Etwas Neues

Schon wieder stand er mit leeren Händen vor seinem Meister, und dieses Mal würde er nicht so ohne weiteres davonkommen. Er kannte die Strafe für Versagen, sie alle kannten sie, sie alle fürchteten sie. McCartney schluckte nervös und versuchte seinen rasenden Puls unter Kontrolle zu bringen. Rafael Bernini saß seelenruhig an seinem breiten Schreibtisch und hörte sich an was McCartney über die Mission berichtete. Die Sonne schien von hinten über Rafaels Schultern und es sah fast so aus als würde er leuchten. McCartney stockte in seiner Erzählung und Rafael sah auf, hastig erzählte er weiter. Rafael widmete sich wieder seinen Papieren. Es war alles sehr ärgerlich. Fast wären wieder zwei Wächter in seiner Falle gelandet, sogar ein Zwillingspaar und dann ließ dieser Trottel von Soldat McCartney sie einfach entwischen. Allerdings und das war der einzige Grund warum McCartney noch nicht tot am Boden lag oder in einer der Extraktionskammer schrie kam eine weitaus ältere Wächterin der kleinen zur Hilfe. Und wenn jemand wusste wie leicht man eine Wächterin unterschätzen konnte dann war er es. Rafael hatte dieses Unternehmen gegründet und so war er einer der ersten die Wächter jagten. Ein schmunzeln breitete sich auf seinen Lippen aus. McCartney lächelte zurück in dem glauben das Lächeln gebührte ihm. "....Und dann tauchte da plötzlich dieser Kleinbus auf. Er war schwarz wie die Nacht und eine Frau saß am Steuer. Sie hatte lange dunkle Haare und eine Haut weiß wie Schnee...."Rafaels Kopf ruckte von seinen Papieren zu McCartney, dieser wurde vollkommen still als er den wütenden Ausdruck auf dem Gesicht seines Meisters sah. "Sonst noch etwas, bist du ihr nachgefahren?" "Nein, nein das konnten wir nicht. Da war eine Barriere, wir konnten bis Sonnenaufgang nicht von dort weg, die Spur der Wächter war bereits kalt also habe ich entschieden das wir zurück fahren und Bericht erstatten." Rafaels Gedanken kreisten um einen Namen so dass er sich nicht mehr richtig konzentrieren konnte. Schnell schrieb er Anweisungen auf ein Blatt und gab es McCartney. Dieser Verbeugte sich und wurde von zwei Wachen nach draußen begleitet. Rafael stellte sich vor das große Fenster in seinem Büro. Die Sonne stach im in die Augen, so schloss er sie und erlaubte sich selbst an sie zu denken. Er wusste das sie ihm die Wächterinnen vor der Nase weggeschnappt hatte. Es hatte eine Zeit in seinem Leben gegeben da hätte er alles für sie, für diese eine Frau getan, dieser einen Frau der er sein Herz geschenkt hatte, er wäre für sie gestorben. Beinahe wäre er das auch, doch dann erkannte er das wahre Wesen hinter den Wächterinnen. Sie taten nur so unschuldig, in Wahrheit waren es alles hexen, die den Tod und noch viel schlimmeres verdienten. Sie verdiente ihn. Rafael verspannte sich, er wusste das jeder Gedanke an sie ihm schmerzen bereitete, doch er musste an sie denken, nur dann fühlte er sich lebendig. Liebe war es die ihn zerstört hatte und egal was er auch tat, die vergiftete Liebe zu ihr ließ ihn nicht los. Sie war alles für ihn und er wollte ihren Tod. Ein boshaftes, dunkles Lächeln das nichts Gutes verhieß stahl sich auf Rafaels Lippen. Leise murmelte er ihren Namen: "Bella."

McCartney schrie auf als die lange Peitsche auf seinen Rücken schnalzte. Der Folterknecht lachte und schlug noch härter zu. Er wusste ganz genau wie stark McCartney war, und wusste wie weit er gehen konnte ohne das er starb. Allerdings würde der Folterknecht dieses Mal nicht so weit gehen. Rafael wollte ihn nur bestrafen, ihn einen Anreiz bieten nicht noch einmal zu versagen. Seinen Tod wollte er nicht, denn die Nachricht auf dem zettel die Rafael ihm gegeben hatte, war ein neuer Befehl. "Finde sie." lautete die Nachricht und das war alles was McCartney brauchte um sofort an einer Lösung für sein Problem zu suchen. Wieder traf die Peitsche seinen Rücken und riss Muskeln und Fleisch auseinander. Die körperlichen Schmerzen hielten ihn nicht davon ab zu denken. Er wusste das die Frau die den Wagen gefahren war, die ältere Wächterin mit dem weißblonden Haar nicht zurück gelassen hatte. Das war einfach nicht der Stil von Wächterinnen, sie gaben extrem fiel auf Loyalität und zusammenhalt. Also musste er nur Blondie finden und er würde auch die anderen Wächterinnen bald in seiner Gewalt haben. McCartneys Körper schrie vor Schmerzen und doch stahl sich ein Lächeln auf seine Lippen. Wie gut es doch war das er vor Blondies angriff noch eine Substanz in ihren Körper hat leiten lassen. Sie wurde aus dem Blut der Wächter gemacht und war von Rafaels Wissenschaftlern modifiziert worden. Man konnten die Substanz, eine rot schimmernde Flüssigkeit überall hin verfolgen, man brauchte nur das geeignete Gerät dafür. Da TrackingBlood, wie es in der Organisation genannt wurde, aus dem Blut der Wächter war, konnten diese es nicht spüren und aussondern wie sie es mit normalen Tracking- Geschossen oder Computer Chips getan hätten. Wächter merkten es ziemlich schnell wenn da etwas in ihrem Körper ist das da nicht hingehört. Das einzige Problem an TrackingBlood war das es selbst mit dem geeigneten technischen Gerät mindestens drei Monate dauern würde um einen konkreten Ort zu finden. Tja TrackingBlood war eine konkrete spur doch es würde dauern. Ich kann warten dachte McCartney und überließ seinen Verstand der schwarzen Ohnmacht, die ihn freudig empfing.

Freya hörte schritte, viele und laute, dazu Kinderstimmen. Sie hörte lachen und weinen und vor allem Streitereien. Vorsichtig bewegte sie sich, ihr Körper fühlte sich steif und unbeweglich an. Als hätte sie monatelang geschlafen und doch erinnerte sie sich an den bösen Mann und die Schmerzen aber vor allem an Marcus warmen Körper der sie beschützend umfing. Sie lächelte bevor sie es überhaupt bemerkte. Eine Hand strich ihr über die Wange und sie schlug die Augen auf. Ihr Blick traf auf Marcus. Er hatte sich auf den Ellbogen gestützt und trug ein schwarzes T-Shirt. Ein Lächeln zierte sein hübsches Gesicht und sorgte dafür das sich ein Grübchen auf seiner Wange zeigte. Mit verschlafener stimme meinte er:"Na Dornröschen was gibt es denn so zu lächeln?" Freya lachte und schubste ihn auf den Rücken, drückte ihn hinunter und brachte sein Gesicht nah an ihres. Das vorher nette und freundliche Lächeln verwandelte sich in etwas dunkles, verführerisches. Sie sah in seine tiefen braunen Augen und genoss diesen Moment des Friedens. Freya wusste ganz genau was nun passieren würde und im Moment scherte sie sich um die Konsequenzen kein bisschen. Alles was sie wollte war dieser starke, gute Mann unter ihr der mit vollkommen offener Seele zu ihr hinaufblickte. Er drängte sie nicht, hob nur die Hand und strich ihr das wilde Haar aus dem Gesicht. Bei der Berührung schloss sie kurz die Augen und beugte sich weiter zu ihm hinunter. Freya konnte seinen warmen Atmen spüren, wusste wie sehr sein Körper sie wollte und war wieder einmal beeindruckt wie stark seine Selbstkontrolle war. Es war der Perfekter Moment, kurz bevor sich ihre Lippen trafen. Perfekt.

"Was macht ihr da?" hörte Freya eine Kinderstimme fragen. Blitzschnell war sie von Marcus heruntergesprungen und hatte sich aufgesetzt. Stirnrunzelnd und sichtlich aus dem Konzept gebracht fragte Freya:" Hallo kleine was machst du hier?" Freya ärgerte sich selbst wie schwach und keuchend ihre Stimme klang. Hinter Freya setzte sich Marcus ebenfalls auf, er sah auch etwas verstört aus und es brauchte einige tiefe Atemzüge bis er wieder er selbst war."Das ist Unfair ich hab zuerst gefragt!". Das kleine Mädchen etwa 8 Jahre alt, stand vor ihnen, die Hände in die Hüften gestemmt und einen wütenden Ausdruck in den Augen. Sie hatte rote Korkenzieherlocken, die jedes Mal wild hin und her wippten wenn das Mädchen sprach. Sie trug Jeans und ein T-Shirt auf dem ein Teddybär abgebildet war. Irgendwoher kannte Freya sie doch, die Erinnerung war in dem Kuddelmuddel ihres Gehirns verloren gegangen. "Wie heißt du?" fragte Freya die kleine. Marcus war inzwischen aufgestanden und ins anliegende Bad gegangen. Das Mädchen sah ihm stirnrunzelnd nach. "Ich heiße Holly. Ich weiß wer ihr seid, ihr habt meine Schwester und mich vor dem bösen Mann gerettet. Kannst du dich nicht mehr erinnern, naja du warst ja die meiste Zeit bewusstlos oder in Rage. Hast du Hunger, Olivia hat gerade Palatschinken gemacht. Die sind superlecker. Ich hab sie total gerne, ich meine die Palatschinken, naja Olivia hab ich auch gerne." Freya lächelte und nickte während Holly weiter redete. Die kleine konnte reden wie ein Wasserfall aber das war Freya egal, Hauptsache, sie wollte nicht mehr wissen was Freya und Marcus da eben getan hatten. "Danke, Holly. Warum gehst du nicht mal vor und ich komme dann mit Marcus nach. Ich will mich vorher nur etwas frischmachen." Jetzt erst fiel ihr auf das sie statt der Blut durchtränkten Sachen von gestern einen schwarzen Jogginganzug anhatte. Mit gerunzelter Stirn sah sie an sich herunter. Holly tat dasselbe und ging ohne ein weiteres Wort. An der Treppe zum Erdgeschoß blieb sie allerdings noch einmal stehen und rief:" Dankeschön für alles." Freya hörte noch wie sie anfing zu lachen und verschwand. Ein seltsames Kind, allerdings nicht seltsamer als alle anderen Wächterkinder. Mit einem Seufzer stand Freya auf, folgte Marcus ins Bad und schloss die Tür hinter sich.

Das Bad war groß und geräumig. Es hatte eine große Badewanne und eine Duschkabine gegenüber. Die fließen waren in weiß und blau gehalten. Marcus stand vor dem einzigen großen spiegel sowie dem Waschbecken. Er hatte sein T-Shirt ausgezogen und lehnte sich an das Waschbecken, er schien vollkommen in Gedanken vertief zu sein. Ein paar Sekunden gönnte sich Freya und bewunderte seinen breiten Rücken, danach rief sie sich zur Ordnung. "Hey, alles okay mit dir, Marcus?" Er drehte sich nicht um, sah sie allerdings im spiegel an. Schließlich nickte er und drehte sich doch um. Noch immer gegen das Becken gelehnt antwortete er ihr. "Ja alles klar. Was ist mit dir. Ich dachte da drin wirklich, ich verliere dich." Sie wusste sofort von welcher Situation er sprach und sie sah auch den Schmerz in seinen Augen während er das sagte, obwohl er doch alles tat um ihn ihr nicht zu zeigen. Verdammt dachte sie sich, er durfte diese Gefühle einfach nicht haben, sie wollte nicht das er angst um sie hatte oder wegen ihr schmerzen litt. Das würde bedeuten das sie mehr wären als einfache Freunde, das durfte sie einfach nicht zulassen. Jede Wächterin wusste wie furchtbar sich die Liebe auswirken konnte. Sie waren anders und sie zu liebe bedeute immer schmerz. Freya wollte das alles aber nicht für Marcus, sie wollte das er lebte und das möglichst ohne Schmerzen und Verlust. Und doch war da ein winziger Teil von ihr der unbedingt liebe wollte, der ihn unbedingt wollte. Dieser lästige unbeugsame Teil der in Marcus damals auf der Wiese etwas außergewöhnliches sah, wurde mit jeder Minute, mit jeder Sekunde in seiner Gegenwart lauter und stärker. Freya sah in seine von schmerz getrübten Augen und wollte ihm auf ihre Art helfen. Ohne zu zögern ging sie auf ihn zu und umarmte ihn fest. Marcus versteifte sich, doch ein paar Sekunden später, ließ er sich in die Umarmung sinken und drückte sie an sich. Freya lächelte an seiner Schulter. "Berührungen sind für Wächterinnen lebensnotwendig, weißt du wir sehen in unserem Leben so viel Leid und Schmerz, das wir es uns angewöhnt haben mit nur einer einzigen liebevollen Umarmung alles zu vergessen das schrecklich oder ungerecht ist. Eine einzige liebevolle Berührung sorgt dafür das wir uns gut und stark fühlen." Freya entließ ihn aus ihrer Umarmung und stellte sich nahe vor ihm hin, sah ihm in die Augen um ihm zu vermitteln was er verstehen musste. "Es ist wichtig, in Umarmungen und Küssen, nichts mehr zu vermuten. Verstanden. Sie dienen einzig und alleine dazu Glück zu spenden. Wenn ich dich also jetzt küsse, dann tue ich das weil wir beide nach dieser Horrornacht genau das brauchen." Freya sah ihn an, wartete auf ein Zeichen das er verstanden hatte, das er sie nicht in eine Beziehung drängen würde, die niemals zu etwas werden würde. Er strich ihr wieder über die Wange und Freya merkte wie sich ihr Herz genau in dem Moment beruhigte. "Ich verstehe was du mir sagen willst, und für den Moment bin ich damit einverstanden." Freya lächelte wieder und beugte sich vor um ihn zu küssen. Doch er legte einen fingen auf ihre Lippen. Auf seinem Gesicht lag ein herausforderndes Lächeln. "Aber meine Liebste Freya, nur für den Moment. Wenn die Zeit gekommen ist, werde ich um dich kämpfen." Dann beugte er sich vor und küsste sie.

Sie war so wunderschön, schoss es Marcus durch den Kopf als er Freya an die geschossene Badezimmertür drückte und ihr Lippen eroberte. Ihre Hände wühlten sich in sein Haar und drückten seinen Kopf noch näher während ihr Körper sich an ihn presste. Seine Hände fuhren ihre Rundungen nach und packten ihre linken Oberschenkel als dieser sich um seine Hüften schlang. Marcus versuchte wirklich darüber nachzudenken was Freya gesagte hatte, wovor sie solche Angst hatte, doch es ging einfach nicht. Er hatte Tagelang nur an sie denken können, an ihre weichen Lippen, eigentlich schon seit dem Kuss in seiner Villa. Er fuhr mit der Hand ihren Oberschenkeln hinauf, ihre haut war so weich.

"Wenn ihr da drinnen sein, macht euch fertig und kommt rauf. Holly hat den anderen Kindern erzählt wir hätten hier einen Vampir und nun wollen alle euch kennenlernen." Marcus und Freya hielten inne. Ihr Bein lag immer noch um seine Hüften und ihre Hände immer noch in seinem Haar. Marcus traute sich nicht zu antworten, er war sich seiner Stimme einfach nicht sicher. Vermutlich wäre nur ein knurren über seine Lippen gekommen. Freya antwortete stattdessen, ihre Stimme zitterte leicht:" Wir kommen gleich." Die Frau, die sie unterbrochen hatte, seufzte genervt und ging wieder. Langsam normalisierte sich die Stimmung wieder. Freya ließ ihn los und stellte sich auf beide Beine. Marcus ließ nur widerwillig zu das sie sich von ihm entfernte. "Ich denke wir sollten uns fertig machen. Ich geh zuerst duschen und dann kannst du." Marcus war etwas schockiert wie gelassen sie wirkte. Obwohl sie ihm gewarnt hatte, indem sie ihm sagte wie Wächterinnen die Sache mit Berührungen sahen, hatte er etwas anderes erwartet. In seinen Armen war sie dahin geschmolzen, er hatte es an ihren Seufzern und an ihrer wirklich eindeutigen Körpersprache erkannt. Er grübelte immer noch über die letzten paar Sekunden nach, als Freya sich ohne Scham die zerrissenen und schmutzigen Kleider vom Leib riss und nun in Unterwäsche vor ihm stand. Wie ein Engel dachte Marcus und sah sie wie ein Halbwüchsiger gierig an. Freya schien genervt und sagte mit ärgerlicher Stimme:" Worauf wartest du, husch raus." Marcus schüttelte den Kopf um die erotischen Gedanken zu vertreiben und ging vor die Tür. Freya schloss sie hinter ihm. Er hörte wie sie die Duschkabine öffnete und das Wasser aufdrehte. Er lächelte in sich hinein. Nein sie war nicht die kühle Freya die sie gab. Sie hatte weder an Shampoon noch an Kleider zum wechseln gedacht. Noch immer in sich hinein lachend nahm er die Sachen, ging ins Badezimmer und legte sie vor die Duschkabine. Er wusste das er etwas zum glühen gebracht hatte und egal wie sehr sie es auch leugnen würde, er wusste es.

Sobald beide frisch geduscht und fertig bekleidet waren gingen sie die hölzerne Treppe hinauf. Freya hatte während der ganzen Zeit nicht gesprochen, unter anderen Umständen hätte er vermutet sie dächte über die letzte Nacht nach, doch er bemerkte ihre roten Wangen und ihre heimlichen Blicke. Marcus konnte sich den Grinser einfach nicht verkneifen, egal wie genervt Freya stöhnte sobald sie ihn wieder grinsend erwischte. Im ganzen Haus herrschte reges Treiben, die Kinder rannten umher, schrien und lachten. Im Wohnzimmer wurde eine große Tee-Party veranstaltet und auf dem Weg in die Küche liefen ihnen drei kleine Mädchen in Prinzessinnenkleidern entgegen. Eine davon fiel vor Marcus hin und fing fruchtbar an zu weinen. Ihre Freundinnen kamen sofort angerannt doch da hatte Marcus sie schon aufgehoben und mit leisen Worten getröstet. Freya sah ihn an während er so beruhigend mit der kleinen redete und sie sogar zum Lachen brachte. "Alles okay, Serena? Hast du dir wehgetan?" kam es von ihren Freundinnen. Serena schüttelte den Kopf und ließ ihren Pferdeschwanz wackeln. Marcus lachte und ließ Serena hinunter, diese bedankte sich höflicher als man es von einer vierjährigen erwartet hätte und lief mit ihren Freundinnen davon. Marcus sah Freya an, die ihn noch immer seltsam anstarrte. "Diese Kinder heutzutage. " erwiderte er nur auf ihren Blick. Sie kamen noch an vielen Kindern und vor allem vielen verschiedenen Aktivitäten vorbei bis sie endlich die große Küche erreichten in der eine schöne blonde Frau gerade kochte. Sie sah die beiden Neuankömmlinge sofort und lächelte Freya zu. "Hallo, ihr müsst Freya und Marcus sein." Freya nickte, setzte sich an den Esstisch und sah ihr von da aus zu wie sie weiter kochte. Marcus fragte:" Und du bist?" "Olivia" meinte sie und lächelte ihn freundlich an. "Bella hat mich zum Babysitten eingeteilt, sie schläft oben falls ihr etwas von ihr braucht." "Nein, warst du diejenige die uns sehen wollte?" Olivia wollte gerade antworten als ein Mädchen von circa 13 Jahren in die Küche stürmte und schluchzend ihre blutende Hand herzeigte. Freya sprang sofort auf und fragte nach dem erste Hilfe koffer. Olivia zeigte auf den Schrank neben der Tür und Freya begann zu suchen. Einige Minuten später hatte das Mädchen aufgehört zu weinen und wurde von Olivias geübten Händen verarztet. Marcus hatte nun die Zeit sie sich ausführlich anzusehen. Natürlich war sie schön so wie jede Wächterin, ihr alter schätzte er auf Mitte 20. Sie hatte lange, blonde und glatte Haare die ihr bis zu den Brüsten reichten. Ihre Augen waren waldgrün und hatten einen intelligenten Glanz. Sie war sportlich und trug Jeans sowie ein schwarzes eng anliegendes T-Shirt. Und obwohl Frey und Olivia nebeneinander standen und jede Wächterin die gleiche Schönheit aufwies, fand Marcus Freya um ein vielfaches schöner als Olivia. " So alles wieder in Ordnung. Hey du warst sehr tapfer, Sparrow. Geh wieder zu deinen Aufgaben und wenn es noch einmal wehtut komm sofort zu mir." Das Mädchen lächelte verweint und ging dann hinaus. Olivias Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf die beiden Fremden. "Zu deiner Frage von vorhin, Marcus: Ja ich war diejenige die euch beide gestört hat. Ich wollte wissen wer genau ihr seid. Bella meinte nur das Freunde im Keller schlafen und das einer davon ein Vampir sei." "und du warst misstrauisch?" Olivia brachte ein abfälliges lachen zu Stande und antwortete:" Natürlich, ich vertrau zwar Bellas Urteil blind aber ich lasse niemanden in diesem Haus umher gehen den ich nicht selbst in Augenschein genommen habe." Mit einem Lächeln wandte sie sich Freya zu. " Allerdings wäre ich etwas freundlicher gewesen wenn ich gewusst hätte das meine liebe Schwester der Freund ist." Liebevoll umarmte Olivia sie. "Ich bin so froh das es dir gut geht." "Danke, Bella kam gerade in letzter Sekunde." Olivia schüttelte den Kopf und sah Richtung Tür. Dort stauten sich schon die neugierigen Kinder. Marcus sah ebenfalls belustigt zur Tür, dort stand auch die kleine Serena in ihrem rosafarbenen Kleid. Olivia schien genervt und meinte:" Wartet kurz ich hole nur schnell Helen, sie sollen sich um das Abendessen kümmern und wir können reden." "Sollten wir nicht alle gemeinsam über die vergangene Nacht sprechen." fragte Freya. "Nein, ich möchte auch eigentlich nicht über dieses Erlebnis mit euch reden, ich möchte euch eher auf die Aufgaben und Pflichten hinweisen die ihr jetzt da ihr in diesem Irrenhaus Zuflucht gefunden habt tragt. Die erste wird sein das ihr hinauf ins Musikzimmer geht und dort Helen und einige ältere Mädchen holt, denn ich weiß nicht ob es euch aufgefallen ist aber außer Palatschiken kann ich so gut wie nichts kochen."Olivia sah zu den verbrannten und völlig ungenießbaren Speisen die sie versuchte hatte zuzubereiten. Marcus und Freya sahen sich vielsagend an und verkniffen sich das Lachen. "Na hopp worauf wartet ihr?" fragte Olivia genervt. Sie fing bereits damit an das verdorbene Essen wegzuschmeißen. Marcus ging von Freya gefolgt durch die Schar von Kindern die sich vor der Tür gebildet hatte, soviel Marcus erkennen konnte waren sie von jedem Alter. Als die beiden neuen Hauptattraktionen des Hauses wurden Marcus und Freya begleitet als sie in den ersten Stock gingen um Helen im Musikzimmer zu suchen. Da keiner der beiden eine Ahnung davon hatte wo es sich befand ließen sie sich von den Kindern dorthin bringen.

Unterwegs sahen sie sich aufmerksam um. Im erste Stock waren die Wände wie im ganze haus mit Holz vertäfelt. Überall hangen Bilder von Kindern und Erwachsenen, lächelnd und glücklich. Freya fühlte sich sofort zuhause. Sie glaubte auch das sie hier einmal gelebt hatte, aber sicherlich vor vielen Jahrzehnten. Die kleine Serena nahm Marcus Hand und führte sie direkt zum Musikzimmer aus dem ein wundervoller Chor zu hören war. Marcus überließ nun Freya die Führung und ging erst nach ihr hinein. Sofort verstummte der Chor von circa 11 Mädchen von 12 bis 18 Jahren. Marcus erkannte auch Gwendolyn und Samantha. Eine wunderschöne Frau stand in der Mitte des Zimmers vor einem großen Klavier. Sie hatte schulterlange dunkle Haare und ein wunderschönes lächeln das sie ihren Besuchern nun zeigte. "Hallo, du musst Freya sein." die Frau ging auf sie zu und umarmte Freya, danach drehte sie sich zu Marcus um." Und du Marcus. Mein Name ist Helen Magnus. Es ist schön das ihr hier seid" Freya nickte gerührt und sagte" Olivia hat gesagt das wir dich holen sollen. Sie schafft das mit dem essen nicht." Helen lächelte in sich hinein und auch von den Mädchen war Gemurmel und kichern zu hören. " Ich sage ihr jedes Mal das sie mir das Kochen überlassen soll, doch Liv will es immer wieder ausprobieren. Na gut Mädchen, Sarah, Gabrielle und Vivian ich möchte das ihr mir in der Küche helft. Gwendolyn du deckst dann den Tisch bitte. Für den Rest gilt Hausaufgaben erledigen und trainieren." Helen drehte sich wieder zu Freya und Marcus. " Ich nehme an Olivia möchte euch einweisen. Sie hat es gerne wenn sie alles weiß was hier vorgeht, lasst euch also nicht abschrecken." Helen lächelte vielsagend und ging Richtung Tür. Die Mädchen folgten ihr allerdings nicht ohne Marcus genau zu betrachten. Kurz vor der Tür blieb Helen noch einmal stehen und drehte sich zu den Kindern um. "Ach bevor ich es vergesse. Haylee wir beide haben nach dem Essen noch eine Klavierstunde, vergiss bitte nicht darauf." Ein etwa dreizehnjähriges Mädchen mit struppigen roten Haaren nickte bei dieser ansage genervt und ging mit den anderen hinaus. Auch sie betrachtete Marcus neugierig. Dieser kam zu dem Schluss das es Männer hier anscheinend nur sehr selten oder gar nicht gab. Freya und er warteten bis alle Kinder den Musikraum verlassen hatten und atmeten danach erleichtert auf. "Ganz schön was los hier, meinte Marcus. Freya nickte und ging zum Klavier. "Es werden immer mehr, ich hab gehört der böse Mann findet immer bessere Methoden um uns zu fangen." in ihrem Ton verbarg sich angst und Trauer. Marcus mochte es ganz und gar nicht wenn Freya so niedergeschlagen und hoffnungslos aussah. Ihm fiel nur ein Weg ein um die Stimmung wieder heiter zu machen. Marcus setzte sich an das Klavier und begann ein lustiges und heiteres lied zu spielen. Es dauerte nicht lange und Freya sang dazu und wurde wieder froh, in ihren Augen schimmerte die Freude. Als das Lied zu Ende war setzte sich Freya neben Marcus und lächelte in übermütig an." Wo hast du so spielen gelernt, du bist fantastisch." "Ob dus glaubst oder nicht ich hab mal auf einem Kreuzfahrtschiff als Pianist gearbeitet. Allerdings wirklich nur ein einziges Mal, Es war ein wundervoller Job. Hab eine Menge toller Leute kennengelernt." Freya runzelte die Stirn" Wenn er dir so gut gefallen hat warum hast du nur ein einziges Mal dort gearbeitet?" Marcus lächelte " Weil das auf dem Meeresboden nicht mehr so gut funktioniert. Leider sank das Schiff und ich mit ihm." Freyas Finger spielten mit der Klaviertastatur." Welches Schiff war es?" " Darauf kommst du nicht: die Titanic." Plötzlich warf Freya den Kopf zurück und brüllte vor Lachen. Marcus hatte sie noch nie so lachen sehen, sie lachte so heftig das er Angst hatte sie fiele vom Hocker. "Was ist so witzig?" Freya wischte sich die Lachtränen von den Wangen und sah in mit tränenfeuchten Augen an. "Ich..ich war auch auf der Titanic. Ich hab bis zum Schluss auf dem Deck getanzt zu einem wundervollen Pianisten. Ich wusste ja das für eine Küchenhilfe niemand Platz machen würde." Marcus sah sie vollkommen verblüfft an dann fing auch er an zu lachen."Ich kann mich an ein Mädchen erinnern das zu meiner Musik tanzte. Sie war wunderschön, ich dachte mir damals, sie hätte ich geheiratet ,würden wir nicht heute Nacht sterben." Freya hörte auf zu lachen und sah ihn erstaunt an."Wirklich?" Marcus war sich nicht sicher ob er nicht ein wenig hoffen in ihrer Stimme gehört hatte. Gerade als er nachfragen wollte, stand Freya auf. Verlegen wischte sie sich die Augen trocken." Wir sollten wieder nach unten Olivia wartet sicher schon auf uns." Auch Marcus stand auf, ihm blieb allerdings keine Gelegenheit ihr irgendetwas zu sagen. Freya rannte bereits die Treppen hinunter vorbei an ein paar Mädchen vollgespritzt mit Farbe. Marcus folgte ihr geschwind und kam nur einen Moment nach ihr in der Küche an. Helen hatte das Kommando übernommen und bereitete nun zusammen mit ihren Helferinnen ein wirklich gut riechendes essen zu. Olivia saß mit einer Mischung aus gedemütigtem und verärgertem Gesicht daneben. Sobald sie die beiden Neuankömmlinge gesehen hatte stand sie auf und deutete Marcus und Freya ihr zu folgen.

Olivia führte sie in den hinteren Teil des Hauses. Dort waren aneinandergereiht die Zimmer der älteren Wächterinnen. Auf jeder Tür in dem langen Gang prangte ein großes wild verziertes Namensschild. "In diesem Teil des Hauses leben ausschließlich die älteren um ihnen ein wenig mehr Privatsphäre zu gönnen. Ich bin mir nicht sicher ob Freya dir das erzählt hat aber Wächterinnen brauchen Berührungen." Mit einem verruchten lächeln drehte sich Olivia im gehen um und sah Marcus an. "Die älteren brauchen in dieser Hinsicht sogar etwas mehr. Und damit die kleinen davon nichts mitbekommen bleiben sie hier." "Ist das nicht gefährlich wenn die Mädchen einfach wahllos Jungs mit auf ihr Zimmer nehmen?" Olivia war angekommen und öffnete eine schwere Holztür auf der Büro stand. In Wahrheit war es mehr ein einfacher Raum mit vielen Sesseln die in kleinen kreisen aufgestellt waren. Die Wände waren mit Holz vertäfelt und es hangen ein paar schöne Bilder an den Wänden. Im hinteren Teil des Raumes gab es drei große Fenster die die Abendröte hereingelassen hätten, wären nicht Vorhänge davor gewesen. Olivia setzte sich in einen großen Ledersessel und deutete ihnen sich ebenfalls hinzusetzen. Sobald sie saßen antwortete Olivia auf die Frage. " Sie dürfen doch nicht wahllos Jungs mitbringen, eigentlich dürfen sie nur dann einen Jungen mitbringen wenn der ihr Gefährte ist, ansonsten muss alles außerhalb stattfinden." Marcus war schon wieder verwirrt, es kam ihm so vor das er auf jede Antwort eine neue frage bekam. "Gefährte? Was ist das?" Olivias Gesichtszüge vereisten und sie sah kurz zu Freya dann wieder zu Marcus. "Nicht wichtig. Also kommen wir zu dem wesentlich Teil dieser kleinen Unterredung." Olivia beugte sich vor. "In diesem Haus befinden sich zurzeit um die 40 Mädchen plus wir erwachsenen. Helen ist für Musik, Kunst und Wissenschaft verantwortlich. Bella lehrt Sprachen, Literatur und sie ist die älteste und Leiterin hier. Dann gibt es noch mich, ich mach Sport und Kampfunterricht. Oh und Kahlan, sie macht Politik und Kulturen. Sie versucht den Kinder ein wenig über die Außenwelt beizubringen, damit sie beim ersten Mal im Einsatz nicht zu geschockt sind." "Warum Einsatz?" fragte Marcus. Diesmal antworte Freya ihm:" Weil auch wenn eine Wächterin nicht in ihrem Land ist sie sich dennoch dafür verantwortlich fühlt und sobald wie möglich zurück will um es zu verteidigen." "Das heißt du fühlst jetzt gerade auch was in deinem Land vorgeht?" Freya nickte. Marcus stieß einen tiefen Seufzer aus, das war wirklich viel zu verstehen. Olivia lachte darüber nur. " Ich weiß es ist viel wenn man nicht gerade hineingeboren wurde, gibt es da viele Sachen die man beachten muss. Keine Sorge du schaffst das schon." " Sind das alle Lehrer hier?" fragte Freya. Olivia schüttelte den Kopf. " Nein, wir sind nur fix hier. Es kommen immer wieder ältere Schwestern und helfen und eine Weile aus. Auch die Zahl von 40 Mädchen ist nicht konstant. Es gehen viele wenn sie sich bereit fühlen ein neues Leben zu beginnen, ein leben außerhalb dieser Zuflucht. Und manchmal haben wir viele mehr Kinder hier, weil der böse Mann einen glückstreffen hatte und mehrere Wächterinnen auf einmal gefunden hat." " Was wird nun unsere Aufgabe sein, Liv?" fragte Freya. " Naja du hast Engelsflügel, nicht wahr? Dann übernimmst du den Flugunterricht. Manche der Mädchen können von ihren Fähigkeiten her fliegen, aber bis jetzt hatten wir niemanden der ihnen das richtig beibringt. Einverstanden?" Freya nickte glücklich. Auch ihr hatte eine gute Freundin einst das fliegen beigebracht und sie freute sich darauf den Kindern dieses Vergnügen zu lehren." So und nun zu dir Marcus was kannst du besonderes?" "Ich hab keine Ahnung, ich bin stark und schnell aber das ist nichts besonderes hier." " Du bist ein Vampir, kennst du dich mit den anderen Wesen die auf der Erde wandeln aus?" " Ja, ich bin viel herumgekommen und kenne mich einigermaßen aus." "Wunderbar dann wirst du das unterrichten." "Aber wie, ich hab nie als Lehrer gearbeitet." Olivia lachte und machte eine abfällige Handbewegung. "Das ist egal, die Kinder hier lernen von jedem etwas, du musst es nur schaffen sie interessiert zu machen, dann ist alles weitere ein Klacks." Marcus war sich immer noch nicht sicher, ob er das schaffen würde, doch er war bereit es zu probieren. " Den Tagesablauf hier kriegt ihr relativ schnell mit. Im Prinzip und das dürft ihr bei eurer Arbeit hier nicht vergessen, ist jedes Kind einzigartig und lebt seinen eigenen Rhythmus." "Was heißt das für unseren Unterricht?" fragte Marcus. Olivia seufzte und versuchte die richtigen Worte zu finden. Freya kam ihr zuvor indem sie sich an Marcus wandte und ihm antwortete:" Das heißt das es keine fixen stunden gibt oder fixe Lehrpläne. Das heißt die Kinder kommen zu dir wenn sie etwas wissen wollen." "Aber was wenn keines zu mir kommt?" Freya lächelte genau wie Olivia, als hätte Marcus etwas offensichtliches übersehen. Olivia antwortete ihm" Sie werden kommen, glaub mir. Es ist nur schwierig Stundenpläne zu entwerfen wenn jedes Kind aufgrund seiner besonderen Begabung andere Bedürfnisse hat. Mit dieser Methode hatten wir bis jetzt keine Probleme. Also keine sorge du musst auch nichts vorbereiten oder so. Sei einfach du selbst und erzähl ihnen was, die meisten haben ein sehr gutes Gedächtnis." Olivia schien vollkommen überzeugt davon. "Was das essen angeht, da helfen wir einander. Meistens sucht Bella die Speisen aus und wir kochen sie im Laufe des Tages, so dass jedes Kind sie sich nehmen kann, wenn es gerade Zeit hat. Ihr müsst wissen die Kinder sind meistens sehr beschäftigt." "Was ist mit den Kleineren?" fragte Freya und beugte sich ein wenig mehr vor. Marcus sah das Interesse in ihren eisblauen Augen. Erst jetzt bemerkte er wie gelassen und offen sie war seit sie beide hier angekommen waren. " Die kleineren dazu zählen die 1 bis 3 jährigen sind eigentlich immer in der Obhut von Kahlan. Sie passt ständig auf sie auf und sorgt auch für einen halbwegs geregelten Tagesablauf. Aber genaues weiß ich nicht. Da müsst ihr sie fragen." Freya nickte zum Zeichen des Verständnis und lehnte sich grübelnd zurück. Marcus hatte noch eine Frage also stellte er sie lieber gleich, denn wie es aussah wollte Olivia ihre Unterredung schon beenden. " Wieso sind die Kinder ab 5 Jahren alt genug ihren Tagesablauf selbst zu bestimmen?" " Naja das nicht, es ist etwas anderes. Schau Marcus, Wächterinnen sind nicht wirklich so alt wie sie aussehen. Wir alle wurden vor Jahrhunderten, manche sogar vor Jahrtausenden geboren und zu Wächterinnen gemacht. Wenn wir sterben werden wir einfach wiedergeboren und das geht weiter so, immer und immer weiter." Olivia sah traurig aus als sie weitersprach." Deshalb sind die kleinen Kinder die du da draußen siehst alte Seelen. Man muss sie Respekt und liebevoll behandeln. Wenn Wächterinnen außerhalb unserer sicheren Häuser aufwachsen erkennen sie erst wer sie sind wenn sie stark genug dafür sind, ein traumatisches Erlebnis die Fähigkeit auslöst oder eine wichtige Wächterinnen Aufgabe sie zwingt zu erwachen. Hier allerdings wissen sie ganz genau wer sie sind. Natürlich sind es auch Kinder die hochgenommen und umarmt werden wollen, aber sie wollen auch das wir ihnen Freiraum geben, das wir sie ihr Leben nach ihren Regeln leben lassen." "Wenn sie aber alles aus ihren früheren leben wissen, wieso unterrichten wir sie dann?" Olivia stöhnte genervt auf, sie war Marcus ständige Fragerei leid." Weil wir nicht alle unsere Erinnerungen im Gedächtnis haben, meine Güte da würden unsere Köpfe ja explodieren. Wir haben nur die Erfahrungen, die wir in diesem Leben in diesen Körpern gemacht haben und natürlich die Kampf Erfahrung in unseren Dolchen. Aber wir alle wissen das wir alt sind, das wir schon viel mehr erlebt haben. Wir sehen es manchmal in unseren Träumen oder spüren es in einem Deja-vu. Verstanden? So die restlichen Fragen kann dir sicher auch Freya beantworten." Mit diesen Worten stand Olivia auf und ging zur Tür. Bevor sie hinaustrat drehte sie sich noch einmal um und sagte den beiden dort sitzenden Gestalten:" Wenn ihr fertig seid, kommt runter. Helen kocht unglaublich gut und ihr wollt das sicher nicht verpassen." Damit schlug die Tür ins Schloss und sie waren alleine. Marcus lehnte sich zurück, er hatte gar nicht gemerkt das er sich im Laufe des Gesprächs nach vorne gebeugt hatte genauso wie Freya. Das war ein Gedanke über den er schmunzeln musste. " Was ist so amüsant?" fragte ihn die schöne Frau zu seiner linken. Marcus drehte sich zu ihr um und sah ihr in die eisblauen Augen die ihn wie nichts andere Fesseln konnten, naja vielleicht waren ihre Küsse sogar noch fesselnder. Mit einem Lächeln antwortete er ihr:" Nichts, ich hatte nur einen witzigen Gedanken. Nicht so wichtig." Freya lächelte ihn ebenfalls an und Marcus spürte wieder wie sein Herz schneller schlug. "Hast du noch irgendwelche Fragen die ich dir beantworten könnte?" "Momentan nicht, aber darf ich dich fragen sobald mir wieder was einfällt?" Freya nickte. "Natürlich." Freya stand auf und war im Begriff zur Tür zu gehen. Schnell stand Marcus ebenfalls auf und stellte sich ihr in den weg. " Also eine Frage hätte ich da schon noch." Freya verschränkte die Arme und sah ihn herausfordernd an. " Und die wäre?" Mit einem schiefen grinsen trat Marcus näher an sie heran. Die Gesichter nur Zentimeter voneinander entfernt sahen sie sich in die Augen. Marcus löste Freyas verschränkte Arme sodass sie seitlich an ihr herabhingen und strich ihr langsam das seidige Haar aus dem Gesicht. Freya stand da wie versteinert, keinerlei Emotionen war auf ihrem Gesicht zu erkennen. Langsam zeichnete seine rechte Hand Linien auf ihr schönes Gesicht während seine andere Hand ihre ganz fest hielt. Als er seinen Mund näher an ihren brachte schloss sie die Augen. Kurz vor dem Kuss den Marcus sich so sehr wünschte, hielt er inne und flüsterte in den menschenleeren raum:" Darf ich dich küssen?" Plötzlich erschien ein Lächeln auf ihren Lippen und ihre Augen fingen an zu strahlen. Es war als hätte Marcus etwas wundervoll richtiges gemacht. Freya warf sich in seine Arme und gab ihm einen Kuss den er nie würde vergessen können.

Als sie nach ein paar sehr aufregenden Minuten hinunter in den ersten Stock gingen erwartete sie ein riesiges Durcheinander. Anscheinend war gerade das Abendessen auf den Tisch gekommen und überall saßen Kinder die Teller voller essen vor ihnen herum und unterhielten sich lautstark. Im Erdgeschoss standen viele Tische weshalb nicht ein Kind auf dem Boden aß, zum Teil weil das eine der wenigen regeln war und andererseits deswegen weil, und das wusste Freya ganz genau, jede Wächterin irgendwo eine Lady war. In der Küche war es am lautesten, die Kinder drängelten um große Kochtöpfe und Helen hatte ihre not Ordnung zu machen. Als Freya gefolgt von Marcus in die Küche traten schauten die Kinder sie kurz und neugierig an, aber da sich das Gerücht das sie hierbleiben würden garantiert schon rumgesprochen hatte, hielt es keine für nötig sich vorzustellen oder Fragen zu stellen. Die kleine Serena saß zusammen mit ihren Freundinnen an einem gelben Plastiktisch. Sie winkte in Freyas Richtung und diese nahm an das Serena auch wirklich sie meinte. Es dauerte ein paar Sekunden bis Freya bemerkte das Marcus hinter ihr ebenfalls winkte und er gemeint war nicht sie. Peinlich berührt ließ sie die Hand sinken und stellte sich zu der erschöpften Helen. Dieses schrie beinahe über den Lärm:" Ihr habt mit Liv geredet?" Eine deutliche Frage, aber da Freya weder die Zeit noch die Lust hatte alles genau zu erklären und obendrein nicht im ganzen Raum herumbrüllen wollte nickte sie nur. Helen nickte ebenfalls als würde sie ihre Beweggründe nicht genauer zu antworten verstehen. Freya beobachtete Marcus wie er sich aufmerksam umsah und schließlich einen lauten pfiff durch seine Lippen ausstieß. Sofort war es in der Küche ruhig und auch im angrenzenden Wohnzimmer war es ruhig geworden. Mit ruhiger und starker stimme sprach Marcus zu den Kindern:" Mein Name ist Marcus Woolth, ich werde hier eine Weile leben und eurer Lehrer sein. Da man hier nicht einmal seine eigenen Gedanken hören konnte, möchte ich euch bitte ein wenig leiser zu sein und darauf zu achten das der Lärmpegel nicht unerträglich wird. Danke." Damit verbeugte sich Marcus kunstvoll und setzte ein Lächeln auf. Die Kinder nahmen seine bitte mit Gelassenheit aber auch mit achtung auf. Sie wurden tatsächlich leiser und die Atmosphäre in Erdgeschoss wurde entspannter. Freya war wirklich beeindruckt und ertappt sich bei dem Gedanken stolz auf Marcus "ihren Mann" zu sein. Er wurde langsam richtig perfekt denn wie er die Situation oben im Büro gelöst hatte und auch das hier, machte ihn genau das perfekt, und das störte Freya sehr, denn perfekt würde bedeuten das sie sich was ernstes vorstellen konnte und das würde bedeuten er könnte ihr Gefährte werden. Die düstersten Gedanken die auf diesen folgten ließen Freyas Stirn mit Falten bedecken. Marcus bemerkte ihren gespannten Gesichtsausdruck und fragte in demselben leisen und doch deutlichen Ton wie die Kinder ob alles in Ordnung sei oder ob er nicht vielleicht etwas falsch gemacht hatte. Freya schüttelte den Kopf er hatte schon wieder alles richtig gemacht, und verscheuchte damit endgültig alle Gedanken zu diesem sehr speziellen Thema. " Das war sehr gut, du hast ein Händchen für Kinder." Freya lächelte ihn an damit er sich ganz sicher sein konnte das sie es ernst meinte. Erleichtert seufzte er und ließ sich an einem der noch leer stehenden Tische nieder. Helen sah Freya bedeutungsvoll an und belud einen Teller mit einer der vielen speisen die heute gekocht wurden: Spagetti mit Fleischknödel und stellte ihn vor die beiden hin. Danach tat sie so als bräuchte eines der Kinder ihre Hilfe beim Essen und ließ die beiden an ihrem etwas abseits gelegenen Tisch alleine. Helen hielt sich wohl für besonders witzig, allerdings störte Freya das kleine privatessen nicht so sehr wie sie zugegeben hätte. Marcus lächelte ihr liebevoll zu und begann zu essen. Dabei fragte er nach ihren Hobby und so begann ihr erstes richtiges Date, dachte Freya mit heimlicher Freude.

"Also das aller erste was du tust bevor du losfliegst ist?" Freya stand in einem blauen Tanktop vor ihren Schülern, die Hände vor ihrer Brust verschränkt um ernster zu wirken. Sie glaubte zwar nicht das es etwas half aber immerhin hörten ihr ihre Schüler zu. Ihre Schülerschaft wenn man es so nennen konnte bestanden hauptsächlich nur aus zehn Mädchen allerdings hatten nicht alle Flügel, die meisten hatten irgendeine geistige Kraft um sich selbst fliegen zu lassen. Das Prinzip war dasselbe deshalb unterrichtete Freya auch sie . Ein zwölfjähriges sommersprossiges Mädchen sagte gut gelaunt:" Das Wetter prüfen. Ohne das richtige Wetter kann man nicht einfach so fliegen, es könnte gefährlich werden." Freya wiederholte diesen ersten Grundsatz jede Unterrichtseinheit, denn er war einfach wirklich das wichtigste beim Fliegen. Sie selbst hatte das auf die harte Tour lernen müssen und besaß von diesem Unglück eine große helle Narbe quer über ihren Bauch. Damals wäre sie fast gestorben. "Das ist absolut richtig. So wie sieht es mit dem Wetter heute aus, Desiree?" Es war später Nachmittag und angenehm warm wenn man bedachte wie weit sie hier im Norden waren. Die Sonne zeichnete den Himmel rot, und schon bald würde Marcus aufwachen. Freya wollte nicht den ganzen Tag ohne ihn verbringen nur um dann alleine im Bett zu liegen, deshalb hatte sie sich den Rhythmus von Marcus angenähert. Sie schlief bis nach Mittag und machte dann ihre Flugstunden. So war sie wach um danach Zeit mit Marcus zu verbringen. Außerdem war die beste zeit für einen Flug wenn die Sonne aufging und das befürwortete ihren Rhythmus noch mehr. Marcus wusste zwar nicht das sie sich seinetwegen so verhielt, und er würde es auch nicht erfahren wenn es nach ihr ginge, aber es machte ihn trotzdem glücklich, das konnte sie sehen. Während sie den Kinder weiter erklärte wie sie heute fliegen würden, freute sie sich insgeheim schon auf Marcus. Sie waren bereits drei Wochen hier und hatten sich gut eingelebt. Da Marcus, durch seine Vampirismus bedingte Sonnenallergie die Nachtschichten übernahm waren die erwachsenen Wächter ihm gegenüber sehr zuvorkommend und begrüßten ihn bei sich. Sie hassten es sich die Nachtschicht einzuteilen. Er war der erste Mann sein langem in diesem Haus, und die Kinder waren total verrückt nach ihm. Freya liebte es ihn zusammen mit den kleinen zu sehen, er wäre sicher ein guter Vater geworden wäre er nicht zum Vampir gemacht worden. Marcus hatte ihr einmal erzählt das er für eine lange Zeit sehr traurig gewesen war als er diese Detail seines neuen Lebens erfahren hatte. Freya vertrieb diesen Gedanken ganz schnell, das waren nicht die Gedanken einer intelligenten, erwachsenen Wächterin die wusste was mit den Männern passierte die sich auf Wächter einließen, das waren die dummen, naiven Gedanken eines verliebten Mädchens. Sie würde es nie zugeben und auch jetzt sträubte sie sich bei dem Gedanken mehr für Marcus zu empfinden doch in Wahrheit machte ihr Herz einen Satz wenn sie ihn sah. Ein Lächeln ließ sie zu, nicht mehr und konzentrierte sich auf ihre Schüler. "So alle bereit für eine kleine Runde. Keine Sorge wir sind noch lange davon entfernt weitere Sachen zu fliegen, also wird das heute nur ein kurzer Flug um die Gegend hier. Wir bleiben konstant in derselben Höhe und keiner macht Extratouren verstanden?" Damit sah sie vor allem Samantha an, das Mädchen war immer so übermütig mit ihren Flugkünsten und versuchte sich zu beweisen. Samantha rollte nur die Augen wie man es von einer knapp 16 jährigen erwarten würde. Freya verstand das als ja und breitete ihre Flügel aus. Es war ein herrliches Gefühl sie nicht ständig in ihrem Rücken verstecken zu müssen. Die Kinder mit Flügel taten es ihr nach, die anderen machten sich bereit ihre Telekinese oder was auch immer ihre Talente waren zu nutzen. Freya war sich nicht einmal genau sicher was ihre Schützlinge dazu brachte zu fliegen und sie hatte auch nicht vor zu fragen, die Fähigkeiten einer Wächterin waren etwas sehr intimes. Freya sah ihre Schüler noch einmal an und sagte voller Vorfreude:" Und los." Mit einem satz waren sie in der Höhe. Freya wartete bis sich alle gefangen hatten und relativ sicher in der Luft schwebten. " So fliegt mir nach, aber haltet Sicherheitsabstand. In der Formation die wir geübt haben." Kollektives nicken bestätigte das gehörte. Freya flog voraus an der Spitze der Formation. Langsam zogen sie ihre Kreise in der Höhe. Der Wind blies ihr ins Gesicht und sie genoss den herrlichen Sonnenuntergang während sie sich darauf freute Marcus bald wieder zu sehen.

Bevor sie Marcus wecken wollte, duschte Freya, denn sie war voller Erde. Der kleine Probeflug endete nicht so wie gedacht. Eines der Mädchen verlor die Kontrolle und stürzte ab, Freya war gerade noch rechtzeitig gekommen um sie aufzufangen. Leider wurden sie dennoch auf den Boden katapultiert und über die erde geschliffen. Dem Kind war nichts passiert außer ein paar Kratzern und blauen Flecken zusätzlich zu einer Erdendusche. Freya hatte es nicht so gut getroffen, sie hatte das Kind aufgefangen und mit ihrem eigenen Körper beschützt, dadurch entstanden lange Schnitte auf ihrem Rücken und Flügel. Sie waren nicht so schlimm, allerdings wollte Helen nicht das Freya ihre Flügel in ihren Körper zog damit sie gut heilten. Für Freya war das kein Problem, sie hatte sie schon so lange versteckt, es war erfrischend sie nicht verstecken zu müssen. Als Freya aus der Dusche kam, zog Marcus sich gerade ein schwarzes T-Shirt an. Da es sich um seinen Oberkörper spannte, konnte Freya jeden seiner Muskeln erahnen. Marcus drehte sich zu ihr um und sofort erschien ein Lächeln auf seinem Gesicht, als würde die Sonne aufgehen, oder in seinem Fall der Mond. Freya mochte dieses Lächeln sehr. "Wie war das Fliegen?" Freya schüttelte den Kopf und zog scharf die Luft ein. "Nicht ganz so gut, heute." Sofort merkte Marcus auf und kam auf sie zu, legte ihr beschützend die Hände auf die Schultern. "Was ist passiert bist du verletzt?" Aufmerksam betrachtete er ihren Körper und suchte nach Wunden. "Es war nur ein kleiner Unfall, allerdings meint Helen ich soll meine Flügel für die Dauer der Heilung draußen lassen. Ich hoffe das stört dich nicht." Marcus drehte Freya um, sodass ihr Rücken und ihre schneeweißen Flügel für ihn sichtbar waren. Erschrocken hielt er die Luft an. "Aber ansonsten bist du unverletzt oder?" Freya drehte sich lächelnd zu ihm um und umarmte ihn. Er machte sich viel zu viele Sorgen um sie und obwohl sie es nicht wollte; langsam gewöhnte sie sich daran. Er umarmte sie vorsichtig um die schnitte auf ihrem Rücken nicht zu berühren und küsste sie sanft auf die Stirn. Freya lächelte spitze und fragte ihn sarkastisch:" War das etwa alles?" Marcus kicherte leise und küsste Freya auf die Lippen. Zuerst ganz sanft doch als Freya sich an ihn drückte und ihre Zunge ins Spiel brachte konnte Marcus nicht anders und legte seine Hände auf ihren unteren Rücken. An seinen Lippen lächelnd, freute Freya sich darüber das er ihre wunden nicht vergessen hatte. Der Kuss war unbeschreiblich schön, und er gab Freya Kraft. Leise stöhnte sie und Marcus fuhr wie durch dieses Zeichen ermutigt mit den Händen an ihren Hintern der nur knapp von dem weißen Badetuch das sie um ihren Körper trug bedeckt war. Freya liebte es mit Marcus rumzumachen, allerdings wusste sie das sie dadurch den ganzen Abend hier unten bleiben würden und das wollte sie nicht. Sie wollte das Marcus Zeit mit den Kindern verbrachte und ein wenig lebte. Also gab sie ihm noch ein wenig mehr und schmiegte sich fest an ihn nur um ihn eine Sekunde später loszulassen. Marcus runzelte die Stirn und sah sie an." Musst du das eigentlich immer machen?" Freya lachte:" Was denn?" "Mich so küssen und dann auf Distanz gehen, das ist nicht besonders fair gegenüber meinen Eiern." Freya drehte sich um, schnappte sich im vorübergehen ein blaues Sommerkleid mit weißen Blumendruck und rief ihm im gehen zu:" Ach ich denke das werden deine Jungs schon überstehen." Freya wusste das ihn dieses Spiel in den Wahnsinn trieb, aber sie spielte es einfach zu gern als das sie damit aufhören könnte. Sie war schon lange nicht mehr so glücklich gewesen. Bevor sie die hölzerne Treppe ins Erdgeschoss hinauf ging, streifte sie ihr Badetuch ab, ließ Marcus einen kurzen Blick auf sie werfen wie ein Versprechen für spätere Sünden und zog ihr Sommerkleid an. Es war schön luftig damit ihre Flügel genug Platz hatten. Olivia hatte es ihr gebracht. Wütend schrie Marcus ihr hinterher:" War das wirklich nötig, Hexe?" Sie hörte ihn noch kurz lachen und ihr dann folgen.

" So was hab ich alles verpasst?" Marcus hatte sich eine Blutkonserve mit hinauf genommen und genoss sie während Freya ihn auf den neuesten Stand brachte. " Also Camille und ich hatten diesen kleinen Unfall heute Nachmittag. Sprich sie besser nicht darauf an sie ist da etwas empfindlich. Dann hat Olivia heute neue Kleidung von einem großen Einkaufszentrum in Paris mitgebracht, sind ein paar tolle Sachen dabei auch für dich." Marcus unterbrach sie" Ein großes Einkaufszentrum in Paris? Wie ist sie so schnell dorthin gekommen?" " Sie ist Teleporterin, ist ihre Gabe. Wirklich nützlich. So weiter im Konzept, wenn du nach diesem Drink noch hunger hast, Kahlan hat gekocht. Ein super Gericht aus Indien, aber pass auf sehr scharf. Ansonsten?" Während Freya überlegte sah sich Marcus um, in der Küche in der sie saßen war nur wenig los. Die ganz kleinen waren schon im Begriff ins Bett zu gehen, und er hörte Olivias laute Stimme im Obergeschoss als sie die Kinder dazu bringen wollte zähne zu putzen. An einem Tisch in ihrer Nähe saßen Holly und Liz und spielten Schach. Die Figuren bewegten sich nicht einen Zentimeter und doch hatte Marcus den Eindruck sie wären in einem wilden Spiel vertieft. "Beindruckend nicht wahr?" Freya hatte sein Interesse bemerkt und sah ihn lächelnd an. "Spielen sie, oder sitzen sie nur da und starren das Brett an?" " Sag du es mir?" Marcus kam es so vor als wollte Freya ihn testen also antwortete er wahrheitsgemäß:" Ich denke sie spielen, und das sehr verbissen." Freya sah ihn mit Stolz in den Augen an." Das ist richtig. Sie spielen, aber anders als normale Kinder. Sie spielen in ihren Köpfen." Das war etwas das Marcus noch nicht kannte und er wollte mehr darüber erfahren:" Wie meinst du das?" Es dauerte bis Freya antworten konnte, er sah an ihrem Gesicht das sie angestrengt nachdachte um es ihm richtig erklären zu können. Es machte Marcus nichts aus zu warten, er war nur froh das Freya nichts mehr zurückhielt und ihm jede seiner Fragen beantwortete. Es gab so viel zu lernen und er wollte unbedingt Teil dieses, Freyas Lebens sein." Du weißt das die beiden Zwillinge sind und das wir bei unserem ersten Leben alle als Zwillinge auf die Welt kommen." Freya wartete bis Marcus bestätigte, danach fuhr sie fort."Jedes Zwillingspaar teilt sich ein Herz, eine Seele könnte man sagen. Du musst es dir wie einen Eisbecher vorstellen aus dem zwei Menschen essen. Meine Zwillingsschwester heißt in diesem Leben Rachel. Sie lebt weit weg von mir und doch ist sie immer in meinem Herzen, meinen Gedanken. Normalerweise verschließen wir uns vor den jeweils andern um zumindest ein wenig Privatsphäre zu haben, aber bei wichtigen Dingen wie Gefahr oder Angst, spüren wir alles hautnah. Genauso wie Verletzungen, deshalb heilen wir so schnell, geteiltes Leid ist halbes Leid. In Liz und Hollys fall, sind sie kinder und deshalb noch nicht so erpicht darauf allein zu sein, im Gegenteil als Kinder wollen wir nichts sehnlicher als unsere Schwester zu spüren und um nicht allein zu sein. Die beiden bewegen deshalb keine Figuren weil sie das Spiel in ihren Köpfen spielen, sobald die eine einen Spielzug ersonnen hat weiß die andere ihn schon und weiß wie sie darauf reagieren will. Verstanden?" Marcus nickte bedächtig. " Aber wenn ihr in euren Gedanken nie alleine seid, wie kommt es dann das ihr so unterschiedliche Charaktere habt?" Freya verzog den Mund, es war etwas das sie noch niemand zuvor gefragt hatte, eigentlich hatte sie noch nie jemand irgendetwas über ihrem Leben als Wächterin gefragt. „ Also kommen wir zu meinem Beispiel mit dem Eisbecher zurück. In dem Eisbecher liegen unsere Erlebnisse, unsere Emotionen dazu und auch ein Teil unserer Kraft. Nicht aber unsere eigenen Gedanken, die bleiben schön bei uns selbst. Rachel und ich haben in unserem Eisbecher all unsere Erlebnisse und Gefühle zu den jeweiligen Ereignissen. In der Sekunde in der wir sie fühlen liegen sie schon im Eisbecher und der gehört uns beiden. Einigermaßen Verstanden?" Marcus merkte das Freya sich wirklich Mühe gab, ihm alles und ausführlich zu erklären und bis zu einem gewissen Grad verstand er auch alles. Aber hin und wieder fragte er sich wie es zu all dem hier gekommen war. Bis jetzt hatte er sich nicht getraut die Frage zu stellen, aber irgendwann musste sie sowieso raus. Gerade als er Freya nach dem woher fragen wollte ertönte aus dem Musikzimmer laute Musik und Mädchengesang. Die Kinder und auch Freya sprangen sofort auf und rannten Richtung Tür. Dort wartete aber nur Freya, die Kinder waren zu ungeduldig und rannten voraus. „Schnell komm. Es ist unser Lied." Marcus war sich ziemlich sicher das sie mit „unser Lied" nicht seines und ihres meinte, sondern irgendein Wächterlied. Freya schien unglaublich aufgeregt, wie ein kleines Kind zu weihnachten. Sie zog ihn förmlich die Treppe hinauf ins Musikzimmer. Dort angekommen blieb Marcus vor erstaunen der Mund offen stehen. Der Raum war voller Luftballons sowie einer riesigen Diskokugel die von der Decke baumelte und das Licht aus verschiedenfarbigen Scheinwerfern reflektierte. Dazu spielte Helen am Klavier und Gwen hatte ihren Computer und Boxen hergeschafft aus denen laute Diskomusik kam. Es war ein Heilloses Durcheinander aber jeder schien Spaß zu haben. Freya warf sich sofort ins Getümmel und zog Marcus mit sich. Die Kinder kreischten und sangen zur Musik dabei wurde wild getanzt. Marucs kannte das Lied nicht das gespielt wurde dafür aber jedes einzelne Kind und natürllich die älteren. Er erhaschte einen blick auf die wild herumhüpfende Olivia, sah sie lachen wie noch nie zuvor. Die Luftballone wurden herumgeschleudert und als Fußbälle verwendet. Langsam kam Marcus ebenfalls in diese Ausgelassene Stimmung und tanzte mit. Freya sah in lachend an als sie gerade wie ein ägypter tanzte. Als das nächste lied gespielt wurde beruhigte sich die stimmung ein wenig. Es war deutlich langsamer und ruhiger als das davor. Die Mädchen suchten sich tanzpartnerinnen und wiegten sich langsam zur Musik hin und her. Freya sah ihn an und schien auf eine einladung zu warten. Marcus freute sich darüber das sie mit ihm tanzen wollte und alle Mädchen die ihm zu nahe kamen böse ansah. Sie verhielt sich wie eine Wölfin die ihr Revier verteidigen wollte, auch wenn sie es selbst nicht zu bemerken schien. Galat verbeugte sich Marcus vor Freya und lud sie mit einer Geste ein mit ihm zu tanzen. Sofort legte sie ihre Arme um seinen Hals und trat näher. Leise flüsterte er in ihr Ohr:" Was ist das hier eigentlich?" Freya runzelte verwirrt die stirn:" Hast du noch nie was von einer Party gehört?" Marcus lachte" Ja schon, ich hab von sowas gehört, allerdings frage ich mich warum gerade jetzt und heute?" Freya zuckte mit den schultern." Das ist nicht so wichtig. Es gibt nicht viel hier zu feiern und wenn ein Kind beschließt das heute etwas besonderes gefeiert werden muss, sing es dieses ganz besondere Lied und alle anderen feiern mit. Party macht laune, weißt du." Das schien sinn zu machen, immerhin waren alle Kinder hier mehr oder weniger Waisenkinder und lebten schon eine weile von ihren Familien und Freunden getrennt, es war irgenwie klar das sie etwas brauchten das sie hin und wieder aufmunterte. Freya presste sich immer enger an ihn und legte den Kopf an seine Schulter. Marcus spürte durch das leichte Sommerkleid ihren warmen Körper. " Freya, du tuest es schon wieder." Es frustrierte ihn das sie ihm so einladende signale schickte und ihn dennoch auf abstand hielt. Er hörte ihr gedämpftes lachen an seiner schulter und drückte sie nun seinerseits näher an sich, fuhr mit den händen kurz an ihren Hintern. Freya keuchte und hob den Kopf um ihn in die Augen zu sehen. "Was ist?" fragte Marcus sie mit vollkommener unschuldsmiene. Freya zog die Augenbrauen zusammen und sah ihn verärgert an. Nun hatte er ihr nettes spiel umgedreht. " Du willst spielen, kleiner dann spielen wir." Ohne ein weiteres wort ging sie zu Helen und sprach leise mit ihr. Diese sah kurz zu Marcus und drehte sich dann zu Gwen um, damit auch die ihn Freyas Plan eingeweiht war. Marcus hatte keine angst, er konnte damit umgehen egal was sich Freya einfallen hat lassen. Gwen beugte sich über ihren Computer und veränderte das lied. Der Song der nun gespielt wurde, war spanisch und schien von der Tanzart ein Tango zu sein. Freya zog ihre Flügel ein und trat zu ihm. Um Marcus herum machten die Mädchen platz und sahen erwartungsvoll das in der mitte der Tanzfläche stehende Paar an. "Bereit zu spielen, Marcus." Er hatte keine gelegenheit mehr zu antworten, Freya griff nach seiner Hand und legte die zweite auf seine schulter. Sie tanzten Tango auch wenn Freya zu führen schien. Nach nur einer Sekunde wusste Marcus was er zu tun hatte um diese Spiel zu gewinnen.


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