte mich, was er von mir wollte. Ich sah zu Lennie, die nun mit einer Platte Snacks in den Raum zurück kam und James, der sich daran machte neues Holz auf den Scheitel im Steinkamin zu legen. April gesellte sich zu Sophia und Ronan, sodass ich Sweeting ausgeliefert war.
„Sind Sie immer so schweigsam, Mr Payne?", fragte der Geschäftsmann und ich würde den Teufel tun und ihm das 'Du' anbieten. Bei Mördern hielt sich meine Toleranz wahrlich in Grenzen.
„Ich überlasse das Reden lieber anderen", meinte ich leichthin, doch die Wahrheit war, dass ich den Meisten nichts zu sagen hatte. Ich kannte sie nicht richtig und war kein Freund von Smalltalk.
Sweeting schmunzelte: „Ich bin letztens Ihrem Kumpel bei Bobby Donnell begegnet. Sie wissen schon, der, der zu den Soldaten der Pflichtverteidiger gehört."
Mir war nicht wohl dabei, dass Niall und Sweeting sich in einem Raum aufhielten. Umso wachsamer musterte ich nun meinen Nebenmann.
„Ist es wahr, dass er eigentlich für Zivil- und Familienrecht zuständig ist und nicht für Strafverfahren?", wurde ich gefragt und stellte mich dumm: „Wer, Bobby Donnell?"
„Nein, Niall Horan", ging Sweeting drauf ein.
„Kann sein, wir reden über so etwas nicht", wich ich weiter aus und fragte mich, wo zur Hölle er drauf hinaus wollte. Musik ertönte und dann setzte sich der alte Ronan zu uns. Er stopfte seine Pfeife und erklärte: „Was Colin eigentlich wissen will ist, zu welcher Kanzlei ihr Freund wechseln wird."
Ich hatte nicht mal auf den Schirm, dass Niall überhaupt wechseln wollte. Doch dann erinnerte ich mich an die Worte von Bobby Donnell. Nämlich das Leute wie Niall keine Strafverteidiger blieben.
„Latham & Watkins haben ein Auge auf ihn geworfen", sprach Sweeting und zog eine Zigarre aus seiner Tasche. Mir bot er eine an und ich griff zu, alles war besser, als mich irgendwie beteiligen zu müssen.
„Ich habe von White & Case und von Clifford Chance gehört. Sie boten ihm verdammt viel Geld", gab Ronan seinen Senf dazu. Sweeting neigte den Kopf: „Niemand von uns möchte ihn in irgendeinem Gerichtsverfahren auf der anderen Seite wissen. Der gute alte Howard hat sich halb ins Hemd geschissen, als er auf fünfzig Millionen von Horan verklagt wurde. Firmen können eine Menge verkraften, aber wenn ich daran denke, dass man von mir so viel verlangen könnte – ach du meine Güte."
Die gestelzte Art Empörung auszudrücken ging mir gegen den Strich. Ronan hatte dafür nur ein Lächeln übrig und ich gestand: „Ich bin nicht auf dem Laufenden. Wir reden nie über seine Arbeit."
„Ihr Freund hat ein Pharmaziekonzern verklagt, weil sie bei einer Zwölfjährigen angeblich die Schuld am Nierenversagen trugen. Die Kleine starb schlussendlich, obwohl ihr das Medikament helfen sollte."
„Wie viel hat er durchbekommen?", wollte ich mit einem breiten Grinsen wissen, obwohl das Schicksal der Kleinen tragisch war.
„Sechzig Millionen, aber der Richter hat eingegriffen und auf zwanzig reduziert", erklärte Ronan. Sweeting seufzte dramatisch: „Amerikas Rechtssystem. Hoffen wir, dass er sich für Latham & Watkins und einem satten Jahresgehalt entscheidet."
„Hm, nein, ich denke er wird, wenn, zu Clifford Chance wechseln. Niall hat ein hohes moralisches Gewissen. Latham & Watkins verkörpern nicht seine Aufrichtigkeit." Meine Familie ließ sich selbst von Latham & Watkins beraten, sie gehörten zu den Besten ganz New Yorks, aber sie überquerten schon einmal eine Grenze, um Klienten zufrieden zu stellen.
Langsam zog ich an der Zigarre und hörte den beiden Männern weiter zu. Sie wechselten schließlich das Thema und gingen zu einem Börsenstreit über. Ich hätte lieber über interessante Dinge geredet, aber ich machte keine Anstalt das Thema zu lenken.
Um kurz nach zehn erlöste Sophia mich, indem sie gähnte und langsam durchsickern ließ, dass sie genug hatte. Sie gab vor furchtbar geschafft zu sein und das sie mir versprochen hatte am nächsten Tag mit mir zu segeln.
„Bei diesem Wetter?", empörte sich April und Sophia lächelte nur wieder ihr feines Lächeln: „Liam segelt gerne und was soll ich sagen, er ist es gewohnt sich 24 Stunden am Tag zu beschäftigen."
„Du klingst als wäre ich ein hyperaktives Kind", sprach ich und half ihr in den Mantel: „Irgendwie bist du das auch."
„Großartig", brummte ich und dann sah ich, dass April ebenfalls breit lächelte und hörte, dass Sophia sie zu uns nach New York einlud, wenn sie sich wieder in der Stadt befand. Höflich bedankte sie sich für das gute Essen und den amüsanten Abend.
Dann traten wir hinaus in die eiskalte Nacht. Frischer Schnee lag auf den Wegen und eifrig winkte April uns noch zum Abschied.
„Das war doch wirklich nett", sprach Sophia und versuchte nicht auszurutschen. Ich rollte mit den Augen: „Absolut nett. Als wäre man mit einem Rabbi, einen Priester und-"
„Colin Sweeting schlägt dir scheinbar aufs Gemüt."
„Er prügelt Frauen in den Tod."
Sophia schien sich darüber nicht den Kopf zu zerbrechen: „Wusstest du, dass April auch für Bücher und Filme malt?"
Nein, aber ich hatte heute auch nicht allzu viel Zeit mit ihr verbracht. Nur vereinzelte Straßenlaternen spendeten Licht. Der Schnee knirschte unter unseren Schuhen und dann sprach Sophia: „Ach komm, so übel war es nicht. April war eine angenehme Gastgeberin, Lennie und dieser furchtbare James haben dich gut unterhalten und es hat dich stolz gemacht, dass sich die Kanzleien um Niall reißen."
„Nein", log ich glatt, doch statt mir Kontra zu geben, ließ Sophia es und ich sah, dass unsere Schatten nebeneinander in die Länge gezogen wurden.
Es war seltsam auf diese Weise zusammen nach Hause zu gehen. Ich war es gewohnt den Rückweg alleine anzutreten, oder mit jemanden, von dem ich wusste, dass ich ihn morgens raus schmiss.
Langsam wurde ich wirklich komisch.
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Die schrullige Autorin Lennie ist das Eigentum von LiLaLeoniiie, während Miss April Brooks ganz Little_Ophelia gehört.
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