XXXXXII: guilty all the same

Das Blitzlichtgewitter war für empfindliche Augen mit Vorsicht zu genießen. Sally hingegen, kam kaum mehr mit ihrer Umgebung zurecht. Es war alles so neu und aufregend.

"Dir scheint es zu gefallen", lächelte Rob und zog sie auf den Aufruf von Mike, für die Presse ein Gruppenfoto machen zu lassen, auf die anderen zu. Brad war noch in ein Interview verwickelt, während die Blicke auf Sally immer mehr wurden.

Es war ihr ein wenig unangenehm und hatte sie so etwas auch noch nie erlebt, doch jeder Blick zu ihm ließ sie ein wenig entspannen.

So versammelte sich Linkin Park vor der Sponsorenwand, die sich den ganzen roten Teppich zum Eingang erstreckte und deckte einen Großteil davon ein, da man nicht auf die Frauen vergessen darf. Von jeder Ecke wurden sie gerufen, hier in die Kamera zu sehen, was in Sally etwas Überforderung hervorrief, worauf Rob ihr kurz zu flüsterte, einfach zu lächeln und in die Ferne zu starren, worauf er seinen Arm um ihre Taille legte und sie etwas näher an sich zog.

Nach gefühlten Minuten an aber tausenden geknipsten Bildern, in denen das freundliche Lächeln immer schmerzender wurde, war nun dies auch überwunden.

Jeder wurde sofort von einem anderen Reporter um ein Interview gebeten, worauf auch Sally mit Rob mitgehen musste. Er würde sie den ganzen Abend nur schwer von der Hand lassen, hatte er zu ihr gesagt, was ihr nur recht war.

"Wenn haben sie denn da in Begleitung, Herr Bourdon?", fragte der erste und Rob brauchte ein paar Sekunden, um sich diese Frage in seinem Kopf zergehen zu lassen. Hat er sich doch eigentlich auf eine tourbezogene Frage vorbereitet, doch was sollte er auch anders erwarten, wenn er nun hier bei den Billboard Awards auf dem roten Teppich nach der Trennung mit Irina mit einer noch unbekannten Frau auftauchte.

"Das ist Sally", lächelte er kurz über die Schulter und machte schon wieder Anstalten zu gehen, da ihm nun sicher die Frage blühen wird, in welche Berufssparte man sie stecken dürfte. Und Sally vollübte keinen dieser Berufe, die sich die Medien erwarten.
Rob wollte nicht, dass sie über die Beziehung herziehen, nur weil sie Normalmenschlich ist.

Das Stottern des Reporters wurde hinter ihnen gelassen, bis nun eine junge Journalistin, Bourdon kam sie ein wenig von seinem letzten Interview in London bekannt vor, auf die beiden aufmerksam wurde und sofort mit einem Lächeln zu sich gebeten wurden.

"Wunderschönes Kleid", gab die blonde von sich und entlockte Sally nur ein kurzes Lächeln, "welcher Designer?"

Dies war nun die Frage, worauf Sally eigentlich nur gewartet hatte und nun etwas erstarrt dastand. Immer noch die Hand von Rob gehalten, der nun etwas ihre Strinfransen, die ihr etwas über das Ohr fielen, sanft zur Seite mit einer Hand hielt und Worte in ihr Ohr flüsterte, die sie nur Kichern ließen. Damit war nun auch die Frage der Frau ins Nichts verpufft und eine neue wurde nachgelegt.

"Sie scheinen sehr vertraut zu sein", richtete Rob sich wieder auf und nickte kurz, "in welcher Beziehung stehen sie zueinander?"

"Dein Zug", stupste Rob mit seinem Ellbogen kurz in den Oberarm von Sally, worauf beide kurz lachte. Er wusste, dass sie nun eine sarkastische Antwort gab, auf die er nur wartete.

"In einer Beziehung", schmunzelte sie und entlockte damit der Journalistin auch ein kurzes Lachen, worauf sie den beiden nur noch einen schönen Abend und viel Glück bei der Verleihung wünschte.

Auch die zwei bedankten sich und wandelten weiter, bevor Rob am Arm von Mike zurückgehalten wurde und Sally nun von seiner Hand losriss. Doch es stand sofort Talinda neben ihr, worauf sie nicht belanglos in der Gegend herum wartete. Das war es, wovor sie Angst hatte.

"Ich bin Talinda", reichten sie sich die Hände, "Chesters Ehefrau. Du bist Sally, oder?"

Stummes Nicken folgte und Chester stand sofort hinter seiner Ehefrau, bevor er sich übers weiteste beim Fenster hinaus gelehnt für seine Frau entschuldigte, die sich nur ein wenig gespielt beschwerte.

"Komm", hat sie nun Rob wieder an der Hand genommen und sie sah zu ihm mit einem leichten Lächeln auf, "lass' uns reingehen."

"Da schließe ich mich an", schrammte Shinoda an den beiden vorbei, Anna im Schlepptau, die kaum in ihren hohen Schuhen nachkam.

Im wesentlich langsameren Tempo, folgten sie dem Shinodagespann und die Farrells traten nun an die Seite der Bourdons, bevor beide den aufgebrachten Chester kaum überhören konnten, der sich anscheinend wieder einmal über eine Frage beschwerte.

"Sieht man das denn nicht, dass sie verliebt sind?!", schüttelte er den Kopf und entfernte sich langsam von der Absperrung, hinter der sich die vielen Menschen tummelten, "also ehrlich."

"Die fragen uns schon wegen dir", murmelte Dave Rob zu, der aber nur seinen Kopf zur Seite gerissen hat, um seine roten Wangen von seinem Freund zu verstecken und die ebenfalls glühenden Wangen seiner Freundin zu sehen, mit ihren Augen nur kurz den Eingang anvisierte, auf den beide nun zuhasteten.

Gefühle in der Öffentlichkeit war wie Gift für kühlbleibende Wangen. Bei den beiden zumindest.

Der Lärmpegel war nicht mit draußen zu vergleichen, hier in der Empfangshalle war es um einiges leiser und auch kühler.

"Das hätten wir geschafft", seufzte Rob kurz und sah über die Schulter, als nun auch der Rest der Linkin Family eintrudelte. Die Männer sich sofort um das Wunschgetränk der Frauen erkundigten und sofort hellhörig wurden.

"Willst du jetzt Alkohol?", fragte Rob vorsichtig an Sally gewandt, die nur den Kopf schüttelte. In ihren Gedanken sich darauf aufmerksam machte, dass sie nur noch zwei Tabletten besaß. Eine für jetzt und die andere für einen Akutfall.

"Nein", schenkte sie ihm ein kurzes Lächeln, "ich darf nicht, du weißt ja."

Dies war die Aussage, die nun wieder einmal alle Augenpaare auf einen zog, die in einen ganz anderen Gedanken als der Realität lebten.

"Was ist denn", schnaubte Rob kurz amüsiert und bekam nun große Augen, als er das schelmische Lächeln des Gitarristen erkannte und nun die Hand von Sally losließ, um das Missverständnis seiner Freund mit geschüttelten Händen noch deutlicher machte, "nicht was ihr denkt. Es ist ganz was anderes."

"Ist sowas wie eine Allergie gegen Alkohol", entkam es Sally knapp und nun herrschte synchrones Aufatmen, bevor sich die Männer gesammelt an die Bar machten und die Drinks besorgen.

Die Frauen haben sich derweil zu einem Kreis zusammengestellt und schwiegen kurz, bevor das Fragenspiel ausbrach und sofort eskalierte.

"Wie habt ihr euch kennengelernt?"

"Wo kommst du her?"

"Was machst du beruflich?"

"Halt halt halt", hob Talinda ihre Hände in die Höhe und brachte damit die Frauen zum verstummen, während Sally nur mit großen Augen dastand und ihr augenscheinlich nicht mehr wirklich wohl in dieser Situation war, "wollt ihr Sally jetzt schon Angst einjagen?"

"Entschuldige", senkte die kleinste der Runde den Kopf und verschränkte die Arme hinter dem Rücken, bevor sie auf ihren Fersen zu wippen begann, die eigentlich der Auslöser für das ganze gewesen war.

"Also", räusperte Talinda sich kurz und begann nun jeden in der Runde vorzustellen, indem sie unterstreichend auf diejenige zeigte.

"Das neben dir ist Elisa Delson", sah Sally nun zur Frau links von ihr auf, der ihre dunkelbraunen Haare über die Schultern fielen und sie in ein wunderschönes schwarz-weißes Kleid gehüllt war, "sie ist Drehbuchautorin."

Die Hand wanderte weiter in der Runde auf eine schwarzhaarige in einem schwarzen Spitzenkleid, die kurz gähnte.
"Das ist Anna Shinoda, sie ist Autorin und wird bald ihr Buch veröffentlichen."

"Was aber noch eine Weile dauern wird", schmunzelte sie kurz und gähnte, in welche Geste ein entschuldige genuschelt wurde und sie von einem Otis sprach, der sie kaum mehr in den letzten Tagen schlafen ließ.

"Hier haben wir Linsey Farrell", war nun die leicht verlegene gemeint, deren braunen Haare sie zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte und trug ein weißes, schulterfreies Kleid.

"Dein Kleid ist so süß", kicherte sie Sally entgegen, doch für ein kurzes Danke war keine Zeit, da Talinda schon mit ihrer Vorstellungsrunde weiterfuhr.

"Heidi Woan, noch Woan", lächelte Talinda kurz und nun war die vierte der Runde, eine schwarzhaarige, schlanke mit wohl asiatischen Wurzeln, den Gesichtszügen zu urteilen, dran, "Joes Freundin."

"Und ich bin Talinda Bennington, Lehrerin Schrägstrich einmaliges Model", hatte sie ihre Hand auf den weißen Stoff ihres Kleides auf Schlüsselbeinhöhe gelegt, um auf sich zu deuten und Sally fielen jetzt erst die Tattoos auf ihrem Arm auf. Wenn ihr Blick nochmal zu Heidi schweifte, trug auch diese ein elegantes schwarzes Kleid, einfach gehalten und etwas an das kurze schwarze von Chanel gelehnt.
Nur Sally war die Frau unter den sechs, die Farbe trug.

"Du bist dran", klopfte ihr Elisa aufmunternd auf die Schulter und Sally legte sich nun ihre Worte im Kopf zurecht.

"Ich heiße Selina ... aber eigentlich nur Sally und bin eigenständige Landwirtin, nebenbei auch noch Schlagzeuglehrerin."

Auf diese Aussage brach Linsey in schallendem Lachen aus, was von einem bedrohlich klingenden Knurren von Talinda zum verstummen gebracht wurde und Farrell mit gesenktem Blick wieder ein Entschuldige murmelte.

"Wärst du schon mal in Kalifornien?", fragte Heidi nun neugierig und bekam Kopfschütteln zurück, "und wo kommst du her?"

"Das ist alles so aufregend", klinkte Farrell sich wieder in das Gespräch mit ein, worauf Sally nur kurz Kichern konnte.

"Ich bin aus Österreich."

Eine Mixtur aus überraschtem Was und die aufgeregten Laute von Linsey, die wohl mehr denn je für diese Beziehung brannte, war zu vernehmen. Doch nahmen die Frauen es keinesfalls schlecht auf. Ganz im Gegenteil. Sie waren verwundert, brannte darauf noch mehr zu wissen, worauf nun auch die Frage von Anna wieder Ruhe in das Gemurmel brachte.

"Und wie habt ihr euch kennengelernt?"

Es war still. Nur die Gespräche der anderen Besucher waren zu vernehmen. In Sally Kopf war wieder Gedanke der zwei Geschichten, die in der Welt waren. Die richtige und die verschönerte Version, aus dem Sinne des Betrachters versteht sich.

"Ich bin bei der Marschkapelle und wir haben ein Konzert gespielt. Rob und Brad waren unter den Zuschauern und nach dem Konzert, hat Rob mir zum Schlagzeugsolo gratuliert und dann..."

"Was dann", legte Elisa auf die kurzen Schweigesekunden ihre Stirn in Falten.

"Die Jungs wissen nichts davon", murmelte Sally vor sich hin und Linsey fiel nun aus allen Wolken. Dies machte ihr Blick mehr als nur ein wenig sichtbar.

"Dann bist du doch schwanger", hauchte sie hervor und es wurde wieder still, worauf Sally energisch den Kopf schüttelte.

"Nein nein, ich bin nicht schwanger", strich sie sich leicht ihre Stirnfransen aus der Stirn, "er hat mich nur geküsst."

"Einfach so?", musste Talinda noch ein paar Worte in ihrem Kopf zurecht legen, da sie diesem Fakt nicht wirklich glaubte. Rob war in ihren Augen zu schüchtern, um eine fremde Frau einfach zu küssen.

"Ja", begannen ihre Wangen wieder rot anzulaufen, "aber die Jungs sollen es nicht wissen, okay?"

Einstimmiges Nicken kam zurück und nun haben sich die Männer auch wieder zurückgekämpft und sofort hatte Sally zwei Arme auf ihre Schultern und ein Glas wurde ihr unter die Nase gehalten.

"Na", drückte Mike Anna einen Kuss auf die Wange überreichte ihr ein Glas Cola, welches sie zur Hälfte leerte, in der Hoffnung, sie würde etwas von ihrer Müdigkeit damit vertreiben, "habt ihr euch ein wenig kennengelernt?"

"Wir sind um eine Seelenverwandte größer geworden", antwortete sie und betrachtete, wie Rob seinen Kopf auf der Schulter von Sally abstützte und eine kleinen Kuss von ihm auf die Nasenspitze bekam und sie ihm nun einen auf die Wange schenkte.

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