25 Bittersüsse Sinfonie.

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❰  S O P H I A  ❱







Irgendwie hatte ich es in der letzten Zeit damit auf einer Couch einzuschlafen. Denn sobald ich zu Hause war, mich ins Wohnzimmer pflanzte und etliche Modelkataloge aufschlug, um die passenden Models für den Frühjahr zu buchen, nickte ich bei einer heißen Tasse Tee ein. Natürlich in einer völlig verrenkten Position. Die Couch im Wohnzimmer war einfach nicht dazu gedacht, dort Schlaf nachzuholen.

Um weit nach vier Uhr Nachts wurde ich davon wach, dass jemand klingelte. Zuerst glaubte ich, dass ich mir das eingebildet hatte, aber dann schepperte etwas. Eine Tür fiel ins Schloss. Sichtlich verwirrt stand ich auf und hörte etwas rascheln.

Im Flur war das Licht angegangen und ich bemerkte lange Beine, die ausgestreckt hinter der Kommode hervor lugten. Dann beobachtete ich, wie Liam schwerfällig versuchte aus seinen Schuhen zu schlüpfen.

Ich hörte, wie er Stayin' Alive von den Bee Gees summte und schließlich kraftlos die Hände fallen ließ und mit seinen Schuhen aufgab. Er hatte die Augen geschlossen, doch als er meine Schritte hörte, da öffnete er sie müde. Irgendetwas war seltsam und ich konnte nicht sofort sagen, was es war.

Er wirkte mitgenommen und arg geschafft. Aber das tat er öfters, wenn er einen langen Abend hinter sich hatte. Jetzt passte der seltsame angespannte Gesichtsausdruck nicht zu ihm. Ich hatte bereits beobachtet, dass Alkohol Liam eher entspannte.

„Ah, mein reizendes Mädchen", grüßte er mich akustisch ohne jeglichen Einfluss. Ein breites Grinsen ging über seine Lippen. „Hast du auf mich gewartet?"

„Nein", antwortete ich distanziert. „Du hast mich geweckt."

Darauf ging er nicht ein, sondern grinste nur weiter dämlich. Dann, ganz langsam sanken seine Mundwinkel wieder. „Ich vermisse mein Loft."

Ich wollte mich gerade wieder abwenden, doch er redete weiter.

„Da konnte ich machen, was ich wollte. Es war ganz alleine meines."

„Tut mir leid, dass du dich jetzt mit diesem Penthouse zufrieden geben musst", entwich es mir sarkastisch. Liam seufzte tief, es fühlte sich an, als wäre er nicht wirklich da und gleichzeitig doch: „Die Bude ist scheiße groß. Mein Loft ist wie ich."

„Widerlich und arrogant?", fragte ich direkt. Nun neigte er den Kopf: „Nee, es ist toll. Hohe Decken, warm, gemütlich."

Belustigt ging ich vor Liam in die Hocke: „Du musst hier nur die Heizung anmachen, dann ist es hier auch gemütlich und warm. Außerdem, sind dir die Decken hier zu niedrig?" Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich denken, dass Liam auf komischer Art und Weise Heimweh hatte.

„Du hast dein Loft doch noch", erinnerte ich ihn. Sein Blick glitt an mir vorbei, als würde er irgendetwas hinter mir sehen.

„Ich muss mit Niall reden", erklärte er völlig zusammenhanglos und versuchte sich aufzurappeln. Dabei zog er sich an der Kommode hoch und ich sah, dass er zwar ohne zu lallen reden konnte, aber arg Gleichgewichtsprobleme hatte. Das erklärte auch seine linke Hand, die merkwürdig dick und blau war. Wahrscheinlich ein Überbleiinsel von einem Sturz.

„Es ist spät, er wird sich bedanken, wenn du ihn jetzt aus dem Bett klingelst", warf ich ein, dann sah ich, dass Liam das Gleichgewicht verlor und streckte automatisch die Hände aus, um ihn zu halten. Im Grunde hatte ich keine Chance, denn er war ein Schrank, im Vergleich zu mir. Da er sich jedoch selbst gut stützte, fiel er nicht noch einmal.

Liam schien jedoch keinen Wert auf meine Hilfe zu legen, denn er taumelte ohne meine Hilfe durch den Flur und ließ sich dann auf der Couch fallen, auf der ich bis eben noch verrenkt geschlafen hatte.

Eigentlich sollte ich diesen Volltrottel einfach liegen lassen und in mein Bett verschwinden. Aber der höfliche Zwang hielt mich davon ab. Automatisch zog ich ihm die Schuhe aus und sah mit an, wie er sich aus seiner Lederjacke schälte und sie achtlos zu Boden warf. Seufzend hob ich die Jacke auf und legte sie über einen Sessel. Dann begann ich meine Unterlagen aufzusammeln und aufeinander zu stapeln.

Beinahe zuckte ich zusammen, als ich spürte, dass Liam mein Handgelenk fest umfasste. Wie aus dem Nichts. Mir rutschten die Unterlagen vor Schreck aus den Händen und schließlich lockerte sich Liams Griff prompt. Mein Körper versteifte sich, dann spürte ich, wie Liams Daumen sanft über mein Handgelenk strich.

Ich musste wirklich etwas gegen diese Schreckhaftigkeit machen, denn mein Puls ging sofort durch die Decke und ich musste mich zusammen reißen, mir nichts anmerken zu lassen. „Was ist?", meine Stimme hörte sich nicht so sicher an, wie ich es gerne hätte.

Liam sah nicht mich an, weshalb ich irritiert die Stirn runzelte und dann, völlig unvorbereitet sprach er: „Ich mag dein Haar."

Das waren ja ganz neue Töne! Betrunken schien Liam sogar irgendwie ganz nett zu sein. Ohne zu zögern zog er mich auf seinen Schoss und dann hob er die Hand. Die Art, wie er mein zerzaustet Haar berührte, passte nicht zu ihm. So vorsichtig und liebevoll.

„Manchmal erinnert es mich an Eliza. Sie hatte es auch so lang", verriet er mir und ich bemerkte eine Trägheit in seiner Stimme. „Es ist meine Schuld, dass sie abgehauen ist."

Was damals mit Eliza wirklich passiert war, wusste ich nicht. Geoff schwieg darüber und ich war mir sicher, dass auch Grace nicht über ihre ältere Schwester reden würde. Es war, als wäre das Thema Eliza ein Minenfeld. Explosiv, undurchsichtig und gefährlich. Sie schien ein tiefes Loch mit ihrem Abgang hinterlassen zu haben. Eindrucksvoll und sehr gewaltig. Meine Neugier über diese junge Frau wuchs, je mehr ich über sie erfuhr.

„Wieso glaubst du das?", fragte ich und beobachtete, wie er eine meiner Haarsträhnen um den Finger wickelte und damit spielte. Sein Blick wirkte glasig und kurz hatte ich den Verdacht, er habe irgendetwas genommen. Dann seufzte er tief: „Ich hab' nicht dicht gehalten."

Was das bedeuten sollte, blieb mir ein Rätsel. „Wobei?"

Statt drauf einzugehen schien sich sein Blick etwas zu klären und leicht erhob er sich, er zog mich näher an sich, seine Lippen berührten meine Wange. Ich hatte schon einmal vergessen, wie abgebrüht Liam wirklich war und den Fehler würde ich nicht noch einmal machen.

Trotzdem konnte ich nicht verhindern, dass eine Gänsehaut über meinen Körper rieselte, als Liam mit den Fingern sanft über meine Unterarme strich. Meine Augen folgten seinen Fingern, dann schloss ich sie müde. Ich roch den Scotch, den er getrunken haben musste und das Aftershave, dass er regelmäßig nutze.

Seine Lippen küssten mich zärtlich hinter dem Ohr, sein warmer Atem streifte meinen Hals und ich fing an mir zu wünschen, er wäre wirklich so, wie er es mir bereits oft genug vorgemacht hatte. Charmant und gefühlvoll.

Aber das war er nicht. Es wurde mir einmal mehr deutlich, als ich spürte, dass seine Hand von meinem Knie zu meinem Oberschenkel glitt. Automatisch hielt ich seine Hand fest und rief mir die ekelhafte Audiodatei wieder in Erinnerung. „Nein danke, da mache ich es mir lieber selbst!", erklärte ich sarkastisch und zog mich von seinem Schoß.

Liam ließ sich frustriert zurück ins Polster fallen und starrte an die Decke: „Du bist eine verklemmte Spaßbremse."

„Und du ein Säufer!", konterte ich und warf ihm die Decke entgegen, dann packte ich mir meine Unterlagen und rauschte aus dem Wohnzimmer. Bevor ich die Treppe erreichte, hörte ich ihn sagen: „Man hat mich schon Schlimmeres genannt."

„Biochemischer Abfall!", schoss ich unkreativ zurück und knallte oben meine Zimmertür. Ich hätte ich im Flur sitzen lassen sollen. In meinem Schlafzimmer spürte ich immer noch Liams Lippen auf meiner Haut und strich mit den Fingern über die Stelle hinter meinem Ohr. Es gefiel mir nicht, dass ich nicht reagierte, wie ich es wollte.

Nähe dieser Art hatte ich lange nicht mehr gehabt und es fühlte sich gut an, was in diesem Fall nicht sein sollte. Und wäre es nicht Liam, der mir diese Nähe gab, dann wäre alles um einiges leichter.

Ich zwang mich, mir keine Gedanken mehr über Liam zu machen und begann damit, ihn mit Gleichmut zu behandeln, indem ich am Morgen einfach laut durch die Küche schepperte und auch im Flur ordentlich Krach machte und ihn damit quälte, indem ich den Schirmständer umwarf.

Liams Stöhnen aus dem Wohnzimmer war Genugtuung und ich hoffte er hatte einen fetten und ordentlichen Kater. Schwungvoll warf ich die Tür hinter mir zu, als ich zum Brunch mit Eleanor aufbrach.

Wir trafen uns in einem kleinen und versteckten underground Café namens Mechthild. Kurz fühlte ich mich, als wären wir in London, in unserem Stammcafé, wo wir viele Stunden lang Kuchen, Tee und unendlich viele Plätzchen in uns hinein gestopft hatten.

Eleanor sah nicht so aus, als wäre sie überhaupt schon im Bett gewesen, sondern eher, als hätte sie die Nacht zum Tag gemacht. Trotzdem strahlte sie mich schon bei der Begrüßung an, wie die Sonne selbst. Sie hatte das unglaubliche Talent, auch zerzaust und in einfacher Jeans unglaublich attraktiv auszusehen. Ich merkte es daran, weil der junge Mann vom Nachbartisch ihr immer wieder einen sichtlich interessierten Blick zuwarf.

Dafür hatte Eleanor jedoch kein Auge, stattdessen bestellte sie so üppig, dass der Tisch sich eine halbe Stunde später unter den Köstlichkeiten nur so bog. In einer gemütlichen Ecke wurden wir von alter Country Musik beduddelt und ich versuchte verzweifelt mich zu entscheiden, was ich zuerst essen sollte.

Croissant, Porridge, Bacon, Baked Beans, Blutpudding, Würstchen, Hammelbraten und Eier, Speckschnitte und geröstetes Weißbrot – du lieber Gott.

Während ich Milch in meinen Earl Grey kippte staunte ich nicht schlecht: „Ist das Originaler Olde English Thick Cut Marmalade?" Der Laden war unglaublich, hier würde ich auf jeden Fall noch einmal hinkommen. Mir gefiel das sanfte Licht und die bequemen Sitzkissen sowieso.

Plötzlich zog Eleanor einen Block hervor, sie wirkte sehr geschäftlich: „Jetzt haben wir endlich einmal Zeit über deinen Junggesellenabschied zu sprechen!"

„Oh Ellie, wir müssen diesen kindischen Quatsch nicht machen", wehrte ich ab und fragte: „Hammelbraten, oder Bacon, was willst du?" Auf diesem Tisch waren England, Frankreich und die Vereinigten Staaten vertreten. Ich würde hier raus kugeln.

„Du glaubst ja wohl selbst nicht, dass wir deinen Junggesellenabschied feiern, indem wir uns auf die Couch hocken und Stolz und Vorurteil gucken und heiße Schokolade mit Whisky in uns rein kippen", empörte sie sich. „So weit kommt es noch!"

Ehrlich gesagt hätte ich nichts dagegen. Dazu massig Jelly Beans und ich wäre zufrieden. Leider sah meine beste Freundin das anders: „Ich habe mit Harold Styles gesprochen und mir einen Überblick verschafft, was er so mit Liam vor hat. Da werden wir definitiv nicht zurück stehen!"

Mir blieb fast der Tee im Hals stecken. „Bitte nicht..."

„Natürlich!" Sie schien Feuer und Flamme zu sein. „Wir hauen noch einmal ordentlich auf den Putz und am Ende-"

„Erkennen wir uns vermutlich selbst nicht mehr wieder", schloss ich ihren Satz sarkastisch. Eleanor war eine Partymaus, sie würde jede dunkle Absteige kennen und da wollte ich nun wirklich nicht landen.

Sie häufte sich massig Bacon auf den Teller und plapperte: „Ich gebe dich in die Hände von New Yorks Playboy Nummer eins, vorher möchte ich das du ein bisschen was erlebst und er mit seinen rühmlichen Taten nicht nur alleine angeben kann."

Ich seufzte schwerfällig. „Weißt du, das ist mir eigentlich ziemlich egal." War es mir wirklich. Wenn ich wissen wollte, was Liam für dunkle Flecken auf der Weste hatte, dann brauchte ich ihn nur zu googeln. Und wenn ich mir das so vor Augen hielt, dann waren das Meiste definitiv Dinge, die ich nicht unbedingt ausprobieren musste.

Porridge hatte ich so lange nicht mehr gegessen und ich genoss es. Dabei fiel mir auf, dass Eleanor mich nachdenklich musterte und ich fragte: „Was ist?"

Sie zögerte, etwas, was für sie ungewöhnlich war, denn in der Regel knallte meine beste Freundin ihre Meinung immer direkt heraus. „Darling, ich weiß, dass ich dich nerve, aber... Liam behandelt dich wirklich gut? Ich meine, mir kannst du es sagen, wenn es anders ist."

„Damit du ihn zu Hackfleisch bearbeiten kannst?", lächelte ich nervös. Es war immer noch schwierig Eleanor etwas vorzuspielen, vor allem, weil sie schlicht wachsam blieb. „Liam ist kein David Grant."

„Wir dachten auch, dass David kein Chris Brown ist", wies sie mich darauf hin. Bevor ich weiter mir ihr diskutieren konnte, klingelte mein Handy und ich erkannte Louis Nummer: „Sorry, ein Moment", sprach ich, dann hob ich ab: „Es ist Sonntag, Louis. Langweilst du dich, oder weshalb rufst du an?"

Eleanor rollte mit den Augen und nippte an ihrem Tee. Ich verstand diese komische Fehde zwischen Louis und ihr immer noch nicht. Als würde es etwas geben, dass sie mir vorenthielten.

»Ma puce, ich habe die Idee wegen unserer Kollektion!« Er klang so überschwänglich und begeisternd, dann ich lachen musste: „Und die wäre?"

»Es wäre klasse, wenn wir jemanden hätten, der ein bisschen Promo macht, bevor wir die ersten Entwürfe auf den Laufsteg schicken. Jemand, der die Neugierde der Kritiker weckt und für viel Aufmerksamkeit sorgt. Dabei - Nein, Freddie hör auf an der Herdplatte-« 

Ich hörte Louis mit seinem Sohn schimpfen, etwas Schepperte und dann wenig später fuhr er fort: »Kannst du Liam fragen, ob er bereit wäre ein paar Jacken zu tragen? Ein kleines Shooting wäre fix die Woche organisiert und wenn er privat ein paar Dinge tragen würde, dann wäre uns Aufmerksamkeit sicher.«

Auf gar keinem Fall!

Stattdessen rieb ich mir die Stirn. „Hm... ich will deinen Optimismus nicht trüben, aber ich glaube nicht, dass er das tun wird. Er ist da etwas eigen." Außerdem wollte ich ihn nun wirklich nicht fragen.

»Ma puce, er hat unglaubliche fünfzig Millionen Follower auf Instagram und kaum Bilder online. Du wirst ja wohl deinen eigenen Verlobten um deinen kleinen Finger wickeln können!«

Machte er mir da gerade etwa einen Vorwurf? „Wirkt das nicht etwas wie Vetternwirtschaft?"

»Kann uns doch egal sein«, erklärte Louis pragmatisch. »Der Kerl setzt Trends und er bricht sich ja keinen Knochen, indem er sich mal durch unsere Kollektion schnüffelt und ab und an was raus trägt.«

„Und was machen wir, wenn ihm unsere Richtung nicht gefällt?", fragte ich rational denkend. Doch dafür hatte Louis nur ein Schnauben übrig: »Dann wird er gezwungen. Ende im Gelände! Also, sag mir Montag wann er vorbei kommt. Bis dann.«

Schon hatte er aufgelegt und ich starrte verdattert auf mein Handy. Hatte Louis sie noch alle? Wenn ich Liam um etwas bat, dann war ich ihm etwas schuldig und aktuell war es ja nun nicht so, dass ich ihn mit irgendetwas in der Hand hatte. Im Gegensatz zu ihm.

Das Eleanor mir das wunderbare Brunch verdarb, indem sie erstens über Louis herzog und mir zweitens mörderische Pläne für meinen Junggesellenabschied unterbreitete. Da bekam ich regelrecht Angst und Bange. 

Ich bräuchte unbedingt Taylors Hilfe dabei, dass sie Eleanor diesen Blödsinn ausredete. Als wenn sie mit Harold Styles konkurrieren wollte. Dass Harold Styles eindeutig mehr Erfahrung hatte, was Party-Verbrechen anging, das schien sie nicht einzusehen.

„Ich will mir aber kein Tattoo stechen lassen und auch keines aus Henna, davon kriege ich nur Juckreize!", beschwerte ich mich zum Ende hin, als wir unseren Brunch bezahlten.

„Ein bisschen etwas riskieren darfst allerdings auch", wies Eleanor mich unnötigerweise darauf hin und ich war gemeiner Weise wirklich froh, als ich sie endlich in ein Taxi setzen konnte und Basil mich abholte.

Basil reichte ich einen Becher starken Kaffee und ein eingepacktes Croissant. „Sonntag arbeiten muss furchtbar sein."

Er bedankte sich jedoch und lächelte: „Nicht doch, Miss Smith. Ich mache gerne die Wochenendschichten für meine Kollegen, die Familie haben. Mir macht das nichts aus."

Vor dem Penthouse tummelten sich erneut Fotografen und langsam frustrierte mich das. Zumal es immer mehr wurden. Basil half mir ohne Hindernisse ins Innere zu kommen und ich war ihm wirklich dankbar. Das private Essen mit Eleanor hatte mir mal wieder vorgegaukelt, dass auch normale Zustände noch möglich waren. Aber das war eine Illusion.

Privatsphäre wurde ein Privileg, wenn man in eine Familie wie die Paynes einheiratete. Es war zu verschmerzen, aber noch hatte ich auch noch keine Absturzbilder von mir in der Presse gefunden. Sobald ich das Penthouse betrat, hörte ich eine männliche Stimme, die definitiv nicht Liam gehörte, sondern Mr Dominico.

Was genau er war, wusste ich nicht. Vielleicht so was, wie eine männliche Taylor, die Liams Termine regelte.

„Ohne professionelle Begleitung und Schutz sollten Sie nicht mehr aufbrechen, Mr Payne", sprach Mr Dominico. Er saß mit Liam im Wohnzimmer und trank eine Tasse Kaffee.

„Machen Sie sich nicht lächerlich", hielt Liam dagegen. „Die paar Arschgeigen halte ich schon selbst in Schach." Er wirkte angeschlagen, aber nicht zermatscht. Leider.

„Fordern Sie ihr Glück nicht heraus", bat Mr Dominico und der kleine, dicke Mann erhob sich. „Ab Montag werden die Sicherheitsbedingungen verschärft. Außerdem müssen wir über die Angebote sprechen."

„Montag ist früh genug", äußerte sich Liam und dann schritt Mr Dominico nickend an mir vorbei: „Einen schönen Tag noch, Miss Smith, auf wiedersehen."

Mit hochgezogenen Augenbrauen musterte ich meinen Fake-Verlobten: „Bist du von deinem Fangirls angefallen worden und kannst dich nicht mehr zur Wehr setzten?"

„Sehr witzig."

Liam folgte mir in die Küche, dort stellte ich die Kaffeemaschine um und suchte nach einem passenden Glas für einen Latte Macchiato. Ich würde Louis einfach sagen, dass Liam kein Interesse daran hatte bei ihm wegen ein paar Werbesachen vorbei zu schauen. So einfach war das. Liam würde mich nur dämlich und erbärmlich zu Kreuze kriechen lassen.

„Dein Goldjunge hat mich vor einer halben Stunde angerufen", sprach er und noch bevor ich die Fakten kannte, wusste ich, was Louis getan hatte. Dieser ungeduldige Verräter!

„Ach, hat er das?", fragte ich betont gelangweilt und stellte das Glas unter der Maschine ab.

„Zeigst du mir am Montag eure Kollektion?", er hatte sich auf die Arbeitsfläche gesetzt und ließ die langen Beine baumeln. Ich drehte mich misstrauisch um musterte ihn. Abwehrend verschränkte ich die Arme vor der Brust: „Lass mich raten, dafür forderst du wieder irgendetwas ein." Sarkastisch wehrte ich ab: „Vergiss es lieber gleich, ich mache keine weiteren Deals mehr mit dir."

Er grinste belustigt und es gefiel mir nicht, deshalb blieb meine Miene unbewegt. Liam neigte leicht den Kopf: „Du besorgst es dir lieber selbst, als dich von mir anfassen zu lassen, hm?"

Das er sich an meine Worte von Vorabend erinnern konnte, verstimmte mich. Dann beugte er sich vor: „Lässt du mich dann zumindest zugucken?"

Hinter mir zischte die Kaffeemaschine und ich schwieg. Jedes Wort über diese Provokation war Verschwendung. Liam schien zu ahnen, dass ich mich nicht auf ein kleines Duell einlassen würde und rutschte von der Arbeitsfläche: „Du weißt nicht, was du verpasst. Mir würden so einiges einfallen, dass uns Spaß machen würde." 

Dreist zwinkernd verließ er die Küche, aber bevor ich ihn ziehen ließ, sprach ich: „Was hast du eigentlich getan, dass Eliza das Weite gesucht hat?"

Ich bildetet mir ein, dass Liam zögerte. Zumindest den Hauch einer Sekunde. Dann zeigte er mir den guten, alten Mittelfinger und rief: „Bis Montag."

Der Latte Macchiato hinter mir war fertig. Den Montag konnte ich kaum erwarten. 

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