Kapitel 27
Kapitel 27 - Erkundungstour
Nervös sitzen Blight und Johanna auf dem Sofa im Kapitol und sehen auf den Bildschirm. Blight kaut nervös auf seinen Fingernägeln herum und sieht so aus, als würde er jede Sekunde einen Herzstillstand bekommen, während man in Johannas Gesicht keine einzige Emotion ablesen kann. Dass sie innerlich völlig nervös ist und jede Sekunde des Blutbads um Naries Leben gebangt hat, behält sie für sich. Obwohl alle Anwesenden in diesem Raum wissen, dass Narie und sie eine enge Freundschaft verbindet, tut sie alles dafür, dass diese Emotionen nicht durchscheinen.
»Sie bringen endlich Entfernung zwischen sich und das Füllhorn! Gut!«, murmelt Blight vor sich hin und Johanna hatte sich schon häufiger gefragt, ob Blight merkt, dass er mit sich selbst redet. Es war ihr schon häufiger aufgefallen: Blight redet mit sich selbst und kommentiert viele Sachen, wenn er sich auf etwas besonders konzentrieren will. Es war fast so, als würde er sich selbst damit beruhigen wollen und hilft sich, das Gesehene zu verarbeiten.
»Hast du mitbekommen, mit wem Haymitch mitgegangen ist?«, fragt Blight dann an Johanna gewandt, die allerdings jetzt erst aus ihren Gedanken erwacht.
»Hm?«, fragt sie und fordert ihn somit auf, sich zu wiederholen.
»Ob du weißt wo Haymitch ist.«, wiederholt er und Johanna schüttelt den Kopf.
»Nein, aber Haymitch ist schlauer, als er immer wirkt. Er wird sich an den Plan halten, keine Sorge.«, gibt sie nur zurück und lehnt sich hinten an das Sofa an. So sehr sie auch vorgibt entspannt zu sein, innerlich zerreißt es Johanna gerade zu wissen, dass die Rebellen zwar einen Plan haben, aber Narie trotzdem überleben muss, bis sie bereit sind, diesen Plan auszuführen.
»Hast du den Blick in Naries Augen gesehen, als sie auf die Karrieros geschossen hatte? Das macht mir um ehrlich zu sein etwas Angst.«, flüstert Blight dann noch und Johanna hätte ihn beinahe nicht gehört. Sie ist sich unsicher, ob er wirklich mit ihr geredet hat.
»Ich... sind wir mal ehrlich: In der Arena ist man ein anderer Mensch. Das sind wir auch gewesen. Und Narie will nicht sterben. Da ist es logisch, dass sie anfängt sich zu wehren.«, verteidigt Johanna sie, doch Blight sieht weiterhin skeptisch aus.
»Ich weiß nicht... ich glaube ich brauche etwas frische Luft. Alleine.« Mit diesen Worten steht Blight auf und geht mit eiligen Schritten auf den Balkon. Dort biegt er direkt um die Ecke, sodass Johanna ihn nicht mehr sieht. Somit bekommt sie nicht mit, wie Blight sich auf den Boden fallen lässt und zu weinen beginnt, als gäbe es kein Morgen mehr.
*
Finnick, Narie, Marvel und Mags bahnen sich zusammen ihren Weg durch den Dschungel. Die Gruppe wird angeführt durch Marvel, Narie geht in der Mitte und Finnick bildet, mit Mags auf seinem Rücken, den Schluss. Mags wiegt bei weitem nicht besonders viel, doch trotzdem strengt es den Sieger aus Distrikt 4 an, seine Mentorin und Jahrelange Freundin und Mutterfigur durch die unebene Arena zu tragen.
»Leute, wartet Mal!«, bittet er und sofort macht die Gruppe Halt. Vorsichtig setzt er Mags ab und setzt sich selbst. Er braucht nur 5 Minuten, beschließt er, dann könnte er weiter rennen.
Mags sieht auf die Gruppe vor sich. Finnick neben ihr sieht leicht geschafft aus und sie weiß, dass sie der Grund dafür ist. Doch Finnick hatte sich nicht umstimmen lassen, sie zu tragen und Mags weiß, dass es im Endeffekt wahrscheinlich das sicherste ist, da sie selbst nicht schnell laufen kann und somit die ganze Gruppe aufhalten würde. Von allen Siegern sieht Marvel noch am fittesten aus. Aufmerksam sieht er sich um und behält seine Umgebung im Blick. Mags denkt unwillkürlich daran, dass sein Verhalten in der Arena immer noch der eines perfekten Karrieros entspricht, obwohl sie weiß, dass er sich genau davon abgrenzen wollte. Aber alte Verhaltensmuster bekommt man schwer aus sich raus. Ihr Blick gleitet weiter zu Narie, die sich ebenfalls aufmerksam umsieht, aber mit dem Blick immer wieder zu Finnick und ihr gleitet. Es sieht fast so aus, als würde sich Narie Sorgen um Finnick und sie machen, was die alte Frau innerlich zum Lächeln bringt. Sie ist der festen Überzeugung, dass Narie genau das ist, das Finnick braucht und es zerbricht ihr innerlich das Herz, zu wissen, dass aus den beiden niemals etwas werden könnte, sollte der Plan schiefgehen oder einer der beiden währenddessen sterben.
Sie kennt Finnick schon seit er klein ist und weiß, dass er ehrliches Interesse an der Frau hat. Sonst würde er sie nicht so ansehen. Wenn Narie nicht in der Nähe ist, dann redet er ständig von ihr und er hatte sich wahnsinnig gefreut, als sie neulich plötzlich vor ihm stand. Nur die Umstände für ihr Wiedersehen waren nicht besonders erfreulich.
»Wir können weiter gehen.«, keucht Finnick und man hört, dass ihm weitere 5 Minuten Ruhe mit Sicherheit nicht schaden würden. Das scheint Narie auch zu merken.
»Du bist noch nicht wieder bei Kräften, lass uns noch einen Moment warten.«, meint sie, doch Finnick winkt ab und richtet sich wieder auf.
»Mach dir um mich keine Sorgen, ich schaffe das.« Gerade, als Mags sich auch wieder aufrichten will, ertönt eine Kanone und sofort halten alle vier Tribute inne.
»Scheinbar ist das Blutbad soweit vorbei.«, kommentiert Narie, nachdem sie genau 8 Kanonenschüsse gehört hat.
»Ich hätte auch nicht erwartet, dass unser Händchenhalten lange anhält.«, kommentiert Finnick spöttisch und Narie verkneift sich einen Kommentar.
»Die Karrieros haben doch mit Sicherheit eine Gruppe gebildet. Habt ihr eine Idee, wer sonst noch ein Bündnis eingehen könnte?«, wirft Marvel die Frage in den Raum und alle beginnen zu überlegen.
»Wenn Wiress und Beetee es da raus geschafft haben, dann werden die beiden bestimmt zusammen unterwegs sein.«, meint Finnick.
»Und die Morfixer bestimmt auch.«, fügt Narie hinzu. Marvel überlegt.
»Also sind wir mit den Karrieros soweit die gefährlichste Gruppe.«, stellt er dann fest und Finnick stimmt ihm zu.
»Darauf sollten wir uns aber nicht ausruhen. Lasst uns weiter Abstand zwischen die anderen und uns bringen.«, kommentiert Narie und hängt sich ihren Bogen wieder um. Finnick nimmt Mags wieder huckepack und gemeinsam macht sich die Gruppe wieder auf den Weg.
»Haltet die Augen nach Süßwasser auf! Wenn wir nichts zu trinken finden, dann halten wir nicht mehr lange durch.«, fordert sie die Gruppe dann noch auf und alle geben zustimmende Geräusche von sich, als Zeichen, dass sie verstanden haben.
»Haben wir eigentlich einen Plan?«, fragt Narie dann und sieht Finnick und Marvel fragend an.
»So viel Abstand wie möglich zwischen die Karrieros und uns bringen?«, schlägt Finnick vor und Narie nickt.
»Wir sollten uns ans Ende der Arena vorbahnen, da sollten wir sicher sein.«, fügt Marvel noch hinzu. Die Gruppe stimmt diesem Plan zu, doch dann kommt Narie ein Gedanke.
»Woher wissen wir, dass wir am Ende der Arena angekommen sind?« Fragend sieht sie die beiden männlichen Tribute und Mags an.
»Die Arena ist doch höchstwahrscheinlich durch ein Kraftfeld begrenzt. Hier liegen doch überall diese Tannenzapfen herum. Die könnten wir doch neben uns werfen. Sollten sie auf das Kraftfeld treffen, sollten sie uns signalisieren, wo das Kraftfeld ist.«, schlägt Marvel vor und Narie erinnert sich wieder einmal daran, weshalb sie Marvel von den vier Karrieros in den letzten Spielen am intelligentesten fand.
»Okay, das ist ein guter Plan. Ich gehe vor.«, stimmt sie zu. Doch noch bevor sie etwas machen kann, stellt sich Marvel vor sie und hält sie auf.
»Nein, ich gehe vor.«, beteuert er und Narie seufzt innerlich.
»Na schön.« Sie weiß ganz genau, dass er das nur gesagt hat, um sie vor der möglichen Gefahr zu schützen, doch sie weiß auch, dass es ihr nichts bringt, wenn sie ihm jetzt widerspricht und die beiden hier herumdiskutieren.
Marvel sieht Narie ein weiteres Mal eindringlich an, dann bückt er sich und sammelt Sachen auf, die er gegen ein mögliches Kraftfeld werfen kann. Finnick und Narie wechseln ebenfalls einen Blick und Narie bedeutet ihm, dass er in der Mitte gehen soll.
Finnick will ihr widersprechen, da er sie so immerhin nicht richtig beschützen kann, dann allerdings denkt er daran, dass er selbst gerade angreifbarer ist, als sie und beschließt, das zu tun, was sie ihm vorschreibt.
Zu viert streift die Gruppe nun also, angeführt durch Marvel, durch den dichten Dschungel. Narie bemüht sich krampfhaft, vor Anstrengung nicht zu keuchen. Es ist furchtbar heiß und der Schweiß läuft ihr das Gesicht herunter. Ihr schwarzer Ganzkörperanzug klebt ihr an der Haut und hinterlässt ein ekelhaftes, bedrückendes Gefühl der Enge, das Narie nur noch nervöser macht, als sie es sowieso schon ist.
Sie spürt, dass sie die Hand um den Bogen verkrampft hat und, dass sie sich die ganze Zeit aufmerksam umsieht und bei jeder kleinen Bewegung, die etwas anderes hier im Dschungel macht, innerlich zusammenzuckt. Die Gruppe läuft gefühlt mehrere Stunden, ohne, dass sie etwas finden, als Finnick um eine Pause bittet, die auch Narie mehr als nur gelegen kommt...
Danke an Darcy_Mayne , die mich dank ihrer Kommentare motivieren konnte, ein weiteres Kapitel zu schreiben! ^^
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