XXXXVIII: wisdom, justice and love
"Wollt ihr etwas essen", sprang Pattie nun auf und rieb sich die Hände, bevor der Blick zu Sally und Rob schweifte, "wir haben gerade gegessen, also habe ich noch etwas normales übrig was wir in unormales umwandeln können", malte sie unsichtbare Anführungszeichen in die Luft und lächelte kurz. Eine Bezeichnung, die einmal bei einem Familienessen entstanden war, um das vegetarische zu bezeichnen.
"Gerne", lächelte Sally und auch Rob begann zu nicken, worauf die junge Frau sich erhob und ihre Hilfe anbot, seiner Mutter in der Küche etwas beizustehen.
"Du musst mir wirklich nicht helfen", legte die Blonde Sally die Hände auf die Schultern und bekam nur ein Kopfschütteln zurück, worauf sie nun auch nicht mehr wirklich nein sagen konnte. Sie würde den Lockenkopf doch nur etwas besser kennenlernen, was sie mit Freuden erwartete, denn der Neuankömmling scheint gesprächig zu sein und auch ihrem Sohn ein paar Worte mehr zu entlocken, wo er doch immer Schweigen vorzog. Ganz nach dem Leitsatz Reden ist Silber und Schweigen ist Gold.
"Dann verschwinden wir mal in der Küche", nickte sie den Männern zu und führte Sally mit einer Hand am Rücken einen Raum weiter, bevor die Mutter ihren Kopf nochmals aus der Tür streckte und aufgebracht und zugleich überglücklich, Worte hauchend an Rob wandte. Sie konnte es nicht mehr für sich behalten.
"Warum hast du mir nicht schon früher gesagt, dass du eine Freundin hast?! Sie ist wirklich süß!"
Bourdon schüttelte nur seinen Kopf und seine Mutter verschwand mit schallendem Lachen in der Küche, worauf aus der leichte Gespräch drangen. Auch das Klirren von Geschirr war zu vernehmen, neben den lärmenden Pfannen.
Rob spürte nun nur eine Hand, die ihm auf die Schulter klopfte und erhob seinen Kopf aus den Händen, die seine roten Wangen, verursacht durch die Worte seiner Mutter, verdecken sollten. Rob war sich sicher, dass Sally dies nicht entgangen war.
Das Lächeln auf den Lippen seines Vaters war anders als sonst, was Rob dazu veranlasste, ihn nach dem Grund zu fragen. Doch erübrigte sich dies von selbst, da sein Vater die Stille brach und auch sein Schulterklopfen unterließ.
"Das war aber wirklich eine Überraschung", lachte er kurz, "wie lange kennt ihr euch schon?"
Rob musste kurz nachdenken, da dazwischen doch noch eine kurze Tour gewesen war, bis er in seinem Kopf auf eine ihm nicht überraschend kurze Summe der bekannten Tage kam.
"Sagen wir, fast zwei Wochen und es war..."
"Liebe auf den ersten Blick, hm?", konnte nun anscheinend nichts und niemand das Lächeln aus dem Gesicht seines Vaters prügeln und Rob versank nur etwas schämend im Sofa, bevor er nickte und Greg mit seinen Fragen weiterfuhr. Ungefähr gleich vorging, als seine Ehefrau in der Küche, wo beide Gesprächspartner kaum um ein Lachen am Ende jeder beantworteten Frage kamen.
"Und wo kommt sie her?"
Dies war die Frage, vor der Rob nun etwas zurückschreckte, sie gleich zu beantworten, da das Land doch nicht um die Ecke lag und eine Fernbeziehung nicht immer einfach war. Seine Eltern konnten ein Lied davon singen, waren sie selbst doch durch Nevada und Utah getrennt gewesen, da sein Vater ursprünglich aus Colorado stammte. Aber dann, den Wellen und Patricia zuliebe, nach Kalifornien gezogen war.
"Aus Österreich?", kam es überrascht von seiner Mutter aus dem Raum nebenan und so laut, dass es sogar die Nachbarn auf der anderen Straßenseite gehört hätten, "das ist ja mitten in Europa und wir sind am Ende von Amerika!"
Rob und Greg haben den Blick nur zur Küchentür gerichtet, bevor sich beide ansahen und kurz lachten. Es war das übliche Verhör, welches seine Mutter bei allen neuen Frauen, die um die Hand ihres Sohnes anhalten wollen, durchführte. Überstand man dies und auch noch mit so viel Spaß und Gelächter, welches kaum zu überhören war, konnte man es mehr als perfekt nennen. Es war auch ein wenig die Versicherung für den Bourdon Nachwuchs, dass die mitgebrachte Person zur Familie passte. Dasselbe hat Pattie auch schon bei der Ehefrau von ihrem ältesten gemacht, welches Paar nun schon knappe fünf Jahre verheiratet war.
"Und wie hast du sie kennengelernt?", deutete sein Vater mit einem Finger zur Küche, bevor er seine Arme vor der Brust verschränkte, "und was macht sie?"
"Sally ist eigenständige Landwirtin und ich habe sie bei einem Konzert der Marschkapelle kennengelernt. Sie spielt Schlagzeug."
"Warum hab ich gewusst, dass du irgendwann einmal eine Schlagzeugerin anschleppst", lachte sein Vater und klopfte Rob erneut auf die Schulter. Es war eine Geste, die stumm sichtbar machte, wie stolz er doch war.
"Sie strahlt ununterbrochen."
"Ja", begann Rob Daumen zu drehen und scheute jedem Blick zu seinem Vater, "sie ist wunderschön."
"Essen ist fertig!"
Zeitgleich auf diesen Aufruf, fiel im Flur die Tür ins Schloss und klimpernd wurden Schlüssel auf das Regal geworfen, bevor man jemanden aus Schuhen schlüpfen hörte.
Aus der Küche hatte sich bereits der wundervolle Duft von Last-Minute Gemüsenudeln ausgebreitet, wo wohl die Vitaminbeilage des heutigen Fleischgerichtes verwertet worden war.
Rob stand auf und wollte gerade in die Küche gehen, als er von seinem Bruder, der nun auf der Türschwelle ins Wohnzimmer stand, abgepasst wurde.
"Bruderherz", wurde er wie immer, wenn er nach einer Tour wieder das Elternhaus betrat und die Mutter den älteren über die Ankunft des jüngeren informierte, in eine Umarmung gezogen, "wie läufts?"
"Eigentlich gut", lösten die beiden sich nun und wandelten langsam durch die Küche und an den Esstisch, wo den älteren Bruder wohl eine große Überraschung bevorstand, "und bei dir?"
"Alles super, ich habe gerade eine Beför...", verstummten seine Worte und Rob setzte sich neben Sally an den Tisch, während Pattie nun drei Teller auf ihren Händen balancierend in das Esszimmer trug und ihrem ältesten kurz einen Kuss auf die Wange drückte.
Rob ließ sich neben Sally nieder, die ihm nun Besteck überreichte und ihm ein kurzes Lächeln schenkte. Immer wieder zu Dave linsend und etwas mit sich selbst kämpfend, wie sie dieser Situation nun entgegenkommen sollte.
Dave stand nur etwas verdattert in Mitten des Raumes und starrte auf die Frau, die nun langsam auf ihn zuging und ihm eine Hand entgegenstreckte. Ein Lächeln stand auf ihren Lippen, während rötliche Krauselocken ihr ins Gesicht fielen. Dave wusste nicht, ob er glauben sollte, was er gerade in seinem Kopf ausbrütete, doch etwas anderes konnte sie gar nicht sein.
Im schlimmsten Falle ein lang verschollenes Familienmitglied, was nun auch wahrscheinlich so war. Aber niemals die Freundin von Rob. So etwas hatte er die Male vorher auch schon seinem Kopf nicht klarmachen konnte, wie auch jetzt.
"Sally", schüttelten sie nun die Hände und auch der ältere, mit braunen Haaren und blauen Augen ausgestattet, doch das Gesicht wie Rob von seinem Vater vererbt, stellte sich vor.
"Dave", ließ er nun die Hand von ihr los und Sally wurde sofort wieder von Pattie, wie fürsorglich sie doch war, an den Tisch geschoben, damit das Essen ja nicht kalt werden würde. Dave hatte es immer noch nicht geschafft, seinen Blick zu lösen, bis sein Mund für sich selbst zu sprechen begann.
Als Rob ihr zu gelächelt hat, war der Funke in seinem Kopf gesprungen und hat ihn den Anstoß für die nun folgende Aussage gegeben.
"Hast du nicht eine größere Freundin gefunden?"
Rob fiel nur die Gabel aus seiner Hand, die klirrend auf der Tischplatte aufkam und starrte ungläubig auf seinen großen Bruder, der dies wohl hoffentlich nicht von sich gegeben hat. Doch Rob hatte es gehört und ihm damit einen mächtigen Stich ins Herz versetzt. Er schloss nur seine Augen und atmete tief durch, um seine leichte Wut zu unterdrücken, die aufkam. Doch die Situation kristallisierte sich anders heraus, als im Kopf vorausgedacht.
"Es gibt eben Menschen", lächelte Sally und überlegte kurz mit sich selbst, eine Hand auf die Schulter von Bourdon gelegt, ob sie diese Dinge hervorbringen sollte, doch es gab eigentlich nicht wirklich etwas zu verlieren, "die sind nur auf das beste reduziert worden und dafür auserkoren, die Gehirnzellen des höheren Verstands nicht bei der dünnen Luft weiter oben absterben zu lassen."
Rob hustete kurz, da er sich doch glatt an dem kleinen Schluck Wasser verschluckt hatte und fand auch kaum mehr ein Ende, bis er doch in ein kleines Lachen losbrach. Es war die Aussage zu gut gewesen, um sie unkommentiert zu lassen. Hat mehr als nur ein wenig auswendig gelernt geklungen.
Der Blick seines Bruders war selten so blöd gewesen.
"Autsch!", meldete sich dieser nun lautstark und sah seine Mutter etwas verwundert an, die ihm eiskalt einen Schlag mit dem Ellbogen zwischen die Rippen verpasst hat, "was sollte das denn?"
"Hör' auf so über Sally zu reden", stolzierte sie davon und warf ihm aus der Küche noch ein paar harte Worte zu, "Conny ist doch auch größer als du", streckte sie den Kopf nun nach draußen und sah den beschämten Blick, der von Lachen der zwei am Esstisch sitzenden begleitet wurde, "außerdem kann sie Highheels tragen, ohne blöd auszusehen."
"Danke Pattie", zwinkerte Sally ihr zu, bevor Dave sich nun an den Tisch setzte und ihr als Friedensangebot seine Hand entgegenstreckte.
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